Handlung
Auf dem Weg zu einer Besprechung mit Aurelian Voss, dem Ersten Terraner, wird Reginald Bull mit einer öffentlichen Inszenierung des Kollektivs Neue Erdzeit konfrontiert, aus deren Fängen ihn Seritha Adoras befreit. Diese arbeitet für die Agentur Tempus Fugit, die sich immer mehr in Sicherheitsbelange der Terranischen Union einmischt. Reginald Bull reist zum Pulsar Vela und sucht die Umgebung nach Spuren von Perry Rhodan ab. Der Erste Terraner Aurelian Voss erklärt ihn auf der Erde für tot, was Reg nicht davon abhält, mit seinem Sondervermögen weiter zu suchen. Auf dem Planeten Perduris existiert, wider allen Erwartungen der Wissenschaft, intelligentes Leben. Die so getauften Hirnquallen ernähren sich von elektrischen Verbindungen im Gehirn ihres Probanten, was den zeitweiligen Gedächtnisverlust des rothaarigen Terraners erklärt und den Planeten zu einem wichtigen Forschungsobjekt der Wissenschaftler werden lässt.
Die Posbis beginnen sich seltsam zu verhalten und begehen Massenselbstmord oder flüchten auf Nimmerwiedersehen. Auf Cybora verschwinden Kinder spurlos, wo sich auch Posbis aufhalten. Eine Polarstation im Coatsland, Brucetown, geht unter und auch dort verhalten sich die Posbis auffällig. Die drei Zwischenfälle stehen mit einer Botschaft im Zusammenhang: Es hat begonnen. Seritha Adoras bringt die sonderbaren Ereignisse in einen Zusammenhang und darf fortan Reginald Bull bei seinen offiziellen Anlässen begleiten. Auf dem Mars geraten die beiden während einer Ernteinspektion in den Fokus der fanatischen Sandflöhe und müssen nach einem Anschlag fliehen, wobei Adoras durch Technoasche das Bewusstsein verliert. Seral Kajugas stetige Einflüsterungen hatten bei den m-Marsianern Wirkung gezeigt. Dieses Mal für die Bewegung Alter Mars. Auf Befehl des Terroristen soll Reg aus dem Gleiter geschleudert und getötet werden, doch es erwischt ausgerechnet die wehrlose Journalistin Adoras, die ihr Buch über Bull niemals vollenden können wird, weil sie aus dem Gleiter rutscht und tödlich verunglückt. Was Kajugas nicht auf seiner Rechnung hatte, war der Widerstand der m-Marsianer, die sich keineswegs in einen Mord verwickeln lassen wollten. Durch ein Flugmanöver wird der Terrorist ausgeschaltet und festgenommen. Aurelian Voss erteilt der Bull-Reportage keine Freigabe, doch Reginald lädt sie aus Dankbarkeit gegenüber Seritha heimlich ins Mesh.
Meinung
Interstellar. Einer der größten Science Fiction Filme unserer Zeit und mein persönliches Highlight in diesem Genre. Wer die Szene hinter dem Bücherregal kennt, wo Matthew McConoughey verzweifelt versucht, durch Raum und Zeit zurück zu finden, der hatte möglicherweise ähnliche Gefühle wie ich, beim Betrachten des Titelbildes. Reginald Bull im freien Weltraum, hinter einer Wand aus Betonstäben, die sich unendlich weit im Hintergrund erstreckt. Und der gute Reg versucht offensichtlich, einen Weg hindurch zu finden. Mehr gibt es darüber auch nicht zu berichten. Puristisch, nicht überladen mit Details wie häufig, gefällt mir dieses Cover ausgesprochen gut. Ist das neues Leben? Oder nur ein neuer Autor?
PULSAR wird mir lange im Gedächtnis bleiben, auch wenn ich inhaltlich bisher nicht viel Spaß an der Staffel hatte. Viel mehr bleiben mir die vielen Neulinge in positiver Erinnerung, die mit dieser Staffel oder kurz zuvor, ihren Weg ins NEOversum gefunden haben. Jaqueline Mayerhofer, Marlene von Hagen (naja, so gut wie neu), Antares Bottlinger und jetzt auch noch Stefan Pannor. Enorm viel Potential, enorm viel Unerfahrenheit. Enorm viele Fragezeichen?!??! Auf jeden Fall alles Top-Autoren!!! Nun bin ich gespannt, was Stefan Pannor bei seinem Debüt zu erzählen wusste. Vom NEO-Panel in Garching kannte ich schon den feinen Humor des Leipzigers, der mich von Beginn an zu begeistern wusste und schnell einen Fuß in meine Tür bekam. Mit dem Satz „Reginald Bull stürmte hinaus und wünschte sich nichts sehnlicher als eine gute alte Tür, die er hätte zuschlagen können“, hatte ich meinen ersten großen Lacher des Romans. Dem noch viele weitere folgen sollten. Einen davon habe ich im Zitat des Romans verewigt. Ein besonderes Schmankerl lieferte der rothaarige Bulle von Terra. Reg und Stefan Pannor, da stimmte der Humor jederzeit. Ein neues Traumduo. Alea iacta est.
Herauszuheben ist für mich die einprägsame Bildsprache, derer sich der Autor durchgängig bediente und mich immer wieder live mit auf Reisen nahm. Seien es die Naturgewalten, die eindrücklich umschrieben wurden oder sei es das kurze Innehalten seiner Figuren unter dem offenen Sternenhimmel, die ehrfurchtsvoll staunend ihre Zufriedenheit mit der Gesamtsituation ausdrückten. Stefan Pannor kitzelte mich als Leser oftmals an der genau richtigen Stelle. Besonders hervorheben möchte ich den subtilen Horror im Umgang mit den zeitverzögernd reagierenden Kleinkindern. Zu denen man durchaus auch Posbis zählen kann. Oder nicht? „Es hat begonnen“. Was? Bis weit in die zweite Romanhälfte hinein zog der Autor seinen Spannungsbogen immer steiler an und es entwickelte sich bei mir eine enorme Neugierde, was das Verhalten der positronisch biologischen NATHAN-„Eltern“ betraf. So geht Spannung! Klasse!
Posbimensch Seritha Adoras hatte ich von Beginn an im Verdacht, irgendetwas mit dem seltsamen Verhalten der Posbis zu schaffen zu haben. Erst recht, als sie sich langsam an die Seite von Reg schlich und ihm nicht mehr von dieser weichen sollte. Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Auf der einen Seite die nüchtern sachliche Seritha Andoras, auf der anderen Seite der impulsive Bauchmensch Reginald Bull. Kein Wunder, dass der Protektor ihre Anwesenheit genoß, obwohl er keinen richtigen Draht zu ihr fand, wie stets betont wurde. Leider endete die „Beziehung“ der beiden auf tragische Weise und machte Adoras leider zu einem Einwegcharakter. Hätte ich so nicht vermutet. Auch, dass sie am Ende eine der Guten war und keineswegs böses im Schilde führte. Da hat mich der Autor ordentlich aufs Glatteis geführt.
Was bleibt nun an Erkenntnissen von diesem Roman im Gedächtnis hängen? Zum einen das rätselhafte Posbiverhalten, das wohl noch Thema werden wird in den nächsten Romanen. Zum anderen die Frage, inwieweit dieser Roman denn nun zum Staffelfortschritt beitrug?! So richtig beantworten könnte ich das aus dem Stegreif nicht. Ich würde wohl eher darauf tippen, dass hier sowohl Reg als auch die Posbis in die richtige Ausgangstellung versetzt werden sollten, damit ein anderer Autor diese Thematik in einem der Folgebände fortsetzen kann. „Seid ihr neues Leben?“ ersetzt die berühmte Frage nach dem wahren Leben. Wurden die Posbis gar resettet und wissen nicht mehr, wie sie einst zur Menschheit standen? Wir erinnern uns an die Paragon-Staffel und die Symaios. Der Neustart des Universums. Wurden die Posbis verspätet auch davon erwischt? Was hat NATHAN mit alledem zu schaffen? Wieder mal tauchen viele neue Fragen auf, die es zu beantworten gilt. Demnächst oder irgendwann.
Zitat des Romans
Ein Posbi macht keinen Müll. Ein Posbi verringert Müll durch Wiederverwendung.
Ein abgewandeltes Zitat findet Verwendung bei den Droiden aus Starwars. Dort gilt: „Please recycle your droids“
Fazit und Wertung
Stefan Pannor setzt sich mit seinem Erstlingswerk im NEOversum hochverdient die Pulsar-Achterbahnfahrt-Krone auf, am höchsten Punkt der bisher äußerst rasanten Fahrt. Auf positivste Art und Weise konnte mich der Roman von der ersten bis zur letzten Seite hervorragend unterhalten. Sobald der rothaarige Protektor auch nur in der Nähe war, spendierte der Autor ein Humorfeuerwerk vom feinsten. Neben einer ebenso grandiosen Bildsprache bediente sich der NEO-Neuling bei seinem Debüt aber auch einiger ernster Themen, wie einem kurzzeitigen Kinderhorror, der mich heftig schlucken ließ. Ebenfalls positiv möchte ich die zeitlich gut miteinander verwobenen Kapitelmarken erwähnen, die in ihrer Kürze und Würze ein sehr angenehmes Pacing und fingernägelkauende Spannung erzeugten. Das nervenzerrende Rätsel rund um die Posbis war nur ein nennenswerter Aspekt. Auch die geheimnisvolle Einbindung der Agentur Tempus Fugit, sowie die Vorgeschichte auf der „unsinkbaren“ Antarktischen Station, sorgten für atemlosen Lesegenuss. Das eigentliche Highlight des Romans aber lässt sich nicht an einem Punkt fest machen, sondern betrifft die Komposition als Ganzes. NEO las sich erstmals seit Wochen wieder erfrischend wohltuend, wunderbar kreativ und schmeckte keineswegs nach aufgewärmtem, antarktischen Dorsch. Mit diesem kulinarischen Leckerbissen werden fünf von fünf Kinder mit einer Zeitverzögerung von 1,2 Sekunden ganz locker satt. Der Staffel schmeckts auch ganz gut und endlich wird der knurrende Handlungsfortschritt ein wenig gefüttert. Jaqueline Mayerhofer ist jetzt an der Reihe, die fetten Jahre in ihre Renaissance zu führen. No pressure 😉