Wohl kein anderer hat die Perry Rhodan-Serie so geprägt wie William Voltz. Als er 1984 starb, war ich gerade einmal fünf Jahre alt und damit weit davon entfernt, ihn persönlich kennenzulernen. Daher bin ich sehr dankbar, dass seine Witwe Inge Mahn-Voltz im Laufe mehrerer Jahre (sie begann 2004 damit) eine Biographie verfasste, die zunächst nur im Internet zu finden war (https://www.williamvoltz.de/). Ich habe dort immer wieder einmal gestöbert, die Texte aber nie am Stück gelesen. In einem kurzen Grußwort auf der Homepage dachte Inge Mahn eine Veröffentlichung in Buchform an und in den Gästebucheinträgen stieß dies auf positive Resonanz.

Im August 2024, Voltz‘ Todestag jährt sich in diesem Jahr zum vierzigsten Mal, wurde diese Idee zur Realität. Unter dem Titel »Erinnerungen an William Voltz – Eine Biographie von Inge Mahn« wurde das Werk als gedrucktes und elektronisches Buch verfügbar. Mit 35 Euro ist das Hardcover zwar relativ teuer, kommt aber mit solidem Einband und Lesebändchen daher. Wer weniger Geld ausgeben möchte, ist mit dem deutlich günstigeren EBook ebenfalls sehr gut bedient. Und ganz ehrlich, das Buch kauft man sich nicht als Einweg-Unterhaltungslektüre, sondern weil man es sich ins Regal stellen will. *zwinker*

Das Vorwort hat Hubert Haensel beigesteuert und würdigt dort Voltz‘ Werk, aber auch die unermüdliche Arbeit von Inge Mahn. Die Texte sind, soweit ich das stichprobenartig nachgesehen habe, mit den online veröffentlichten inhaltlich weitgehend identisch. Enthalten sind auch die vielen Fotos und Briefe, die schon die Online-Biografie enorm aufwerteten. Sie liefern dem Lesenden einen sehr schönen Eindruck von der Person Willi Voltz und seiner Arbeit als Autor. Hier ist allerdings auch der einzige Makel dieses Buchs begraben: Die Briefe sind teilweise unlesbar, weil zu blass und/oder unscharf abgebildet. Der EBook-Käufer hat an dieser Stelle einen deutlichen Vorteil. Dem Besitzer des gedruckten Buches bleibt nur der Rückgriff auf die Internet-Seite, wenn er genau wissen will, was Kurt Bernhardt am 10.9.1974 an Willi schrieb.

Ein paar Worte noch zum Inhalt selbst. Wenn man die Texte liest, drängt sich unwillkürlich der Eindruck auf, als hätte das Leben der Familie Voltz aus einer Aneinanderreihung von Urlauben bestanden. Allerdings ist das auch nicht verwunderlich. Frau Mahn hat bei ihren Recherchen vermutlich viele alte Fotoalben gewälzt und wie bei so vielen dürfte deren Inhalt überwiegend aus Urlaubsfotos bestehen. Und auch in meiner Erinnerung an Kindheit und Jugend sind Urlaube deutlich präsenter als der Alltag. Nicht verwunderlich also, dass wir die reiselustigen Voltzens so häufig begleiten dürfen.
Sehr schön finde ich auch die eingestreuten Berichte von Freunden der Familie, die ihre Eindrücke von und Erlebnisse mit Willi Voltz schildern. Das ergänzt den Blickwinkel der Ehefrau wunderbar und macht deutlich, dass er wohl auch ein sehr geselliger Mensch gewesen ist.

Willi Voltz scheint ein ziemliches Arbeitstier gewesen zu sein. Nach seinem Einstieg als Autor nimmt die Zahl seiner Arbeitspakete stetig zu. Leserkontaktseite, Exposés, Silberbände, DRAGON, zwischendrin noch den einen oder anderen Kalender. Man fragt sich unwillkürlich, ob da nicht irgendwelche Hyperraumfalten im Spiel waren, um ausreichend Zeitkontingent bereit zu stellen. Selbst im Urlaub war die Schreibmaschine immer am Start und zuweilen brachte er aus mehrwöchigen Auslandsaufenthalten mit der Familie zwei oder drei frische Manuskripte mit. Hinzu kommt seine Leidenschaft für Fußball, die er als Spieler, Jugendtrainer und Funktionär auslebte. Alles für sich sind das Positionen, die reichlich Zeit vereinnahmen können.

Wie gesagt, die Texte geben einen eindrucksvollen Einblick in das Leben und Schaffen von William Voltz und ergänzen andere Werke wie die Perry Rhodan Chroniken um eine sehr persönlich gefärbte Perspektive. Inge Mahn hat hier ein großartiges Vermächtnis hinterlassen. Die Veröffentlichung hat sie leider nicht mehr miterlebt, sie verstarb im April 2024. Großer Dank gebührt in diesem Zuge dem langjährigen Fan Gerold M. Schelm, der die Verwirklichung des Buches unterstützte.

Die Biographie ist ein Werk, das ich jedem Perry-Fan ans Herz legen möchte. Aber auch Personen, die mit unserer Lieblingsraketenheftchenserie nicht so viel am Hut haben, bietet das Buch einen schönen Blick auf einen Autor, der ein Stück deutsche Science Fiction-Geschichte geprägt hat.

Das Buch ist im Selbstverlag erschienen, ISBN 978-3758325311.

Reisen, Fußball, Raketenheftchen – Das Leben des William Voltz
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