Handlung

Mirona Thetins Zellaktivator versagt während einer Einsatzsimulation seinen Dienst. Sud gelingt es, Faktor I zu stabilisieren. Perry Rhodan empfängt in der Zentrale einen verschlüsselten Funkspruch, den Atlan decodieren kann. Das Passwort suggeriert dem Arkoniden, dass seine Mutter noch lebt und auf dem Mars gefangen gehalten wird. Da es sich um eine Falle von Leticron halten könnte, gerät Atlan mit Perry in einen heftigen Streit darüber keinen Alleingang zu versuchen. Doch der Arkonide ignoriert Perrys Verbot und bricht mit Mirona Thetin in der GARTAVOUR zum roten Planeten auf. Dort landen sie unbehelligt mit einer Personenfähre des Schaltschiffs und mischen sich getarnt unter das Volk.

Die Marsianerin Sharoma schleust die beiden in Sandbehältern durch die Kontrollen von Leticron’s Festung. Doch ihr Partner Idni begeht Verrat und die Gon-Mekara erschießen Sharoma, woraufhin eine überstürzte Flucht durch den Wüstensand beginnt. Fortan als Terroristen gesucht, verbessern Mirona und Atlan ihre Masken und finden im städtischen Archiv unerwartet Hilfe durch die Altmarsianerin Toja Hainu. Die geheimnisvolle Frau, Mitglied der Gemeinschaft des Sands, erkennt Atlan und Mirona trotz ihrer Tarnung. Insofern sie sich würdig erweisen, wäre ihnen der Zugang zu den unterirdischen Kavernen gewährt. Durch die Wüste und einen heftigen Sandsturm, gelangt das Trio schließlich zu einem versteckten Eingang. Während des langen Abstiegs verschwindet Toja Hainu spurlos und das Pärchen wird von einem Schwarm blinder Würmer angegriffen. Durch hochfrequente Töne schlagen sie,dank Mironas schneller Auffassungsgabe, die Marswürmer in die Flucht. Ein weiterer Aussetzer ihres Zellaktivators, zwingt Mirona ihrem Gefährten die Wahrheit über ihre gesundheitlichen Probleme zu sagen. Unvermittelt werden sie von einem riesigen Kraken angegriffen, der seine Jungen beschützen will und in Atlan und Mirona eine Bedrohung sieht. Eine neue Angriffswelle von Würmern übersteht der körperlich ausgelaugte Sandkraken nicht. Die beiden Humanoiden können schließlich jeden Wurm vernichten.

Tiefer in der Höhle öffnet sich ihnen eine Grotte, die übersät ist mit Sandrosen. Die sagenumwobene Amber Hainu erwartet das Pärchen und begleitet sie zur Imperatrice Yaghtara Agh’Hay-Boor, die inmitten der Grotte in einer künstlichen Kuppel von Leticron am Leben gehalten wird. Hainu schenkt ihnen Farouqs Sandrose, die durch Kontakt mit Atlans Mutter kurzzeitig eine Kontaktaufnahme ermöglicht. Atlan unterhält sich mit seiner Noni und nimmt emotional Abschied. Eine letzte Berührung seiner geliebten Mutter versetzt Atlan einen leichten Stromimpuls, bevor die Sandrose verweht und das Leben aus Yaghtara endgültig entweicht. Amber Hainu verweht ebenfalls in einem Sandstrudel, als Leticron und der Naat Nos Gaimor die Grotte betreten. Versteckt hinter einer Steinsäule beobachten Atlan und Mirona, wie der Überschwere Yaghtaras sterbliche Überreste detailliert inspiziert und wieder zurück in seiner Festung verschwindet. Nos Gaimor gibt sich völlig unerwartet als Informant der SOL zu erkennen, den codierten Funkspruch empfing das Generationenschiff auf letzten Wunsch der Imperatrice. Der Naat verspricht Atlan eine würdige Bestattung nach allen Traditionen der Arkoniden. Atlan bezeugt Nos Gaimor Respekt und sie trennen sich als Freunde.

Mit ihrer letzten Berührung hat die Imperatrice Atlan eine Karte der unterirdischen Kavernen ins Gedächtnis eingepflanzt. Die sich häufenden Aussetzer des Zellaktivators wecken bei Mirona dunkle Gedanken. Sie dementiert ihrem Partner gegenüber eine seinerseits unterstellte Todessehnsucht. Nach der hitzigen Debatte gelangen die beiden störungsfrei zurück an die Oberfläche des Planeten. Dort werden sie bereits von Idni erwartet, der sich als der geheimnisvolle Verfolger auf dem marsianischen Basar herausstellt. Seine Familie wurde gefangen genommen und er erhofft sich mit der Gefangennnahme eine Auslösung der Geiseln. Beim anschließenden Kampf behält Mirona die Oberhand und knockt den verzweifelten Marsianer aus. Toja Hainu erscheint und klärt sie darüber auf, dass somit alle Prüfungen der Gemeinschaft der Alt-Marsianer bestanden wurden.

Meinung

Im Hintergrund der Kraken mit seinem bedrohlichen, dunklen Schatten. Im Wechselspiel mit einer außergewöhnlichen Komposition von verschiedenen Rottönen. Vorne im Bild der dominante Atlan mit seinem waffenstarrendem Support. Nach dem unansehnlichen Patzer vom letzten Heft, war das diesmal wieder eine Rückkehr zur gewohnten Spitzenklasse.

Keine drei Seiten war der Roman alt, da hatte mich Lucy Guth bereits zum ersten Mal ordentlich hinters Licht geführt. Mehr als ein paar Sekunden war ich fest davon überzeugt, irgendetwas wesentliches in einem der Vorgängerromane überlesen zu haben. Aber von wegen! War doch nur ne doofe Simulation. Schade eigentlich, denn dieser Romanstart hätte gerne auch ein echter Einsatz sein dürfen. Mit dem anschließenden Zellaktivatorproblem war ich sofort auf Betriebstemperatur und der emotionale Atlan-Moment beim Empfang des Funkspruches setzte dem perfekten Auftakt die Krone auf. Sehr geil! Und das alles im ersten Viertel des Romans. Letzte Woche klagte ich noch über den behäbigen Start, das genaue Gegenteil gelang Lucy Guth mit diesem Speedrun.

Pausenlos spannend ging es auch weiter. Sandanzug? Schwimmeinlagen im Wüstensand? Ganz tolle Ideen, noch besser umgesetzt. Der Dune-Vergleich drängte sich mir förmlich auf. Ob letztlich beabsichtigt oder nicht. Oder einfach nur der Tatsache geschuldet, dass der Sci-Fi-Fan eben irgendwie immer die Referenz Dune im Hinterkopf hat, wenn er von Leben und den Kämpfen auf Wüstenplaneten liest. Dieser Roman hätte auch ganz gut ins Herbert’sche Universum gepasst. Ich bin aber sehr froh, dass er im NEOversum erzählt wurde. Ohne Spice, dafür mit nicht ganz so riesigen Sandwürmern.

Die mysteriösen Hainu’s passten genauso perfekt ins Bild wie die Krakenmama, die ihre Jungen bis zur vollständigen Erschöpfung beschützt hat und der naive und verzweifelte Idni bei seiner verzweifelten Aktion. Das Cover wirkt in der Nachbetrachtung etwas irreführend. Impliziert es doch ein aggressives Monster, anstatt eine liebende Mutter. Das wertet das Kunstwerk aber nicht im mindestens ab, passt lediglich nicht zum Kontext.
Amber Hainu hat mich letztlich mit Farouq’s Rosengeschenk heftig zum schlucken gebracht. Hochemotional war dieser letzte Besuch am Krankenbett der Imperatrice allemal, außer man hat ein Herz aus Sand. Alleine die Vorstellung….da überlebst du zehntausend Jahre in Gefangenschaft, nur um zu deinem eigenen Sohn noch einmal Tschüss sagen zu können und dann im Anschluß das Zeitliche zu segnen. Puh…das ging tief ins Mark.

Ein kleines bisschen meckern muss ich aber noch. Etwas nervig fand ich den grotesken Zwist zwischen Perry und Atlan. Es war von vornherein klar, dass sich der Arkonide jeglichen Befehlen widersetzen würde. Vor allem, da es um dessen Mutter ging. Das klärende Gespräch fand erwartungsgemäß per Funk statt, natürlich erst nach der erfolgreichen Flucht. Wer hätte es gedacht?! Über mehrere Kapitel zog sich dieses Schaulaufen der Sturköpfe hin. Mirona’s gesundheitliche Probleme spricht Perry dagegen zwar explizit an, Atlan akzeptiert den halbherzigen Vertuschungsversuch der Liduuri aber ohne weitere Nachfragen. Dieser Part wurde dermaßen kurz abgefrühstückt, dass ich mich fragte, wo der Arkondidensturschädel vom vorangegangen Kapitel denn hier bitte abgeblieben ist. Weiter im Thema Ausgewogenheit muss ich den etwas zu langatmigen Mittelpart anführen. Der Kampf mit den Marswürmern hat mich nur leidlich begeistern können. Ab der Krakenmami-Story hatte mich die Autorin aber wieder fest in ihren Fängen.

Ende gut, alles Guth? Definitiv. Das Finale hat gesessen. Der Naat letztlich als barmherziger Samariter?! Ich war zwiegespalten bis zum letzten Wort. Ob da noch ein Plottwist ansteht. Und bin es immer noch, weil ich es irgendwo für eine Finte von Leticron halte. Rein gefühlsmäßig. War die Imperatrice eine Hellseherin? Was hatte sie gegen den Naat in der Hand, damit er ihr plötzlich aus der Hand fraß? Ich finde es in diesem Fall angebracht, dass nicht alle Fragen beantworten wurden und manches auch wohl unbeantwortet bleiben wird. Somit lässt sich herrlich spekulieren. Über so einiges.

Zitat des Romans

Schluss mit der Knutscherei! Der Chef hat gesagt, es ist dringend, also hopp hopp! Das Teleport-Taxi steht bereit!

gucky

Ein Zitat, zwei Botschaften! Zum einen scheint die kriselnde Beziehung zwischen Atlan und Mirona, zumindest zwischenzeitlich, wieder gekittet. Ganz nebenbei haut die Autorin noch einen kleinen Nebensatz raus, mit der Nachricht, dass Nachwuchs ansteht im arkonidisch-liduurischen Hause. Zum andern kann Lucy Guth eben nicht nur Gucky! Sondern beweist in ihrem dieswöchigen Werk, dass sie auch andere Charaktere mit viel Liebe und Charme erzählen kann.

Wertung und Fazit

Tolle Atmosphäre und konsequent aufgezogener Weltenbau. Mit Atlan und Mirona in erzählerischer Höchstform. Der Weg bis zum Krankenbett der Imperatrice war steinig und schwer, hätte es nicht in dieser Ausführlichkeit gebraucht und sorgte für ein kleines Spannungsloch. Das mit dem tollen und emotionsreichen Finale mehr als ausreichend wieder gefüllt wurde. Wunderschön geschrieben, ein Feuerwerk der Immersion. Ganz ohne Sandanzug versank ich tief in den Schilderungen. Wenn ich die letzten Romane Revue passieren lasse, ist das momentan so etwas wie der Zyklus der Herzen. Alaska Saedelaere’s dramatische Lovestory, Mentro Kosum’s heftige Leidens-und Lebensgeschichte und jetzt noch Atlan’s letzter Abschied am Totenbett seiner Mutter bilden einen krassen Kontrast zu den ausgeprägten Raumschlachten und Zeitreisen der Vergangenheit. Nach dem Kampf der Physik in der vergangenen Staffel ist mir diese Art NEO persönlich deutlich lieber. Für jeden ist etwas dabei, aktuell bekommen die stillen Töne ihre verdiente Komposition. Zwei neue Fragen stellen sich mir nun. Wer sind die Auftraggeber hinter den Überschweren? Und welche Auswirkung mag die letzte Berührung von Atlan’s Mutter noch auf den Arkoniden haben? Das Zyklusfinale rückt näher, der Cliffhanger hat gesessen. Mein sandverkrusteter Daumen zeigt natürlich nach oben.

Review: Perry Rhodan NEO 277: Die schlafende Göttin
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