Handlung

Die Hofzofe Daschkoram wird, völlig überraschend, zur Blume des Raytschats ernannt. Ihre Herrin Mayschwarra überbringt dem Raytschat Antorschok wichtige Informationen, die sie während ihrer Hayscha-Dienste von den Rayt in Erfahrung bringen konnte. Palastdiener Soykascht belauscht währenddessen unfreiwillig eine Verschwörungabsprache zwischen dem hochrangigen Rayt Emeschyn, dem designierten Thronfolger Heltamosch und einer geheimnisvollen Dame. Während eines Besuches der Edeldame Mayschwarra lässt Heltamosch gegenüber Daschkoram Andeutungen fallen, die ihr Mißtrauen erwecken und sie zu Nachforschungen bewegen. Daschkoram verfolgt Heltamosch bis zu einem Schwarzmarkt im Untergrund. Geistesabwesend kauft sie ein Pulver an einem Stand und wird dabei entdeckt. Auf der Flucht stößt sie mit Soykascht zusammen, der auf dem Markt ein Schmuckstück erworben hatte, um das ihn die Palastmagd Latoscha zuvor erpresst hatte. Er ermöglicht Daschkoram die Flucht und schickt Heltamosch geistesgegenwärtig auf eine falsche Spur. Als Heltamosch die Blume wenig später erneut aufsucht, fürchtet sie um ihre Enttarnung. Unnötigerweise, denn der designierte Thronfolger steckt ihr lediglich ein Geschenk, in Form eines Ohrringes an, den er auf dem Nyschatsch für sie erworben hatte.

Aufgewühlt von den Ereignissen streunert Daschkoram nachts durch den Palast und trifft auf den rastlosen Soykascht. Die beiden unterhalten sich lange und vertrauen sich ihr Verschwörungswissen an. Die Blume gibt zu, dass sie ihm ihren Schal mit voller Absicht zu gesteckt hatte, den der Palastdiener seitdem wie einen Schatz hütet. Bevor beide ihrer Wege gehen, schenkt Daschkoram ihm schließlich den Kometenstaub, den sie geistesabwesend auf dem Markt erstanden hatte. Die liebeskranke Palastmagd Latoscha spioniert Soykascht hinterher und deckt dessen Geheimnisse auf. Als Soykascht gegenüber ihr seine wahren Gefühle kund gibt, kommt es zu einem Gerangel mit der eifersüchtigen Furie. Sie stolpert und stürzt über ein Geländer in den Tod. Der Vorfall wird als Selbstmord eingestuft und die Tote zur Tarschtsch erklärt, einer ehrlosen Ausgestoßenen. Soykascht meldet sich freiwillig zur Entsorgung der sterblichen Überreste, um Daschkorams Schal einstecken zu können, der ihm beim Sturz von Latoscha aus der Tasche gerissen wurde.

Daschkoram bittet Antorschok zu einem persönlichen Gespräch, vor Beginn der Vollversammlung der Rayts. Dieser nimmt aber ihre Attentatswarnung nicht ernst, da er sich ausreichend geschützt sieht. Soykascht schaltet seinen Vorgesetzten im Küchentrakt mit Kometenstaubpulver aus und wird, wie von ihm geplant, als Ersatzkellner hochgestuft. Während einer Verhandlungspause will er Getränke in der Raytscha-Loge nachfüllen und erlebt das tödliche Attentat auf Antorschok mit. Bei der anschließenden Massenpanik werden Mayschwarra und Soykascht ebenfalls erschossen. Die Caddron-Vaga werden als Sündenbock vorgeschoben, Heltamosch als neuer Raytscha inthronisiert. Mit der Blume als seine neue Weggefährtin an seiner Seite. Dao-Lin-H’ay trifft sich mit Heltamosch und gibt sich als Auslöserin der Verschwörung zu erkennen. Als Gegenleistung für ihre Dienste erwartet sie von Heltamosch, dass Perry Rhodan um jeden Preis von Payntec fern gehalten werden muss.

Meinung

Chefredakteur Klaus N. Frick hatte in seiner Romanvorstellung bereits einige Worte über das Titelbild verloren. Das Cover zeigt die namensgebende Blume des Raytschats, die allerdings allzu menschlich dargestellt ist. Das soll am Kiosk Einfluß auf Kaufentscheidungen nehmen und deshalb begrüßen uns knallbunte Farben und eine Terrtronerin mit Holoblümchen. Sticht heraus aus der Masse, auf Kosten der Authenzität. Gefällt mir persönlich nicht, hat aber sicherlich auch seine begeisterten Befürworter da draußen, aufgrund der grellen Farbenpracht und der liebreizenden Daschkoram. Nicht nur die Romanverpackung gab mir phantastische Vibes, der Roman begann auch sehr märchenhaft.

Aufgewachsen in typisch yaanztronischen Verhältnissen, eingepfercht mit acht Geschwistern in einem kleinen Raum, kommt Daschkoram über ihre Schwestern zur Anstellung als Zofe am Hofe von Raytscha Antorschok. Und von dort geht es innerhalb kurzer Zeit bis an die Spitze der Beliebtheitsskala. Die Blume erblüht (gewissermaßen!) und manch‘ Zofe erstickt vor Neid. Daschkorams heimlicher Verehrer durchlebt derweil alle Qualen der unglücklichen Liebe. Schlimm genug, dass die arme Socke von der Palastmagd Latoscha erpresst wird, wegen seines drogenabhängigen und chronisch pleiten Bruders. Die liebeskranke Stalkerin macht ihm, aufgrund verschmähter Liebe, erst das Leben zur Hölle und kommt letztlich tragisch zu Tode. Von da an läuft es für den hoffnungslos verliebten Soykascht und es endet wie ein schönes Märchen halt oft endet. Fast alles wird gut, aber irgendwo braucht es halt einen Schuß Dramatik. Interessant ist ein kleines Detail im Zusammenhang: Selbstmord ist in Naupaum die schändlichste Todesart. Selbst Mord und Geburtenkontrolle werden geringer bestraft als misslungene Suizidversuche. Verläuft der vermeintlich letzte Ausweg nach Plan, werden die sterblichen Überreste ehrelos und anonym im Restmüll entsorgt und die Familienehre nachhaltig gebrandmarkt. Die spinnen, die Yaanztroner!

Die ein oder andere Parallele zu Bridgerton kam mir unweigerlich in den Sinn, das Setting lud dazu natürlich ein. Das höfische Intrigenspiel könnte, etwas aufgepeppt, auch in einer Netflix-Produktion für kurzweilige Stunden sorgen. Leider war viel zu früh viel zu offensichtlich, wer hier die geheimnisvolle Verschwörungslady spielt. Mit Dao-Lin-Hay’s vorzeitiger Demaskierung verlor die Geschichte erst einmal ihren Reiz. Welcher weibliche Charakter besitzt bitte sonst Schurrbarthaare und findet Mittel und Wege, in höchsten Regierungskreisen für Unfrieden zu sorgen. Mit wohl dosierten Einflüsterungen und diversen Einflußnahmen?!

Der Otto-Normal-Demokrat ist mit der royalen Szenerie anfangs vielleicht nicht so glücklich. Fünfzig Prozent Roman, ein kleiner Absatz Handlungszusammenfassung. Mehr gab es nicht in Worte zu fassen, denn der Informationsgehalt ging gegen null. Die etwas andere Cinderella-Story gefiel mir dafür richtig gut. Pantoffel wurde gegen Schal getauscht und Männlein gegen Weiblein. Nette Idee mit der umgekehrten Geschlechterrolle, wenn auch mit dem Makel der Vorhersehbarkeit behaftet. Die Lovestory wurde getragen von zwei tollen Einwegcharakteren, die von Lucy Guth in Kapitel 14 „Ein nächtliches Treffen“ wunderschön und liebevoll charakterisiert wurden. Aber Einweg? Tatsächlich? Bei Daschkoram sind zumindest Zweifel angebracht. Aber wie dem auch sei. Der nachtumfassende Dialog wird mir in herzlicher Erinnerung bleiben und wertet den Roman nachhaltig auf. Das dramatische Ende hättes Shakespeare zu würdigen gewusst. Von Aschenputtel bis Romeo und Julia war hier alles geboten, die Mischung aus Märchen und Tragödie enthielt auch einige Komödienelemente. Interessante Mixtur aus kleinen Eastereggs und politischen Anspielungen.

Über die gesamte Distanz konnte mich Lucy Guths neuestes Werk aber nicht fesseln. So sehr mir die Romanze zwischen Daschkoram und Soykascht auch behagt hat, über weite Strecken fehlte das wichtige Element Spannung. Erst in den letzten beiden Kapiteln wurde offensichtlich, um was es dem Exposé letztlich ging. Der König ist tot, lang lebe der König! Warum Antorschok von Dao-Lin-H’ay nicht entscheidend beeinflusst werden konnte und daher erst ein Thronwechsel notwendig war, bleibt eine offene Frage in meinem Notizbüchlein. Die Schwester der Tiefe hatte in der Vergangenheit schon den Überschweren Leticron und die Ceynach-Jägerin Torytrae panisch in die Flucht geschlagen und klar gemacht, dass sie zu spuren haben. Was also hinderte sie daran, Antorschok gleichermaßen zu kontrollieren?

Zitat des Romans

Ich bin Dao-Lin-H’ay. Wir sind sehr zufrieden mit dir Heltamosch.

die schwester der tiefe offenbart, was längst offensichtlich war

Überraschung! Nicht wirklich…. Quasi mit der Schlussseite wird aufgelöst, um was es im Roman eigentlich wirklich ging. Ein perfides Spiel im Hintergrund. Ohne dabei noch überraschen zu können, denn der aufmerksame Leser wusste längst Bescheid.

Fazit und Wertung

Der etwas andere NEO, eine märchenhafte Fantasywundertüte im royalen Gewand. Mit viel Liebe, Schmerz und höfischer Intrigenspinnerei anstatt Raumschlachten, Transmitterreisen und Schiffsdiebstählen. Die yaanztronische Hofpolitik wurde beleuchtet, was längst überfällig war. Die Handlung braucht dafür etwas länger, um in Fahrt zu kommen und verrät leider auch viel zu früh, wer sich für die Verschwörung verantwortlich zeichnet. Falls die frühzeitige Enttarnung von Dao-Lin-H’ay beabsichtigt war, ging der Schuss gewaltig nach hinten los. Der Fokus der Geschichte lag ganz klar auf zwei Charakteren, die mir sofort ans Herz gewachsen sind. Daschkoram und Soykascht wirkten so lebensecht, dass ich mich beim lesen mitten in den prunkvollen Palast und in ihre wunderbaren Dialoge hinein versetzt fühlte. Die Tragödie endet in einer modernen Shakespeare-Adaption. Ich bin mir bewusst, dass dieser Roman höchst unterschiedliche Meinungen hervorrufen wird. Und dafür gibt es gute Gründe. Denn die Geschichte wirkt stellenweise arg gestreckt und inhaltsarm. Erst ganz am Ende überschlagen sich die Ereignisse. Zu viele Seiten, um so wenig zu erzählen. Trotz toller Feelgood-Story mit dramatischem und vorhersehbarem Ausgang. Mein ungekrönter Daumen bleibt neutral, zu schwer liegt mir der Kometenstaub im Magen, den die Schwester der Tiefe mit ihrem Spoiler aufgewirbelt hatte.

Review: Perry Rhodan NEO 287 – Blume des Raytschats
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