Handlung
Thora und Perry Rhodan da Zoltral, Robo-Roi und Atlan da Gonozal landen nach der Reise durch einen Zeitbrunnen mitten in einer Schlacht und werden von Posbis angegriffen, wobei Perry einen fast tödlichen Treffer in die Brust erleidet. Der Vario-500 versucht zu helfen und wird selbst schwer getroffen. Von ihren Blues-Rettern, unter Führung des Azaraq Tagrep Kerrek, werden sie in eine sichere Höhle geleitet. Der von der Gruppe isolierte Gucky wird von Galto Quohlfahrt aufgegabelt und in einer Werft, wo die SOL einst erbaut wurde, über die Vorkommnisse nach Symaios informiert. In kräftezehrenden Erinnerungsschüben erfährt er von lange zurück liegenden Ereignissen im Sol-System, das einem Hordenzug der Garbeschianer zum Opfer fiel. Der Plan der Vollendung von NATHAN sah vor, die Menschheit mit der BASIS auf den Planeten Gäa zu evakuieren, wo ein Abwehrschirm entwickelt wurde, der die Garbeschianer erfolgreich abwehren kann. Als eine Antigrav-Nekrophore im Sol-System auftaucht und ihre Speicher auflädt, wird die TERRANIA II fluchtunfähig geschossen, damit die Besatzung um Reg und seine Frau Sheela Rogard die Rache Amtraniks live mitverfolgen muss. Doch bevor es dazu kommen kann, stirbt Sheela an den Folgen einer Detonation an Bord und kurze Zeit später befiehlt der Oberste Lordrichter Tschotsch den Abbruch des Hordenzugs. Eine historisch einmalige Situation, in der sich Amtranik dem Befehlt verweigert. Für seine Insubordination bestraft der Rhoarxi den Aufsässigen mit der Zerstörung der Antigrav-Nekropole und einer Zerstörung seiner Unterstützer. Das Schwert der Ordnung und die Horden ziehen vollständig ab.
Hinter dem Margor-Schwall auf Gäa wägen sich die Menschen in Sicherheit und schotten sich ab. Als die SOL nach Beendung der Evakuierung nicht offiziell an die SOLaner übergeben wird, eskaliert der Konflikt und erst nach dem Machtwort des Protektors verlässt die SOL widerstandslos das System. Nach einem Angriff durch ein Seeungeheuer finden sie den Weg nach Gäa. Mit Unterstützung der Azaraq gelingt der Gruppe um Thora und dem wiedererwachten Perry der Durchbruch zum Charon-Schacht, der den Übergang auf der Transferwelt nach Gäa gewährleistet. Gucky hatte zuvor erfahren, dass Paragon aus Amtranik hervorgegangen ist und die Azaraq diesen unterstützen. Die Gruppe landet vor einem weiteren Zeitbrunnen.
Meinung
Mein Eindruck mag täuschen, aber Rüdiger Schäfers Romane erhalten oft die weniger ansprechenden Titelbilder. Diese Woche ist alles in tristen Brauntönen gehalten und mit sich frappierend ähnelnden Copy&Paste-Raumern geschmückt. Das gesamtfarbliche Konzept harmoniert eigentlich ganz gut miteinander und die Aussage hinter dem Kunstwerk dringt ebenfalls zu mir durch. Nur macht es das noch lange nicht zu einem optischen Leckerbissen. Reiht sich in den unteren Wertungsregionen der bisherigen Staffel mit ein. Hoffentlich entspringt der Autor wenigstens dieser langweiligen Kulisse und liefert ab. So meine Gedanken beim Betrachten des Covers. Nun denn, auf ins Gefecht! Das mit einem Rohrkrepierer startete…
Herzlich willkommen zur Fortsetzung der Alzheimer-Staffel! Falls ihr es auch schon vergessen haben solltet: Gucky hat nach Durchquerung des Zeitbrunnens seine Depressionen ad acta gelegt und verhält sich wie eh und je. Beschwingt und mit seiner typischen Selbstironie würgelt er sich durch sein Solo-Abenteuer. Und zieht dabei Galto Quohlfahrt auch noch mustergültig mit flapsigen Sprüchen auf. Ich finde das nicht mehr lustig. Anfangs hoffte ich noch, dass Guckys Geschichte eventuell auch in der relativen Vergangenheit spielen könnte und ich etwas überlesen hatte. Dass er möglicherweise im Zeitbrunnen ein paar Jahre zurückgereist war. In die Phase der Vergangenheit, bevor seine gesundheitlichen Probleme angefangen hatten. Aber seine Aussagen bezüglich der mitgereisten Kollegen am Anfang von Kapitel 3 ließen diese Option nicht mehr zu, da Gucky sich der Präsenz seiner Kollegen nach 300 Jahren Einsamkeit definitiv bewusst ist und diese ihn schließlich auch in seiner einstmals depressiven Stimmung auf Terra aufgelesen hatten. Am Ende des Vorgängerromans machen sich seine Kameraden nicht umsonst Sorgen um die Gesundheit von Gucky. Da Roboterpsychologe Galto Quohlfahrt allerdings mit mausbiberschen Depressionsmerkmalen zu kämpfen hat, kam mir der üble Verdacht, dass hier zwei Personalien vertauscht wurden. Nachvollziehbar ist für mich das Verhalten des Mausbibers nicht, das ist für mich ein harter Fauxpas.
Der links angetäuschte und rechts direkt wieder zurück genommene Tod von Perry entlockte mir lediglich ein müdes Gähnen. Thora auch und den anderen sowieso, die kurze Zeit später von diesem einschneidenden Erlebnis nichts mehr gewusst haben wollten. Neue Mitspieler wie Quohlfahrt und Tagrep Kerrek entfachten in mir zumindest eine gewisse Grundneugierde. Woher die Azaraq nach dreihundert Jahren mal eben kamen, interessierte keinen der Protagonisten so wirklich. Thora meldete kurzzeitig Interesse an einer Klärung dieser Frage an, aber irgendwann wurde die Situation kommentarlos als gegeben hingenommen. So. Hört sich alles nicht so prickelnd an, gelle?! Ist aber nun mal leider schwarz auf weiß zu lesen und nicht wegzudiskutieren. Was allerdings dann folgte, gab mir wieder richtig tolle Rüdiger Schäfer Vibes. Denn mit dem Einfall der Horden von Garbesch und mit der Umsetzung des Plans der Vollendung wendete sich das Blatt grundlegend. Und eine absolut lesenswerte Geschichte begann. Besser spät als nie.
Amtraniks Horden verbreiten Tod und Verderben in der Milchstraße, untermalt von einer gesunden Dosis Gesellschaftskritik durch den Autor. Die apokalyptische Aufarbeitung aus Sicht von Reginald Bull gefiel mir außerordentlich gut. Über mehrere spannungsgeladene Kapitel wurden die Jahre nach der Symaios aufgearbeitet und viele offene Fragen beantwortet. Auch die BASIS bekam endlich ihre Bestimmung und siedelte die Terraner auf Gäa um. Tolle Idee, tolle Umsetzung. Mein anfänglicher…ähm zugegebenermaßen länger anhaltender Ärger über gewisse Personalien war zwischenzeitlich verflogen. Und Hand aufs Herz. Wer hatte bei der Ankunft des Planetenkillers keine Gänsehaut!? Antigrav-Nekrophore, was für ein Begriff! Ich fühlte mich in einem Thriller in Spielfilmlänge gefangen. Eine Atmosphäre, wie sie bei NEO meist nur Rüdiger Schäfer erschaffen kann.
Weiter ging es in Erinnerungsschüben. Sheela stirbt, uff. Gucky leidet mit. Uff. In diesen stillen Momenten war ich wieder voll der Anerkennung gegenüber Rüdiger Schäfer und seinem feinfühligen Figurentelling. Momente später riss es mich wieder in die Realität zurück und ich fühlte mich einmal mehr hin und her gerissen. Und wäre er nicht schon eigentlich gesundheitlich angeschlagen gewesen, hätte man spätestens jetzt verstanden, warum Gucky komplett gaga geworden wäre. Wahnsinn, diese brutale Intensität, in der Rüdiger Schäfer mich als Leser massakriert und gleichzeitig an anderer Stelle dermaßen meine Gedankenwelt zerreißt, dass ich ihm einfach nur wütend mit beiden Fäusten auf die breite Autorenbrust einschlagen möchte.
Neben der Guckystory gab es natürlich noch eine andere Geschichte. Die verblasste aber aufgrund des abnormal spannenden Mausbibersoloabenteuers zeitweilig. Bis die Gruppe um Thora und Atlan den Weg nach Gäa fand. Jäh unterbrochen vom Eingreifen des Obersten Lordrichters und dem sensationellen Abbruchs des Hordenzuges. Historisch einmalig. Ein Schlachtenepos, das eines Staffelfinales würdig gewesen wäre. Inklusive Maßregelung von Regs Erzfeind, was ihm die Trauer um Sheela nicht mindern, aber ihm zumindest eine gewisse Genugtuung gewähren wird. Und dann kam das noch größere Finale. Und es wurde dunkel. Mutierte Hypergranulen. Na klar. Kleiner gehts mal wieder nicht. Immer noch eins drauf. Ein herber Dämpfer mit dem Schlusspunkt. Giga Gaga. Amtranik ist Paragon und Gucky schweigt darüber. Und Galto Quohlfahrt setzt dem Gigantismus die Krone auf. Das Konzil ist erwacht. Good Bye Bodenständigkeit.
Zitat(e) des Romans
Aus Gründen gibt es diese Woche zwei Zitate. Erst ein Negativbeispiel. Dann ein rührseliger Moment, der meine innere Zerrissenheit über den Roman und die Staffel verdeutlichen soll:
Nicht so düster, mein Freund!
Ein kurzzeitig depressiver Gucky gibt auskurierte, gute Ratschläge, an Wissenschaftler weiter.
Liebe ist, wenn du lieber mit deinem Partner streitest, als mit jemand anderem zu lachen
R.I.P Sheela, Mein Herzliches Beileid Reg.
Fazit und Wertung
Selbst Tage nach dem Lesen bin ich immer noch uneins mit meinem Fazit. Gleiches gilt für die Wertung. Ich schwanke völlig ernsthaft zwischen zwei und fünf Antigrav-Nekrophoren-Aufladungen. Auf der einen Seite waren die Erinnerungsschübe um Gucky und Galto die reinste Fingernagelkau-Show und ein abnormal intensives Leseerlebnis. Auf der anderen Seite ist der Autor Rüdiger Schäfer aber auch Expokrat und sollte, gerade seine Figuren betreffend, ein wenig sensibler sein. Das misslingt ihm mit Guckys Ausgangssituation vollumfänglich. Gelingt ihm aber beim herzzerreißenden Tod von Sheela und den zahllosen Opfern eines wie immer sinnlosen Krieges, herausragend gut. Und am Ende erleben wir dann leider ein weiteres Beispiel für kosmischen Gigantismus, auf den ich, nach dem verheißungsvollen Beginn der Staffel, in dieser Form gar keinen Bock habe. Ich kann jeden verstehen, der hier superzufrieden raus geht und sagt: So will ich NEO lesen! Ich kann aber auch jeden Leidensgenossen nur tröstend in den Arm nehmen, der sich eine geradlinigere Space-Opera (Grüße gehen raus an Thuby vom RFE-Discord) erträumt hatte. Augenzwinkernd möchte ich darum bitten, es mir nachzusehen, dass ich diese Staffel nur gebremst begeistert mit meinem NEOversum bin. Eine finale Wertung fehlt jetzt aber immer noch… ich denke ich mache einfach zwei. Anders kann ich das nicht mit ruhigem Gewissen abschließen. Zwei von fünf ANA’s fürs Staffelgrundgerüst. Vier von fünf ANA’s für den Roman. Und ein Sonder-Uff für die vielen Toten im Gedenken.
Schreibt mir gerne, wie eure Gefühlswelt da draußen aussieht! In die Kommentare oder via Social Media. Wie ihr mögt. Und wichtig ist es mir auch zu erwähnen: Nur weil es mir persönlich aktuell nur begrenzt Spaß macht heißt das lange nicht, dass euch die Handlung nicht begeistern kann. Die zahlreichen, höchst unterschiedlichen Wertungen auf Social Media, Goodreads, Amazon und anderen Portalen, sprechen eindeutig für sich. Macht euch deshalb unbedingt ein eigenes Bild!
Da scheinen ein paar Unklarheiten bezüglich Depressionen zu bestehen. Ich kenne mich da durch entsprechende Fälle aus dem engeren Freundeskreis ein bisschen aus.
Depressive Menschen (oder Mausbiber) können durchaus auch fröhliche Momente erleben, und ihre Stimmung ändert sich mitunter schnell. Das hängt von der Art der Depression und den individuellen Umständen ab. Einige wichtige Aspekte dazu:
Selbst Menschen mit Depressionen können auf bestimmte Ereignisse oder Reize (z. B. einen Witz, eine nette Geste, ein schönes Erlebnis) positiv reagieren und vorübergehend fröhlich wirken. Manche depressive Menschen „maskieren“ ihre innere Traurigkeit sogar, indem sie bewusst fröhlich erscheinen, obwohl sie innerlich leiden.
Patienten mit einer bipolaren Störung (die eine Form der Depression einschließt) erleben Phasen von extremen Hochstimmungen (Manien oder Hypomanien) und depressiven Episoden. Hier können Stimmungsschwankungen sehr stark und schnell sein. Auch bei einer unipolaren Depression können Stimmungsschwankungen auftreten, insbesondere bei hochsensiblen Menschen (Mutanten) oder solchen in emotional belastenden Situationen.
Bei einer Dysthymie (chronisch leichte Depression) oder einer lächelnden Depression können Betroffene über längere Zeiträume traurig sein, sich aber nach außen hin völlig normal, ja sogar fröhlich geben. Da zeigt sich dann oft eine Diskrepanz zwischen der äußeren Erscheinung und dem inneren Empfinden.
Und letztlich können auch die Umgebung, soziale Interaktionen, körperliche Aktivität und sogar die Tageszeit die Stimmung kurz- bis mittelfristig beeinflussen.
Dass das im Roman nicht ausreichend thematisiert wird, nehme ich als Kritik an und mit.
Danke für die ausführliche Erklärung und ja, ich bin in dem Thema ganz sicher nicht so tief drin wie du selbst und direkt oder unmitttelbar Betroffene. Umso mehr trifft deshalb dein letzter Absatz zu, den ich sehr begrüße. Mir selbst kam der rasche Wechsel von Roman A zu Roman B völlig unglaubwürdig rüber. Da wir hier gewissermaßen nur einen Szenenwechsel hatten. Deshalb war das für mich ein großer Aufhänger, der möglicherweise verhindert hätte werden können, wenn eine kleine Einleitung über Guckys Befinden vornan gehängt worden wäre. Aber hätte hätte und so weiter….