Handlung

Am 10. März 2462, drei Jahre nach der Paragon-Krise, flüchten Perry Rhodan, Thora da Zoltral, Reginald Bull, Gucky und die beiden Mutanten John Marshall und Ras Tschubai vor den Behörden der Terranischen Union. Ihnen wird unter anderem Hochverrat vorgeworfen. Überall in Terrania erscheinen geheimnisvolle Statuen, die ihre Betrachter mental beeinflussen. Ein Jahr zuvor war die TEKMAR über Terra erschienen. Ein terrassenförmig aufgebauter, Kosmischer Basar, der seine Pforten für alle Terraner öffnet. Schnell unterliegen selbst führende Politiker den Reizen der billigen Alternativlösung und verlieren alle Vorbehalte gegenüber den als Hamamesch bekannt gewordenen Schneckenwesen. Eric Leyden informiert Perry Rhodan indes über die Zusammenhänge zwischen der Symaios und den Hamamesch. Mithilfe der technischen Möglichkeiten der STAC, konnte das im Kreell eingeschlossene Wissenschaftlertrio, einen Imprint auf sämtlichen Produkten der Hamamesch anmessen. Es scheint, als hätte die Symaios in M33, Heimat der Hamamesch, nicht funktioniert, was die besondere Wirkung der Produkte auf die Milchstraßenvölker erklären würde. Perry und seine Entourage werden immer misstrauischer gegen die fremden Besucher. Als erste Anschläge auf die Kontore verübt werden, finden sich genetische Fingerabdrücke von Perry und Konsorten. Jemand möchte sie offensichtlich los werden.

Vergangenheit: Aveline Celestaris wurde während einer Schatzsuche am Distanzlosen Tor von einem Wolkenmarteriewesen namens Eidolon übernommen. Zurück in ihrer Heimat auf Limbus, erscheinen plötzlich die Hamamesch mit der TEKMAR. Während einer ihrer zahlreichen Besuche auf dem Kosmischen Basar, erfährt sie unwillentlich ein Geheimnis der Hamamesch. Aufgrund ihrer mentalen Überreizung, bricht das aggressive Wesen aus ihr heraus. Einige Zeit später trifft sie auf dem Weg zu einem weiteren Flug nach TEKMAR auf die mittlerweile behördlich gesuchten Terraner um Perry Rhodan. Aveline gerät in den Tumult und an Bord des Fluchtfahrzeugs, wo Gucky ihre Gedanken liest und von Eidolon erfährt.

Meinung

Das Titelbild ist eine Wucht. Wunderschöne Blautöne umrahmen eine pilzähnliche Raumstation. Ich hatte in meiner Jugend mal einen CD-Wechsler im tiefergelegten Coupé, der ähnlich aussah. Die Erde in Aufbruchstimmung dank der Kosmischen Kontore. Eine junge Frau im Future-Gothik-Outfit, Aveline Celestaris, schaut verloren auf eines dieser Konstrukte. Nach einer, in Cover und Inhalt gleichermaßen ernüchternden Staffel, war das mein erstes großes Uff der neuen Staffel. Und Rüdiger Schäfer war jetzt gefragt, mir meine alte NEO-Begeisterung wieder zu entfachen. Keine leichte Aufgabe…

… da ich mich mit einer gewaltigen Erwartungshaltung und Hoffnung an IMPRINT heranwagte. Wir befinden uns also im Jahre 2462. Drei Jahre nach der Paragon-Krise setzt die neue Staffel-Handlung ein. Also exakt 350 Jahre sind laut offiziellem Kalender nach Symaios ins Universum gezogen. Ist das Vermutung, Gewissheit oder hat die Terranische Union einfach Wert X genommen? Die Frage stellte sich mir bereits nach dem Lesen der ersten Kapitelüberschrift, da dieses nicht ganz uninteressante Detail bisher unbeantwortet blieb und weiterhin auf seine Klärung wartet. Wie auch die Dauer der Temporalen Trübung, die nicht allzu lange gedauert haben kann, wenn man sich die bekannten Fakten näher betrachtet. Der Rückblick auf die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen durfte Thora erzählen, die während eines Simulationskampfes ihre Gedanken schweifen lässt. Gefiel mir gut. Der TEKMAR und den Hamamesch wohnte der Zauber des Erstkontakts inne und entsprechend spannend geriet die überfallartige Neueröffnung des ersten Kosmischen Kontors im SOL-System.

Aveline Celestaris durfte von Thora übergangslos die Erzählrolle übernehmen und führte die Hauptgeschichte aus Mehrwegcharaktersicht weiter. Ihre Flashbacks beim Besuch der TEKMAR unterhielten mich außerordentlich gut und Rüdiger Schäfer gelang es formidabel, die Dimensionen der galaktischen Verkaufsmeile besonders plastisch in Worte zu hüllen. Auch die Lebensgeschichte von Aveline rang mir die ein oder andere emotionale Sekunde ab. Als humorvollen Ausgleich dazu beobachtete ich am heimischen Aquarium meine neueste Errungenschaft: Die Waber-Schormis. Herrlich, wie sie so unförmig durchs Wasser glitten. Ein guter Schäfer kennt seine Herde. Und es geht nichts über eine mir recht gut bekannte Gefühlsstylistin, Holonarratorin und Meshweaverin und ihren Medienroboter. Gedanklich bin ich mal schnell 550 Jahre in die Zukunft gereist und durfte diesen Moment in vollen Zügen genießen. Ach was sag ich, ich habe mich einfach wahnsinnig für eine gewisse Bianca U. aus dem B. gefreut. Rüdiger Schäfer Ehrenmann!

Der medienbegleitete Besuch auf TEKMAR ließ recht schnell einen Schluss zu. Hier ist was gewaltig faul! Günstiger als bei asiastischen Onlineversandhäusern geht’s nur im Orbit von Terra zu. Die Eingangssequenz enthielt bereits den ersten Teaser, in Form von Mentalbeeinflussung durch gewisse Statuen. Natürlich blühte meine Phantasie beim Lesen auf und im Nullkommanichts war das halbe Heft gelesen. Am Mittwoch. Da die Post -mittlerweile darf man es lobend erwähnen- mal wieder pünktlich war. Klopf auf Briefumschlag. Weil… Holz wäre doof.

In Kapitel 13 nahm die Handlung dann wieder Fahrt auf, nachdem sie den Schwung aus dem Auftaktdrittel zwischenzeitlich etwas verloren hatte. Aveline Celestaris offenbart ihren Gast Eidolon der Welt. Oder besser, den Hamamesch, die wohl lieber auf diesen Ersteindruck verzichtet hätten. Die aber ihrerseits wohl einige schwarze Geheimnisse wahren. Und Perry Rhodan erhielt von Eric Leyden höchstbrisante Informationen über den Zusammenhang zwischen der Symaios und den Besitzern der Kosmischen Kontore. Der übergeordnete kosmische Zusammenhang, die Erklärungen dahinter, mit der Big Bounce Komponente, Creaversum und Einsteinraum, all das war für mich ein Lesefest. Sense of Wonder satt. Und endlich gab es eine Erklärung für eine meiner drängendsten, noch offenen Fragen aus der Paragon-Staffel. Der Oberste Lordrichter hatte also wohl den Hordenzug abgebrochen, weil die Heilung des Universums für ihn erkennbar, messbar oder wie auch immer, feststellbar war. Eric Weidenburns Situation wurde ebenfalls beleuchtet, erneut toll mit der Geschichte verwoben, ohne aufdringlich zu wirken. Zwei Kapitel mit Uff-Wirkung. Und Lachgarantie. Rhodan und sein Le(y)iden. Der andere Eric. Immer wieder ein Vergnügen für mich, die beiden in Aktion zu erleben.

Auch wenn der gute Rüdiger Schäfer, in persona Perry, anmahnt, die Imprint-Erklärung einfach verständlich für die Allgemeinheit zu formulieren, verliert sich die Nummer für mich wieder in kosmischen Dimensionen… Die Symaios hat also offenbar in M33 versagt und die Hamamesch bringen die kranke Strahlung mit nach Terra. Soweit verständlich. Die Informationsabschnitte wechselten sich mit der eigentlichen Geschichte in einer wilden Zeithüpferei ab, was den Konsum des Heftes nur bei klarem Kopf empfehlenswert machte. Ich kam das ein oder andere Mal durcheinander, vor allem wenn von der einen in eine noch tiefere Vergangenheitsebene gesprungen und danach wieder in die relative Gegenwart gewechselt wurde. Soweit hatte für mich alles gepasst und die Weichen waren auf einen tollen Staffelauftakt gestellt. Bis zu Kapitel 18 und meiner persönlichen Dhumavati.

Für Neuleser kann ich eine klare Leseempfehlung aussprechen. Mich würde aber interessieren, ob die langjährigen NEO-Leser hier wegen der Dunkellebennennung auch hellhörig wurden?! Die Ereignisse um Aveline lassen zumindest offen, ob Eidolon eine Verbindung zum Dunkelleben hat oder eher zur vernichteten Nekrophore aus dem Abschlussband der alten Epoche. So oder so würde der kosmische Gigantismus und Quantenüberbau weiterhin mitgeschleift. Und das ist meinem persönlichen Lesewunsch und Geschmack abträglich. Die qualitativ hochwertigen Trailer der Redaktion machen aber zumindest Hoffnung, dass sich die Richtung grundlegend ändert.

Zitat des Romans

Scharf wie die Hölle, aber völlig ungeeignet, um die Schwiegermutter dorthin zu schicken.

Es ist wieder Leydenszeit bei NEO. Da muss Perry jetzt durch.

Fazit und Wertung

Die stets präsente und wunderbar verpackte Gesellschaftskritik ringt mir im Nachhinein den größten Respekt ab und war für mich persönlich das Glanzstück des Romans. Nie nervig, teilweise lediglich unterschwellig in die Story eingeflochten, kritisiert der Autor unter anderem das Konsumverhalten der Menschheit, die Anfälligkeit selbiger für billige Einflüsterungen und den leider ultrarealistischen, moralischen Verfall der Politik. Auf sehr angenehme Art und Weise baute Rüdiger Schäfer seine schwer interessanten und informativen Symaios-Rückblickshäppchen mit in seine weitere Erzählung ein. Sense of Wonder gab es reichlich zu bestaunen, nicht nur dank der geheimnisvollen Hamamesch und ihrem Imprint-Warenkatalog, sondern auch aufgrund des kosmischen Überbaus, der viele Zusammenhänge erklärte und über manche offene Frage aufklärte. Obwohl mich der Roman bis weit in die zweite Lesehälfte hervorragend unterhalten konnte, wirkte der Quantenschatten, Dunkellebenspross oder die Nekrophagenausgeburt (?) Eidolon wie ein Deja-Vu an die Ära mit Merkosh und Iration Hondro. Das wilde Zeithopping, das eine enorme Lesekonzentration erforderte, aber letztlich zumindest gut zu Ende erzählt wurde, würde ich eher als kleinen Kritikpunkt anbringen. Lust auf mehr machen die Gastropoden und ihr importiertes Warenkonsortium jedenfalls. Ich hoffe nur, dass am Ende nicht Made in China drauf steht. Und ich hoffe inständig, dass ich komplett falsch liege mit der Vermutung, dass in dieser Staffel eine Wiederaufarbeitung in Form von Dunkelleben und Quantenschattenthematik angestrebt wird. Da der Begriff Dunkelleben fiel, hege ich diese Vermutung zumindest. Aufgrund einiger kleinerer Längen im zweiten Handlungsdrittel lasse ich vier von fünf Mediensonden dauerhaft um Rüdiger Schäfer kreisen, um seine Expokratenarbeit lückenlos dokumentieren zu können. Zwei von fünf NoQuant-Diffusoren mit Dunkelleben ziehe ich für den ersten Staffeleindruck ab, da ich nach Kapitel 18 das drängende Gefühl hatte, dass die neue Epoche zu viel Ballast aus der Vergangenheit mitnimmt. Prove me wrong.

Review: Perry Rhodan NEO 350 – Kosmische Kontore
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5 Gedanken zu „Review: Perry Rhodan NEO 350 – Kosmische Kontore

  • 27. Februar 2025 um 18:37 Uhr
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    Mich würde ja intetessieten wo auf einmal Ras und John herkommen🤷🏻‍♂️ oder hab ich da was verpasst im Abschlussband?

    Antwort
  • 27. Februar 2025 um 18:54 Uhr
    Permalink

    Schon auf der 1. Seite wurde ich mit Ras und John konfrontiert und dachte mir, wo kommen die bitte her? Wurde leider nicht aufgeklärt oder habe ich was überlesen?🤷🏻‍♂️

    Antwort
    • 28. Februar 2025 um 08:59 Uhr
      Permalink

      Siehe Kommentar Rüdiger Schäfer 😉

      Antwort
  • 28. Februar 2025 um 08:06 Uhr
    Permalink

    Diesmal nur ganz kurz: Keine Sorge, Eidolon hat nichts mit Dunkelleben oder Quantenschatten zu tun. Diese Themen sind mehr oder weniger abgeschlossen, aber natürlich nach wie vor Bestandteil des neoversen Hintergrunds.
    Und: Ras und John sind Unsterbliche. Ebenso wie alle anderen Unsterblichen haben sie die Post-Symaios-Zeit in Smaragdgrüften überstanden. Das wurde oder wird meiner Erinnerung nach auch irgendwo erwähnt. Leider haben wir nicht den Platz, um jedes Einzelschicksal in ausreichender Detailschärfe zu beleuchten. Hin und wieder muss dann auch mal ein Nebensatz genügen – oder eine kurze Rückblende, wenn die betreffende Figur im Handlungsfokus steht.

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    • 28. Februar 2025 um 08:38 Uhr
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      Vielen Dank für die rasche Rückmeldung und sehr sehr gemütsberuhigende Information 🙂 Das macht mir Imprint um Längen attraktiver. Ruben Wickenhäuser gelingt es in seiner Fortsetzung bisher ausgesprochen gut, mich mit Gänsehaut zu versorgen 😉
      Der Verbleib der Mutanten wurde angesprochen. Auch, dass die Gäaaner wieder allesamt mit zurück gesiedelt sind. Dass die Creme de la Creme nur aus ihren Gefängnissen befreit wurde, war auch völlig ausreichend. Ich hätte mir eine weitere Schnitzeljagd nicht gewünscht. Somit war das für mich erzählerisch ausreichend begründet.

      Antwort

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