Handlung

Der Profikämpfer und Wettbürobetreiber Rashim Haalew rettet die junge Essoya Tahira vor einem sexuellen Übergriff. Tags darauf bekommt er in seinem Geschäft Besuch von einer geheimnisvollen Adeligen, die ihm ein einmaliges Angebot macht. Sein Wettbüro ist der perfekte Ort zum Aufbau einer Widerstandsorganisation und im Gegenzug für sein Engagement würde die Fremde seine Schwester Sambra heilen.
Rückblende in die Kindheit: Die reiche Adelige Tamarena da Quertamagin verlost zwei Plätze für einen Weltraumausflug und der 15jährige Rashim zählt zu den glücklichen Gewinnern. Er ermöglicht es seiner Schwester darauf hin, ihren Lebenstraum zu verwirklichen und erkauft sich das zweite Ticket über Umwege. Ein Unfall mit einem defekten Raumanzug beschert Sambra einen Herzstillstand und ihr Gehirn wird mit Sauerstoff unterversorgt. Die reiche Arkonidin verweigerte die Übernahme der Krankenhauskosten und es blieb Rashim nichts anderes übrig, als seine Schwester in ein Essoya-Krankenhaus zu bringen. Dort bleibt ihr aus Kostengründen die beste Behandlung versagt und ihr Gehirn nimmt dauerhaften Schaden. Der Grundstein für den Hass auf den Adel war bei ihm damit gelegt.
Zurück in der aktuellen Vergangenheitshandlung: Rashim entscheidet sich schließlich für den riskanten Deal mit der Fremden und gründet mit seinem besten Freund Koretto Loparti eine Untergrundbewegung. Er weiht auch seine neue Flamme Tahira ein, die als gescheiterte Schauspielerin ebenfalls einen Brass auf die Herrscherkaste hat. Als erste Amtshandlung sprengen sie eine Statue auf einem belebten Platz in die Luft und rufen medienwirksam zum Kampf gegen den Adel auf. Sambra wird, wie versprochen, von der mysteriösen Unbekannten geheilt. Rashim und Koretto machen derweil mit weiteren Anschlägen auf die Widerstandsbewegung aufmerksam und generieren fleißig neue Anhänger. Während eines Restaurantbesuchs fällt Sambra plötzlich wieder auf das NIveau einer geistig Dreijährigen ab. Die Fremde meldet sich via Hologramm bei Rashim und verlangt von ihm die Namen der radikalsten Widerständler. Im Gegenzug verspricht sie, Sambra diesmal dauerhaft zu heilen. Er geht auf den Deal ein und die Zelle wird, sehr zum Bestürzen seiner Mitstreiter Tahira und Koretto, von den Gon-Mekara ausgehoben. Als er das Gefühl nicht mehr los wird, dass Tahira ihm auf die Schliche gekommen ist, verrät er auch sie an seine Auftraggeberin. Der Zugriff durch die Gosistas erfolgt in einem Automatenlokal, als ihm seine Freundin verkündet, dass sie seinen besten Freund als Verräter identifiziert haben will. Auf der Flucht stürzt ihr Gleiter ab, Tahira wird tödlich verwundet und Rashim beichtet ihr seine Taten, bevor er sie erlöst. Rashim erzählt seiner Schwester die Hintergründe und diese reagiert völlig fassungslos, da für sie zahlreiche Arkoniden gestorben sind. Auf einer öffentlichen Veranstaltung debattieren die adelige Andila da Ulentor und Akkren Shenn, während im Saal überkritische Stimmen laut werden. Daraufhin vereinbaren die beiden verbliebenen Widerstandsführer, Rashim und Koretto, ein Treffen mit Shenn, um ihn für sich zu gewinnen. Tamarena da Quertamagin stellt sich als Tante von Akkren Shenn heraus und als Wiedergutmachung will er die Behandlungskosten für Sambras Heilung übernehmen. Shenn übernimmt die Untergrundbewegung auf Wunsch der beiden. Doch als Rashim seiner Schwester Sambra die frohe Botschaft überbringen will, erwartet ihn in ihrer gemeinsamen Wohnung ein Abschiedshologramm. Sambra konnte mit der Bürde nicht leben, dass ihretwegen stetig andere sterben müssen und hat in der Badewanne Selbstmord begangen. Rashim Haalew aktiviert sein Vibromesser und folgt ihr auf ihrem Weg in die Ewigkeit nach.

Gegenwart: Perry Rhodan und Atlan brechen zu einer gemeinsamen Mission auf, um das Amöbophagenproblem endgültig zu lösen. Dafür muss die Miasmastrahlung im Arkonsystem verteilt werden, was über ein ziviles Medienunternehmen auf Arkon I vonstatten gehen soll. Atlan besucht mit Perry eine vermeintlich treu ergebene, alte Liebschaft, die ihn aber verrät, da sie den Gon-Mekara-Ideologien verfallen ist. Den beiden gelingt die Flucht zu einem verlorenen Himmel. Der Schattenpalast auf dem Berg Kheled thront inmitten des ewigen Eises. Der zalitische Wächter Korguntur empfängt seinen Herrn Atlan mit waffenstrotzenden Abwehrmaßnahmen, da dessen Zellaktivator mit ihm verschmolzen ist und damit nicht mehr geortet werden kann. Atlan gelingt es, das Hologramm von Korguntur mit streng geheimen Fakten zu überzeugen, die nur ihm als legitimem Imperator bekannt sein können. Ein verbreiten der Miasmastrahlung über private Kanäle erweist sich als unmöglich, aber der Tempelwächter hat einen riskanten Vorschlag. Via Cyberspährenzugriff gelingt es Atlan, die Daten in den Zentralkern des militärischen Hyperfunknetzwerks einzuschleusen. Maylpancer wurde durch die Infiltration der Systeme auf ihren Standort aufmerksam gemacht und greift mit einem Trupp Soldaten die Bergstation an. Karguntur schließt die Spitze des Berges in ein Schutzfeld ein, um Atlan bis zum Abschluss seiner Mission zu schützen. Nach erfolgreicher Strahlungsfreisetzung lässt Karguntur, wie von Atlan angewiesen, den Schutzschirm fallen. Die verbliebenen Soldaten dringen mit Maylpancer in die Bergspitze ein und Atlans Falle schlägt zu, da die Kernstation zuvor in die Sicherheit des tiefen Berges gerettet wurde. Perry Rhodan drängt auf das Verhaften von Maylpancer, doch Atlan löst die Selbstzerstörung der Station aus und der nächste unrechtmäßige Imperator vergeht in den Flammen. Akkren Shenn nutzt die Unruhen aus und bringt sich politisch in Position, woraufhin Atlan die Station im Berg Kheled verlässt und mit Perry Rhodan zum Hügel der Weisen am Kristallpalast fliegt. Atlans anschließende Antrittsrede wird zum Abschied von der Monarchie, als er das Große Imperium zur Republik ausruft und Akkren Shenn zum Temo-Tai ernennt . Ihin da Achran, die im Hintergrund kräftig am Umsturz gewerkelt hatte, fällt vom Glauben ab, als Atlan die Monarchie zu Grabe trägt. Sie schwört Rache an Perry Rhodan, den sie als Urheber des Gesinnungswandels bei Atlan vermutet.

Meinung

Wenn nur dieser etwas unästhetische Explosionseffekt nicht wäre… Das Titelbild spiegelt den Romaninhalt hervorragend wieder. Aussagekraft vor Schönheit? Mein erster Gedanke: Die Power Rangers sind auf Arkon gelandet. Mir gefällt das Cover gut, auch wenn es dabei bleibt: Die Staffel liefert in Sachen “optischer Genuss” nur leichte Kost.

Wo soll ich bitte anfangen? Puh… das war ein Brett! So wie fast jeder NEO der laufenden Staffel bisher. Die Latte liegt ganz oben, der Unterhaltungswert ist auf Höchstlevel. Freudentränen beim Chefredakteur? Ich könnte es gut verstehen. Das muss Spaß machen, solch einen talentierten Haufen auf der monatlichen Lohnliste zu führen. Roman Schleifer liefert im NEOversum sein Debüt ab und es reiht sich nahtlos in die Liste der äußerst gelungenen Einstandswerke ein. Seine hervorstechende Stärke sind die liebevoll gezeichneten Nebendarsteller. Unfassbar, wie viel Spaß es mir gemacht hat, die Story des Geschwisterpärchens zu verfolgen. Nicht nur die kleinen Spitzfindigkeiten und anrüchigen Details trugen dazu erheblich bei, sondern vor allem die konsequent durchdachte Erzählweise. Das gilt genauso für den Haupterzählstrang um Perry und Atlan. Ein Beispiel? Die beiden Großkopferten unterhalten sich eingangs darüber, dass Perry seinem arkonidischen Freund die Führung überlässt. Sein Planet, seine Regeln! Aber Atlan ist sich auch sehr wohl bewusst, dass Perry eingreift, wenn ihm was nicht passt. Vor allem im moralischen Kontext. Im Konflikt mit Maylpancer und seinen Schergen, hundert Seiten später, wird dieser moralische Aspekt ein riesiges Thema! Ich fand das richtig toll zu Ende erzählt.

Plüschraumer? Rosa Unterwäsche? Wippende Busen? Jawoll ja. Vor ein paar Romanen haben wir, auf unserem Discordserver bei Radio Freies Ertrus, über die etwas weichspülerischen Gewalt-und Erotikschilderungen der neueren Werke nach der Borsch-Ära diskutiert. Marlene von Hagen und jetzt der gute Romanschleifer (O-Ton Christian Montillon) haben da wieder Feuer in die Bude gebracht. Schlagkräftige Dialoge und ordentlich Wortwitz machten den Roman für mich zu einem herrlichen Lesevergnügen. Die zynischen Schlagabtausche ließen kaum Zeit für Verschnaufpausen. Zwischen lautem Auflachen und bestürztem Schlucken vergingen stellenweise keine zehn Sekunden. Stellvertretend hierfür möchte ich eine Szene anführen: Rashim betritt seine Wohnung und Sambra kommt, aufreizend knapp bekleidet, auf ihn zu. Nicht nur versaut er es sich damit instant mit seiner neuen Bekanntschaft, sondern dem Leser wird auch erst mal ein völlig falscher Eindruck vermittelt. Erst am Ende des Kapitels wird klar, dass es sich bei den beiden um Geschwister handelt. Ganz große Klasse! Solche trügerischen Plotttwists gab es häufiger.

Roman Schleifer nimmt die Leser auf eine wunderbare Geschmackserlebnistour durch Wien… äääh Arkon, mit. Aber auch New York wird besucht, der Battery Park nimmt ja eine zentrale Rolle in der Nebenhandlung ein. Zu Rashims Kämpfernatur passt natürlich auch der Metallica-Song Battery, den Roman Schleifer geschickt eingebracht hat. Der Weltenbau gefiel mir phänomenal gut. Terra ist das geistige Vorbild der adelsmüden, strebsamen und fleißigen Essoya. Was eignet sich da besser als eine Vorbildkultur, die Perry Rhodan damals nahezu im Alleingang reformiert hatte?! Eine geeinte Menschheit dank Perry, der sich in seinen kühnsten Träumen nicht ausmalen konnte, was letztlich daraus geworden ist. Damals auf der Startbahn der Nevada Fields lag sein einziges Bestreben darin, bloß nett zu lächeln. Für die Kameras! Für die Menschen da draußen, die voller Hoffnung ins Weltall schauten. Meine Güte, was ist seitdem alles passiert… unfassbarlich. Und nun wird auch das große Imperium Arkon zur Republik und die Demokratie kehrt ein. Wow… das wird vieles verändern! So ganz nebenbei wird der nächste Imperator abgesägt. Maylpancer hatte nur kurz Spaß am Regieren, nach seiner fiesen Manipulation an Leticrons Superanzug hat er das auch mehr als verdient. Was so alles in einen NEO passt… uff!

Am Ende des Tages muss ich ehrlich zu geben, dass mich die Nebenstory ganz klar mehr gefangen hielt, als das Abenteuer der Hauptprotagonisten. Das lag hauptsächlich an der traurig dramatischen, herzzerreißenden und gleichzeitig herzerweichenden Geschichte um Sambra. Das ist wahre Bruderliebe! Rashim riskiert alles, um sein Schwesterherz zu heilen, auch seine Beziehung zu Tahira. Das dramatische Ende des Geschwisterpaares setzt den perfekten, emotionalen Schlußpunkt unter diese liebevoll durchdachten Nebenfiguren. Da Rashim mit seinem Wettbüro zwischenzeitlich riesige Gewinne erwirtschaften konnte, wäre doch eventuell auch eine erneute Behandlung im Krankenhaus möglich gewesen?! Oder war das dann doch zu riskant? Riskanter als das gesamte Himmelfahrtskommando an sich? Aber am Ende wäre eh alles für die Katz’ gewesen.
Natürlich hatte auch die Hauptgeschichte ihre Stärken. Und die nicht zu knapp. Die Erlebnisse am Berg Kheled ließen mich zuallererst übrigens an den Berg Sinaii denken, wo Moses von Gott seine zehn Gebote empfangen haben soll. Von der Bedeutung her passt das auch in den Romankontext. Die finale Imperatorenentsorgungskampagne, inklusive Systeminfiltration, hat mich sehr begeistern können. Auch der moralische Aspekt kam nicht zu kurz, zwischen Atlan und Perry. Sehr überzeugend gelöst.

Zitat des Romans

Dein Planet, deine Regeln!

Perry überlässt platzhirsch Atlan das feld. nicht ohne es doch noch zu bereuen

Fürwahr DER zentrale Satz, der die Haupthandlung von vorne bis hinten dominiert. Anfangs werden sich die Platzhirsche schnell einig, dass Atlan die Führungsrolle einnehmen wird. Am Ende wird dies Perry zum Verhängnis, als der moralische Aspekt beim Terraner dominiert und Atlan ihn sogar mit harten Bandagen bekämpfen muss, um seine Ziele durch zu setzen. Konsequent durchkonstruierte Geschichte. Chapeau!

Fazit und Wertung

Bärenstarkes Debüt von Roman Schleifer im NEOversum! Kulinarisch anregender und actionreicher Ritt durch hundertsechzig Seiten. Die Nebenstory mit Rashim und seiner behinderten Schwester haben mich emotional doppelt berührt. Zum einen ist die Charakterzeichnung der Nebendarsteller eine epische Glanzleistung geworden, weil jeder Beteiligte seine ganz eigene Geschichte erzählt und der kompletten Story damit unglaublich viel Tiefgang verleiht. Zum anderen hat mich das dramatische Ableben des Geschwisterpärchen emotional hart gekickt, weil mir die beiden innerhalb kürzester Zeit sehr vertraut geworden sind. Der Großteil der Haupthandlung bestand aus einem grandiosen Actionfeuerwerk, an höchst unterschiedlichen Schauplätzen. Neben Maylpancers abruptem Ableben wird Arkon ganz beiläufig zur Demokratie und das komplette NEOversum wird damit auf links gedreht. Der Einfluss auf die Folgebände und nächsten Staffeln wird vermutlich enorm sein. Ich konnte kaum eine Minute verschnaufen und war jederzeit voll drin in dieser super durchdachten Geschichte. Wortwitz und Humor punkteten ebenfalls zweistellig! Das Relikt und der Sofortumschalter waren in Bestform. Wo setze ich Kritik an? Hey… ich wurde unglaublich toll unterhalten. Minimale Logiklückchen gab es, das Lektorat hat auch teilweise etwas derber gepatzt, aber ganz ehrlich?! Unterhaltung Leute!! Come on… Are you ready to rumble?! Roman Schleifer, herzlich willkommen im NEOversum, mögen noch weitere solch grandiose Werke folgen!

Review: Perry Rhodan NEO 296 – Facetten der Revolution
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