Handlung

Georges Jaques „Roi“ Danton bestreitet nach einer Selbstfindungsphase die Ausbildung zum Advokaten. Von Dämonen in grünem Pelz heimgesucht, zweifelt Danton immer häufiger an seinem Geisteszustand. Als er ein vermeintliches Monster verfolgt, stellt es sich als sein Studienkollege Camilles Desmoulins heraus, die beiden sind fortan unzertrennliche Freunde. Nach bestandener Prüfung ehelicht er Gabrielle, die Tochter des Gastwirtes seiner Stammkneipe und kann sich durch die Mitgift seine eigene Kanzlei aufbauen. Camilles und Roi philosophieren nach reichlich Alkoholgenuss gerne um die Wette und schmieden alsbald Pläne zum Sturz des Königs. Dank der richtigen Kontakte und begünstigt durch die katastrophalen Lebensumstände der Einwohner von Paris, gipfelt der Unmut im Sturm auf Versailles. Nachdem der König zum Schafott geführt und enthauptet wurde, nimmt Roi Danton dessen Rolle ein. Doch nach seinem steilen Karriereaufstieg erfolgt jäh die Ernüchterung. Maximilien Robespierre bezichtigt Danton, der Anführer einer Konterrevolution zu sein. Robespierre findet Gehör und Roi Danton verliert seinen Kopf.

Danton erwacht im Körper des Yaanztroners Seskatsch, innerhalb der Stalakk-Gehirnbank und inmitten eines Überfalls der Caddron-Vaga. Außerhalb des Gebäudes kommen ihm, angesichts der auf ihn einstürmenden Sinneseindrücke und Informationen, aufrührerische Gedanken. Das Leid der Bewohner von Nopaloor lässt ihn eine unbedachte Rede in der Menge anstimmen, die zum Glück keine nennenswerte Beachtung findet. Diese erhält der Franzose aufgrund seiner Aktion vom Petraczer Gayt-Coor. Der Langfinger wird bei seinem ersten Diebstahlversuch nicht fündig und heftet sich deshalb an die Fersen des fremden Ceynach. Sehr zum Glück von Danton, denn Seskatsch will mit allen Mitteln seinen Körper zurück und lockt ihn in eine ausgeklügelte Falle. Da Danton den Drang dazu hat, einen Mann namens Perry Rhodan zu finden, kontaktiert sein Wirt heimlich ein paar alte Freunde. Roi Danton wird von diesen im Getümmel betäubt und entführt.

Gayt-Coor rettet den Franzosen aus seiner lebensbedrohlichen Lage. In den Privaträumen des Petraczers schmieden die beiden schließlich rebellische Pläne gegen den Raytschat und finden eine heiße Spur zu Perry Rhodan. Roi lässt den Rebellen eine Bewerbung zukommen, gekennzeichnet mit einem berühmten Zitat aus der Erdhistorie. Perry Rhodan vermutet zwar einen Hinterhalt, dennoch entscheidet die Rebellenführung über ein Treffen auf neutralem Boden. In einer Yaanztroner-Sporthalle trifft Perry auf Roi und gemeinsam mit den Caddron-Vaga und Gayt-Coor wird ein Bündnis geschlossen. Der Petraczer soll dabei helfen, seine KASTA-FREIN wieder zurück zu bekommen, damit der Widerstand gestärkt werden kann. Das Schiff befindet sich in der Nähe eines Observatoriums, wo sich die beiden Terraner zudem endlich eine Antwort auf Naupaums astronomische Position erhoffen.

Meinung

Das dieswöchige Cover setzt die Messlatte für den Rest der Odyssee. Roi Danton, der sich im Spiegelbild seines yaanztronischen Wirtes betrachet, formidable! Ein tolles Kunstwerk der Herren Schulz und Gotta.

Olaf Brill gibt mit dem vorliegenden Roman sein Debüt im NEOversum. Gemeinsam mit Lucy Guth und Ben Calvin Hary schrieben somit gleich drei erfahrene Atlantis-Recken die ersten Romane der neuen Staffel. Der Debütant entschied sich für eine übersichtliche Aufteilung in drei Kapitel und startete mit einer wunderschönen Mischung aus Romanze, Drama und Geschichtsstunde. Das Who is Who der Pariser Gesellschaft des 18. Jahrhunderts gibt sich die Klinke in die Hand. Nahezu jeder Charakter hat ein historisch korrektes, oder zumindest real existierendes, Vorbild. Wie Olaf Brill diese Geschichte ins NEOversum transferiert hat, Hut ab. Ganz großes Schreibkino. Macht euch die Mühe und setzt die Geschichte in den historischen Kontext der Französischen Revolution. Es lohnt sich! Unterhaltung par excellence.

Mich begeistert der Draufgänger Danton aus mehreren Gründen. OIaf brill(iert) beim Charakterbuilding, denn Roi bleibt seiner Linie gnadenlos treu. Trotz erzwungener Oberstübchenteilung mit dem Yaanztroner Seskatsch, übernimmt er direkt die Führung und schlussfolgert schnell, dass er seinem pelzigen Wirt keinesfalls Rechenschaft schuldig ist. Im Laufe des Romans wird das Rebellen-Gen offensichtlich, denn Roi versteckt sich nicht hinter seiner Fassade, sondern wird folgerichtig von den Caddron-Vaga magisch angezogen. Herrlich, wie geil der Autor die historische Person mit dem fiktiven Charakter Danton verknüpft hat. Funfact: Wer die Witcher-Saga kennt, wird unheimliche Parallelen zwischen dem frühen Danton und Rittersporn erkennen. Beides sind Exzentriker vor dem Herrn und beide sind dazu geboren, auf die Schnauze zu fallen. Rien ne vas plus.

Kapitel 2 las sich in Teilen wie ein Déjà-Vu. Die ersten Gehversuche im neuen Körper, Erläuterungen über das Hirnleasing und die Machtverhältnisse in Naupaum…. all dies wurde schon in den Vorgängerromanen behandelt. Aber jeder neue Charakter muss nun mal ordentlich vorgestellt und eingeführt werden und sich auch erst mal in seinem neuen Körper akklimatisieren. So ganz beiläufig holt Olaf Brill nochmal tröllfzig neue Völkchchen aus dem kosmischen Zylinder. Naupaum ist doch angeblich ein verhältnismäßig kleines Sterneninselchen, ham wa’s dann jetzt langsam mal?! 😀

Gayt-Coor, ein Charakter der mir so gar nicht gefallen hat. Ein Sympathikus ist der Trickdieb sowieso nicht und soll er wohl auch nicht sein. Aber was ich ihm überhaupt nicht abkaufen konnte ist der innere Antrieb, sich ausgerechnet an Seskatsch fest zu ketten. Die Begründung war mir viel zu dünn. Dass der Petraczer in ihm etwas besonders gesehen hat und dadurch die zeitaufwendige Verfolgung aufnehmen musste, kam nicht überzeugend bei mir an. Gerade Gayt-Coor, der unbedingt schnell an Kuschtas (Zahlungsmittel in Naupaum) kommen muss und es daher eilig hat, findet im Gewusel des hoffnungslos überbevölkerten Planeten sicherlich gewinnbringendere Opfer. Kennt ihr das, wenn ihr einen neuen Charakter erstmals in Aktion lest und sofort merkt, dass ihr die Story dahinter überhaupt nicht glaubt? Der Petraczer findet ja vielleicht noch einen Verbindung zu mir. Hoffentlich ohne dabei seine Hände in meine Taschen zu schieben.

Die Fäden laufen im Schlußkapitel zusammen. Während die ersten beiden Romane der Staffel die Geschichte rund um Perry Rhodan thematisiert haben, wird nun der Fokus auf den „Neuen“ gelegt. Zum Ende hin befinden wir uns in der gegenwärtigen Handlung wieder und die beiden Terraner schließen sich offiziell dem Widerstand an. Für Roi ein allzu bekanntes Terrain, ich hoffe mal er geht nicht wieder mit dem Kopf durch die Wand. Sehr interessant ist für mich ein kleiner Nebensatz. Perry und Roi haben sich wohl beim Transfer der Gehirne „berührt“. Daher auch dieser Drang von Danton, unbedingt diesen Fremden Mann zu treffen. Auch sehr wichtig für die künftige Handlung wird sicherlich sein, dass die Verantwortlichen der Gehirnbänke offenbar in der Lage sind, wahllos Ceynachs nach Yanzaar zu transportieren. Auf Wunsch ihrer zahlenden Klientel.

Aber wie funktioniert dieser Transfer? Welche Rolle spielt die Planetenmaschine dabei? Welche Interessen(gruppen) stehen dahinter? Gar wieder die Schwester der Tiefe? Oder NATHAN? Oder doch ES? Hat Leticron eventuell doch noch ein Wörtchen mit zu reden? Vielleicht existiert hinter den Kulissen ja auch ein ganz neuer Big Player? Wie reagiert die Besatzung der SOL nach Perrys vermeintlichem Ableben? Fragen über Fragen, die mich Woche für Woche auf den neuesten NEO warten lassen. Dran bleiben lohnt sich!

Zitat des Romans

Wir Menschen können alles erreichen. Dazu brauchen wir die Kirche nicht mehr, die an ein allmächtiges Wesen glaubt, das uns leitet – und uns verbietet, in der Seine zu baden.

Georges jaques danton

Wertung und Fazit

Très bien Monsieur Brill! Mit dem historischen ersten Kapitel hat der Debütant einen unglaublich guten Schnellstart im NEOversum hingelegt. Die harmonisch verschmelzenden Fakten und Fiktionen waren allererste Schreibsahne. Das Phantasy-Setting bot eine erfrischende Abwechslung zum galaktischen Alltag. Zusätzlich zum hervorragenden Weltenbau muss ich den tollen Schreibstil explizit erwähnen, der mir wunderbare Stunden im NEOversum bescheren konnte. Anspielungen und Querverweise auf das späte Mittelalter findet man en masse. Meine gelegentlichen Wissenslücken füllte ich mit Recherche im Netz auf, was mir zusätzlich noch einen Heidenspaß bereitete. Dantons Revoluzzer-Aura macht selbst vor Naupaum nicht Halt, ich nehme dem Charakter jede seiner Handlungsweisen ab. Besser kann man eine Geschichte aus der Geschichte nicht erzählen. Meine Kritik beschränkt sich auf die zahlreicheren Informationswiederholungen im Romanverlauf. Stellenweise ließ sich das nicht vermeiden, um die Person Danton ordentlich ins Geschehen einzubinden, aber nervig war es rückblickend doch manchmal. Mein ungekürzter Daumen wandert bis ganz oben am Schafott und beglückwünscht Olaf Brill zu einem Start nach Maß im neuen Aufgabenfeld. Herzlich willkommen im NEOversum lieber Olaf! Touché

Review: Perry Rhodan NEO 282 – Der Mann aus der Vergangenheit
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