Handlung
Die Flucht der terranischen Raumfahrer um Perry Rhodan und Atlan geht an Bord der trebolanischen HIS-KEM-IR weiter. Ihr Versteck im Zentralgestirn droht durch massive Sonnenwinde zum Absturz des Raumers zu führen, was Atlan mit einem Notstart verhindern kann. Um möglichst unbehelligt nach Arkon zu gelangen, muss die Reisegruppe das Schiff wechseln. Ein Geheimdepot unter der Oberfläche des Planeten Siron, soll hierfür gerüstet sein. Beim Anflug auf die Wüstenwelt wird die HIS-KEM-IR von einem abgestürzten Arkonidenraumer angefunkt, aus dem die Zivilisation der Sironer hervorgegangen ist. Aufgrund mangelnder Autorisation, droht das Wrack mit Gegenmaßnahmen und Perry lässt vorsichtshalber abdrehen. Eine Gruppe Sironer Freidenker löst durch ihre Neugierde die Zerstörungsautomatik der Bordpositronik aus. Die mit Fallschirmen anfliegenden Terraner erhalten die Warnung der Positronik per Funk und schlussfolgern, dass sie das 72-stündige Zeitfenster zu verantworten haben. Sie landen in der Wüste und werden von einem Pilgerzug mitgenommen, der mit einem Lastwagenkonvoi zur Hauptstadt Keless fährt, um das Heiligtum zu besuchen. Vor Ort treffen Perry und Atlan einen Händler an, der abgelaufene Notrationen aus der AR’KELESS vertickt und stellen ihn zur Rede. Durch ihn erfahren sie, dass Ishy Matsu mit ihrem projizierten Bild das Ornomeon ausfindig gemacht hat. In der Ratshalle von Keless befindet sich das gesuchte arkonidische Depot, das Ziel ihres Aufenthaltes. Um dorthin zu gelangen, kapern sie ein Regierungsfahrzeug und verschaffen sich mit Hilfe der Mutanten Zutritt zur Tiefebene. Ihr sironischer Helfer stirbt durch die Folgen einer Explosion, die der Zünder Iwan Goratschin ausgelöst hatte. Atlan verschafft ihnen mit seinen Überrangcodes Zutritt zum Depot und kann von dort die Notabschaltung der AR’KELESS veranlassen und den Countdown stoppen. In einem Lagerraum finden sie die von der Positronik eingesperrten Freidenkern. Nach gesinnungsprüfenden Gesprächen kommt Atlan zum Schluß, den Freidenker-Sironern die eingeschränkte Befehlsgewalt über das Depot zu überlassen. Iwan Goratschin löst mit seiner Mutantengabe den Zerfall der AR’KELESS aus, damit sich die Schiffsschleuse öffnet und die Terraner mit der erbeuteten TI’AIR ihre Reise fortsetzen können. Die Trebolaner nehmen Abschied und kehren in ihre Heimat zurück.
Sergh da Teffron öffnet ein Paket aus dem Trebola-System, das nicht den erwünschten Zellaktivator enthält, sondern eine billige Fälschung. Der Absender Quetain Oktor wird zur Fahndung ausgeschrieben und das wertlose Szepter des Vidaarm von da Teffron persönlich vernichtet. Der Ara Santek untersucht Stiqs Bahroff, die rechte Hand des Regenten, dessen Gesundheitswerte einen Zellalterungsstopp aufweisen. Santek legt eine abhörsichere Schutzschaltung um das Labor und bietet seinem Patienten eine mögliche Chance, vor dem sicheren Tod durch seinen Herrn zu entkommen. Dieser möchte den Zellaktivator für sich selbst beanspruchen, nachdem das goldene Ei von Santek als unbedenklich und voll funktionsfähig eingestuft werden würde. Stiqs Bahroff nimmt die Hilfe des Ara-Medikers in Anspruch. Als ein aufmerksamer Offizier ihm den gesuchten Quetain Oktor ausfindig macht, bläst Bahroff unter einem Vorwand die Verfolgung ab. Im Zuge einer weiteren Vision bringt er den Ara Santek um und erklärt sich gegenüber seinem Herrn, der ihm die Geschichte abkauft.
Meinung
Zentral mittig prangt ein arg mitgenommenes Wrack eines Kugelraumers, das sehr früh im Roman als handlungsrelevantes Heiligtum der Arkonidennachfahren auftritt. Im Hintergrund kann man die fremde Silhouette einer Stadt erkennen, die sich aufgrund der Bauweise und Optik auch gar nicht auf Terra befinden kann. Der Romantitel erklärt, wo wir uns befinden. In sanften Blautönen gehalten, verströmt das Cover eine friedliche Atmosphäre. Täuschung oder Tatsache? Schau’n mer mal, für welche schriftstellerische Herangehensweise sich Rüdiger Schäfer bei seinem NEO-Debüt entschieden hatte. Der heutige Eposé-Autor startet mit seiner eigenen Reise zu den Sternen auf dem Wüstenplaneten Siron.
Ishy Matsu führt Perry Rhodan und seinen Mitstreitern vor Augen, dass alle an einem Strang ziehen müssen, damit die bisherigen Opfer der menschlichen Expansion zu den Sternen nicht umsonst gewesen sind. Mit einer ziemlich deftigen Ansprache. Atlan und Perry zeigen bereits in der Frühphase ihrer Zusammenarbeit deutliche Verhaltensunterschiede zu ihren Erstauflage-Pendants. Die Streitkultur der beiden Alphamännchen ist sowohl in Tonlage, als auch in Intensivität, ein ganz anderes Kaliber. Das gilt in gesteigerter Form auch für die Streithähne Crest und Atlan. Bei dem alten Arkoniden zeichnet sich mittlerweile eine gesteigerte Aggressivität ab, im Dialog mit Atlan sticht diese Eigenschaft deutlicher hervor, als bei Diskussionen mit nichtarkonidischen Besatzungsmitgliedern. Allgemein herrscht also eine spürbare Disharmonie an Bord. Die erste Euphorie vom Aufbruch zu den Sternen ist verflogen. Stiqs Bahroff hat ebenfalls mit den Nebenwirkungen des Zellaktivators zu kämpfen, in Form von Visionen. Damit wird deutlich, dass das goldene Ei nicht nur ein Gewinn für seinen Träger ist. Bereits in der vergangenen Staffel hatte Crest Ausfallerscheinungen. Die Wesensänderung zeichnet sich immer deutlicher ab.
Ich bin seit jeher ein Fan von Rüdiger Schäfers Schreibstil, da seine Geschichten so wunderbar flüssig direkt ins Gedächtnis fließen. Ob heute oder damals, die Identifikationsmerkmale sind gleich geblieben. Ein dezent wissenschaftlicher Unterton gehört mit in den reißenden Fluss der guten Unterhaltung. Ansonsten würde er mit Rainer Schorm wohl nicht so gut harmonieren. Aber das gehört in die Gegenwart. Zurück in die tiefere Vergangenheit der Serie, in der sich eine Gruppe waghalsiger Aktivisten in ein arkonidisches Schiffswrack schweißen. Obwohl ich eigentlich kein Befürworter von dreigleisigen Erzählsträngen bin, hat mich diese Nebengeschichte mit am meisten begeistert. Auch wenn die Haupthandlung dadurch ein wenig hingehalten wird und stellenweise zu kurz kommt. Apropos Handlung: Wir müssen über den Staffelfortschritt reden. Schon im letzten Roman gab es keine großartig nachhallenden Neuerkenntnisse. Auch das Debüt des künftigen Exposé-Chefs könnte man glatt in einem Satz zusammen fassen. Perry und Team landen auf einem Wüstenplaneten, erleben ein kleines Abenteuer und finden das erhoffte Schiff zur Weiterreise. Anders als in den Staffeln zuvor hält sich die Serie momentan auf zu vielen Nebenschauplätzen auf. Siron und das Schicksal seiner Bewohner fand nie wieder eine inhaltliche Erwähnung in der Serie. Aber Perry würde „alles in meiner Macht stehende tun, damit Siron seine Chance erhält und nicht die gleichen Fehler wie die Menschheit macht“ (Kapitel 16). Erinnert euch das an irgendwas? Genau! Im letzten NEO hatten wir mehrere Völker vorgestellt bekommen, die danach in ewige Vergessenheit geraten sollten. Der langen Tradition der terranischen Raumschiffsaneignung steht dieses Völkervergessen in nichts nach.
Zitat des Romans
Lass mich da draußen nicht fallen!
belinkhar haucht perry diese Worte ins ohr und der soforterröter kämpft mit seiner beherrschung
Es gibt Momente, da wäre man gerne persönlich vor Ort. Also nicht unbedingt, um aus dem Orbit mit einem Fallschirm abzuspringen. Da wäre ich von vornherein ganz klar raus. Rüdiger Schäfer wurde von Felix Baumgartners erfolgreichem Stratosphärensprung aus dem Jahre 2012 zu diesem Handlungsabschnitt inspiriert. Er wies selbst auf die missglückten Versuche anderer armer Teufel hin. Zeitlich passt der Vergleich ebenfalls wie die Faust aufs Sironer-Auge, da der Roman kurze Zeit nach diesem waghalsigen Rekordsprung geschrieben wurde. Falls der gute Bull vor Ort gewesen wäre, hätte die Reminiszenz noch eine ganz besondere Geschmacksnote erhalten 😉
Fazit und Wertung
Feinsinniger Humor trifft auf eine naturwissenschaftlich geprägte Erzählweise. Das alles ummantelt von einem äußerst angenehmen Schreibstil, der seit dessen Debüt unverkennbar für Rüdiger Schäfer steht. Und auch in künftigen NEOs sein Alleinerkennungsmerkmal bleiben wird. Die Handlung ist relativ schnell zusammengefasst, denn viel passiert leider nicht hinsichtlich des Staffelfortschritts. Trotz der schön geschriebenen und recht kurzweiligen Geschichte komme ich nicht umhin zu betonen, dass mir die Staffelbremse im Moment zu stark angezogen wird. Siron wird künftig keine Rolle mehr spielen und die Terraner werden sich mit der TI’AIR nicht ihr letztes Schiffchen unter den Nagel gerissen haben. Leo Lukas muss sich dringend mit WD-40 bewaffnen und den Rost lösen, der sich anzusammeln droht. Nichtsdestotrotz trotzt mein schwitzender Daumen der Wüstenhitze von Siron und startet leicht angeschlagen, aber mit erhobenem (Finger)Glied zu weiteren Abenteuern durch.