Handlung

Vergangenheit: Der Junge Laumae fällt im australischen Outback vom Himmel, ohne seine Herkunft und seinen Namen zu kennen. Er wird von seinen künftigen Pflegeeltern gefunden und stellt bei einem Ausflug fest, dass er unbewusste Parakräfte besitzt. Erst nach und nach erinnert er sich an seine Mission, die ihm von einer unbekannten Macht eingegeben wurde. Perry Rhodan muss sterben! Um mehr über sich selbst zu erfahren, reist er zum Uluru und nimmt das Angebot des Anangu Gurumarra an, der ihm zwei Jahre zuvor Unterstützung bei seiner Selbstfindung angeboten hatte. Der Anangu entfesselt die Kräfte von Laumae und dieser lässt einen gewaltigen Feuerball entstehen. Als dieser verpufft, bleibt ein schwarzer Nebel übrig, den Laumae als Traumasche bezeichnet. Gurumarra sieht in einer Vision das Ende der Welt und das Ende der Traumzeit voraus, wenn Symaios eintritt. Der blauhaarige Junge verspricht ihm, dass er dies zu verhindern gedenkt, um die Tjukurpa zu retten. Laumae hatte einen Mietgleiter benutzt, den er vor Ort an den nächsten Nutzer hätte übergeben sollen, was aufgrund des längeren Aufenthalts in den Uluru-Höhlen in Vergessenheit geriet. Er gerät am Fahrzeug in Konflikt mit einem Menschenhändler und seinen Begleiterinnen, die Laumae mit einem herbei geträumten Handstrahler außer Gefecht setzt. Doch dieser lässt die Schmach nicht auf sich sitzen und verfolgt den Jungen zu seinem neuen Wohnort, wo er ihn entführt. Ein weiterer Zero-Traum zaubert einen Okrill herbei, der den Entführer tötet. Der durch den Einsatz seiner Kräfte völlig ausgelaugte Laumae erwacht im Krankenhaus und stellt fest, dass der Zwischenfall ungeahndet geblieben ist. Dort erfährt er über die Medien von Perry Rhodans nächstem öffentlichen Auftritt auf dem Mond.

Gegenwart: Perry Rhodan hält auf Luna einen Vortrag vor Studenten. Ein harmloser Sicherheitsvorfall beansprucht dennoch seine Aufmerksamkeit, weil ein schwarzer Nebel um die Stelle eines gescheiterten Attentats wabert. Perry berührt die Schwärze und wird in einen Strudel voller dunkler Visionen gerissen. Ein Roboter nimmt Perry und Thora auf der Geburtstagsfeier von ihrem Sohn Thomas unter Beschuss, aber Gucky teleportiert beide in Sicherheit. Der Spiegelsaal von Schloss Versailles wird dabei zerstört. An der Absturzstelle berührt Thomas die dort erneut auftretende Traumasche und wird in einen Strudel aus bösen Erinnerungen gerissen, die auch seinen Gedankenbruder Roi betrifft. Thomas reist mit einem Sonnenkreuzer in die Chromosphäre der Sonne. Um mit Eric Weidenburn, Douc Langur und Icho Tolot auf der STAC nach Gründen für die beiden bisherigen Attentatsversuche zu forschen. Mit schnellen Ermittlungserfolgen gelangen sie dem blauhaarigen Jungen auf die Spur.

Bei einem Besuch auf der SOL werden Perry und Thora von der STAC kontaktiert, dass ein Angriff unmittelbar bevorsteht. Zero-Träumer Laumae/Primat hetzt dem Ehepaar einen übergroßen Haluter auf den Hals. Kurz bevor Perry Rhodan von dem Angreifer getötet werden kann, verschwindet dieser in rauchiger Schwärze. Die Schlinge um Laumae zieht sich zu, aber er kann entkommen. Perry Rhodan kontaktiert Atlan, um dessen Hilfe zu ersuchen und die Erde aus dem Fokus des blauhaarigen Jungen zu nehmen.

Meinung

Es ist ja nicht allzu schwer, mit Band Eins der neuen Staffel gleich das beste Titelbild zu stellen. Allerdings bin ich sehr guter Dinge, dass dieses geniale Cover auch am Ende der Staffel noch auf dem Treppchen stehen wird. Laumae ist Dirk Schulz unfassbar gut gelungen, der nicht minder tolle Hintergrund zeigt Uluru hinter einer Gewitterwand. Perfekt. Besser geht es meiner Meinung nach nicht. Reiht sich auch irgendwo in meinen Allzeit-Favoriten mit ein. Ich konnte mich nicht satt sehen. Eigentlich…

… denn ich wollte ja auch unbedingt schnell erfahren, wer dieser auffällige Junge mit den blauen Haaren denn nun ist. Glücklicherweise werden wir von Olaf Brill ausführlich informiert. Nach knapp vierzig Prozent konnte ich den Roman endlich mal ganz kurz zur Seite legen, um die ersten Zeilen hier zu tippen. Ich denke das spricht für sich. Die erste Reminiszenz galt unzweifelhaft der langlebigsten Fernsehserie der Welt, den Simpsons. Die gute Marge holte den blauhaarigen Laumae mit einem lackgeschädigten, zerbeulten roten Gleiter ab und nahm ihn trotz seiner unbekannten Vergangenheit liebevoll in die Familie auf. Ein zitierter Song von David Bowie handelt von Diamond Dogs. Wer denkt da nicht sofort an Stella Michelsen, die verstorbene Frau von Reginald Bull!? Und ein gewisser Algot spielte mal wieder Kedälium, die Lieblingssportart von Ruben Wickenhäuser innerhalb der NEO-Serie. So schön. Hat mich von Anfang an in einen Wohlfühllesemodus versetzt und nicht mehr los gelassen.

Neben einem vorzüglichen Humor wurde auch mit Sense of Wonder nicht gegeizt. Die Reise von Thomas/Roi in die Chromosphäre der Sonne ließ mich innerlich schwitzen. Für mich war das ein sehr intensiver Sonnenbesuch in erster Reihe, nebst heftigem Lachanfall. Den geschockten Gesichtsausdruck von Roi hätte ich nur zu gerne gesehen, wäre er denn noch stofflich gewesen.

Nun aber zum neuen Hauptantagonisten Laumae alias Primat alias Splitter Catrons?!? Diese Vermutung hege ich nämlich. Er fiel über Australien vom Himmel und der Beschreibung nach könnte es sich durchaus um die Überreste der Kugel handeln, die vom Jetstream Powehis Richtung Milchstraße geschossen wurde. Dazu passt auch, dass er von seinem bösen Gedankenzwilling zum Mord an Perry Rhodan gedrängt wird. Als wenn sich die aufgesaugten Scherben von Catron nach und nach in Primat manifestieren würden, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht die komplette Macht über den gesamten Körper besitzt. Wäre auch wieder eine Parallele zur Erstauflage, wo man die Fragmente von ES als zyklusumspannende Quest, wieder zusammenführen möchte.

Olaf Brill ist eine herausragend gute Charaktereinführung mit Laumae alias Primat gelungen. Sein Werdegang erinnerte mich frapide an Sid Gonzales. Der begabte Teleporter hatte ebenfalls einen Großteil seiner Leibesfülle eingebüßt, als er in den Anfangszeiten der Serie seine Fähigkeiten überstrapaziert hatte. Mit jedem Teleportersprung wurde er zusehends schlanker, bis er irgendwann komplett ausgemergelt war. Anders als in der Erstauflage büßen die Mutanten, mit aktiver Nutzung ihrer Fähigkeiten, stark an Ausdauer ein. Bis hin zur vollständigen Erschöpfung, wie Gucky oftmals am eigenen Körper zu spüren bekam. Zudem hatte der Waisenjunge Sid in John Marshall und Sue Mirafiore auch seine Ersatzfamilie gefunden, die ihn trotz seiner unbekannten Herkunft und all seiner Schwächen unmittelbar ins Herz geschlossen hatte. Ich hatte beim Lesen häufiger Erinnerungsschübe an die Anfänge der Serie. Ganz lieben Dank dafür.

Selbst die äußerst zügigen Ermittlungserfolge von Weidenburn und seinem Team kaufte ich dem Autor ab. Von einer Desintegratorscheibe sofort auf den Standort des Jungen schließen zu können, wurde einigermaßen plausibel erläutert. Weidenburn hatte auch in der Folge immer den richtigen Riecher. War dann so unterm Strich eine Idee zu einfach, Laumae ausfindig zu machen. Aber okay. Die PR-trächtige Reise des Rhodan-Ehepaares führte zu jeglichen Schauplätzen, die irgendwie mit eingebaut werden mussten, um die Leserschaft auf Stand zu bringen. Geschickt gemacht. Schreibstil und Duktus von Olaf Brill gefällt mir seit jeher so gut, dass seine Geschichten direkt in den Kopf fließen und dort auch gewöhnlich noch eine längere Zeit für wohlige Erinnerungen sorgen. Somit hatte ich wieder mal nichts gravierendes auszusetzen. Dachte ich zu diesem Zeitpunkt.

Nach diesem Brett von Staffelauftakt hatte ich mich ehrlicherweise schon händereibend auf ein Schmankerl-Finale vorbereitet. Ein gewaltiges Uff hätte ich mir erhofft, heraus kam dann ein lautes Puff. Im wahrsten Sinn des Wortes. Denn die blauhäutige kleine Plage verschwand spurlos und riss auch noch den armen Gucky mit ins letzte Trauma des Tages. Nuja… ehrlicherweise ist das nicht ganz so meine Definition von einem Knallerfinale. War das wieder mal dem Heftumfang geschuldet? Ich vermute es. Für mich las es sich so. Diese abrupten Enden sind wahrlich keine Überraschung mehr, wenn man schon ein paar Jahre NEO liest. Ändert aber nichts daran, dass ich mich nicht daran gewöhnen möchte. Zumindest gab es noch eine Information, die meine Eingangsthese stützt. Laumae und die Stele interagieren miteinander auf Psi-Ebene. Catron lebt also wirklich noch? Oder ist es möglicherweise Peregrin, als dessen etwas größerer Splitter?! Scherbe. Wasauchimmer. Der war ja auch nicht wirklich tot. Sondern ist nur mit seiner Wurstfingerfestung ein wenig durchgeschüttelt worden. Mit offenem Ende. Ich bin mal gespannt, ob sich irgendwas davon bewahrheiten wird, oder ob mir das Exposé grinsend eine lange Nase dreht. Zumindest eines ist gewiss: Atlan ist zurück! Im übernächsten Band. Da freu ich mich schon drauf, welchen Einfluss Arkon im Kampf um Perry nehmen kann.

Zitat des Romans

Die Symaios kommt, das Ende von allem! Und ich bin der Einzige, der sie aufhalten kann!

die hauptquest für die neue staffel in einem satz zusammengefasst!

Fazit und Wertung

Olaf Brill beginnt die neue Staffel so gut, wie die alte kurz zuvor geendet hatte. Mit einer immens stark erzählten Geschichte über den staffelnamengebenden Blauhaarjungen, dessen Kurzbiographie und Werdegang mir sehr ans Herz ging. Multipersönlichkeit Laumae/Primat erlebte ein spannendes Abenteuer im australischen Outback, inklusive kulturellem Tiefgang und einer spannenden neuen Psi-Kraft, die entwickelt werden wollte. Seine vielen persönlichen Höhen und Tiefen durchlitt ich gerne mit, denn das war erzählerische Spitzenklasse und hat mich durchweg gut unterhalten. Nebenbei wurden interessante Schauplätze im SOL-System, wo sich während der M87-Reise von Perry Rhodan und Co. Wissenswertes ergeben hatte, unaufdringlich angenehm in Nebengeschichten bereist. Was wörtlich zu nehmen ist, denn die Öffentlichkeitsarbeit des Rhodan-Ehepaars wurde hierfür geschickt als “Was bisher geschah…” genutzt, um die Leserschaft ausreichend über wichtige Vorkommnisse zu informieren. Nach nahezu einhundert Prozent Knallerroman verpuffte das Grande Finale zum abrupten Stimmungskiller, da hatte ich mir deutlich mehr erhofft. Aber wir wissen ja, wie das mit diesem Heftumfang so ist, gelle? Doofe Kapitelnamen sind zur Zeit Podcastthema Nr. 1 bei unserem Radio und hinderten mich hier nachhaltig bei meinen Recherchen zu weiteren Meckereien. Aber es blieb beim Versuch, ein wenig was hatte ich dann doch noch auf dem Spickzettel. Weidenburn agierte für mich ein wenig zu professionell als Detektiv. Als Super-Holmes, der im Null-Komma-Nichts die richtige Spur gefunden hatte. Dennoch gelang es dem Autor, mir diese Geschichte glaubhaft zu vermitteln. Letztlich waren es also mal wieder nur kleine Störfeuer, die mich kurzzeitig ablenken konnten. Olaf Brill darf fünf von fünf Intensiv-Color-Haarkuren an Laumae überreichen. Toller Staffelstart!

Review: Perry Rhodan NEO 330 – Die neue Macht
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3 Gedanken zu „Review: Perry Rhodan NEO 330 – Die neue Macht

  • 10. Juni 2024 um 08:24 Uhr
    Permalink

    Volle Zustimmung. Das war dann wohl mal nichts. Ich hätte es anfangs nicht so hart formuliert, aber wo Du recht hast …

    Antwort
    • 10. Juni 2024 um 08:27 Uhr
      Permalink

      Mist, falscher Roman. Ich meine natürlich die 331.

      Antwort
      • 14. Juni 2024 um 17:46 Uhr
        Permalink

        Dachte ich mir, dass du da den anderen Roman gemeint hast 🙂
        Ich finde, dass der Fokus und die Logik schon seit längerer Zeit ein riesiges Problem von R.W. sind. Das ist mir in seinen ersten NEOs nicht so extrem aufgefallen. Möglicherweise auch deshalb nicht, weil er mit seinen lebendigen Geschichten einfach mehr überzeugen konnte. Zu einem früheren Zeitpunkt war ich ein großer Fan. Mittlerweile bange ich, dass es nicht wieder ein Zeitfresser wird, wenn sein neuestes Werk erscheint. Ich gebe aber nicht auf. Der nächste wird wieder genial!

        Antwort

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