Handlung

Gen’Thal und Gen’Ther, zwei Alorenschwestern, verrichten auf der arkonidischen Medobarkasse THERION ihren Sanitätsdienst, als sie die Nachricht über den Tod des Imperators ereilt. Leticron will den Tod Gonozal’s des Siebten für seine Machtergreifung nutzen und fällt mit einer übermächtigen Flotte ins Arkonsystem ein. Bei der anschließenden Schlacht wird die THERION zerstört, eine Medobarkasse mit mehreren Alorenpaaren an Bord. Die beiden Alorenschwestern Gen’Thal und Gen’Ther werden bei der Explosion aus dem Schiff geschleudert und treiben seditiert durchs Weltall. Währenddessen holen Gen’Thal ihre Erinnerungen ein. Die ehemalige Arkonidin Thalianna durchlebt ihre Ausbildung und körperliche Umgestaltung zur Aloren im Zeitraffer.

Nach dem Tod des Imperators ist Atlan dessen designierter Nachfolger und Mascant Veskor ter Galen funkt die als SHE getarnte SOL an, um den Kristallprinzen darüber zu informieren. Thora verleugnet Atlans Anwesenheit an Bord, um die Zeitlinie nicht zu gefährden. Zudem täuscht sie geschickt ein Problem mit den Waffensystemen vor, damit die SHE sich aus den Kriegshandlungen heraushalten kann. Sofgart’s Atorakte verhalten sich auffällig und rotieren in der Kleinschen Flasche. Die DOLAN, Icho Tolots Schiff, fängt Signale einer Atoraktemission ab. Sofgart benötigt, laut seinen gewonnen Informationen im Irminsuul-Archiv, alle Atorakte, um die infizierte IRMINSUUL-Kaskade neu zu prägen. Icho Tolot stellt sein Schiff für die Mission bereit und Sofgart macht sich mit einem Team auf den Weg zur Elysischen Welt, dem Ursprung der angemessenen Emissionen. Am Rande des Arkonsystems empfangen sie jedoch ein Notsignal und holen mit dem Trakorstrahl der DOLAN die beiden Alorenschwestern an Bord, die sich mit ihrer technisch überlegenen Anzugtechnik selbst heilen können.

Beim Landeanflug auf die Dunkelwelt wird das Schiff durch ein unbekanntes Phänomen ausgebremst, das manövrieren erfolgt wie in Zeitlupe und zu allem Übel sind weder der Zeitbrunnen, noch ein Atorakt auffindbar. Suds Intarsium reagiert dafür seit der Ankunft auf der Elysischen Welt mit Sofgarts F’Atkor. Bevor Sud aufgrund ihrer brennenden Schmerzen im Intarsium ohnmächtig wird, bilden die Atorakte einen optischen Kompass und liefern neue Zielkoordinaten. Die Alorenschwestern entwickeln zusammen mit der erwachten Sud und Taravat ein Medikament mit schweren Nebenwirkungen, das Probleme mit dem Intarsium beheben soll. Als Tiamat angeblich in Suds Kabine erscheint, schieben es die anderen Telnehmer der Expedition zuerst auf mögliche Halluzinationen, verursacht durch das Medikament. An den ermittelten Koordinaten angekommen, stellt das Team fest, dass es sich bei dem unerklärlichen physikalischen Widerstand um eine rein technische Anomalie handelt. Zu Fuß gelingt ihnen der Vorstoß zu dem Zeitbrunnen, über dem drei Atorakte schweben. Die Bestie scheitert mit körperlicher Gewalt bei der Bergung der begehrten Objekte, Icho Tolot ist mit seinem sturen anrennen auf das Hindernis schließlich doch erfolgreich und überwindet den bröckelnden, physischen Block. Da bewahrheitet sich Suds Geschichte über Tiamat. Das Geistwesen erscheint in seinem wallenden weißen Laken und entreißt Icho Tolot die drei Atorakte. Beim anschließenden Kampf zahlen alle ihren Tribut und die Tropfen scheinen verloren. Sud greift mit ihrer umgepolten, tödlichen Gabe den Gegner an und kann ihn vertreiben. Gen’Thal und Gen’Ther retten Sofgart das Leben, der im Kampf mit Tiamat schwere Verletzungen erleiden musste. Am Krankenbett von Sofgart erscheint Sud der Geist Tiamat’s, dessen Lebensenergie Sud mit ihren Fähigkeiten partiell absorbieren konnte. Unsicher, ob es sich um Entzugserscheinungen oder Halluzinationen handelt, gleitet Sud in Selbstzweifel ab.

Meinung

Alors on danse…. Zack – Ohrwurm! Merci beaucoup Stromae. Während ich nun zum Beat mit den Füßen wippe, gefällt mir das Titelbild fast noch einen Ticken besser. Was ziemlich schwer ist, denn das Cover grenzt schon nahe an der persönlichen Geschmacksperfektion. Wunderschöne Farben treffen auf toll gestaltete Charaktere. Glatte Eins mit Sternchen. Der Start in den Roman könnte also schon mal schöner nicht sein. Zumal mit den Aloren endlich einmal wieder ein exklusives Völkchen für die NEO-Leserschaft aus dem Hut gezaubert wurde. Leider beschränkt sich der Einsatz dieser Kriegsmediziner auf die Epoche der Methankriege.

Auch wenn das kleine Volk der Aloren auf medizinischen Optimierungen basiert, faszinieren mich diese wandelnden Operationssäle mit Handwerkerskills. Ich kann mir in keinster Weise vorstellen, wie masochistisch veranlagt eine Arkonidin sein muss, um sich die Tortur der körperlichen Umgestaltung zum Aloren freiwillig anzutun. Am ehesten käme mir der Gedanke, das als letzten Ausweg vor einer langjährigen Haftstrafe oder einer angedrohten Exekution zu sehen und dann unter Tränen diesen unarkonidischen Schmerzen einzuwilligen. Aber freiwillig? Um der nervigen Snob-Familie einen Strich durch die Rechnung zu machen oder gar als eigenen, ganz großen Karrierewunsch? Niemals! Der Schock saß tief, als sich Lucy Guth genüsslich über die zahllosen operativen Eingriffe der Alorenschwestern ausgelassen hat. Wie fantasievoll und kreativ Körper angepasst werden können, wurde mir von der Autorin bildlich vor Augen geführt. Am meisten hat mir der Umstand gefallen, dass Lucy Guth den körperlichen Verfall der Aloren geschildert hat, der dank diesen Horroreingriffen zwangsläufig nicht ausbleiben kann. Ähnlich wie bei Experimenten an menschlichen Probanten im Dritten Reich wurden diese humanfeindlichen Eingriffe nach den Methankriegen als unethisch betrachtet und eingestellt. Stark erzählt! Das war schon nicht ohne für’s Gemüt und weckt direkt Ängste vor dem nächsten Arztbesuch.

Lucy Guth schreibt wie gewohnt eine tolle Geschichte mit einem konstant hohen Spannungsbogen. Das liebevolle Charakterbuilding der Alorenschwestern ist ein Träumchen. Die Geschichte der beiden umgestalteten Arkonidinnen ging mir sehr nahe und ich freute mich regelrecht über die Rückblenden. Auch wenn diese natürlich die Haupthandlung immer wieder unterbrochen haben, war das kein Störfaktor. Ganz im Gegenteil. Bei anderen Romanen ist die Verwirrung oftmals groß, wenn Rückblenden aus dem Lesefluß reißen und die gedankliche Reise konfus wird. Im vorliegenden Heft ist mir dagegen immer warm ums Herz geworden. Aber auch die Truppe rund um die beiden Urviecher Tolot und Khon hat ordentlich Spaß in die Bude gebracht. Taravat als superlustige Schiffsintelligenz kann mit manch herrlich ironischer Passage glänzen. Ihm widme ich auch mein Zitat des Romans. Trotz aller Lobgesänge auf Gen’Thal und Gen’Ther gefiel mir aber ein anderer Charakter besonders gut. Sud, deren Frustrationen und Selbstzweifel im hochgradig spannenden Romanfinale ihren Höhepunkt finden, wird zum Big Player und rettet der terranischen Abordnung den Kopf. Die Heilerin wird zur Zerstörerin und damit kommt sie überhaupt nicht klar. Wen wundert es? Als Ärztin kann sie nicht mehr praktizieren und das beschäftigt sie über alle Maßen. Ich bin gespannt, welche Folgen das noch für die SOL hat.

Rundum glücklich machte mich das Werk von Lucy Guth diese Woche allerdings nicht. Thora befreit sich nämlich auch dieses Mal wieder mit haarsträubenden Ausreden aus einer Zwickmühle, in die Atlan sie unfreiwillig hinein manövriert hatte. Und wieder unter dem Deckmantel des Geheimauftrages. Als Leser vermag ich langsam zu glauben, dass die Arkoniden der Vergangenheit einem Haufen halbintelligenter Berggorillas noch am nähesten kommen. Die Autorin bemüht die glücklichen Umstände erneut zu häufig, wieder gegenüber einem hochrangigen Entscheidungsträger. Und wieder reichen ein paar Sätze aus, um sämtliche Unklarheiten zu beseitigen. Somit funktioniert dieser Dauerschwindel nun schon ein ganzes Weilchen, genauer gesagt seit Staffelstart. Mir fehlt da etwas die Kreativität in der „Geheimsache SHE“. Die große und längst überfällige Enttarnung hätte der Staffel aus dramaturgischer Sicht gut getan.
Noch ein Notsignal gefällig? Die Kritik schlägt in die gleiche Kerbe. In vergangenen Staffeln war es oft das Werkzeug des Schiffdiebstahls, das die Staffelhandlung vorangetrieben hat. Mittlerweile sind Notrufe jeglicher Form Usus geworden, um Perry und Kollegen von A nach B zu locken. Abwechslung wäre ein großer Punkt auf meiner Wunschliste. Das Schema F macht mir das Lesevergnügen etwas madig.

Schlussendlich ist das aber Kritik am Exposé und nicht an der Autorin selbst. Aber an der Atoraktthematik, den Quantenmysterien und dem Zeitreisenwirrwarr finde ich einfach keinen so großen Gefallen wie am Gesamtkonzept vergangener Staffeln. Wenn nicht doch noch die ganz große Wendung in den nächsten zwei Romanen erfolgt, ist das die erste Staffel seit Heft 200, bei der ich mich maximal mittelmäßig begeistern konnte. Ich bin gespannt auf den Finaleinlauf und ob ich noch den großen Knalleffekt erleben darf.

Zitat des Romans

Ich versichere Ihnen, dass an mir nicht mehr verfault ist als an Ihnen, Mister Khon. Und im Gegensatz zu Ihnen bin ich noch voll einsatzfähig und kompetent.

taravat

Zu köstlich, wie Icho Tolot’s Schiffsintelligenz der verkrüppelten Bestie Tro Khon ordentlich Contra gibt.

Fazit und Wertung

Das herausragende Charakterbuilding mache ich für mich als den Höhepunkt des Romans aus. Wie die Alorenschwestern und Sud von Lucy Guth in Szene gesetzt wurden, war teilweise sogar emotional hart an meiner persönlichen Schmerzgrenze. Leider werden wir von den Aloren wohl nichts mehr zu lesen bekommen, das ist der einzige Wermutstropfen. Die Beweggründe zur freiwiliigen Hingabe des eigenen Körpers, als persönlichen Beitrag in einem galaktischen Krieg, kann unsereiner wohl nur schwerlich nachvollziehen. Daraus kann man sich den unglaublichen Respekt vor dem Imperator Arkons gut ableiten. Eigentlich ist es ja Angst, wenn wir ehrlich sind. Die Parallelen zu unserer dunklen Epoche, Drittes Reich und respektloser Umgang mit menschlichem Leben, sind klar heraus zu lesen. Kein Wunder, dass die Aloren nach den Methankriegen in der Versenkung verschwunden sind. Selbst für Arkoniden war das harter Tobak. Mein Leben für Arkon ist nicht nur eine hohle Phrase für manchen übertrieben patriotischen Arkoniden gewesen. Der durchgängig hohe Spannungsbogen, mit absolut begeisterndem Schlusspunkt, hatte aber auch konsequent einen kleinen (Quanten) Schatten im Gepäck. Zwei Romane vor Staffelende bin ich fast froh, dass bald ein neues Thema in den Vordergrund rückt, die komplette Atoraktthematik findet in mir einfach keinen Fan. Lucy Guth gelang es allerdings, dass ich mich bei ihrem Werk sehr gut unterhalten fühlte und hat damit ihren Auftrag voll erfüllt. Ich schließe mit einem nicht modifizierten Daumen nach oben!

Review: Perry Rhodan NEO 267 – Die Aloren
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