Handlung

Vergangenheit: Perry Rhodans Weg zum Astronauten wird intensiv geschildert. Neben seiner Familiengeschichte wird auch sein erster Kontakt mit Reginald Bull thematisiert. Es wird zudem offensichtlich, dass Perry sehr früh schon auf dem Notizzettel einflussreicher Mächte stand.

Gegenwart: Die Mutantenkrise spitzt sich zu und Allan D. Mercant versucht händeringend, die anderen Mutanten zur Einnahme des Anti-Virus zu bewegen. Monk wird von Sid und Sud aus seinem Erschöpfungsschlaf geweckt, weil er mit seiner Präsenz die Zerstörung zumindest einzudämmen vermag. Das Virus breitet sich derweil immer weiter im Lakeside-Institut aus und manipuliert auch John Marshalls Junk-DNA. Ausgerechnet ihn, der sich wacker gegen die letzte Bastion der Widerständler um Sid und Sue gestellt hatte. Sue wird von Marshall mit einem Messer bedroht und gefangen genommen, während Sid auf freien Füßen bleibt und zu Allan D. Mercant Kontakt aufzunehmen versucht. Eric Manoli findet heraus, dass das Erkältungsvirus seine Quelle in Sayoaard hatte, dem Sohn von Novaal. Serg da Teffron hatte den totkranken Naat als trojanisches Pferd benutzt. Mit einem Eingreiftrupp gehen Menschen und Naats zum Sturm auf das Lakeside Institut über. Mit Paralysestrahlen werden sowohl Monk als auch Sid und sein Helfer Lekoche ausgeschaltet. Bevor die Situation endgültig eskaliert, erscheint John Marshall und verkündet die Genesis. Aus dem dauerpräsenten Schatten hat sich ein alter Mann manifestiert.

Meinung

Die Stardust bei ihrem Anflug auf den blauen Planeten. Welcome Home! Die Jubiläumsausgabe glänzt mit einem prächtigen Cover, das die Nostalgie der ersten Seiten ganz hervorragend einfing. Perry alleine im Bus. Er und der Busfahrer. Eine dicke Lady steigt zu. Jeder Leser hätte wohl im Jahre 2013 erst mal gerätselt, warum sie bei Sonnenlicht nicht blinzelte. Der fränkische Verfasser dieser Zeilen wusste natürlich sofort, um wen es sich tatsächlich handelte. Ich hatte von Beginn an meine richtige Lesestimmung gefunden. Zwischen Hommagen an die Erstauflage, ihre Autoren und den wunderbaren Reminiszenzen im Allgemeinen, haute mich der 7-jährige Perry bei seiner Busfahrt und der Konversation mit dem Fahrer instant aus den Socken. Nostalgie satt. Besser kann ein Roman kaum starten. Eines meiner Lieblingsauftaktkapitel der letzten vier Staffeln.

Iga und Allan D. Mercant bilden eines der gegensätzlichsten Duos, die mir je begegnet sind. Harmonieren aber perfekt miteinander. Wie Arsch auf Eimer. Ich bin sicher, Iga würde genau so argumentieren. Die Truckerin und der schlaueste Kopf der Terranischen Union verpassen mir immer wieder ein Dauergrinsen. So auch dieses Mal. Mutantenkrise hin oder her. Aber all dies geriet in den Hintergrund, sobald der Name Perry auftauchte. Egal ob es die Studiumsabschlussfeier betraf, wo Perrys Jugendliebe Taylor ihm einen unvergesslichen, letzten Tag an der Uni bescherte. Und gleichzeitig sein ganzes Familiendrama offenbart wurde, das hollywoodreif inszeniert wurde. Oder die vielen kleinen, lustigen und heiteren Momente, die mir dieses gewisse Heimatgefühl vermittelten. Es war insgesamt ein typischer Homecoming Moment. Dieses Gefühl einen Buchcharakter schon ewig zu kennen und mit ihm gemeinsam zu lachen und zu leiden. Dieses emotionale Uff entfleuchte mir bei fast jeder Zeile, die den Handlungsstrang rund um Rhodans Weg behandelte. Nach neunundvierzig Romanen hatte ich endlich wieder solch ein Leseerlebnis, das tief unter die Haut ging und mich bis zur letzten Zeile nicht mehr losließ.

Wäre, ja wäre, da nicht der Genesis-Handlungsstrang gewesen. Den hat es für mich überhaupt nicht gebraucht, weil er die wunderschöne und immersive Rhodan-Story jedes Mal störend unterbrach. Der Kontrast wurde so deutlich, weil sich die beiden Geschichten völlig unterschiedlich lasen. Fast wie von zwei verschiedenen Autoren geschrieben. Sue und Sid kämpften als David gegen den Goliath der versammelten Mutanten. Mit wenigen Ausnahmen hatten sich alle anderen infiziert. Ausgerechnet Monk weiß mit seiner Blockadefähigkeit schlimmeres zu verhindern und gibt dem jungen Duo dringend benötigte Zeit zum Durchatmen. Selbst ihr großer Mentor und bester Freund John Marshall gehörte bald zum übermächtigen Gegnerapparat. Auch ihn ließ das Virus zu einem mentalen Zombie mutieren. Das liest sich zusammengefasst alles ganz toll, handwerkstechnisch baute sich auch eine solide Spannung auf. Aber inhaltlich passte diese Geschichte nicht ins Gesamtkonzept. Dazu changierten die Stimmungen zu heftig.

Ein Erzählstil, den ich aus der Frühzeit der NEO-Serie nicht vermissen werde, ist die verästelte Unterteilung der einzelnen Handlungsstränge. Eine Geschichte wird in einer Geschichte in einer Geschichte erzählt. Funktioniert in einem achthundert Seiten starken Epos wahrscheinlich besser als in einem Taschenheftroman. In aktuellen NEOs belässt man es meist bei zwei großen Hauptgeschichten, was natürlich ganz erheblich zum einfacheren Verständnis beiträgt. Und besser im Gedächtnis haften bleibt. Frank Borsch wählt diesen Erzählstil in seinem Mutanten-Plot. Durch diese Zerfaserung ging viel Atmosphäre verloren. Spät im Heft kam auch noch Reg ins Spiel. Mit der großen Entdeckung von Eric Manoli, dass das Virus von Sergh da Teffron verbreitet wurde, gab es im letzten Heftdrittel auch einmal einen Aufhorcher im Bereich der Gegenwartserzählung.

Unglückszahl 13. Eigentlich. Inhaltlich könnte man jetzt einiges dazu interpretieren, was das Kennenlernen von Reg und Perry betrifft. In einer Bar im Jahre 2027. Reg hat wie üblich ein Bier zu viel über den Durst getrunken und gerät, als Beschützer der Weiblichkeit, in eine Schlägerei. Perry rettet ihn und schlägt ihn K.O.! So beginnen meistens die besten Freundschaften, nicht wahr?! Perry schützt Reg und verkündet ihm unisono, dass auch seine Schwester an Drogenmissbrauch gestorben ist. Uff. Wieder einer dieser unglaublich immersiven Momente. Kapitel 13. Alles andere als ein Unglückskapitel.

Das übernahm dann umgehend Kapitel 19. Onkel Karls Farm in Trümmern, Perry der neue Held auf Nevada Fields. Dank seines Eingreifens. Oder das seines Onkels, dessen Schatten er beim Testflug gesehen zu haben glaubte. Zu diesem Zeitpunkt ein Mysterium. War sein Onkel ein Mutant? Der gefundene Anhänger in der Asche von Karls Farm passte formschlüssig zur Kette der toten Astronautin, die Perry unfreiwillig den Ehrentitel Sofortumschalter verpasst hatte. Das Romanende lieferte dann noch einen üblen Cliffhanger. Ein alter Mann erschien aus dem Schatten und Marshall verkündete das Ende der Genesis.

Zitat des Romans

Ich will Astronaut werden! Zum Mond fliegen!

Viele Kindheitsträume erfüllen sich bekanntermaßen nicht oder ändern sich im Laufe eines Lebens. Perry weiß von Beginn an was er will und geht seinen Weg.

Fazit und Wertung

Rhodans Weg alleine hätte gereicht, um mich formidabel zu unterhalten. Eine tief unter die Haut gehende Lebensgeschichte, die in ihren vielen Facetten und Dramen ausreichte, um mir etliche Uff-Momente zu schenken. Frank Borsch holte das Maximale aus diesem Handlungsstrang heraus. Aber bei so viel Herzblut auf der einen, blieb auf der anderen Seite leider zu wenig Platz, um sich zu entfalten. Die -beinahe schon- Nebengeschichte um die Genesis-Krise wirkte stellenweise wie ein Fremdkörper. Hätte es hier zwei Handlungen gebraucht?! Ich sage ganz klar Nein. Eine reine Perry-Biographie hätte für mich definitiv das Potential besessen, zu einem der denkwürdigsten NEOs der gesamten Serie aufzusteigen. Deshalb bleibt es für mich am Ende bei vier von fünf knallgelben Cabrios, die ich von der Westcoast ins Breisgau überführen lasse.

Classic Review: Perry Rhodan NEO 50 – Rhodans Weg
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