Handlung

Der Atombrand auf der TOSOMA konnte verhindert werden und die Besatzung hat nur geringe Verluste zu beklagen. Nach der anschließenden Transition ist das schwer beschädigte Schiff nicht mehr überlichttauglich. Mit letzten Kräften steuert die TOSOMA den Planeten Snowman und den darüber im Orbit stationierten Etappenhof Das Gespinst an. Die Mehandor-Matriarchin Belinkhar bietet den Raumfahrern ihre Hilfe an, zum Mißfallen ihres Schattens Eztak. Der Preis für die Instandsetzung des Beiboots ist „Der Siebte“, jedes siebte Mannschaftsmitglied soll für sieben Jahre Dienst auf der Station leisten, um die Reparaturkosten zu amortisieren. Perry Rhodan gibt vor, den Tribut leisten zu wollen, schmiedet aber insgeheim Fluchtpläne. Nach Beendigung der Wartungsarbeiten ist der Handel mit den Terranern rechtskräftig und Belinkhar lässt die Terraner auf ihrer Stationsbesichtigung fest setzen, da sie den Verrat erahnt hatte. Dem Teleporter Ras Tschubai gelingt es, die bedrängte Truppe in vorläufige Sicherheit zu bringen. Nach einer überhasteten Flucht über einen Basar kann sie Gucky lokalisieren und an Bord der TOSOMA zurück bringen.

Währenddessen wird Crest in den Gärten der Station von der Mehandor Izkat ausgeraubt, sein Zellaktivator wechselt kurzzeitig den Besitzer. Der Mehandor Levtan hilft vermeintlich bei der Wiederbeschaffung des Lebensspenders und handelt mit dem dankbaren Crest einen Informationaustausch aus. Dem Trio um Crest, Tatjana Michalowna und Anne Sloane entgeht dabei, dass die beiden Stationsbewohner als Betrügerpärchen fungieren. Um ihre nächsten Drogenrationen zu sichern, sperrt Levtan sie in seinen Privaträumlichkeiten ein, da er sich von der Flotte eine Belohnung für die Übergabe der besonderen Kolonisten erhofft. Anne Sloane kann sie mit ihren telekinetischen Kräften aus der Falle befreien. Bei der Verfolgung von Levtan werden sie von den Stationswachen als Teil des Siebten einkassiert. Der durch die Berührung des Zellaktivators geheilte Levtan verzichtet aus Dankbarkeit auf eine Weitermeldung der Vorkommnisse. Mit einem eingeschmuggelten Schockstrahler betäubt Crest die herbeigeeilten Wachen und tritt mit den beiden Frauen den Rückweg zur TOSOMA an. Durch die Nutzung der Waffe wurde der Vertrag mit den Mehandor automtisch gebrochen. Die bei der Reparatur angebrachten Sicherungen sollen eine Flucht des Schiffs verhindern und machen Rhodan’s Planungen einen Strich durch die Rechnung. Dem Schatten der Matriarchin gelingt es unterdessen, einen Hyperfunkspruch an den arkonidischen Regenten abzusetzen. Die herbeigerufene Naat-Flotte übernimmt die Befehlsgewalt über die TOSOMA. Crest und Thora da Zoltral sollen sich wegen Hochverrat vor dem Regenten verantworten. Fassunglos erleben Crest, Michalowna und Sloane den Abzug der Schiffe, allein zurück gelassen auf der Mehandor-Station.

Auf dem Mars verfolgt Cyr Aescunnar den Ferronen Hetcher mit seinem Marsmobil Beetle. Der taube Ferrone hört Stimmen, die ihn zu einer Schildvulkangruppe leiten. Als er die Versorgungsroute verlässt, muss Aescunnar entscheiden, ob er das eigene Leben aufs Spiel setzen möchte, um Hetcher’s Geheimnis zu lüften. Entgegen jeglicher Logik und sehr zur Missgunst der Missionsleiterin Riembau entscheidet er sich für die Fortsetzung seiner riskanten Rettungsaktion. Durch eine erfolgreiche Überlistung der Bordelektronik kann Aescunnar die Geschwindigkeit seines Fahrzeugs deutlich erhöhen und immer mehr Boden zum flüchtenden Kameraden gut machen. Als Hetcher unvermittelt anhält, steigt Aescunnar aus, um den Freund zu suchen. Dabei wird er von einem Hybridwesen namens Tweel angegriffen, das die Stimmen in Hetcher’s Kopf hervorgerufen hatte. Von den mentalen Kräften des Marswesens beherrscht, bringt der Ferrone den Terraner zum Arsia Mons, wo er in einem Höhlensystem den Tod finden soll.

Meinung

Sense of Wonder ist allgegenwärtig. Die Faszination der Terraner, als sie im Gespinst auf zahllose neue, unbekannte Lebensformen treffen, hat Michelle Stern toll eingefangen und in eine klasse Geschichte verpackt. Geradezu packend auch der Weltraumausflug des Trios um Crest und die vielen geschilderten Technikkniffs der Mehandor-Innenarchitektur. Sehr fantasievoll erzählt, fühlte ich mich mitten drin, statt nur dabei. Das geschilderte Innenleben der Station ist das Highlight des Romans. Über das Mehandorpärchen Levtan und Izkat verkündet die Autorin ganz beiläufig noch eine eindringliche Anti-Drogen-Botschaft, Chapeau! Der Nebenschauplatz Mars wiederum setzt einen markanten Gegenpart zum wuselnden Gedrängel im Gespinst. In diesem Teil des Romans wird die Weite und gnadenlose Einsamkeit des roten Planeten hervorragend eingefangen. Die romanübergreifend etwas zu langatmig geschilderte Verfolgungsfahrt – von einer Jagd kann bei den langsamen Marsmobilen nicht die Rede sein – hätte gerne deutlich kürzer und knackiger ausfallen dürfen. Da hierbei aber zwei verschiedene Autoren am Werk waren, kann das meines Erachtens nicht als Minuspunkt für die Autorenriege gewertet, sondern eher fürs Exposéteam als Punktabzug bei der B-Note angesehen werden. Das rasante und überraschende Ende auf dem roten Planeten entschädigt letztlich aber für den langen Anlauf, den die Geschichte hierfür nehmen musste. Mit dem Hybridwesen Tweel würdigt die Autorin zudem die Martian Odyssee von Stanley G. Weinbaum, diese feine Hommage soll nicht unerwähnt bleiben.

Deutliche Kritik bleibt aber leider nicht aus. Die Blauäugigkeit Crest’s im Umgang mit dem Mehandor Levtan kam für mich wenig überzeugend rüber. Der mit allen Wassern gewaschene Arkonide fällt auf den billigsten Taschenspielertrick überhaupt herein und lässt sich anschließend in der Wohnung von Levtan beinahe bereitwillig einsperren?! Zuvor fragte ich mich bereits mehrfach, warum der Arkonide die geschäftlichen Kniffe der Mehandorpatriarchin nicht warnend gegenüber Perry Rhodan oder Thora angemerkt hatte. Dass Crest in der Folgediskussion mit Perry komplett blass bleibt und nicht ansatzweise interagiert, hat mich aus allen Wolken fallen lassen. Dieses Verhalten spiegelt in keinster Weise das normale Verhalten des Arkoniden wider. Bei der Festnahme durch die Stationswachen wiederum ist Crest keinesfalls überrascht, als er auf den Siebten angesprochen wird. Wo wir wieder beim Ausgangspunkt angelangt sind. Der alte Arkonide hätte jederzeit verhindern können, dass es überhaupt zu dem Geplänkel mit dem Mehandor-Paar kommt. Deutlich besser gelang es der Autorin, die schleichende Veränderung von Crest, nach dessen Erlangen der Unsterblichkeit, erstmals anzudeuten. Tatjana Michalowna’s erschrockene Reaktion, nach der kaltblütigen Tat des Arkoniden an den Gespinstwachen, lässt bereits auf eine markante charakterliche Änderung in Crest’s Wesen schließen, die eine der Schattenseiten der Unsterblichkeit erahnen lässt.

Zitat des Romans

Das Vorurteil ist die hochnäsige Empfangsarkonidin im Vorzimmer der Vernunft!

ras tschubai, teleporter

Fazit und Wertung

Die unglaubwürdige Naivität von Crest schmälert im Gesamtbild meinen ansonsten hervorragenden Eindruck. Die unendliche Einsamkeit des Mars wird dafür emotional genauso grandios eingefangen wie der Erstkontakt von Terranern zu den zahllosen Extraterrestriern im Gespinst selbst. Der Autorin ist es mit Bravour gelungen, die verschiedenen Handlungsstränge ausgewogen mit Leben zu füllen. Auch wenn die Erzählungen auf dem Mars romanübergreifend heftfüllend und damit etwas zu langatmig geraten sind, tat es meinem Lesegenuß keinen Abbruch. Auch dank des kurzweiligen und somit gelungenen Finales auf dem roten Planeten. Die eindringliche Anti-Drogen-Botschaft kam bei mir und hoffentlich auch vielen Lesern an, die unvermeidbare Verzweiflung und gnadenlose Ausweglosigkeit im Zusammenhang mit Entzugserscheinungen wurden von Michelle Stern sehr abschreckend umschrieben. Ich kann hier, trotz aller genannten Kritikpunkte, einen klar nach oben gereckten Daumen vergeben.

Classic Review: Perry Rhodan NEO 27 – Das Gespinst
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