Handlung

Ceynach-Jägerin Torytrae holt Erkundigungen in der Transmitterbehörde ein. Die manipulierten Nutzerdaten von Ceynach Rhodans Transmitterflucht erweisen sich als Werk der Caddron-Vaga. Deren Rebellenführer Kavak-Senn klärt Perry über die Gründe seines Hilfegesuchs auf. Perrys Hirnwellenmuster machen ihn für einen Aufenthalt in der Pasch Okan, der Transmitterbehörde, immun. Rebellenmissionsplaner Laikytsch wird derweil von Ceynach-Jäger Noc erpresst, der einen seiner Söhne in Gewahrsam genommen hat und dadurch über dessen Funktion bei der Caddron-Vaga im Bilde ist. Er begeht Verrat an der Caddron-Vaga und liefert Informationen über den Verbleib von Rhodan an den Yuloc. Im Gegenzug soll sein Sohn Keldon frei gelassen werden, sobald der Jäger die Mission erfolgreich abgeschlossen hat. Unter Laikytschs Führung dringen Perry und seine neuen Rebellenfreunde, als Mechaniker getarnt, problemlos ins Pasch Okan ein. Alles verläuft nach Plan, die Störsender arbeiten korrekt. Perry kommen vermehrt Zweifel, aufgrund der viel zu reibungslos ablaufenden Mission.

Torytrae empfängt in ihrem Hotelzimmer einen Eindringsalarm aus der Transmitterbehörde und stellt Nachforschungen an. Sie kommt Laikytsch wegen einer allzu auffällig manipulierten Akte auf die Spur und enttarnt den Verursacher. Noc, ihr ewiger Konkurrent der Elitetruppe Mucton-Yul, hatte ihr die Alarmmeldung geschickt. Die Ceynach-Jägerin nimmt die vermeintliche Herausforderung an und begibt sich auf die Fährte der Gejagten. Im Hochsicherheitsbereich des fünften Rings angekommen, bestätigen sich Perrys Vorahnungen. Die Schotten schließen und über versteckte Bodenklappen dringt eine Übermacht an Robotern ein. Perry sieht als letzte Hoffnung das Zweckentfremden einer der vier Bomben. Bevor der Rebellenführer eingreifen kann, wirft der Terraner den Sprengsatz und zerstört die erste Angriffswelle. Als weitere Angreifer dazu kommen, bemerkt Laikytsch, dass die Roboter absichtlich daneben zielen, um das Ceynach und seine Begleiter nicht zu gefährden. Die Ablenkung machen sich drei Mucton-Yul, unter Leitung von Noc, zu nutze, und nehmen die Gruppe in Gewahrsam. Doch unerwartet kommt ihnen eine kleine Armee weiterer Roboter zu Hilfe. Über das Akustikfeld einer der Maschinen konfrontiert Torytrae zu ihren Widersacher Noc, der sich darauf hin zurück zieht. Perry und seine Truppe lassen sich in einen Antigravschacht fallen. Über einen Müllschacht am Boden gelangen sie in einer Kletterpartie zu einem Ausgangsschott und werden dort von Torytrae gestellt. Yammot als Geisel in einem Fesselfeld haltend, brennen bei Laikytsch darauf hin die Sicherungen durch und er hat es seinem beherzt eingreifenden Sohn zu verdanken, dass die Yuloc den Gang mit einem Fehlschuß zum Einsturz bringt.

Laikytsch ermöglicht Perry Rhodan und seiner Gruppe aus Reue die Flucht und stellt sich Torytrae alleine entgegen. Noc stößt unerwartet dazu und verkündet der Jägerin, dass ihre Aufnahmeprüfung in die Eliteeinheit der Mucton-Yul gescheitert ist. Yammot wehrt sich mit zielsicheren Fußtritten und löst dabei versehentlich Nocs Thermostrahler aus. Laikytsch nutzt die Gunst der Stunde und wirft die Bombe in die Schußbahn. Wie erwartet, gerät der Mechanismus an seine Überlastungsgrenze und die Zündfrequenz wird rapide abgekürzt. Noc paralysiert Laikytsch und flüchtet mit Torytrae durch einen aktivierten Transmitter. Das Fesselfeld kollabiert unmittelbar nach dem Transmitterdurchgang, aber Yammot kann seinen paralysierten Vater nicht aus der Gefahrenzone schleppen. Unter Tränen bittet Laikytsch seinen Sohn, die Rache der Yuloc an seiner Familie zu verhindern und sagt ihm Lebewohl. Kurz vor dem erreichen ihres Ziels wird der Trupp von einem riesigen Müllwurm angegriffen, der ihnen nach dem Leben trachtet. Yammot schließt zu ihnen auf und der Wurm wechselt seinen Angriffsfokus auf den wehrlosen Jungen. Durch die Zerstörung der Wartungsblase gleitet das Oberschott des Müllschachts gerade noch rechtzeitig auf und der wieder erwachte Antigravantrieb von Rhodans Anzug katapultiert das Quartett in die Freiheit.

Meinung

Schaurig. Schön. Verstörend. Drei herausstechende Eigenschaften, die mir direkt aufgefallen sind. Die Bedrohung durch Torytrae wird erstklassig visualisiert. Gänsehautmoment. Ein wirklich tolles Cover. Farblich harmonisiert der Hintergrund hervorragend mit der hochgefährlichen Ceynach-Jägerin. Guter Auftakt.

Ben Calvin Hary setzt den gelungenen Weltenbau des Vorgängerromans konsequent fort. Mit gerade einmal sieben anderen Gästen teilt sich die Jägerin eine Luxussuite in einem Hotel auf Yanzaar. Da kommt doch Freude auf und der Tourist in mir würde gerne sofort ein Flugticket auf diesen kuscheligen Planeten buchen. Nicht. Der hohe Status eines leitenden Beamten spiegelt sich in der Bürogröße wieder. Wo sich zehn weitere Beamte aneinander quetschen, ist unverkennbar ein besonders hochrangiges Exemplar des Pasch Okan zu Gange. Noch deutlicher wird die Lebenssituation in Naupaum mit einem weiteren Beispiel erklärt. Laikytsch schlägt sich mit drei Frauen und 34 (!) Kindern durchs Leben. Übersichtlich. Und dennoch nur ein winziger Klan im Vergleich zu anderen Großfamilien. Geburtenkontrolle braucht niemand, dennoch wäre sexuelle Aufklärung ein wichtiger Punkt auf einer ungeschriebenen Agenda. Ich werd mich übrigens nie wieder über ein 15-Quadratmeter-Hotelzimmerchen beschweren, das ich mir mit einer einzigen weiteren Person teilen muss!

Transmitterbehörde = Pasch Okan = Stasi? Oh ja. Direkt erscheinen mir hässlich graue Bunkerbauten vor Augen, Zwangsregulierungen und umfassende Kontrolle jeglichen intelligenten Lebens. Zu ähnlich sind sich beide Behörden in ihren Parallelwelten, als dass diese Analogie von der Hand zu weisen wäre. Jeder Imperiumsbürger ist erfasst. Wer nicht erfasst ist, existiert nicht. Riesige Aktenberge mit Vermerken à la “Regierungskritiker” und “Ersttäter”, eingelagert in einem gigantischen Gebäude der Bürokratie aus hässlichem Plaststahl. Willkommen auf Yaanzar, dem Berlin-Lichterberg von Naupaum, Ort der Repression und lückenlosen Überwachung. Wer petzt, gewinnt die Sympathien der Führungskräfte und erarbeitet sich damit begehrte Statuspunkte. Lexayny lässt grüßen. Neuestes Opfer ist Laikytsch. Nicht das letzte, wie man vermuten kann.
Cadronaar dient zudem als riesiger Sperrplanet, hinter einer überdimensional großen (Berliner Mauer) verborgen und nur der Elite zugänglich. Jegliches reisen wird massiv eingeschränkt, nur wer entsprechend tief im behaarten Yaanztronerarsch eines Bürokraten steckt, kann sich eventuell eine Passage in Fremdgefilde sichern. Die Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik, nacherzählt in M87. Lichtjahre entfernt und doch so nah. Honecker als Raytscha Antorschok? Kannste dir nicht vorstellen! Klingt sogar noch leicht russisch. Erschreckende Parallelen.

Kernthema Spannung. Nach Lucy Guths Bravourauftakt in Naupaum schwächelte die Handlung diese Woche bis tief ins zweite Romandrittel hinein. Die Beweggründe, sich auf das Wort eines Kopfgeldjäger-Anführers zu verlassen, erschlossen sich mir nicht. Laikytsch hat Hoffnung, seinen Sohn wieder zu bekommen, wenn er Hochverrat begeht. So weit so nachvollziehbar, immerhin geht es um eines seiner vierundreißig Kinder. Aber ohne klares Lebenszeichen, ohne irgendwelche Garantien sein eigenes Leben wegwerfen, für ein Versprechen? Come on! Pünktlich mit Betreten des Pasch Okan ging es dann endlich ans Eingemachte und die Langeweile war besiegt. Toller Schlusspurt mit dramatischem Finale, das mich emotional allerdings nicht berühren konnte. Verräter bleibt Verräter.

Zwar wurde mir meine heiß ersehnte Kurzbio über Torytrae verwehrt und die Jägerin bleibt als titelgebender Charakter nur eine Randfigur, dennoch erhält das Bewertungskriterium Charaktertiefe von mir ein paar fette Pluspunkte. Es gibt ja zum Glück noch Kavak-Senn. Und die beiden Yuloc. Ben Calvin Hary hat beide Jäger wunderbar lebendig gezeichnet. Authentisch und handlungsstark finden sich die beiden in der Story wieder. Sowohl Noc, als auch Torytrae sind grundlegend faszinierende Antagonisten. Von Lucy Guth und Ben Calvin Hary wurden beide mit akribischer Geduld in die neue Staffelhandlung eingewoben. Aber halt! Der ultimative Bösewicht hält wohl im Hintergrund die Fäden in der Hand. Oder welchem Körperteil auch immer. Ob es tatsächlich der Raytschat ist oder doch wieder ein unerwarteter Fiesling?! Wir werden sehen. Die Jäger bilden aber de facto nur die gut bezahlte Exekutive.

Was gibts noch zu mäkeln? Neben dem ausgeprägten Spannungstief sind mir einige Widersprüche aufgefallen. Einerseits funktioniert kein Antigravsystem im Müllschacht, woraufhin die Gruppe auf Muskelarbeit angewiesen ist. Andererseits fürchtet Perry zwei Seiten später die möglicherweise schneller kletternden Verfolger, die aufgrund ihres besseren Antigravmodells ja im Vorteil sein könnten. Hex hex? Kleiner Fauxpas, nix weltbewegendes. Was mir allerdings viel mehr missfällt: Der Wert des Lebens wird von Lucy Guth bei den Yaanztronern bis zur Geburt als schützenswert bezeichnet. Aufgrund der hohen Geburtenrate sind Spelzen dann allerdings nur noch Fischfutter und zum Abschuß frei gegeben. Ben Calvin Hary geht mit der Thematik ganz anders ins Gericht. Bei ihm ist das Leben in Naupaum allgemein schützenswert, Mord und Totschlag sind unter Strafe gestellt. Die Spelzen werden nicht davon ausgenommen. Da hat die Kommunikation zwischen den beiden Autoren möglicherweise etwas gehakt?!

Abschließend noch ein paar Gedanken zum Nonagon. Immer wieder taucht die Zahl neun auf, die ganze Tour durch das Pasch Okan ist davon durchdrungen. Ich wünsche mir jetzt endlich mal Butter bei de Fische. Perrys Anwesenheit in Naupaum verdanken wir ja offensichtlich der gigantischen Planetenmaschinerie. Wie der Transfer auch immer vollzogen wurde oder wer auch immer sich im Hintergrund dafür verantwortlich zeichnet, ist die zentrale Frage. Nur wirds mir langsam zu bunt. Alle Neune kann Perry gerne beim nächsten Kegelabend mit Reg weg kloppen, ansonsten darf diese nervige Zahl gerne weg. Auf absehbare Zeit!

Zitat des Romans

Wir sind eine kleine Familie, so, wie wir sind.

ogelstorm, eine von drei frauen und vierundreissig im haushalt lebenden kindern

Wertung und Fazit

Ben Calvin Hary malt ein düsteres Bild von Naupaum. Bürokratie nach bester Stasi-Manier, inklusive Totalüberwachung der yaanztronischen Bevölkerung. Klasse Atmosphäre, richtig schön geschrieben. Spannung vermisste ich dafür aber über einen längeren Zeitraum sehr schmerzlich. Das erste Drittel des Romans plätscherte nur so vor sich hin. Der unverständlich naive Verrat von Laikytsch wirkte wie eine schlechte Szene in einem ansonst guten Film, mit dramatischem Ausgang für den verzweifelten Familienvater. Umso überzeugender der Wandel seiner Geisteshaltung im Laufe des Romans, was ich der Figur viel mehr abgekauft habe. Mit der Infiltration des Pasch Okan zündete nicht nur Perry seine Bombe, sondern es begann auch eine rasante Odyssee und ein fortan mitreißendes Abenteuer, quer durch stinkenden Müll. Am Ende des Tages sind Weltenbau und Charakterentwicklung die Gewinner des Romans. Die beiden Yuloc bilden ein faszinierendes Antagonisten-Duo, ausgestattet mit reichlich Rafinesse und einer angenehm kultivierten Boshaftigkeit. Kavak-Senn ist aktuell mein Anwärter auf den authentischsten Charakter. Mit seiner kompromisslosen Art und seinem konsequenten Führungsstil überzeugt er mich komplett und stellt selbst Perry Rhodan in den Schatten, der über den kompletten Roman eher blass blieb. Ich hätte mir auch deutlich mehr Torytrae gewünscht, der Romantitel erfüllte meine Erwartungen nicht ganz. Nach Lucy Guths fulminantem Auftakt hat die Ceynach-Jägerin nicht nur ihren Auftrag verbockt, sondern auch zu viele Erwartungen meinerseits nicht erfüllt. Mein nach Rosenblüten duftender Daumen reckt sich dennoch, mit starker Schlagseite, in den Orbit von Yanzaar.

Review: NEO 281 – Die Ceynach-Jägerin
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4 Gedanken zu „Review: NEO 281 – Die Ceynach-Jägerin

  • 22. Juli 2022 um 18:05 Uhr
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    Nein! Definitiver Widerspruch zum Vergleich mit der DDR. Die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Naupaum sind eher mit dem aktuellen China zu vergleichen. Mit dem Leben in der DDR hat das nur sehr sehr wenig zu tun. Schon allein weil es damals gar nicht die Technologie zur lückenlosen Überwachung gegeben hat.
    Ich wäre generell vorsichtig bei solchen Vergleichen, wenn man keine Infos aus erster Hand hat.

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    • 23. Juli 2022 um 22:12 Uhr
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      Hi Christina,

      Danke dir erst mal für deine Rückmeldung. Ich gebe dir vollkommen recht, dass eine lückenlose Überwachung ein besseres Beispiel im chinesischen Vergleich finden würde und Überwachung in dieser Form in Ostdeutschland so nicht umsetzbar gewesen wäre. Aufgrund persönlicher Referenzen kam mir beim lesen allerdings der Vergleich zur DDR in den Sinn, da ich u.a. über die Ausreisebeschränkungen und Maßnahmen bei Widerstand gegen vorgegebene berufliche Karriereziele, recht gut informiert bin. Eines ergab dann das andere und nach dem Studium von MfS-Daten und VSH-Kartei-Einblicken festigte sich mein Eindruck.
      Für meine Recherchen habe ich das Bundesarchiv und die Bundeszentrale für politische Bildung zu Rate gezogen und fand die Parallelen erwähnenswert für meinen Artikel.

      LG Andy

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      • 24. Juli 2022 um 16:38 Uhr
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        Nun, ja. Da liegt das Problem. Wer sich direkt mit den Praktiken des MfS auseinandersetzt und nur die Sichtweise von Verfolgten des Regimes und den Benachteiligter kennenlernt, muss denken, dass es in der DDR ganz furchtbar gewesen ist.
        Das stimmt so nicht. Der Großteil der Bevölkerung hatte kaum Einsicht in die Machenschaften der Stasi und wusste nur rudimentär was da lief. Mitbekommen hat man als »Normalbürger« wenig bis gar nichts davon. Das spielte sich im Grunde im Geheimen ab. Wer sein Leben normal lebte, wer seiner Arbeit nachging und sich an Gesetze hielt, hatte wenig zu befürchten.
        Das klingt jetzt vielleicht Duckmäuserisch. Aber nur mal so als Vergleich. Wir haben in den vergangenen zwei Jahren auch artig eine Maske getragen, Ausgangssperren beachtet und uns impfen lassen. Weil wir glauben, dass es richtig ist, sich an Gesetze und Vorschriften zu halten. Viele DDR-Bürger waren auch einfach nur davon überzeugt, dass sie das Richtige taten. Eben weil die meisten nichts anderes kannten.
        Ich habe in der Verwandtschaft Menschen die offizielle Mitarbeiter beim MfS, die bei der Grenzpolizei und bei der Kriminalpolizei waren. Meine Eltern waren nicht in der Partei oder irgendwie politisch aktiv. Sie hatten dennoch keine Nachteile und ich auch nicht. Ich habe sogar Abitur machen dürfen, einfach weil es mein Notendurchschnitt hergab.
        Insofern ist der Vergleich, bezogen auf die Normalbürger, nicht richtig. Das MfS und ihre Vertreter waren nur ein kleiner Teil des Lebens im Osten aber nicht der Dominierende. Das können aber nur die wissen, die dort gelebt haben.

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        • 26. Juli 2022 um 18:48 Uhr
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          Hey Christina,

          Natürlich kann das so laufen, wie du das schreibst. Ich habe aber meine Informationen auch aus erster Hand, dass das eben auch ganz anders abgelaufen ist. Insofern war das die Inspiration für meine Gedanken. Das sind halt unterschiedliche Erfahrungen, die zu unterschiedlichen Gedanken und Gefühlen führen und jedem auch so zu stehen. Wäre ja schade, wenn nicht!

          LG Andy

          Antwort

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