Zur Handlung

Eric Manoli befindet sich seit mittlerweile einem Jahr auf Topsid. Nach seiner unglücklichen Transmitterreise nimmt ihn der Chef des Purpurnen Geheges, Bismall-Kehn, in vorübergehende Obhut. Nachdem der Bordellchef einen gewalttätigen Kunden für dessen Frevel eiskalt ermorden lässt, sucht Eric Manoli verzweifelt Hilfe bei der arkonidenfreundlichen Fraktion der Kaltblüter. Er möchte den Planeten endlich verlassen, um die Spuren seiner terranischen Freunde weiter zu verfolgen. Sein Gesuch scheitert und er wird von Schlägern beinahe umgebracht, doch ausgerechnet Bismall-Kehn rettet ihn aus seiner misslichen Lage. Zum höchsten Feiertag auf Topsid, dem Fest der Drei Monde, organisiert der Bordellchef eine Fluchtmöglichkeit für Manoli. Der mutmaßliche Verrat Bismall-Kehn’s entpuppt sich als ausgeklügelte Falle für den topsidischen Despoten, der via Staatsputsch entmachtet werden soll. Die Falle schnappt zu, doch die herbeigerufene Verstärkung zwingt Manoli und seine neue Echsenfreundin zur überstürzten Flucht.

Auf der Erde finden derweil die Feierlichkeiten zur Inbetriebnahme des ersten Fusionsreaktors der Menschheit statt. Bai Jun holt seine eigene Vergangenheit ein, als er von der Chinesin Cui bestohlen wird. Das Straßenmädchen sieht seinem damaligen Auftragsmordopfer erstaunlich ähnlich und von Gewissensbissen verfolgt, nimmt Bai Jun sie mit nach Terrania. Als er kurz darauf von der Dissidentin Chang aufgesucht wird, die seine Vergangenheit publik machen würde, wenn er sich nicht offen gegen die terranische Union positioniert, erkennt er in Cui eine Komplizin des chinesischen Widerstands. Die folgende Geiselnahme im Stardust-Tower kann von terranischen Sicherheitskräften und den Mutanten Sid Gonzales und Betty Toufry, ohne tödliche Folgen beendet werden. Cui überlebt ihr gefährliches Eingreifen zum Schutze des terranischen Bürgermeisters nur knapp und gibt sich als Schauspielerin zu erkennen, die von einer Gruppe chinesischer Dissidenten erpresst wird. Ihrem entführten Vater wird in einem Gefangenenaustausch mit Chang die Freiheit geschenkt.

Meinung

Mit dem herrlich schrillen Cover fiel mir der Einstieg leicht, die wunderschön poppige Optik entspricht genau meiner Vorstellung vom idealen Titelbild. Von satten Blau-und Violetttönen umrahmt, wird Eric Manoli von einem aufmerksamen Topsider in Schutz genommen, das passt ideal zur Romanhandlung. Aber was hilft schon eine tolle Verpackung, wenn der Inhalt dann nicht gefällt!? Die Sorge ist allerdings unbegründet, das Gesamtpaket ist absolut empfehlenswert. Auch wenn es mitunter um einen kompletten Handlungsstrang im Echsenbordell geht, wird hier eindeutig mehr geklotzt als gekleckert. Der Roman schlägt sehr leise Töne an, Action und Aufregung sucht man vergebens. Das sanft erotische Techtelmechtel zwischen Manoli und der topsidischen Sexarbeiterin Khatleen-Tarr gefiel mir nicht nur hinsichtlich der Völkerverständigung sehr gut, sondern vor allem aufgrund der vielen kleinen, enorm spaßigen Wortwechsel des ungleichen Paares. Die dramatische Vergangenheit Bai Jun’s wiederum zeigt den Leser*innen die erbarmungslose, unmenschliche Militärdoktrin in China auf. Und dass es noch ein sehr weiter Schritt zu einer wirklich geeinten Menschheit innerhalb der Romanserie werden würde, war hier bereits klar zu erkennen. Das tiefe Trauma, das Bai Jun nach der Ermordung Ying Ying’s erschüttert hat, ist mit den Händen greifbar erzählt worden. Ich war emotional zwischenzeitlich tief im Geschehen versunken.

Leider wird bis zum explosiven Finale nicht aufgeklärt, was Eric Manoli nach seiner Ankunft auf Topsid widerfahren ist. Die ersten sieben Monate bleiben eine graue Stelle sowohl in dessen Erinnerung, als auch in der Wahrnehmung der Leser*innen. Die Umblende auf ein anderes Handlungsgeschehen im Folgeroman kommt somit etwas unglücklich. Aber viel mehr ist dem Roman eine zu offensichtliche Vermenschlichung der Topsider anzukreiden. Viele Reaktionen und Handlungsweisen der Echsen sind zu „terranisch“ und verweichlichen das kriegerische Volk auf etwas unglaubwürdige Art und Weise. Wer diese gravierende Unlogik ausblenden kann, hält einen wunderbar kurzweiligen Roman in seinen Händen.

Mein Zitat des Romans

Cosmo Trance… In Bai Jun’s Ohren klang es wie zwei sich in Zeitlupe anschreiende Schimpansen

Fazit und Wertung

Die wilde Mischung aus schmuddeligem Kiez-Drama, Agentenroman und Kurzbiographie hat mich komplett mitgenommen. Das hochgradig emotionale Gespräch zwischen Mercant und Bai Jun am Grab seines früheren chinesischen Auftragsmordopfers, setzt das Sahnehäubchen auf einen Roman, der mir in positiver Erinnerung bleiben wird. Für seine stillen Töne und vor allem für die enorm kurzweiligen Erzählungen aus dem Leben zweier Nebendarstellern der Serie, die diese 160 Seiten Aufmerksamkeit mehr als verdient haben. Die weichgezeichneten Protagonisten auf topsidischer Seite werden dem eigentlich sehr kriegerischen Volk allerdings nicht gerecht, hier ist auf Logikseite leider noch ein Minuspunkt zu verzeichnen. Für mich dennoch ein ganz klares: Daumen hoch!

Classic Review: Perry Rhodan NEO 26 – Planet der Echsen
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