Handlung

Gegenwart: Die BASIS überwindet die Schwarze Brücke und trifft in M87 ein, wo ein Keulenschiff einer unbekannten Spezies mit ihr kollidiert. Perry Rhodan gewährt dem offenbar geschwächten Wesen Zutritt zur BASIS, woraufhin ein omnipräsentes Störfeld erlischt. Somit ist eine Nottransition wieder möglich und die BASIS entkommt Powehis Einflussbereich.
Zwischenspiel: Aus Sicht mehrerer Besatzungsmitglieder werden die monatelangen Startvorbereitungen für die CATRON-Mission beleuchtet.
Gegenwart: Payne Hamiller ist nach dem Sprung spurlos verschwunden. An Bord häufen sich aggressive Zwischenfälle durch eine besondere Psi-Strahlung und zwingen die BASIS, auf räumliche Distanz von 2500 Lichtjahren zu gehen. Douc Langur, der geheimnisvolle Forscher aus dem aufgelesenen Keulenschiff, bedankt sich überschwänglich für die Hilfe der Terraner. Als ein Flüchtlingstreck im System ankommt, revanchiert sich Langur nur widerstrebend und begleitet Perry auf der RAVANA. Die Charnaz Bakr versuchen verbotenerweise aus dem Zentrum von M87 zu entkommen, was den Flüchtigen aufgrund ihres veralteten und abgenutzten Equipments zum Verhängnis wird. Die humanitäre Hilfsmission der RAVANA gerät zum lebensbedrohlichen Desaster, als die Skoars angreifen, die Soldaten der Konstrukteure des Zentrums sind und nicht lange fackeln. Shykk Aymar, Anführer der Skoars, setzt Perry ein Ultimatum, aus dem Gebiet zu verschwinden und die Flüchtlingshilfe abzubrechen. Gucky und Ras Tschubai teleportieren mit Nanoroboterkugeln auf die gegnerischen Schiffe, deren Inhalt die positronischen Netzwerke der Gegner lahm legt. Der Skoar kapituliert und überlässt den Terranern das Feld. Auf Einladung des Shykk trifft eine Eskorte der Skoar ein und geleitet sie ins Dewellsystem, wo mit den Stützpunktingenieuren über ein etwaiges Bündnis verhandelt werden soll.

Meinung

Staffelauftakt Catron. Die BASIS überwindet die Schwarze Brücke erfolgreich. Und mit ihr im Schlepptau fliegen ein paar generische Kugelraumer mit. Farblich ist die ganze Szenerie in schönen Blau- und Grüntönen gehalten. Die Größenverhältnisse zwischen BASIS und Begleitschiffen passt hingegen überhaupt nicht. Sieht ein wenig wie eine Tupperdose aus, auf die ein paar Pralinen zusteuern. Ein großer schwarzer Magnet aus dem Hintergrund droht damit, den Deckel zu öffnen, um die verheißungsvollen Dickmacher zu verschlingen. Nun gut, die überteuerten Plastikdosen haben ja in der Regel keinen Magnetverschluss, aber der Vergleich hat mir einfach zu gut gefallen, um ihn zu verschweigen. Genug der Flapsigkeit. Vorerst. Sehr gespannt stürzte ich mich im Anschuss auf den wesentlich ernsteren Romaninhalt. Welche neuen Abenteuer erwarten uns in 55 Millionen Lichtjahren Entfernung? Schaun mer mal, ob wir in diesem Roman ein paar Antworten erhalten.

Zunächst gilt die alte Regel: Zum Staffelstart werden neue Mehrwegcharaktere eingeführt. Von Julian Tifflor hatte man, nach der Versetzung von Erde und Mond ins Akonsystem, nichts mehr zu hören bekommen. Außer, dass er in der Politik mitmischt, wo auch Weidenburn zwischenzeitlich geparkt wurde, bevor er die Whistler Corporation übernommen hatte. Das politisch-/wirtschaftliche Parkett dient also quasi als Mehrwegcharakter-Parkplatz zur möglichen Weiterverwendung, wie im Falle des Thetisers. Aufgrund von Lia Tifflors prominentem Nachnamen horchte ich natürlich in Kapitel 3 gleich auf, als die Bordärztin erstmals ins Spiel kam. Julian Tifflors Genspross ist gewissermaßen die neue Sud der BASIS und kümmert sich hingebungsvoll um ihren Patienten Thomas Rhodan da Zoltral, der mit seinem “roialen” Extrasinn klarkommen muss. Dass Thomas jegliche Hilfe von Sud ablehnt, die sich mit einem Doppelbewusstsein bestens auskennt, ist seiner eigenen Sturheit geschuldet. Mit Sud teilt Lia unterdessen noch mehr Gemeinsamkeiten, denn beide sind gute Freunde von Gucky. Der mit Medikern offenbar besonders gut kann. Zudem scheint Lia eine Empathin zu sein, denn auch zum weniger umgänglichen Okrill Watson pflegt sie ein gutes Verhältnis. Sorgen bereitet ihre Drogensucht, die sicherlich noch Auswirkungen auf künftige Ereignisse haben wird. Eine altbekannte Personalie ist dagegen Merkosh. Dieser sollte Langzeitlesern ebenfalls ein Begriff sein. Der Mann aus Glas machte der NEO-Welt seine Aufwartung im Roman Nummer 200, als er in einem Sarg im All treibend, von den Terranern aufgelesen wurde. Merkosh entpuppte sich später als unersättlicher Gourmet und gab dem Wort Schm(i)erbauch eine ganz neue Bedeutung. Er wird als Kontaktperson zumindest kurz erwähnt, was ich sehr cool fand, da andere Völker im Laufe der Seriengeschichte viel zu oft in Vergessenheit geraten sind.

Die erste Romanhälfte diente der Aufarbeitung der Ereignisse vom Start der BASIS in der Milchstraße, bis zum eintreffen in M87. Mehr als ein Jahr war zwischenzeitlich vergangen, bis die BASIS die Startvorbereitungen abschließen konnte. Ein erneuter Abschied von Witwer Bull steht bevor und dieser frisst mal wieder alle Sorgen und Probleme in sich rein. Das Ehepaar Rhodan ging aber mit der gebührenden Zurückhaltung ans Werk, da sie ihren gemeinsamen Freund in- und auswendig kennen. Romanumspannend fand ich die interspeziesale Harmonie des NEO-Traumpaares sehr erfrischend. Das tat nach einer langen Aphilie richtig gut. Die Sorge um Tom traf mich mitten ins Herz, das ist wahre Elternliebe. Rüdiger Schäfer hat die Schwingungen auf der BASIS im allgemeinen wunderbar einfangen können und liefert einen Roman ab, der die monategroße Kluft für die Leserschaft sehr schön zu schließen wusste. Und gleichzeitig macht der Staffelauftakt von Beginn an neugierig: Keulenraumschiff, Kissenwesen, Stützpunktingenieure, Charnaz Bakr, Catrons Blut. Die Schlagworte alleine reichen dafür als Appetizer schon aus. Der prominenteste unter den Neulingen ist erst mal Douc Langur. In der Hauptserie übrigens ein Forscher im Auftrag der Kaiserin von Therm. Mit NEO stimmt zumindest die Berufswahl überein. Zeitlich bleibt man im NEO-Exposé also seiner Linie treu und hält sich charaktertechnisch nahe an der Erstauflage. Bevor der Flüchtlingstreck der Charnaz Bakr -übrigens Bestienabkömmlinge und verwandt mit den ebenfalls eingeschlechtlichen Halutern- für Aufregung sorgen konnte, machte mich das Ehepaar Rhodan einmal mehr sprachlos. Perry und Thora diskutieren über die Frage aller Fragen. Den Zweck und die Bedeutung des Universums. Eine hammergeile Konversation! Dieses denkwürdige Kapitel löste bei mir eine satte Gänsehaut aus. Wer während des romandurchdringend medizinisch-pharmazeutischen Intensivkurses noch nicht den Autoren des Romans herauslesen konnte, musste spätestens jetzt erkennen, dass hier der bekennende Thora-Fan Rüdiger Schäfer am Werk war. Mein Fanherz ist komplett dahin geschmolzen. Einfach nur toll.

Toll fand ich auch den kapitelübergreifenden Rückblick auf die Ereignisse vor Missionsbeginn. Der Autor lässt dabei die hart schuftenden und bisher größtenteils unbekannten Teile der Besatzung auf die Leserschaft los. In kurzen Kapiteln wird den neuen Protagonisten Leben eingehaucht. Vom kleinen Techniker bis zum Piloten der BASIS wurde dadurch jedem eine Bühne geboten. Never change a winning concept. Das Chronopulsfinale lässt grüßen. Mehr dazu im Fazit. Bei der schieren Masse an neuen Namen und Fraktionen wurde mir zugegebenermaßen schon leicht schwindelig. Ich könnte jetzt ellenlange Texte in die Tastatur klopfen, weil sich sehr viele Parallelen zur Erstauflage erkennen lassen. Das werde ich sowohl mir, als auch euch, ersparen. Wie immer gilt nämlich: NEO wird ganz sicher einen eigenen Weg gehen und oftmals nur altbekannte Namen verwenden. Sehr gespannt bin ich, wie sich Lias Sucht auf das Wohl der Besatzung auswirken wird. Dass ihr Drogenproblem Folgen haben wird, ist offenkundig nicht wegzudiskutieren. Folgen hatte auch der trickreiche Einsatz von Ras Tschubai und seinem Kollegen Gucky. Zwar wird wieder mal die alte Teleporternummer ausgepackt, aber ich fand die Einbindung der STAC-Spezialitäten erfrischend kreativ. Zumal die Nanoroboterkugeln ein leichter Wink Richtung irdischen Weihnachtsbaum waren. Endlich wurde auch mal das Potential des thetisischen Technikwunderwerkes ausgenutzt, denn die STAC ist ein effektiver Gamechanger. Ende gut, alles gut? Perrys Anspruch wurde im großen Kräftemessen mit den Skoar jedenfalls voll und ganz erfüllt. Dass nur dann Leben gefährdet werden, wenn es sich um keinen Preis vermeiden lässt. Selbst bei seinen vermeintlichen Gegnern. Mission erfüllt. Festzuhalten bleibt, dass wir mit den Skoar sozusagen die Systempolizei kennen lernen durften, die menschlichen Moralvorstellungen zuwider handelt. Nun geht es im Folgeband wohl zu deren Befehlshabern, den Stützpunktingenieuren. Im Schlepptau die kosmische Hanse… äääh der kosmische Basar 😉

Zitat des Romans

Ich bin mir ziemlich sicher, dass dein zweites Ich gerade wieder über mich lästert.

Perry rhodan augenzwinkernd gegenüber seiner ehefrau thora

Fazit und Wertung

Rüdiger Schäfer knüpft an das Erfolgskonzept seines aus der Staffelreihe tanzenden Chronopulsfinales an. Hundert Millionen Jahre war unter anderem deshalb so ein außergewöhnlich guter Einzelroman, weil der Autor seine Geschichte aus dem Blickwinkel von vielen Besatzungsmitgliedern geschildert hatte. Und genau so verhält es sich auch im aktuellen NEO. Die verschiedenen Berufsgruppen der fünfzigtausend BASIS-Besatzungsmitglieder bringen sich höchst unterhaltsam in die Story ein und somit entsteht ein überaus stimmiges Gesamtbild. Die ständige Bedrohung durch Powehi verursachte bei mir ein durchgängiges Gänsehautgefühl und erzeugte gleichzeitig eine atmosphärisch dichte Grundspannung. Völlig baff haben mich die Gespräche des Rhodan-Ehepaares gemacht. Zum einen aufgrund ihrer Intensität und kosmischen Tragweite. Zum anderen, weil die epische Diskussion um die Frage aller Fragen, das Rätsel der Existenz und das zugehörige Kapitel im gesamten, lange in meinem Gedächtnis bleiben werden. Bereits am Erscheinungswochenende war ich mit dem CATRON-Auftakt durch, der die Protagonisten und ihre Geschichten in den Vordergrund stellte und eben das tat, was ein Auftaktroman tun sollte. Neugierde wecken. Neue und bisher unbeleuchtete Charaktere einführen. Eine glaubwürdige Bedrohungslage generieren. Und dabei auch noch hervorragend unterhalten. Rüdiger Schäfers medizinische Expertise ließ sich nicht überlesen. Die äußerst sympathische Hauptfigur Lia Tifflor versprühte allerdings dermaßen viel Charme, dass mich ihr Drogenproblem viel mehr beschäftigte, als mir der teilweise etwas ausufernde Pharmaziegrundkurs auf die Nerven gehen konnte. Die Exposé-Pause scheint der Serie sehr gut getan zu haben, was mich wahnsinnig freut. Nun gilt es umso mehr, am schwarzen Loch zu bleiben und die Erfolgsgeschichte der APHILIE konsequent fortzusetzen. Nach diesem tollen Start bin ich sehr guter Dinge, dass eben dies gelingen wird. Und nun wünsche ich uns allen ein fantastisches neues NEO-Jahr 2024! Ach ja… die Daumen lasse ich ab sofort stecken. Gute Vorsätze und so. Den Floh hat mir übrigens Podcastpartnerin Bianca ins Ohr gesetzt. Wie sich beim Radio Freies Ertrus NEO-Podcast mittlerweile bewährt hat, ändere ich hiermit mein Wertungssystem. Pünktlich zum Jahreswechsel. Und verschenke fünf von fünf superweiche Kissen als nachträgliches Weihnachtsgeschenk.

Review: Perry Rhodan NEO 320 – Schwarze Brücke
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2 Gedanken zu „Review: Perry Rhodan NEO 320 – Schwarze Brücke

  • 20. Januar 2024 um 07:35 Uhr
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    Hallo Andreas. Vielen Dank für die Blumen. Ich lese Deine Rezensionen sehr gern, und das in diesem Fall nicht nur, weil ich dabei gut wegkomme, sondern weil Du stets sehr kompetent und pointiert schreibst.
    Ja, Lias Sucht wird noch wichtig werden, aber eine Privatpraxis als Mediziner wirst Du auch nach der Lektüre weiterer Romane mit ihr NICHT eröffnen können :-).

    Antwort
    • 22. Januar 2024 um 18:11 Uhr
      Permalink

      Hi Rüdiger! Wenn du dich für die Blumen bedankst, dann bedanke ich mich gleich mal mit einem Blumenstrauß für diese lieben Worte! Die Superlative bleibt stets präsent 🙂
      Lia gehört zu meinen liebsten Charakteren der neuen Staffel. Auch wenn mittlerweile alte Bekannte zurückgekehrt sind, beinhaltet ihre Figur am meisten Potential. Was mich wundert, ist Perrys ungewohnte Zurückhaltung bei ihr. Ihm schwant schon etwas, habe ich zumindest so herausgelesen in Band 321. Ich lass mich gerne überraschen, wie es weiter geht 😉

      Antwort

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