Mit einer Triggerwarnung muss ich beginnen, da dieser Roman doch schon einige Gemüter erhitzen dürfte. Es geht zuweilen heftig zur Sache. Vor allem aufgrund der expliziten Gewalt-und Erotikszenen. Muss man wissen, bevor man los legt! Dennoch wird der Roman offiziell im freien Buchhandel geführt.
Knallbunt kreischend und wunderbar trashig sticht einem schon das Cover ins Auge. Das, aus meinen Augen betrachtet, ein wahrer Augenschmaus ist. Cyberpunkig und absolut sehenswert ist auch die Hauptprotagonistin des Romans. Richtig erraten: Maeve Fly! Eine – natürlich – bildhübsche Blondine mit ordentlich Sex Appeal. C. J. Leede beschreibt die kalifornische Küstenregion als DEN Sündenpfuhl schlechthin, was mir übergangslos knallharte GTA-Vibes verschaffte. Aber zum Plot kurz selbst. Maeve arbeitet als kostümierte Prinzessin in einem Vergnügungspark. Ihre beste Freundin Kate unterhält mit ihr zusammen das junge Publikum, strebt aber selbst eine große Schauspielkarriere an, was die Beziehung der beiden ein Arrangement auf Zeit werden lässt. Eines Tages wechselt der knallharte NHL-Superstar Gideon von der Eastcoast an die Westcoast zu den L. A. Kings. Kate stellt ihn als ihren Bruder vor. Die Namen der Clubs werden im Buch übrigens nicht genannt, kann man sich als Eishockeykenner selbst herbeiführen. Besagter Gideon ist nicht nur auf dem Eis knallhart. Und selbstverständlich ein durchtrainierter und sexy Vollprofi. Was Meave instant imponiert. Ihre todkranke Oma ist eine ehemalige Schauspielerin, die Maeve ab dem frühen Kindesalter als Ersatzmama aufzieht. Die beiden hegen eine wunderbar distanzierte und dennoch vollharmonische Beziehung. Als die Pflegerin ihrer Oma diese zu den Sternen schicken will, schlägt die Stunde der blutigen Prinzessin…
Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten. In welchem Genre ist der Roman einzuordnen? Offiziell wird er vom Festa Verlag als Horrorthriller geführt. Ich würde mit Psycho, Erotik und Dark Romance noch drei weitere Genres in den Ring werfen wollen. Nur knapp dem Format Festa Extrem entronnen, welches Buchtitel beinhaltet, die aufgrund ihrer übermäßigen Gewalt- oder Sexschilderungen nicht im freien Buchhandel verkauft werden wollen und/oder dürfen und deshalb nur auf Bestellung verfügbar sind. C. J. Leede ist eine junge Autorin, ihrer Hauptfigur nicht unähnlich. Sie dürfte mit diesem Roman vor allem ihre weibliche Leserschaft ansprechen. Vor allem dank der lockeren Klappe von Maeve und der schonungslosen Schlagfertigkeit von Kate und Gideon, entspannen sich etliche heftige, schwer unterhaltsame und tiefgründig böse Dialoge. Halloween-Fans dürften begeistert sein, da die Autorin die Leserschaft mit ausreichend Musik-und Lesetipps versorgt, die auch hervorragend zum Roman passen. Mit einer Musikauswahl, so kreischend bunt und trashig wie ihre Hauptdarstellerin. Dadurch entsteht eine immersive Leseatmosphäre und ich fühlte mich vom ersten Moment an wie in einem Videospiel. Gideon und Maeve könnten als moderne Bonnie und Clyde Adaptionen durchgehen. Die Blondine hat zudem bei Robin Hood angefragt. Wurde aber aus guten Gründen für ungeeignet befunden, seine Werte zu vertreten. Obwohl sie es anders sehen dürfte. Um jetzt auch wirklich spoilerfrei zu bleiben, soll es das für dieses kurze Review gewesen sein.
Ich würde den Roman all denen empfehlen, die Horror und Halloween lieben und gerne Videospiele wie GTA und Cyberpunk 2077 zocken. Ich würde all jenen dringend vom Lesen abraten, die sich im klischee- und trashbeladenen Ambiente von amerikanischen Sündenmetropolen wie Los Angeles überhaupt nicht wiederfinden. Und bei Horrorfilmen entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen schlagen, wenn das erste Blut spritzt. Der Roman lebte von seiner düsteren Atmosphäre und seinen extremen Hauptdarstellern. C. J. Leede schreibt meines Erachtens wunderbar sarkastisch, zudem düster humorvoll und pflegt einen Duktus, der mir einen hervorragenden Lesekomfort verschaffte. Die Geschichte selbst wirkte im Endgame etwas zu konstruiert, als dass sie überraschen hätte können. Zu klischeebeladen, als dass sie jederzeit glaubwürdig hätte wirken können. Was sie aber auch nicht wollte. Dennoch kaufe ich der Autorin ab, dass man einem Paar wie Gideon und Maeve in L. A. jederzeit über den Weg laufen könnte. Bei aller Durchgeknalltheit ist diese Metropole wohl der einzige Ort auf der Welt dafür. Hell yeah! Ich werfe vier von fünf Dornenkronen in den Ring und wäre neugierig, was die Autorin mit diesen anzustellen vermag.