Handlung
Harkon von Bass-Teth, der bei der Versetzung von Erde und Mond unfreiwillig im SOL-System gelandet ist, flüchtet vor einem Trupp Gon-Mekara. Da er hochsensible Informationen gestohlen hat, verfolgen ihn die Überschweren vehement und können ihn in einem Einkaufszentrum schließlich stoppen. Die Gon-Mekara bereiten die Machtübernahme innerhalb der gesamten Milchstraße vor. Dafür rüsten sie militärisch massiv auf und verlangen strenge Abgaben von den verschiedenen Völkern innerhalb ihres Machtbereiches. Um das große Ziel nicht in Gefahr zu bringen, wollen sie jeglichen Widerstand von Ares im Keim ersticken. Dafür will Leticron Thomas Rhodan da Zoltral von seiner Sache überzeugen, die Suche nach ihm hat Priorität. Leticron konfrontiert Bull mit Aufnahmen eines eventuellen Ares-Agenten. Bull erkennt darin einen Akonen, da Leticron mit den Arkonidennachkommen aber nichts anfangen kann, hält er seine Kenntnisse darüber vorerst zurück. Harkon wird in einen Tran-Tarrak der Besatzer gebracht. In diesen Überzeugungsparadiesen werden die SOL-Systembewohner bei bester Kost und Logis psychologisch beeinflusst und sollen anschließend den Gon-Mekara gewogen sein. Harkon nutzt seinen technischen Wissensvorsprung aus und hackt sich in die primitiv geschützten Systeme des Tran-Tarrak. Ihm gelingt es, die Widerstandsbewegung Ares zu kontaktieren, zu der unter anderem Thomas Rhodan da Zoltral, Ronald Tekener und Jennifer Thyron zählen.
Der anonym auftretende Kopf des Widerstands beaufragt das Team mit der Befreiung des Akonen. Währenddessen überbrückt Harkon die Sicherheitseinstellungen zum Zutritt in die unteren Stockwerke des Umerziehungsparadieses. Dort findet er bewußtlose, menschliche Probanden und eine spezielle Züchtung der Gon-Mekara in Flüssigkeitstanks. Die künstlich hergestellten Amöbophagen bewirken einen überhöhten Dopaminausstoß im menschlichen Gehirn und machen die Terraner unbewusst empfänglich für die Propaganda der Gon-Mekara. Ronald Tekener wird bei der wagemutigen Befreiungsaktion des Akonen verletzt, die gewonnenen Informationen sind Gold wert und rechtfertigen die Mittel. Reg wird dafür von Leticron zur Rede gestellt. Da er nicht eingeweiht wurde gesteht Bull lediglich seine Kenntnis über die Anwesenheit von Thomas Rhodan da Zoltral im SOL-System. Um den Druck auf Reginald Bull und Ares zu erhöhen, zaubert Leticron mit Jessica Tekener die perfekte Geisel aus dem Hut. Thomas und Ronald erhalten eine 48-Stunden-Frist um sich zu stellen. Die beiden hitzköpfigen Terraner beißen wie erwartet an und befreien Jessica Tekener bei einem vorgetäuschten Gefangenenaustausch. Auf der Flucht wird die Maxi-Disc vom Flaggschiff des Hetrans abgeschossen. Ras Tschubai kann die Besatzung per Teleportation in Sicherheit bringen. Die Widerstandsbewegung Ares wird als Zugeständnis an die Überschweren aufgelöst, um Leticron zu besänftigen.
Meinung
Dem dieswöchigen Titelbild ist es verblüffend schnell gelungen, mir seine Geschichte zu erzählen. Nach nur zwei Blicken. Die farbliche Aggression harmoniert mit dem abgebildeten Gon-Mekara perfekt. Erinnerte mich direkt „Stone Cold“ Steve Austin, einen in den 1990ern erfolgreichen Wrestler. Vielleicht gingen dem Künstler beim erstellen des Covers ähnliche Gedanken durch den Kopf. Jedenfalls reflektiert es die wesentlichen Charakterzüge der Überschweren hervorragend.
Was auch eine dankbare Vorlage für meine ersten Romangedanken ist. Endlich werden nämlich die Gon-Mekara mit einem Gesicht ausgestattet, mit ihrem wahren Konterfei. Die Tran-Tarraks geben da einen guten Einblick, zu was die Überschweren fähig sind. In diesen Überzeugungsparadiesen wird in bester Sektenmanier an der psychischen Einstellung der menschlichen Probanten gefeilt, nach der Gehirnwäsche kommen invasionsfreudige Terraner aus der Anstalt. War ich anfangs noch von den offensichtlich so harmlosen Überschweren verblüfft, kristallisiert sich mittlerweile ein ziemlich deutliches Bild heraus. Moralvorstellungen und Empathie werden von den Gon-Mekara komplett anders gewichtet, als das bei den Milchstraßenbewohnern der Fall ist. Das vermitteln dieser wichtigen Details ist Rüdiger Schäfer mit diesem Roman überzeugend gelungen. Selbiges gilt vollumfänglich für die, von Perry Rhodan vor der Vollversammlung der Terranischen Union im Jahre 2099, gehaltenen Rede. Der Autor greift dabei hochbrisante, aktuelle Politik auf und erklärt die Definition von Freiheit. Das unterordnen des Einzelnen zum Wohle aller. Der Erfolg hierfür zeige sich stets in der Krise. So gesehen besteht zumindest für die Terranische Union, im Perryversum, noch Hoffnung.
Besonders überzeugend und das Herzstück dieses NEOs war für mich aber die eindrucksvolle Beziehungsgeschichte zwischen dem Rhodanspross und Tekener. Der Konflikt wurde für mich nicht nur überzeugend, sondern visuell greifbar erzählt. Ich konnte die Spannung zwischen den beiden Agenten zwischen den Seiten knistern hören. Ich möchte mich diese Woche nicht an Kleinigkeiten aufreiben, dafür ist der Roman einfach zu gut. Die kleineren Unstimmigkeiten wären mir bei einem schwächeren NEO sicherlich einen größeren Absatz wert gewesen. Doch hier möchte ich sie nur am Rande thematisieren: Die Wahl der Einsatzmontur beim Ares-Einsatz im Tran-Tarrak hat mich etwas irritiert, Thomas Rhodan da Zoltral und Ronald Tekener gehen ohne jeglichen Schutz in einen Hochrisikoeinsatz. Die Erklärung war hierfür etwas dürftig. Mit einer Enttarnung im Feindgebiet muss jederzeit gerechnet werden, die allgegenwärtigen Roboter sind schließlich nicht mit großkotzigen Agentenfloskeln zu beeindrucken.
Der allergrößte Schockpunkt war selbstredend die Personalie Jessica Tekener. Was zur Hölle?! Ich hatte so ziemlich alles erwartet, nur das nicht. Erst wieder im Spiel, dann Game over nach gefühlt zehn Minuten, nur um völlig überraschend am Schluß in geselliger Runde Whisky zu schlürfen. Was für ein geil inszeniertes Drama! Nicht nur, sie glaubwürdig wieder in den Zyklus zurück zu holen, sondern die Art und Weise hat mich aus den Latschen kippen lassen. Das sollte den beiden Männern in ihrem Leben ein bisschen die Miesepetrigkeit nehmen. Die Rettungsaktion in letzter Sekunde hat mich direkt wieder gedanklich nach Rey reisen lassen. Auf der ferronischen Wasserwelt gab es damals exakt die gleiche finale Rettungstat zu bestaunen. Wer möchte, darf sich hier gerne meine Gedanken dazu ansehen.
Zitat des Romans
Was hältst du von Slogans wie ‚Nieder mit den Überschweren‘ oder ‚Gon-Mekara – go home!‘?
thomas rhodan da zoltral schnippisch zu ronald tekener
Wertung und Fazit
Was für ein famoser Plot Twist am Ende des Romans! Aber nicht nur das unerwartete Wiedersehen mit Jessica Tekener hat mich zu begeistern gewusst, auch das dramatische Finale war ganz großes Kino. Von Anfang bis Ende erreichte die Geschichte ein konstant hohes Level. Mit einer enormen Liebe zum Detail, dass sogar der Wiederlesewert des Romans dadurch sehr hoch ist. Die provokant harmlos auftretenden Gon-Mekara stellen eine gelungene Mischung aus moderner Sekte und humanem Despotismus dar und wurden in einem hundertprozentig passenden Titelbild perfekt verewigt. Klarer nach oben kann kein Daumen gehen.
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