Handlung
Die getarnte SOL erreicht das Arkonsystem. Sofgart, der Oxtorner Hawk und sein Okrill Watson erhalten Zugriff auf das Karminsuul-Archiv auf Arkon I. Sofgart will sein genetisches Erbe, das Relikt 100, in Besitz nehmen. Beim Betreten der unterirdischen Kavernen treffen sie auf dreizehn Wächterinnen, die den Zugang zum Archiv blockieren. Mit seinem F’Atkor kann er die Feuerfrauen davon überzeugen, den Zugang in die Tiefe freizugeben. Sofgart stellt fest, dass sein fünftes Atorakt im F’Atkor verschwunden ist, da es nicht zwei Mal in der gleichen Zeitebene existieren kann. Nachdem die Zugangskontrolle auch bei der Archiv-KI erfolgreich verläuft, betritt das Dreiergespann die uralten Gemäuer und Sofgart nimmt das Atorakt der Vergangenheit entgegen. Ein Mane lässt Sofgart im Cadmos die Geschichte seiner Vorfahren erzählen. Durch die Bewusstseinsbrücke schlüpft der Arkonide in die Inkarnation des Raumschiffkommandanten Akkran, zur Zeit des Bestiensturms als das Reich der Liduuri zerbrach. Sofgart erlebt die Besiedelung Akon’s aus dem Blickwinkel eines der ersten Akonen, sein Begleiter Hawk begleitet in als Zuschauer.
Beim Anflug auf Drorah, dem künftigen Heimatplaneten der Liduuri-Nachkommen, wird ein rätselhaftes Signal angemessen. Zehn Jahre nach der Landung kann ein Zeitsafe lokalisiert werden, bei dessen Inspizierung gewaltige Schattenwellen austreten. Bis auf Akkran altern alle Akonen im Schnelldurchlauf und verfallen vor seinen Augen zu Staub. Im Zeitsafe wird mit dem vollständigen F’Atkor ein unheimlich mächtiges Artefakt sichtbar. Mehr als 20 Jahre später erlebt Sofgart die Inbetriebnahme des blauen Schutzschirmes mit. IRMINSUUL, die erste Kaskade, erwacht. Dank Akkrans Sohn, der allen Manipulationsversuchen zum Trotz, die Errichtung vollenden kann. Es dauert weitere 150 Jahre, bis die Akonen technisch dazu in der Lage sind, das Atorakt aus seinem Zeitsafe zu entfernen. Akkran ist mittlerweile verstorben und Som von Kopplar hat in der Folgegeneration die wissenschaftlichen Untersuchungen weiter geführt. IRMINSUUL mischt sich in das Experiment ein und verursacht den folgenschweren Aufbruch des Zeitsafes, der eine weitere Welle auslöst. Der Kaskatroniker geht mit seiner Kopplar-Warnung in die Geschichtsbücher ein. Ein erneuter Zeitsprung, 50 Jahre in die Zukunft. Mak von Kopplar erfährt von dem Wissenschaftsgenie Merkh von Osher, dass IRMINSUUL parasitär befallen ist. Ursprung der Infektion ist eine Quantenquelle, innerhalb der Dunkelwolke Bacor Kavi in M Drei. 400 Jahre später greift Kommandant Arbaraith mit Fragmentern den Dämonenparasiten Ea, in einer lange vorbereiteten Mission, an. Der Quantenschatten soll zerstört und IRMINSUUL von seinem Peiniger befreit werden. Doch der Schatten wehrt sich und zieht immense Energien aus dem F’Atkor. Der Planet Akon droht in Sonnenstürmen unter zu gehen. Mit einem letzten hyperphysikalischen Ausbruch verschwindet IRMINSUUL und Teile des F’Atkor mit ihr. Die Bilanz aus mehreren Millionen Toten und einem verwüsteten Planeten zwingt die Akonen zur Restauration des blauen Schutzschirms und den Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur.
Der Mane gibt sich schließlich als nichtkörperliche Manifestation Arbaraith’s zu erkennen und nimmt Sofgart mit in die zweite Diaspora. Als Folge des hyperphysikalischen Ausbruchs verschlägt es die KONO-Besatzung etliche tausend Jahre in die Zukunft. Die Überlebenden bezeichnen sich fortan selbst als A’koniden und besiedeln schließlich ein Sonnensystem mit 27 Planeten. Sofgart wird Zeuge von Arkons Entstehung und von der unfreiwilligen Entwicklung der Infinite Todesstrafe. Die KONO macht einen Dunklen Wanderer ausfindig, der einen Atorakt und Zeitbrunnen beherbergt. Die A’koniden erhoffen sich mit der Entdeckung eine realistische Chance im Kampf gegen IRMINSUUL-Ea. Bei der Bergung des einzelnen Tropfens beschädigt eine gleißende Lichtexplosion das Schiff von innen heraus. Das bessere Wrack macht sich mit Nottriebwerken auf die lange Reise zurück in die Heimat. Zwölf gekoppelte Bewußtseine von arkonidischen Kommandanten haben währenddessen die Segregation zur Überprägung beendet und werden zu KARMINSUUL. Das Konglomerat droht an IRMINSUUL- Ea zu scheitern, doch Arbaraith greift mit seinem Atorakt in den Kampf ein. Die hyperphysikalische Eruption schleudert die noch junge Kolonie zurück in die Steinzeit. Die Archaischen Perioden brechen an und Sofgart versteht Arbaraith als Echo aus der Zukunft.
Zurück in der erzählerischen Gegenwart wird Sofgart bewusst, dass SENECA offensichtlich für einen erneuten Versuch der Überprägung in die Vergangenheit versetzt wurde. Von wem oder was gilt es heraus zu finden…
Meinung
Ich kann nicht anders und muß einfach frei raus gestehen: Im Titelbild erkannte ich auf den ersten und zweiten Blick den ehemaligen Bundestrainer der Deutschen Fußballnationalmannschaft, Jogi Löw. Und zwar in flagranti, beim *schnuppern am berühmten Finger*. Ich bekomme diese Assoziation auch nicht mehr aus meinem Kopf! Auch wenn es mich freut, dass Sofgart dem NEOversum visuell vorgestellt wurde, hat mich die künstlerische Leistung diese Woche nicht begeistern können. Durch die überlebensgroße Darstellung des Arkoniden wirkt das Bild disharmonisch auf mich.
Der erzählerische Beginn riss mich auch nicht aus dem Sessel. Bereits im Anflug auf ein potentiell zur Besiedelung geeignetes System sind sicherlich andere Faktoren entscheidender, als eine intensive Debatte um einen systemumfassenden Schutzschirm loszutreten. Zudem wurde die technische Grundlage dafür unmittelbar auf dem Silbertablett serviert, wofür andernorts Jahre oder Jahrzehnte der Forschung nötig gewesen wären. Die Bedeutung dieser Defensivinstallation durften wir Leser beim katastrophalen Versagen des Antitemporalen Gezeitenfelds auf und um Terra leidvoll erfahren. Aus dramaturgischer Sicht offensichtlich zwingend erforderlich, wirkte die Geschichte hier für einen kleinen Moment zu konstruiert um plausibel zu sein. In den Zeitsprüngen der historischen Zusammenfassung gibt es hin und wieder Stellen, die wunderbar ausführlich beginnen und dann viel zu aprupt abgebrochen werden. Ein simpler Zweizeiler beendet daraufhin eine längere Ausführung, die gerade richtig interessant wurde. Dieser harte Schnitt, vor allem bei der Aufklärung über den IRMINSUUL-Befall, gefiel mir überhaupt nicht. Darunter litt die ansonsten toll erzählte Story leicht.
Was sie dafür an Ideenreichtum und Spannung im weiteren Verlauf wieder wett machte. Von der Berufsbezeichnung Kaskatroniker bis zur aussagekräftigen Benennung der zahlreichen akonischen Nebendarsteller hatte die schriftstellerische Kreativität einiges zu bieten. Das war jetzt nur eine Auswahl zweier guter Ideen, die der Roman in großer Fülle zu bieten hatte. Die Zeitreise in die akonischen Besiedelungszeit erlebte ich in Inkarnation Sofgart’s mit. Quasi live und sehr intensiv. Ähnlich ging es wohl dem Arkoniden, der seine kurzzeitig zurück erlangte Sehfähigkeit merklich genoß. Kaum nachvollziehbar für einen Menschen mit gesunden Augen ist es wohl, wie sich jemand fühlen muss, dem dieser Luxus des Lebens urplötzlich nicht mehr zugänglich ist. Die berauschende, exzessive Freude von Sofgart, bereitete mir selbst den ein oder anderen Gänsehautmoment.
Was mich am Roman mit Abstand am meisten begeistern konnte war, dass endlich Fragen beantwortet wurden, die mir seit mehreren Monaten auf der Seele brennen. Die ich im Staffelrückblick zu Nonagon (noch erschienen bei WarpCore.de) auch vehement bemängelt hatte. Der akonische Planet und seine Bewandtnis im großen Ganzen bekommt endlich einen Sinn, den ich mir lange herbei gesehnt hatte. Die Rückblende in das Gründungszeitalter war also auch eine klassische Frage-Antwort-Runde. Sehr gewitzt gelöst innerhalb dieser großen, erleuchtenden Geschichtsstunde. Und damit auch ein Lob ans Exposée, das hier eine enorm verästelte Geschichte hervorragend zusammen führen ließ.
Zum Ende der Besprechung möchte ich noch ein paar Worte zu der, doch sehr ausführlichen, Handlungszusammenfassung verlieren. Da der historische Kontext enorm wichtig für das Verständnis der hochkomplexen Story ist, habe ich mich zur Extended Version entschlossen. In meinen Augen bot dieser Roman eine unglaubliche Fülle an Informationen und ich wollte das entsprechend würdigen. Negative Kritik fällt deshalb auch nur begrenzt ins Gewicht, ich wurde bestens unterhalten und kann mich wahrlich nicht beschweren. Letztlich hat der böse Cliffhanger um SENECA meine Vorfreude auf die Folgeromane nochmals steigern können.
Zitat des Romans
Ich beginne zu begreifen, dass es Sinn ergibt, dass das Leben begrenzt und endlich ist.
sofgart im dialog mit abaraith
Wertung und Fazit
Der Sog der Erzählung hat mich bis zur letzten Seite nicht mehr los gelassen. Rainer Schorm ist der Spagat zwischen staffelübergreifender Aufklärung und spannender historischer Aufbereitung einwandfrei gelungen. Zahlreiche Verästelungen und Fragezeichen aus der Nonagon-Staffel münden endlich in befriedigenden Antworten. Da waren schon einige große Kaliber dabei, die mich aufhorchen ließen. Ein sehr wichtiger Schlüsselroman, der die Weichen für die Zukunft stellen sollte. Mehr Informationen kann man kaum auf diese Anzahl Seiten pressen. Trotz dieses Mammutprojektes ist es Rainer Schorm gelungen, die Spannung durchgängig auf Höchstlevel zu stabilisieren. Viel überlegen muss ich nicht, der Daumen geht steil nach oben!
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