Handlung

Thomas Reginald Rhodan da Zoltrals Ausflug zum Tesserakt endet in einem lebensgefährlichen Zusammenbruch. Das Strahlungsfeld zwischen der TIMON von Oogh at Tarkan und dem Tesserakt scheint die Ursache für Unruhezustände bei der Besatzung zu sein. Nach der Auseinandersetzung mit den Skoar ist der Tesserakt zudem irreparabel beschädigt worden. Ohne die Hilfe der Dumfries, einem Volk im Zentrum von M87, ist eine Rückkehr in die Milchstraße ungewiss. Über die drei Musketiere will Oogh at Tarkan Kontakt zu den Technikern herstellen. Das Hilfegesuch gerät zu einer Rettungsmission und Perry landet mit einem Einsatztrupp auf dem Schlammplaneten Duha. Dort werden die Musketiere von den Einheimischen in Ketten vorgeführt. Diese entpuppen sich als alte Bekannte von Perry Rhodan und Roi Danton, denn Gayt-Coor, Torytrae und Doynschto hat es ebenfalls auf den Schlammplaneten verschlagen. Um dort zum Tode verurteilt zu werden, weil sie die Heilige Truhe der Duha plündern wollten und dabei auf frischer Tat ertappt wurden.

Bei der Vollstreckung der Todesstrafe werden die Verurteilten in Schlammlöchern versenkt, doch Perrys Plan geht auf und Gucky kann Torytrae und Gayt-Coor aus der Brühe teleportieren. Bei Doynschto versagen Gucky allerdings die Kräfte und er bricht bewusstlos zusammen, woraufhin Perry die Konfrontation mit dem Anführer der Duhari sucht und wertvolle Zeit gewinnen kann. Der Ilt erwacht und nutzt seine allerletzten Kräfte, um auch den Yaanztroner wegzuteleportieren. Zurück an Bord der BASIS werden Vorbereitungen für die Abholung der Dumfries getroffen, die kurze Zeit später mit den Arbeiten am Tesserakt beginnen. Entgegen der Absprachen und trotz aller Sicherheitsvorkehrungen, spionieren die Techniker das Schiff aus. Aus unbekannten Gründen greift jedoch Oogh at Tarkan ins Geschehen ein und nähert sich dem strahlungsintensiven Posbikonstrukt, wo ihn Douc Langur in letzter Sekunde retten kann. Die mutmaßlich vom Kartanen verursachten Explosionen töten einige Dumfries. Die überlebenden Dumfries strahlen einen geheimen Hilferuf ins All ab, der auch erhört wird. Die BASIS kann per Nottransition entkommen und setzt zuvor noch Rettungskapseln mit den lebenden und toten Dumfries ab.

Meinung

Bei der Identifikation der titelbilddominierenden Figur gab es diesmal keinen Zweifel. Oogh at Tarkan prangt fast in Lebensgröße in der Mitte des Covers, das geheimnisvolle Katzenwesen und Neubordmitglied der BASIS. Das wars eigentlich auch schon. Der in verschiedenen Blautönen gehaltene Hintergrund ist absolut nichtssagend und unspektakulär. Von einem Bildschirmschoner bis zu einer technischen Installation könnte hier alles dargestellt sein. Dass es sich um Gerätschaften der TIMON handeln musste, konnte aus der Romanhandlung abgeleitet werden. Ein farblich ansprechendes, aber langweiliges Kunstwerk. Zumindest kennen wir nun das Konterfei von Oogh at Tarkan.

Marie Erikson beginnt mit Rückblenden, um der Leserschaft die vergangenen Ereignisse noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Der sehr harmonische Übergang zwischen Vorgängerroman und aktuellem Werk behagte mir sehr, das wirkte wie aus einem Guss. Mit der Erwähnung von Gedächtnislücken beim Kartanen at Terkan schrillten bei mir allerdings gleich die Alarmglocken. Bitte nicht Peregrim 2.0! Wieder einer, der nicht weiß, was er überhaupt auf der BASIS zu suchen hat, um dann im Laufe der Staffel, rein zweckmäßig, peu a peu einige Puzzleteile wieder zu erlangen. Zu den Schwestern der Tiefe wird Oogh at Terkan ja rein anatomisch gesehen nicht gehören können, aber laut Roi Dantons Erinnerungen war er ebenfalls Bordmitglied auf der NARGA PUUR. Wir erinnern uns: Roi Danton wurde von den Schwestern der Tiefe als Geheimagent ausgebildet und hatte dort auch mit Teillöschungen seiner Erinnerungen zu kämpfen. Absichtlich herbeigeführt durch die Schwestern. Ich muss ehrlich sagen, dass mir dieses erneute Amnesiespielchen überhaupt nicht gefiel. Auf die Auflösung war ich dennoch gespannt. Doch vorerst ging es zu den drei Musketieren.

Kein Witz! Zuerst fühlte ich mich etwas veralbert. Aber mit dem französischen Bezug und dem großen Geheimnis darum herum, kam ordentlich Spannung auf. Sehr kreativ löste Marie Erikson die Art der Kontaktaufnahme mit den ominösen Gesetzesbrechern, die der treuen Leserschaft sehr wohl bekannt sein dürften. Gleich mehr dazu. Mit einem Weltenbau zum Träumen ging es auf den Schlammplaneten Duha. Die Geschichte gefiel mir wahnsinnig gut, weil sich die Autorin im Vorfeld sehr viele Gedanken um Flora und Fauna, sowie die gesellschaftlichen Verhältnisse auf dem Planeten gemacht hatte. Gilt ebenso für die sehr schön charakterisierten Bewohner des Planeten und deren spezieller Lebensweise. Der arme Gucky durfte die schlammig wässrige Körperhygiene der Duhari genießen und stand am Ende frisch gewaschen vor Perry. Diese Szene stand sinnbildlich für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Abenteuergeschichte und Spaßfaktor. Wie man über den Discord von Robert Corvus erfahren konnte, war der Schlammplanet eine Eigenkreation der Autorin und somit komplett ihr zuzurechnen. Beeindruckend!

Von den Weihnachtsritualen an Bord der terranischen Flotte hatte ich in dieser Form übrigens auch noch nicht gelesen. Jeder trägt ganz offen etwas rotes und Thora trägt es geschlossen drunter. Zum Schreien! Ich musste gleich mal eine terranische Träne der Erregung verdrücken 😉 Die anschließende Suche nach der Truhe im Heiligen Land stand der Suche nach dem Heiligen Gral in absolut nichts nach und so gingen Indiana Rhodan und seine bunt gemixte Truppe auf Bodenmission. Ohne Dschungel und Nazis, dafür mit ordentlich Schlamm an den Flossen, vier Meter große Duhari auf den Fersen und den heiligen drei Königen an der Backe. Ach nee, waren ja die drei Musketiere. Und wer wurde da in Ketten von den Duhari vorgeführt? Eine Echse, ein Yaanztroner und eine Gottesanbeterin. Na? Wer hat’s gleich geschnallt?! Natürlich waren es Gayt-Coor, Doynschto und Torytrae. Die drei naupaum’schen Begleiter aus Perrys Odyssee sind tatsächlich zurück im Spiel. Für mich ein sehr emotionaler Moment. Und ganz sicher nicht nur für mich. Wer dieses Trio noch nicht kennt, dem möchte ich die Odyssee-Staffel ans Herz legen, wo zumindest charaktertechnisch ganz großes Kino geboten wurde. Der Abschied aus Naupaum fiel mir deswegen gar nicht so leicht.

Nach zu erwartenden Komplikationen auf dem Schlammplaneten gab es abschließend eine kleine Feel-Good-Story mit Happy End. Entgegen der düsteren Aphilie-Romane überzeugte Marie Erikson diesmal mit eher leisen Tönen und sorgsam ausgearbeiteten Charakteren, die das Naupaum-Gefühl sofort wieder bei mir aufkommen ließen. Die Dumfries bekamen ihren wenig vorteilhaften Spitznamen in der Erstauflage nicht ohne Grund verpasst. Doch ihnen ernsthaft vermitteln zu wollen, dass der Tesserakt ein Prototyp sei und noch nie in Betrieb gewesen sein sollte, ließ mich ungläubig aufhorchen. Schlußendlich wurden nicht umsonst die Besten der Besten rekrutiert. Der Schuss ging erwartungsgemäß nach hinten los und lässt ein paar Fragen offen. Was war nun in der Truhe? Welche speziellen Fähigkeiten hat Douc Langur? Was bezweckte die Aktion von Oogh at Tarkan? Alles offen. Keine Antworten. Schade, ein wenig Input hätte nicht geschadet. Aber die zentralste aller Fragen geistert noch in meinem Kopf herum. Wie kann die BASIS nach drei heftigen Explosionen und einem missglückten Reparatureinsatzes der Dumfries weiterhin navigieren und sogar transitieren? Hat das dem Tesserakt denn überhaupt nichts ausgemacht? Da hätte ich mir schon eine erzählerische Erklärung gewünscht, die leider ausblieb. Ein für mich schwacher Abschluss eines bis dahin richtig guten Romans. Aber dafür ist das Dreamteam wieder an Bord. Ende gut, alles gut. Oder?

Zitat des Romans

Aha! So wird also eine Karotte daraus!

gucky hält perry dessen nicht vorhandene mutantengaben vor

Fazit und Wertung

Verflixt noch eins, das war mal ein super unterhaltsamer Genre-Mix mit erstklassig ausgearbeiteten Charakteren und einem wunderschönen Weltenbau. Gucky in Bestform sorgte bei mir für mehr als einen Lacher. Die Planetenerzählung auf Duha war aber zweifelsfrei mein absolutes Highlight des Romans. Die Geschichte wurde mIt einem solch feinsinnigen Humor gewürzt, dass sich mein breites Grinsen über die komplette Lesezeit im Gesicht eingebrannt hatte. Danke Marie, danke für diese gelungene Aufheiterung nach einer langen Aphilie. Aber ich kann leider nicht kritikfrei bleiben. Zum Ende des Romans hätte ich mir die ein oder andere Antwort auf zuvor gestellte Fragen gewünscht. Die Kernfrage lautete ganz klar: Wie kann nach den schweren Explosionen am Tesserakt noch ein Normalbetrieb der BASIS weiter gehen? In solch einem Fall hätte die Nottransition ganz einfach nicht funktionieren dürfen. Somit muss ich dem bis dahin sehr schönen Roman einen kleinen Wertungsdämpfer verpassen, der in der B-Note zwar weh tut, aber einen guten Gesamteindruck nicht schmälern soll. Marie wird von mir mit vier von fünf Schlammpackungen belohnt. Dank der emotionalen Rückkehr meiner Naupaum-Freunde und einem tollen Leseurlaub auf Duha war ich sehr angetan von unserer neuen Stammautorin, die sich aktuell auf einem Höhenflug befindet. Nicht nur bei NEO läuft es rund. Marie Erikson ist seit kurzem Mitglied in der elitären Riege der Drachenmond-Verlag-Autor*innen. Herzlichen Glückwunsch dazu!

Review: Perry Rhodan NEO 322 – Der Schlammplanet
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