Handlung

Die TOSOMA wird von einer Naat-Flotte fest gesetzt und versucht ihrer Gefangenschaft per Transition zu entgehen. Ein Volltreffer lässt das manövrierunfähige Schiff auf dem Planeten Snowman abstürzen, bevor die erforderliche Fluggeschwindigkeit erreicht werden kann. Nach der Notlandung werden Perry Rhodan und sein Team von feindlichen Bodentruppen angegriffen. Reginald Bull wird vermeintlich tödlich getroffen. Die schwer angeschlagene Gruppe Überlebender flüchtet in windgeschützte Teile des Wracks. Die Naats stellen den weiteren Beschuss ein, da sie sich siegreich wähnen. Im Wrack der TOSOMA erholen sich die Überlebenden von den Strapazen und warten ab, bis Novaal mit seinem Geschwader abziehen wird. Doch Gucky wird während seiner Regnerationsphase von einer überdimensionierten Wanze angegriffen. Der Ilt kann ihre Gedanken espern und findet dadurch eine wärmere Zuflucht, die den Menschen mehr Schutz bieten würde. Nach einem kurzen Kampf gegen mehrere Riesenwanzen inspizieren Perry Rhodan und Thora die angrenzenden Höhlen. In Eisblöcken eingeschlossen, befinden sich neben einer größeren Auswahl Tierarten, die beiden Terraner Mildred Orsons und Julian Tifflor.

Naat-Kommandant Novaal zwingt die Mehandormatriarchin Belinkhar währenddessen zur Herausgabe der TOSOMA-Besatzung. Belinkhar wendet sich an den Gorshaman U’mu’lo, der Crest und Thora da Zoltral ausfindig machen soll, da sie auf dem Gespinst nicht lokalisiert werden können. Der Status der beiden Wahlterraner wurde zu „Unpersonen“ geändert, ihre Identitäten somit offiziell aus allen arkonidischen Registern gelöscht und die verfügbaren Dossiers gefälscht. Eztak, der Schatten der Matriarchin, sucht mit bewaffneten Sicherheitskräften nach dem vermissten Crest und seinen beiden menschlichen Begleiterinnen. Als er den Arkoniden Lafcon erblickt, löst sich aus einer falsch eingestellten Waffe tödliches Feuer und macht kurzen Prozess mit dem Crest-Doppelgänger. Aus einem bewaffneten Tumult mit tödlichem Ausgang organisiert Belinkhar zwei weibliche Leichen. Sie übergibt Novaal damit die angeblichen Überreste von Anne Sloane und Tatjana Michalowna. Damit vertuscht sie erfolgreich, dass ihr die drei Flüchtigen durch die Lappen gegangen sind. Durch eine weitere List gelingt es Belinkhar, ihrem Schatten Eztak die Droge Kan’or einzuflößen. Der Verräter wird von den Naat abgeführt und der große Bluff endet erfolgreich.

Der verschollen geglaubte Kommandant der marsianischen Bradbury-Base, Nguyen, kann nur noch tot geborgen werden. Der Ferrone Hetcher, das Fremdwesen Tweel und ihr Gefangener Cyr Aescunnar, finden dessen entstellte Leiche in den weit verzweigten Höhlensystemen des Arsia Mons. Dem terranischen Historiker gelingt die Flucht. Als Fletcher ihn kurze Zeit später einholt, überrascht er Aescunnar mit laut gesprochenen Worten. Der ursprünglich taubstumme Ferrone hat auf unbekannte Weise Zugang zu seinem Gehör-und Sprachzentrum gefunden und offenbart dem Terraner, dass er Tweel ermordet hätte. Aescunnar bleibt skeptisch und entlarvt Tweel, nach weiteren übermenschlichen Fähigkeitsdemonstrationen, als Hetcher-Kopie. Aescunnar flüchtet tiefer in das Höhlensystem hinein und steht unvermittelt einer reliefverzierten Wand gegenüber, die er nach kurzem abtasten durchstößt. Der Historiker findet sich in einer Kaverne wieder, die einer unterirdischen Oase voller Leben gleicht. Cyr Aescunnar macht Bekanntschaft mit den tulpenartigen Pflanzenwesen Santor, auch Halbschläfer genannt. Die telepathisch begabte Spezies klärt den Historiker darüber auf, dass sowohl Nguyen als auch Hetcher in ihnen aufgegangen seien. Dadurch war es ihnen möglich geworden, mit Aescunnar Kontakt aufzunehmen. Er soll der Menschheit eine Botschaft übermitteln. Der Mars soll nach dem Willen der Santor nicht terraformiert werden.

Meinung

Ein rasanter Romanauftakt auf dem Planeten Snowman. Mit eiskalten Gegnern und feuriger Action. Und einem immer dünner werdenden Eispanzer um die heißblütige Thora, die so langsam Vertrauen zu ihren terranischen Barbaren aufzubauen beginnt. Das auf die Romanhandlung einwandfrei abgestimmte Titelbild wärmte mir gleich das Herz. Gelungene Mischung aus realistischen Boden-und Hintergrundstrukturen inklusive Verfolgungsjagd vor havariertem Schiff. Hat mich zwar nicht restlos begeistert, aber ist den Machern einmal mehr gut gelungen. Das Bordmitglied Anne Shan-Ti werte ich als künstlerische Verneigung vor Dirk Schulz und Horst Gotta. In ihrer Charaktervorstellung spiegelt sich das Titelbild wieder, sehr beeindruckender Kniff.

Das trifft auch auf die hevorragend geschriebenen Actionszenen zu. Mir gelang es jederzeit den großen Farbfilm im Kopf mitlaufen zu lassen, parallel zur Romanhandlung. Die bildgewaltigen Schilderungen des Autors ließen das zu einer gelungenen Leseerfahrung werden. Hlfreich dafür waren auch die kurzen, an Wikipedia-Artikel erinnernden, Kapiteleröffnungen. Im Zusammenspiel mit den zahlreichen fiesen Cliffhangern zum Kapitelende, wirkten die Dossiers ungemein spannungsfördernd. Zuerst war ich etwas skeptisch, ob das gewagte erzählerische Stilmittel wirklich funktionieren würde. Nach Beendigung des Romans habe ich ein klares Statement dazu: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Das Risiko war hoch, die Umsetzung grandios. Die Komposition aus drei verschiedenen Handlungsebenen, zahlreichen Nebenschauplätzen und sanftem Horror hat prächtig harmoniert. Sehr eindrucksvoller Weltenbau.

So viel Lob die zahlreichen Schauplatzwechsel auch von mir kassiert haben, sie bieten gleichzeitig auch Anlass zur Kritik. Das Schlechte im Guten gewissermaßen. Die Erzählungen auf zwei Planeten und dem Gespinst kamen im Gesamtbild deshalb wieder nur stockend voran. Die TOSOMA havariert, Belinkhar gelingt die große Täuschung, während Crest und seine beiden Damen erst mal von der Bildfläche verschwunden sind. Und Cyr Aescunnar findet heraus, dass es pflanzliche Intelligenzen auf dem Mars gibt, die keinen Bock auf die Menschheit haben. Ich verstehe die Santor nur zu gut. Davon abgesehen frage ich mich schon, warum für diesen Erkenntnisgewinn mittlerweile drei Romane benötigt wurden. Das fiel mir ja bereits bei der letzten Romanbesprechung negativ auf. Zumindest wurden mit diesem Roman endlich Antworten geliefert. Inwieweit die Santor ins große Bild passen würden, war zu diesem Zeitpunkt aber noch völlig unklar.

Ich konnte dem Roman ansonsten nur noch einen größeren Vorwurf machen. Es wurden so viele Nebencharaktere ins Spiel geworfen, dass der Überblick dabei etwas gelitten hat. Die Suche nach Crest, Sloane und Michalowna verlor ich aus diesem Grund aus dem Fokus. Hier war ich mir, ähnlich wie bei Tweel auf dem Mars, nicht so sicher, wo die Reise hin gehen sollte. Einerseits ist es lobenswert, dass die Besatzung abseits der Hauptcharaktere Erwähnung findet. Andererseits müsste man den Nebendarstellern auch ein größeres Stück vom Kuchen abgeben. Wenn man sie schon auf die Party einlädt. Das sind aber Feinheiten, im Vergleich zum Vorgänger hat Alexander Huiskes hier einen äußerst unterhaltsamen Roman abgeliefert, mit sehr vielen, sehr schönen Zitaten. Die Besten habe ich heute in einer Sonderrubrik zusammen gefasst.

Zitat(e) des Romans

Vier Unmöglichkeiten in einem Satz – was für eine Münchhausen-Orgie!

cyr aescunnar

Der Lacher zum Romanstart. Und sinnbildlich auch der Eisbrecher für ein entpanntes Leseerlebnis. Aber das sollte noch nicht alles gewesen sein. Der Autor macht es mir nämlich diese Woche nicht einfach mit meinem Favoriten. Der Roman strotzt nur so vor tollen Zitaten. Deshalb gibt es diese Woche noch ein schönes Andenken an H.P. Lovecraft als Schmankerl obendrauf. Allerdings leicht abgewandelt, da der Schriftsteller ursprünglich von Angst geschrieben hatte. Im Roman selbst sieht das wie folgt aus:

Die älteste und stärkste Emotion des Menschen ist Furcht, und die älteste und stärkste Form der Furcht ist Angst vor dem Unbekannten.

H.P. LOvecraft

Eine Erklärung auch für so manch neuevolutionäre Verhaltensweise der Menschen. In gewissen Szenarien der Gegenwart. Da wäre ein wenig Tolstoi angebracht, um der Situation Herr zu werden. Dieses Zitat ist mir während des Lesens in den Sinn gekommen. Und da es so schön in den Kontext passt, möchte ich das abschlieüßend noch anführen. Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern, ist dieses Zitat übrigens nicht im Roman enthalten. Damit habe ich dann auch Cyr Aescunnar ein Schnippchen geschlagen und seine Münchhausen-Orgie mit meiner Zitat-Orgie gekontert.

Das Gute, welches du anderen tust, tust du immer auch dir selbst

Leo tolstoi

Fazit und Wertung

Abwechslungsreich, spannend und mit einer gut dosierten Portion Horror im Gepäck. Der Roman von Alexander Huiskes konnte mich durchgängig gut unterhalten. Ein toller Weltenbau rundete das positive Gesamtbild ab. Dennoch würde ich mir künftig die Abkehr von zahlreicheren Schauplätzen wünschen. Auch wenn die Handlungsstränge überzeugend miteinander verknüpft werden konnten, bleibt bei drei kleinen Geschichten zwangsläufig der Gesamtfortschritt auf der Strecke. Was auf jeden Fall noch positiv erwähnt werden sollte, sind die zahlreichen schönen Zitate, die der Roman hervorgebracht hat. Ich musste schon zu Beginn laut lachen und in Folge mehrfach schmunzeln oder etwas nachdenklich werden. Für mich ein guter Grund, Alexander Huiskes Werk besonders hervor zu heben aus der aktuellen Staffel. Der Daumen geht klar nach oben!

Classic Review: Perry Rhodan NEO 29 – Belinkhars Entscheidung
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