Handlung

Chabalh gerät bei der Verfolgung von Sergh da Teffron und seinem Assistenten Stiqs Bahroff in eine vorbereitete Falle, was die Flucht gelingen lässt. Ernst Ellert verrät Perry Rhodan, dass die Snowman-Flüchtlinge um Thora und Gucky am Leben sind, verweigert ihm aber die Auskunft über weitere Gründe seiner eigenen Anwesenheit. Da Teffron plant die Machtübernahme im Kristallpalast, da er sich der Inbesitznahme des Zellaktivators seines Adjutanten sicher ist. Die Truppe um Perry Rhodan nimmt mit einem Boot die Verfolgung auf, das der Purrer Chabalh ihnen unter Lebensgefahr aus den reißenden Fluten retten kann. Auf ihrer Weiterreise geht der Nussschale alsbald der Saft aus und sie stürzen einen Wasserfall hinab, in letzter Sekunde noch gebremst vom Antigrav des energetisch sterbenden Bootes. Der Stamm der Khal-Nethor zieht sie an der Flussgabelung aus dem Fluss und verabreicht ihnen mit Speis und Trank auch ein Schlafmittel. Als die Reisegruppe nackt erwacht, stellt sie fest, dass ihnen nicht nur Kleidung und Ausrüstung, sondern auch der Tarkanchar aus Chrysalgiras Garten abgenommen wurde. Die Khal sehen die Besitztümer ihrer Gäste als ihr Eigentum an.

Sergh da Teffron und Stiqs Bahroff werden von den Thas-Nethor gefangen genommen und als Spione der Methans betrachtet. Beim anschließenden Verhör holt da Teffron das Tuch der Prinzessin aus seiner Tasche, was ihn in den Augen der Thal zu einem Abgesandten von Chrysalgira aufsteigen lässt. Nach abgeschlossener Analyse der angeschwemmten Mitbringsel, erschießt sich der geltungssüchtige Geschenkdeutergehilfe, im falschen Umgang mit einem Strahler, selbst. Mit dem gewonnenen Wissen sehen sich die Khal den Thas überlegen und planen einen Angriff. Ähnliche Überlegungen stellt Sergh da Teffron an, nachdem er die Geschenkkammer der Thas begutachten und sich daraus frei bedienen darf. Mit Beginn des Dunkelzyklus bricht die Gruppe dank der Mutantengaben von Iwan Goratschin aus ihrem Gefängnis aus und begeben sich in die Hütte des Hochvaters. Dieser löst einen Alarm aus und zwingt sie zur neuerlichen Flucht. Atlan kann dem Greis zuvor noch den Tarkanchar vom Hals reißen. Ernst Ellert findet einen Weg zu den Tha, den Iwan Goratschin freisprengt. Beim Durchbruch schießt der auf der anderen Seite wartende da Teffron den Deutschen nieder. Da Teffron will mit Bahroff gemeinsam flüchten, um dessen Zellaktivator an sich zu nehmen. Als Iwan Goratschin mit letzten Kräften ungenaue Zünderattacken auf die beiden los gehen lässt, entscheidet sich der Halbarkonide, den Verfolgern das goldene Ei zu übergeben und springt in den tobenden Fluss. Atlan steckt das Gerät ein, um es jemandem zu übergeben, der es in seinen Augen verdient, nämlich Perry Rhodan. Sergh da Teffron entkommt flussaufwärts und trifft auf das vermeintliche Double des Herrschers, der sich aber als das Original erweist und die Pläne seiner Hand zum Scheitern verurteilt. Perry entkommt mit der Gruppe über eine Mine an die Oberfläche von Artekh 17, wo er nach Anlegen des Zellaktivators eine seltsame Stimme vernimmt und plötzlich verschwindet.

Meinung

Für das Auftaktitelbild zur 12-teiligen Arkon-Staffel wählte Künstler Dirk Schulz eine ungewöhnlich verwaschene Comic-Optik. Der Romanname gibt schon einen sehr deutlichen Hinweis darauf, wen wir auf einem Steg an einem unterirdischen See betrachten dürfen. Die dunkelgrün-düstere Atmosphäre wird durch eine große Zahl geheimnisvoller Leuchtwesen ergänzt, die Quallen ähneln und tatsächlich Sternschwärmer sind, die den Schlafrhythmus der Netor steuern. Eine Handvoll Pfahlbauten taucht unheilschwanger aus der Finsternis auf. Optisch stimmig und passend zu den Romanschilderungen umgesetzt. Dem Künstler gelang es damit, mein Interesse am Taschenheft zu wecken. Geht es also unterirdisch spannend zu? Oder wird der Leser ins eiskalte Wasser geschmissen? Ich hoffte doch ersteres. Also Heft aufgeschlagen…

… und los gelesen. Ich fand mich übergangslos in einer Fortsetzung des letzten Romans wieder. So müssen zwei Autoren zusammen arbeiten. Staffelfinale und Auftakt harmonieren hervorragend miteinander. Gefühlt ist seit Atlans Mord am Regenten keine Minute vergangen. Ein runder Start! In der Anfangssequenz fiel gleich ein Nebensatz, der es in sich hatte. Atlan übergab einst einen Zellaktivator an Sergh da Teffron, da er sich erst von der Wirkung des goldenen Apparates überzeugen lassen wollte. Ausgerechnet der Kristallprinz war also einst sein geheimnisvoller Gönner und schuf damit unwissend seine eigene Nemesis. Sergh da Teffrons Größenwahn kennt keine Grenzen. Nachdem Atlan den Regenten erschossen hatte, sieht sich seine ehemalige Hand als rechtmäßiger Nachfolger auf dem Thron und wähnt sich zudem des Zellaktivators seines Dieners Stiqs Bahroff sicher. Oliver Fröhlich versetzt die Leserschaft in den Körper und die damit verbundene Sichtweise einer Katze. Das Wasser ist nass! Ein viel zitierter Satz findet somit auch in NEO Verwendung. In den Gedanken eines Katzenwesens, das natürlich das Wasser so scheut, wie der Teufel das Weihwasser. Erfrischend anders.

Zwei verfeindete Stämme im Zweistromland. Ein uralter Brauch und ein Bruch mit Treueschwüren. Unweigerlich kamen mir beim Lesen Bezüge zur Bibel in den Sinn. Aber auch Vergleiche zu Alice im Wunderland fielen zu Beginn des unterirdischen Wildwasserraftings, wo das weiße „Kaninchen“ als Wegweiser ins Unbekannte fungierte. Im NEOversum als Shomunoy bezeichnet. Einige Seiten später ließ der Autor diese Vermutung von Ishy Matsu bestätigen. Für mich war dieser Roman bis dato ein Pageturner. Das Pacing perfekt ausbalanciert, zwischen packendem Thriller und ruhigen Momenten im Gefängnis wechselnd. Ernst Ellerts körperlose Reise hat mich einmal mehr fasziniert. Der unfreiwillige Selbstmord des Möchtegerngeschenkdeuters belustigte mich auf besonders makabre Weise, hatte dieser sich doch gewissermaßen selbst sein großes Maul gestopft. Allgemein würde ich die Reise in dieses zwigespaltene, doppeldeutige und auf so eindeutige Weise zweideutige Unterweltparadies als kurzweilig und eben, wie schon zuvor angesprochen, erfrischend anders, beschreiben.

Damit es nicht bei einer harmonischen Unterweltreise mit Erkundungselementen bleibt, fehlt natürlich noch eine große Portion Action und Zwist. Der vorauszusehende Konflikt zwischen Khal und Tha wird folgerichtig durch die beiden Parteien Rhodan und da Teffron befeuert. Es kommt kurze Zeit später zum erwarteten, folgenschweren Kampf. Zum Niederschuss von Ernst Ellert, der daraufhin spurlos verschwindet und einen untröstlichen Perry zurück lässt. Konträr zu dieser betrüblichen Szene gab es kurz zuvor das genaue Gegenteil zu lesen. Als Atlan „einen alten Mann schubst“, um den Tarkanchar von seinem Hals zurück zu holen, musste ich über diese unfreiwillige (?) Situationskomik breit grinsen. Ein Großmeister in arkonidischer Kampfkunst macht sich zum Affen und Perry amüsiert sich darüber königlich. Solche Situationen gab es im Romanverlauf immer mal wieder. Wohl dosiert eingestreut von einem Oliver Fröhlich in Bestform wechselten sich lustige und düstere Szenen fröhlich (hahaha, is klar, muss aber sein ;-)) ab. Auf eine alles entscheidende Frage spitzte sich das große Finale zu: Wer zum Teufel ist der Hoffnungsbringer?

Doch bevor es Antworten gab, stürzte sich Stiqs Bahroff in den nassen Tod und Atlan steckt dessen Zellaktivator ein, um über die Weiterverwendung des begehrten Gerätes zu entscheiden. Wie lange kann man nochmal einen ZA in der Tasche tragen, bevor man durch seine Schwingungen auf das Gerät geeicht wird? Und wie verhält sich das mit den Leuchtquallen und ihrem zahlenmäßigen Gleichgewicht? Zuvor war im Roman vom Abschuss einzelner Sternenschwärmer zu lesen, um die Zyklen zu steuern. Während der Kämpfe gab es ein Massensterben unter den Anuupi-ähnlichen Wesen. Die Folgen für das Tag-/Nachtgleichgewicht wurden aber nicht weiter thematisiert. Sergh da Teffrons Gesicht hätte ich sehen wollen, als er auf den keineswegs verstorbenen Regenten trifft. Der hatte natürlich sein Double in den Untergrund geschickt und sich fein raus gehalten. Und nun endlich war es so weit: Perry erhält seinen eigenen Zellaktivator von Atlan und verschwindet spurlos. Was für ein Finale!

Zitat des Romans

Was für eine Ironie! Er trug das ewige Leben um den Hals, und dennoch lauerte hinter und vor ihm der Tod.

Pattsituation für Stiqs Bahroff

Fazit und Wertung

Im unterirdischen Zweistromland dominierte die einzigartige Leseatmosphäre dieses hervorragenden Auftaktromans in die neue Arkon-Staffel. Humorvolle und trübsinnige Passagen wechselten sich so häufig und wohldosiert ab, wie der sternschwärmergesteuerte Lebenszyklus der Nethorstämme. Stiqs Bahroff begeht Selbstmord und schenkt Atlan seinen Zellaktivator, Ernst Ellert wird niedergeschossen und verschwindet. Einige Uffs entfleuchten mir. Zahlreiche Reminiszenzen an Alice im Wunderland und biblische Parallelen gaben dem Roman das gewisse Etwas. Die Nethor unterlagen zwar der Versuchung und hörten auf die böse Schlange da Teffron, doch letztlich gewinnt die Einsicht. Ein versöhnlicher, kreativ gelöster Ausgang eines wie so häufig unnötigen Konfliktes. Gesellschaftskritik inklusive. Beide Handlungsstränge enden spektakulär. Perry erhält seinen eigenen Zellaktivator, mit Konsequenzen. Und Sergh da Teffrons Pläne werden vom Originalregenten zunichte gemacht. Doppeluff am Ende. Oliver Fröhlich gelang ein spannender Start in zwölf neue Bände voller Abenteuer, dem ich fünf von fünf Flussgeschenken ins Netz schwimmen lasse.

Classic Review: Perry Rhodan NEO 49 – Artekhs vergessene Kinder
Markiert in:                                            

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.