Der Fragmente-Zyklus ist Geschichte, und die Ära der Chefautoren (oder wie man in Perrykreisen so gerne sagt: Expokraten) Wim Vandemaan (Hartmut Kasper) und Christian Montillon (Christoph Dittert) ist nach zwölf Jahren zu Ende gegangen. Über die vergangenen Geschichten der beiden habe ich hier schon einmal ein paar Worte geschrieben und auch wenn ich mit dem Fragmente Zyklus etwas hadere, so haben die beiden uns in Ihrer Zeit viele tolle Geschichten präsentiert.
Es ist natürlich auch noch eine Rückblicks-Folge des Radio Freies Ertrus geplant, und die abschließende Besprechung der letzten Romane ist noch gar nicht erfolgt. Aber bevor der nächste Zyklus unter der Ägide von Ben Calvin Hary so richtig losgeht, liegt mir doch noch einiges auf der Seele, das ich zu den Fragmenten loswerden muss. (Zum Stand der Veröffentlichung dieser Zeilen befinden wir uns in der Serie zwischen Band 3301 und Band 3302 – ja der Text ist schon ein paar Tage im Enstehungsprozess).
Nach seiner Ankündigung war ich auf den Fragmente-Zyklus wirklich sehr gespannt. Wir kamen aus dem für mich großartigen Chaotarchen-Zyklus, und jetzt sollte es zur Wiederzusammenführung meiner Lieblings-Superintelligenz gehen? Großartig!
Ich meine, es war auf dem Perry Rhodan Tagen in Braunschweig vor 2 Jahren, wo es ein paar Infos über den Zyklus gab und ich war wirklich sehr sehr begeistert!
Anfang des Jahres 2024 erreichte uns dann die Nachricht, dass mit Band 3300 die Rolle der Chefautorenschaft (was wir in Leser-Kreisen ja gerne Expokratur nennen) auf Ben Calvin Hary übergehen wird. Genug Zeit also um vielleicht noch das ein oder andere aufzugreifen und in einem großen Bogen, das große Werk der beiden, abzurunden.
So spontan fallen mir da ein:
- – Thez/Scheerung
- – Kandidatin PHAATOM
- – ES
- – LEUCHTKRAFT Alaska/ Vetris Molaud
- – FENERIK/Bull
- – Andromeda / Verrückung der Milchstraße
- – Herkunft Eltern Iwa/Iwaan
- – Zero-Zone
- – Illits
Bitte nicht missverstehen. Ich finde Christian Montillon und Wim Vandemaan haben ein großes/großartiges Werk geschaffen in ihren 12 Jahren, aber das ein oder andere könnte vielleicht noch mal aufs Tableau kommen.
Aber schauen wir uns doch erst mal die Fragmente an:
Los ging es mit der Reise nach Morschaztas zu den Cappins bzw. Panjasen.
Die Geschichte war lang und ausführlich – zu lang und ausführlich für viele –, aber im Großen und Ganzen habe ich mich bei den Panjasen recht wohl gefühlt. Das Konzept mit der Perfektion, war interessant, hat aber nicht immer so für mich funktioniert, aber die Erklärung, warum die Panjasen, waren wie sie waren, war schon ziemlich gut. Alles weitere spare ich mir für später auf. Nur kurz: es war schon mal ganz gut, dass es auch mal weiter ging .
Der nächste Schritt nach Spaphu versprach dann auch einiges, und mit Band 3250 haben wir auch unsere geliebte RAS TSCHUBAI wieder bekommen.
Ich schätze, ich habe schon von Anfang an mit Spaphu angefangen, etwas zu fremdeln. Die Handlung war nett, hat sich dann aber für mich ein wenig zu sehr den Zyklus-Namen zu eigen gemacht. Es wurden viele Dinge angerissen, die dann aber gleich wieder liegenbleiben: Wir bekommen bei der Reise nach Spaphu ein großes, uraltes Transportnetz präsentiert, das danach direkt wieder zum alten Eisen gelegt wird (es kann natürlich sein, dass Ben Calvin Hary mich da direkt eines Besseren belehrt). Die Reise selbst präsentiert uns wundersame, geheimnisvolle Dinge, die danach jedoch gleich wieder in Vergessenheit geraten.
Ähnlich in Spaphu: Hier reisen unsere Helden der LEUCHTKRAFT hinterher, nebenbei wird Perry noch Piratenkapitän (ein Amt, das kurz danach wieder ad acta gelegt wird), wir besuchen die Sorgoren und reisen ins katachrone Universum.
Die Episode bei den Sorgoren hat mir noch sehr gut gefallen, aber im katachronen Universum wurde dann auch im Podcast deutlich, dass im Hause Radio Freies Ertrus so der ein oder andere Zweifel aufkam.
Wir haben hier den Konstruktor besucht, der offenbar eine große Rolle bei der Entstehung von Mu Sargai und Zou Skost gespielt hat, doch auch er wurde schnell auf den immer größeren werdenden Stapel des alten Eisens gelegt.
Ähnliche Schicksale gibt es viele in der zweiten Hälfte des Zyklus:
– Das Auftreten der Yaquana
– Die Reise der RAS TSCHUBAI nach Spaphu und zurück
– Die Kosmokarawane
– Allerorten
– Die Zukunfts-Jülziisch
– Die Reise in die Vergangenheit
– Die Reise von Alaska und Gry
– Der „Umbau“ der LEUCHTKRAFT auf Vetris Molaud
– Vetris Molaud und Soynte Abil (planen 3000 Jahre, **wie** sie das ES-Fragment für sich benutzen können)
– Der Club der Lichtträger (fängt an als scheinbar allwissender Gegner und taucht dann einfach ab)
– In WLM wird ebenfalls einiges Fasziniertes aufgebaut, doch dann ist die Handlung plötzlich weg
– Die ES/Nadalee-Konklaven
– Bo Ingversen mit seiner der Hyperimpedanz trotzdenden Technik
– Der Junge Ole
– Die Baccunen, mit ihrem Kriegszug, der dann im Nebensatz für beendet erklärt wird
Diese Liste ist bestimmt nicht vollständig, und viele andere werden sagen: Hey, aber mir hat das genauso wie es war gut gefallen. Im letzten Radio Freies Ertrus-Kaminzimmer haben wir erst wieder festgestellt, wie unterschiedlich die Meinungen zu den letzten Fragmente-Romanen waren. Und auch in der Radio Freies Ertrus Geburtstagsfolge „60 Jahre gute Laune“ sind wir sehr unterschiedlicher Meinung.
Der „große“ Bösewicht: Kmossen
Eines will ich doch noch ein bisschen genauer beleuchten. Den „großen“ Bösewicht des Zyklus: Immerhin ein Gegner auf Quintarchen-Niveau, Kmossen, der aus den Schatten. Angeblich hat Kmossen seine Fühler und Einfluss ganz oben in der terranischen bzw. der galaktischen Politik und doch bleibt hier am Ende eher wenig übrig. Der Einfluss scheint auf Achill Maccao begrenzt gewesen zu sein.
Kmossen hat es zwar leicht mit den Schatten, aber bei mir hatte er es von Anfang an schwer. Seine Hauptmotivation für seine „Offenbarung“ und seine „Entführung“ der RAS TSCHUBAI war, dass die Terraner schon Angst bekommen würden, wenn sie erführen, mit wem sie es zu tun hatten.
Das ist natürlich nicht passiert, und ich habe damals gesagt: „Die Terraner hatten schon ganz andere Gegner als einen (einzelnen) Quintarchen. Das bloße Erscheinen macht da keinem Angst.“
Meine Hypothese war, dass Kmossen am Ende über seine Selbstüberschätzung, seine Arroganz, stürzen würde.
Ist das passiert? Irgendwie ja, irgendwie nein. Die abschließende Besprechung von Band 3299 steht noch aus, und im Moment bin ich da noch etwas unschlüssig. So richtig begeistert hat mich das Ende von Kmossen auch da nicht. Aber ich muss da einfach noch mal in Ruhe mit Christoph drüber sprechen.
Letztendlich fand ich Kmossen selten überzeugend und zumeist ziemlich „deppert,“ und das ständige „Ich will Quintarch anstelle des Quintarchen werden“ war doch ziemlich nervig. Es machte doch sehr den Eindruck bei mir, dass er ständig von einer kleinen Niederlage in die nächste rennt und sich dabei sein Versagen kontinuierlich schön redet.
Das Finale
Am Ende kann ich von meiner Seite aus nur sagen, dass ich mir gerade in den letzten 10–20 Bänden ein anderes Ende gewünscht hätte. Viel Potential war meiner Meinung nach da und vor allem eigentlich auch Zeit und „Platz“.
Ich mag lange und ausführliche Enden – die bekommt man bei Perry Rhodan zwar eher selten –, aber ein bisschen mehr als die paar Seiten am Ende von Band 3299 hätte die große und lange Ära Montillon/Vandemaan schon verdient gehabt. (Und ich frage mich immer noch, warum ES jetzt auf unserer Seite der Scherung wieder sein darf). Viel abgeschlossen/abgerundet wurde da leider nicht.
Ich habe schon gelesen, dass es Leser unter uns gibt, für die waren die Fragmente der schlimmste Zyklus überhaupt. Dem gehe ich nicht mit. Aber: mich persönlich hat er mit zunehmender Reise immer weniger begeistert, und er lässt mich am Ende schon etwas enttäuscht zurück.
Bei aller Nölerei und Kritik, die ich für den Fragmente Zyklus habe. Ich möchte hier noch einmal ein ganz großes Danke schön an Wim Vandemaan und Christian Montillon sagen, die uns 12 Jahre wundervolle und spannende Geschichten präsentiert haben. Das in 12 Jahren einem nicht jede Geschichte gefällt dürfte relativ normal sein.
Perry Rhodan ist halt kein Wunschkonzert, und jetzt freue ich mich auf einen furiosen Start des PHÖNIX-Zyklus und die Abenteuer und Geschichten, die uns die Perry-Rhodan-Serie hoffentlich noch viele Jahre präsentieren wird.