Handlung
Die MAGELLAN tritt mit der HITSCH DA NAVAL ESTOSCH in Kontakt und empfängt ein Hilfegesuch vom Hamamesch Jamels. In einem durch mutierte Granulen gefährlichen Raumsektor sollen die Terraner Krynomis aus einem havarierten Basar retten. Die durch ihren Flaschengarten dafür prädestinierte MAGELLAN erhält von Thora schließlich die Freigabe für eine Rettungsmission. Die besonderen Verhältnisse in M33 lassen Eidolon wieder die Oberhand über Aveline Celestaris gewinnen. Sud gelingt es, Aveline zu imprägnieren, woraufhin Eidolon sich als nützlich beim Entsorgen von Rubor erweist. Mit einer Korvette setzt das Einsatzteam auf den Kontor TROSKOM über, wo ihr Evakuierungsziel Krynomis aufzufinden sein soll.
Beim Durchstreifen des Kontors tauchen plötzlich kranke Hamemsch aus den Schatten auf und entführen Jamels. Sie finden ihn in einem Tempel gefesselt, nachdem die Gruppe einen Tierangriff im Gehege eines Parkes überstanden hatte. Der schwarze Stein seines Halsschmuckes gilt den Entführern als Heiligtum und Jamels möchte dieses Chschto, seinen Seelenstein, unbedingt zurück. Die Rückholaktion gelingt. Beim Vorstoß ins Herz des Basars überanstrengt sich Aveline beim Freisetzen von Eidolon und wird bewusstlos. Der Arkonide Tibur hat ein Auge auf die Umbrakinetin geworfen und flüchtet mit seiner bewusstlosen Angebeteten aus dem provisorischen Lazarett. Aufgrund einer Überdosis Oxypamin, das in Ilixier vorhanden ist, droht dem überdrehten Arkoniden bei Nichtbehandlung der Tod. Als die Verfolger schließlich fündig werden, tritt ihnen der Stalker Tibur in den Weg und droht, sich mit Aveline in den Rubor zu stürzen. John Marshall gelingt es zu Aveline durchzudringen und entfacht in ihr das Quäntchen Selbstvertrauen, Eidolon kontrolliert zu entfesseln. Das Schattenwesen tötet Tibur und die folgende Evakuierung des Nakken Krynomis gelingt. In einer Notoperation gelingt es dem Trio Eidolon, Sud und Aveline, Krynomis vom Rubor zu befreien. Allerdings stirbt der geschwächte Nakken dennoch, aber erlöst von seinen Leiden und in Dankbarkeit an seine Retterin. Die Terraner steigen daraufhin in der Gunst der Hamamesch und werden auf die Heimatwelt der Nakken eingeladen, wo ihnen Jamels Antworten auf ihre drängenden Fragen verspricht. Perry Rhodan nimmt das Angebot an und erhält die Koordinaten des Zielgebietes, das nur über einen schwer zugänglichen Korridor angeflogen werden kann, was einen weiteren Höllenritt verspricht. Doch die drängendsten Fragen sollen ihnen dort von befugtem Personal gegeben werden können, woraufhin der Anflug beginnt.
Meinung
Unverkennbar Jamels mit seinem Chschto. Könnte aber auch eine Figur aus Guardians of the Galaxy darstellen, die als Gangsta Rapper Karriere gemacht hat und nun erhobenen Hauptes und mit einer gewissen Grundarroganz auf die NEO-Leserschaft herab schaut. Im Hintergrund des dieswöchigen Titelbildes erkennt man eine Lagerhalle mit diversen Artikeln eines Basars. Farblich gänzlich in Goldtönen gehalten, passt die prominente Schneckenfigur gut ins Bild. Was mir romanübergreifend sehr gut am Cover gefällt, ist, dass es sich optisch stark von den sonstigen Werken der laufenden Staffel unterscheidet. Daumen hoch.
Und so schnell ging der auch nicht mehr runter. Endlich, in Band 7 von 10 und nach fast 1000 Seiten Imprint-Handlung, trifft die Entourage um Perry Rhodan persönlich auf die rätselhaften Hamamesch. Die ganz anders als erwartet kein unbefugtes Eindringen in ihr Territorium unterstellen, sondern die Terraner stattdessen sogar um Hilfe anflehen. Eigentlich eine gute Möglichkeit, aus dem drängenden Wunsch der Schneckenwesen Profit zu schlagen und ein paar Bedingungen auszuhandeln, die mindestens einen erheblichen Informationsgewinnung beinhalten. Keiner aus der Führungsriege der MAGELLAN zieht das in Betracht und vertraut wohl auf die erwartbare Dankbarkeit der Hamamesch, nach erfolgreich absolviertem Bergungseinsatz. Sud wird endlich wieder zu einer wichtigen Handlungsfigur und bewirkt mit ihren Fähigkeiten schier Unglaubliches. Sie imprägniert Aveline Celestaris. Alles ganz jugendfrei, keine Sorge! Kenn ich so bisher nur aus dem Outdoor-Geschäft. Allerdings ist der Begriff sehr gut gewählt für die Wirkungsweise der Mentamalgam-Behandlung. Der wissenschaftliche Unterton liest sich angenehm unaufdringlich und erklärt die physikalischen Gegebenheiten vor Ort in verständlichen Worten. Vor allem die außergewöhnlichen farblichen Umschreibungen von Rubor fand ich erfrischend einfallsreich. Ein Gataser wäre vor Stolz geplatzt.
Suds Intarsium und dessen unheimliches Update, sowie der Hamamesch-„Erstkontakt“, ergaben für mich zusammen schon einen Uff-Moment. Spätestens mit Ankunft auf der TROSKOM bildete sich ein neues Spannungshoch und Weltenbauministerin Guth legte eine ordentliche Schippe kleiner Uffbausteine nach. Kranke Hamamesch, Entführung von Jamels, schleimige Brocken in Röhren auf Kinderspielplätzen (kennt jemand den Splatter-Schocker Playground von Aron Beauregard? Hier gab es die Ultraleichtversion davon). Weiter ging es an Energiewänden an einem Gehege entlang, hinter denen ein „schrecklich zugerichteter Kuhkadaver“ mir harte Jurassic Park Vibes gab. Der anschließende Kampf auf Leben und Tod setzte Kapitel 11 die bisherige Kapitelkrone auf. Pünktlich zur Buchhalbzeit gibt es diese Woche das Prädikat: Lesenswert mit Aussicht auf starke Gefühle.
Aveline und Tibur. Falsche Signale oder introvertierte Zurückhaltung? So sicher war ich mir da nicht. Nach der spektakulären Käfiglandung und einem zeitweisen Happy End, gab es zwischen den beiden peinliche Schweigemomente nebst distanziertem Teenagerverhalten. Das Chschto von Jamels erinnerte mich zum einen an eine Voodoo-Puppe, weil der Hamamesch bei Vernichtung des Seelensteins gewisse Befürchtungen äußerte. Zum anderen hegte ich den Verdacht, dass der Stein im Inneren eine parusieähnliche Wirkung auf den Träger haben könnte. Wie ein alter, um den Hals gehängter Zellaktivator. Mit ähnlichem Einfluss aber anderem Ergebnis. Richtig stark erzählt finde ich die Erklärung für Tiburs extrem überfürsorgliches Verhalten gegenüber seiner Angebeteten. Dabei wird ein leichter Stromschlag aus der Einkaufsmeile rückwirkend von Lucy Guth als Grund genommen. Die in Band 1 letztmals erwähnten Ilixiere finden endlich wieder eine Bedeutung. Uff-Moment Numero Due. Hervorragendes Storytelling!
Tibur ist also ein Stalker! Zuvor tendierte ich noch eher in Richtung potentieller Vergewaltiger, wie es der unfreiwillige Käfigaufenthalt zumindest offen ließ. Das eine schließt das andere aber ja nicht aus. Letztlich stirbt der Arkonide sowieso, was moralisch äußerst unterschiedlich aufgenommen werden kann. Wie sich letztlich Aveline, mit Hilfe von John Marshall, aus der Bewusstlosigkeit erhebt, wurde ebenso stark geschrieben, wie der Rest der spannenden Schlussphase. Die Totenwache von Aveline erzeugte nicht nur bei mir ein respektvolles Nicken. Die Hamamesch sahen das wohl ähnlich. Also alles top und wieder mal ein herausragend guter Roman von Lucy Guth? Ja. Aber Schimpfe geht an die übergeordnete Instanz. Dieses Geheimnistralala geht schon mächtig auf den Senkel. Wie anfangs bereits kritisiert, hat mal wieder keiner den Schneid in der Hose, den Schneckenköpfen klare Kante zu zeigen. Wir helfen nur, wenn wir sofort Antworten erhalten. Punkt. Diese unglaubwürdige Verhaltensweise ist dem sonst zu raschen Serienfortschritt geschuldet. Keine Frage. Hätte man der Autorin freie Hand gelassen, könnte man sonst direkt mit der neuen Staffel beginnen.
Zitat des Romans
Eine Warnung, dass es hier aussieht wie im Gesicht eines fünfzehnjährigen Teenagers, wäre trotzdem nett gewesen!
Reg hätte es ganz nett gefunden, wenn er gewarnt worden wäre (in Anlehnung an die Kapitelüberschriften)
Fazit und Wertung
Wenn ich überhaupt etwas zu kritisieren hätte, würde ich das unterwürfige Einverständnis der terranischen Führungsriege anführen. Das versammelte Who is Who der NEO-Serie ist an Bord und keiner stellt den Hamamesch essentiell wichtige Bedingungen. Hilfsmission hin oder her, da hätte ich von Atlan und Perry ein gewisses Maß an staatsmännischem Verhalten erwartet, vor allem weil man ja genau aus diesem Grund nach M33 gekommen ist. Ansonsten fühlte ich mich durch die Bank weg top unterhalten. Von tollem Humor, über schaurige Handlungsabschnitte bis hin zu emotionalem Tiefgang war alles geboten. Berufsbedingt war es mir nicht möglich, den Roman in einem Rutsch zu lesen, hätte es aber definitiv getan, wenn die Umstände gepasst hätten. Lucy Guth verknüpfte wichtige Informationen aus dem Auftaktband mit ihrem eigenen Werk. Die Weltenbauministerin lieferte in ihrem eigenen Resort einmal mehr eine beeindruckende Darbietung ab. Dialoge und Charakterverhalten harmonierten perfekt mit ihren jeweiligen Protagonisten, was mir wohltuend aufgefallen ist, weil ich dies in der Vorwoche schmerzlich vermisst hatte. Lucy Guth ist in diesem Bereich eine Institution und von NEO nicht mehr weg zu denken. Für drei heftige Uff-Momente und ganz viel Lesespaß überreiche ich folgerichtig fünf von fünf leuchtendgoldene Halsketten.