Handlung
Perry Rhodan landet mit seinem Team auf dem zweiten Prüfungsplaneten, Parimar, der entgegen aller Mythen lediglich ein trostloser Techno-Planet zu sein scheint. Durch ein Portal betreten sie das Ekklesium und über den beherbergten Transmitter letztlich ein idyllisches Tal. Im Paradies angekommen, werden Rhodan und Gayt-Coor von der Gruppe getrennt, da die Pilger automatisch auf mehrere Refugientäler aufgeteilt werden. Ein mentaler Drang lässt sie im Flyundarium verweilen, bis Perry Verdacht schöpft, dass sie gerade Teil der ersten Prüfung sind. Perry drängt zum Aufbruch und löst mit seinem ausdrücklichen Wunsch das Ticket in die nächste Runde. Danton, Torytrae und Doynschto werden andernorts von einem Batrachen-Angriff heimgesucht, bei dem zahlreiche Pilgerväter und ihre Assistenten sterben. Sämtliche Transmitter wurden von den Pilgerdienern zerstört, um ein weiteres vordringen der krötenartigen Angreifer zu verhindern. Dadurch ist die Gruppe um Torytrae und Danton gezwungen, in den Wald zu flüchten, wo die ohnmächtige Pilgerassistentin Hyunya in einer Felswand den Tod findet.
In Laetia angekommen, werden Perry Rhodan und Gayt-Coor zwischenzeitlich mit einem Pilgerfamulus ausgestattet und versuchen erfolglos, ihre Freunde zu kontaktieren. Über den koppanischen Drogenhändler Kematschyn gelangen sie an die Information, dass seine Ware in den Tälern ihres Ankunftsgebietes angebaut wird. Kematschyn wird beim verlassen des Clubs von einem außer Kontrolle geratenen Drogenabhängigen verprügelt, Gayt-Coor und Perry helfen ihm aus der Patsche. Als Gegenleistung unterrichtet er sie vom Geheimnis der Refugientäler und wie man sie, abseits der Transmitterwege, erreichen kann. Über die Registratur verschafft er ihnen zudem den Standort ihrer Begleiter im Yaumobruch-Tal, als eine Gruppe rauflustiger Einheimischer Rhodan und die Echse mit Schockstäben ausschaltet. Kematschyn stiehlt beide Rabattkristalle und Perrys Datenkristall, auf dem eine enorme Menge sensibler Informationen über die Freihändler gespeichert sind.
Kematschyn wird der eigenmächtige Diebstahl der Rabattkristalle zum Verhängnis, obwohl seine Ioschta Muytschyn ihm das deutlich untersagt hatte. Sie werden von den Raytaren geortet und es gelingt Muytschyn, die Kristalle los zu werden. Kematschyn führt seine Chefin zu einem alten Ernteareal, wo sie einen unterirdischen Transmitter betreten. Nach wilder Fahrt durch ein Kriegsgebiet, wo sich raytarische Spezialtruppen mit Batrachen bekämpfen, gelangen sie zum Hausboot von Onkel Adak. Kurz nach der Ankunft werden sie von Batrachen angegriffen und verschleppt. Andernorts finden Perry und Gayt-Coor nach abklingen der Schockwirkung einen bereitwilligen Helfer. Pilgervater Jetaynnyn stellt ihnen neue Rabattkristalle aus und lädt zusätzlich den Standort ihrer gestohlenen Objekte auf den Pilgerfamulus. Eine Erntebeaufsichtigerin lässt sich mit Kuschtas überzeugen, ihnen Zugang zum Yaumobruch-Tal zu verschaffen.
Dort treffen sie endlich wieder auf ihre Freunde, die vom Berggipfel aus das Tal ausfindig machen konnten. Es gelingt ihnen, einen Batrachen zu retten und Perry kann ihn schnell von ihrer Friedfertigkeit überzeugen. Dieser bringt sie daraufhin zur Anführerin des Krötenvolkes, Nummer Null. „Weltenfresser“ Doynschto muss als waschechter Yaanztroner mit Torytrae vor der Türe warten, als plötzlich Kematschyn, Muytschyn und Onkel Adak in Fesseln vorgeführt werden. Nummer Null erläutert ihnen, dass sie Gentechnologie beherrschen und sich nur gegen die Invasoren verteidigen, die immer weiter in ihre Brutstätten vordringen. Perry verhandelt eine Kompromisslösung. Die Batrachen verändern künftig ihre Pflanzen dahin gehend, dass die Suchtwirkung des Galant wegfällt und die Yaanztroner sollen im Gegenzug die Flusstäler meiden. Die beiden drogensüchtigen Dealer rebellieren gegen diesen Vorschlag und werden von den Batrachen eingesperrt. Onkel Adak verhilft den beiden zur Flucht, steckt ihnen aber auch ein Ortungsgerät an. Perry nimmt mit seinem Team die Verfolgung auf. Die Raytaren fangen die Ausreißer aber vor ihnen ein und bringen sie in die Pilgerzentrale. Um seine Haut zu retten erklärt sich Kematschyn bereit, dem Konklave Bericht zu erstatten, was die Batrachen mit Perry geplant haben.
Währenddessen verschafft Onkel Adak der terranischen Abordnung einen Transmitterdurchgang in die Pilgerväterzentrale und verlangt nach Pilgervater Jetaynnyn, dem Kartelloberhaupt. Torytrae verschafft sich Zutritt zum Konklave und stellt die sechs höchstrangigen Pilgerväter zur Rede. Beim anschließenden Fluchtversuch von Muytschyn wirft sich ihr Onkel Adak entgegen und beide sterben dabei. Die Yuloc und Perry handeln schließlich gegen ihr Stillschweigen aus, dass sie alle die Sigille für die Weiterreise nach Payntec erhalten. Der letzten Station des Peregrosch.
Meinung
Gayt-Coor beehrt uns nun schon zum zweiten Mal auf dem Titelbild und mir fällt fast vor lachen die Schnabeltasse aus der Hand. Falls der Petraczer gefährlich wirken sollte, geschenkt! Die Proportionen machen das Echsenwesen eher zu einem Tabaluga, denn einem gefährlichen Tyrannosaurus, der er er ja laut Exposé sein soll. Als Hintergrund hätte ich mir das Flyundarium oder zumindest ein Refugiental sehr gut vorstellen können. Stattdessen Tristesse pur. Ein paar Steine und sonst nichts was auch nur in geringster Weise der blühenden Vegetation entspricht, die im Roman vorherrscht. Ich bin nur so mittelmäßig angetan und hänge das Titelbild ans untere Ende der Staffeltabelle. Anders als das Cover suggeriert, geht es ganz gemütlich im wunderschönen Garten Eden los. Und damit auf zur Romanbesprechung. Die Handlungszusammenfassung lässt es vermuten, hier muss viel besprochen werden.
Adam und Eva im Paradies und dazu eine Goortfrucht. Moment, falscher Film. Diesmal nämlich ohne Bioapfel und bitterböse Schlange. Die Schöpfungsgeschichte, neu interpretiert. In den Hauptrollen eine Echse und ein Mensch. Gayt-Coor und Perry, der voller Genuss in die himmlische Frucht beißt. Auf starkes Drängen seines Wirts Hayvatschyt, der seine teuflischen Einflüsterungen mit Erfolg einbringt. Mein erster Gedanke? Das war eine Prüfung und Perry hat’s mächtig verbockt. Nochmal Glück gehabt, dass keine höhere Macht aus den Wolken nach unserem Titelhelden gerufen hat. Dafür regnete es alsbald Kröten vom Himmel, anstatt Heuschrecken. Selbst die Plage aus dem Alten Testament wurde geringfügig abgewandelt, der Bibelbezug war natürlich erneut ziemlich offensichtlich. Sodom und Gomorra halten dann Einzug, als die beiden in Laetia eintreffen.
Nach dem mystisch spannenden Start, wurde die Erzählung rund um Laetia in seichtere Gewässer umgeleitet und versandete alsbald komplett. Auf gings zum Sightseeing und zur Spurensuche auf dem großen Markt. Ähnliches bekamen wir bereits zuvor erzählt, beim Auftritt von Saddrayasch und ihrem geschenkten…… na gut, geklauten Ticket ins Glück. Hat mich deshalb auch nicht mehr so vom Hocker gerissen, da es sich wie eine alte Konserve las. Dafür gab es sehr viele lustige Reminiszenzen auf die terranische Lebensweise im 21. Jahrhundert. Adblocker und goldenes M findet man also auch auf Parimar. Komasaufen und Wasserpfeife sind offenbar ein intergalaktischer Zeitvertreib. Andere Galaxien, gleiche Sitten. Das waren jetzt lediglich ein paar Beispiele, die geballte Masse an Anspielungen nahm fast apokalyptisches Ausmaß an. Mir gefiel die Adaption des terranischen Alltags, an das Pilgerleben auf Parimar, überwiegend gut. Stellenweise war mir die Vermenschlichung aber zu dominant und erinnerte stark an die Ursprünge der Serie. Eric Manoli hatte auf Topsid auch mit übertrieben terranisch denkenden und handelnden Echsen zu tun.
Die Storyline rund um Onkel Adaks Hütte wirkte auf mich komplett fehl am Platz. Onkel Adak selbst kam als Charakter erst spät richtig zur Geltung, dann aber mit enormer Wichtigkeit und dramatischem Ende. Stark extrovertierter Kerl, der vorher wie ein schüchterner Schuljunge auftrat und einfach mal gar nichts zum Geschehen beitrug. Da fehlte der charakterliche Feinschliff. Die Handlung zog sich spätestens ab der Flusstalepisode wie Kaugummi. Wirkte alles wie ein kostengünstig finanzierter, völlig überladener Roadmovie/Boatmovie, wo der völlig überforderte Regieassistent ständig von seinem bekifften Chef übernehmen musste. Der tolle und enorm umfangreiche Weltenbau reichte nicht, um die Leere zwischen den Zeilen zu füllen. Auch wenn ich mich richtiggehend in die Flora und Fauna des Planeten hineinfühlen konnte. Da wiederum sammelte der Roman Pluspunkte. Auch hinsichtlich unseres französischen Imports.
Dantons Charakterdarstellung gefiel mir nämlich mal wieder außerordentlich gut. Nachvollziehbar, dass sich der abgehärtete Franzose durch seine Jugenderlebnisse nicht so leicht aus der Puste und Ruhe bringen lässt wie der introvertierte Doynschto. Der Yaanztroner verehrt Danton förmlich, weil dieser sich in der Wildnis so wacker schlägt. So ein Revolutionär hat halt einen gewissen Durchhaltewillen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich Doynschto unterstellen, dass er noch viel genauer in Richtung Danton schielt. Und sei es nur wegen seines attraktiven Yaanztronerkörpers. Aber da war ja eingangs eine kleine, verräterische Zelebralpflegerin, die ihm gehörig die Ohren verdreht hat. Wer weiß, vielleicht steht Doynschto ja auch auf unterschiedlich behaarte Bäuche…
Das Batrachenvolk, dass das Wort Kompromiss bisher nicht kannte und die Drogenpflanzen für den Erhalt des Ökosystems essentiell benötigt, trifft auf yaanztronische Invasoren, die durch die Überbevölkerung ihrer Planeten auf den Lebensraum angewiesen sind und zudem wirtschaftlich vom Galgant-Anbau profitieren wollen. Perry Rhodan steht als Kompromisshelfer bereit und rettet die Situation. Der Einwurf mit der Gentechnologie flog tief in den Torraum des Gegners hinein und hat ordentlich Kreativpunkte abgestaubt.
Die beiden Botschaften des Romans ließen sich sehr viel Zeit. Botschaften? Ja, es gab sogar deren zwei. Zum einen ist Krieg niemals eine Lösung, unter keinen Umständen. Jeder muss Kompromisse eingehen, dann ist ein friedliches Zusammenleben möglich. Zum anderen zeigt sich, dass übermäßiger Drogenkonsum nicht nur schädlich ist, sondern auch tödlich enden kann. Um sich helfen zu lassen, muss man selbst das Ruder herum reißen und den ersten Schritt wagen. Dann ist alles möglich, auch die Wendung zum Guten.
Ein echtes Ärgernis stellten für mich die überhäuften Zufälle und utopischen Spekulationen dar. Unzweifelhaft ein probates stilistische Mittel, die Handlung voran zu treiben. Aber in dieser Anhäufung schlichtweg zu viel des Guten. Gefangene entkommen in schwer bewachtem Gebiet, das zuvor kein Außenstehender je zu Gesicht bekommen hatte. Perry überzeugt zwei gnadenlose Erzfeinde von Waffenstillstand und friedlichem Zusammenleben. Und das in LIchtgeschwindigkeit. Er mischt sich zudem in Politik ein, ohne zu diesem Zeitpunkt die Drahtzieher im Hintergrund zu kennen. Perry wusste weder vom Kartell der Pilgerväter, noch von den wahren politischen Strukturen auf Parimar, um ernsthaft Versprechungen machen zu können. Die Batrachen sind also entweder tödlich naiv oder intelligenztechnisch doch niedriger anzusiedeln, als ich ihnen persönlich zugestehen würde. Nein und nochmals nein! Viele gute Ansätze, aber zu viel Wunschdenken, zusammenhanglose Storyfäden und damit massig offenen Baustellen am Ende.
Zitat des Romans
Kopflos ist keine Schande!
guillotine-Opfer danton zu gayt-coor, der den pilgern blindheit aus vorfreude und kopflosigkeit vorwirft
Wertung und Fazit
Eine paradiesische Schnitzeljagd mit starken und wichtigen Botschaften, beeindruckendem Weltenbau und vielen schönen Reminiszenzen. Aber auch ein Roman, der sich über weite Teile zog wie Kaugummi und mehr verwirrte, als Klarheiten brachte. Perry Rhodan und Gayt-Coor wurden zum Clubbesuch nach Las Vegas eingeladen, durften ein wenig im Paradies flanieren, zur Drogenberatung in einen Club, nach langem Vorgeplänkel etwas Boot fahren und auch mal kurz in die Actiontüte greifen. Inklusive diplomatischer Mission, die natürlich zum Wohle aller in null Komma nix gelöst wurde. Wohingegen die andere Gruppe das Abenteuer ihres Lebens hatte. Torytrae und ihre neuen Freunde kämpften sich durch fremde Täler, sahen dem Tod in die eiskalte Fratze und lieferten sich mit vermeintlich unintelligenten Batrachen ein deftiges Gemetzel. Was hört sich spannender an? Genau! Leider war die Handlung um Torytrae und Kompagnons seitenanteilsmäßig eher bescheidenen Ausmaßes. Zum Ende überschlagen sich dann die Ereignisse und es wurde alles aufgeholt, was zuvor nicht erzählt wurde. Auch wieder im Rekordtempo. Somit wirkt der Roman komplett unvollendet und unrund. Sind wir ehrlich! Pilgervater Jetaynnyns wahre Idendität konnte man sich mit dem Romantitel und nach ein paar Seiten selbst zusammen reimen. Ein okay Roman, mehr auch nicht. Mein garantiert cleaner Daumen droht ernsthaft, ins Refugiental abzurutschen.
Die neue Staffel NEO (ab 28. Oktober 2022) trägt übrigens den Namen „Revolution“. Ich würde ja fast darauf wetten, dass sich unser Roi doch noch um Kopf und Kragen redet. Was er bislang, wenn auch mit viel Glück, vermeiden konnte 😉 Noch ist es aber zu früh zum spekulieren, zu viele Seiten wollen noch gelesen werden bevor der rote Faden hoffentlich zum Pulli wird. Aber der Staffelname lässt mich schon mal begeistert aufhorchen. Wie geht es euch damit? Seid ihr schon voller Vorfreude oder wollt ihr erst mal abwarten was da noch kommt? Gerne dürft ihr auf der Homepage oder in Social Media kommentieren. Auch wenn ihr etwas anders seht als ich in meiner Rezension. Oder wenn ihr einfach nur ein paar ergänzende Gedanken los werden wollt. Ich freue mich! Hört auch gerne rein in unseren Radio Freies Ertrus NEO – PodCast, Bianca und meine Wenigkeit besprechen darin monatlich die beiden neu erschienen Hefte. Einfach den Podcast auf unserer Homepage abonnieren oder auf den Podcatcher eurer Wahl downloaden