Handlung

Naumann von Silikor ersteht im Alkoholrausch die angeblichen Koordinaten der Erde, die im Laufe der Jahrhunderte zum Mythos geworden ist. Der mit seinen letzten Krediten erstandene Thesaurus führt die schrottreife EUPHORION und ihre Crew in ein Einplanetensystem mit einer roten Zwergsonne. Dort gelingt ihnen auf einem erdähnlichen Planeten eine Landung, die zur Reparatur des Frachters und zur Erkundung einer Smaragdgruft genutzt wird. Ein unvorsichtiges Besatzungsmitglied aktiviert durch Berührung einen unbekannten Mechanismus an einem Smaragdsarkophag. Perry Rhodan erwacht darin und findet sich im Jahre 321 Sym wieder. Der Zellaktivatorträger erfährt Einzelheiten über die Geschehnisse im Laufe der vergangenen Jahrhunderte und stellt fest, dass die Symaios das Universum maßgeblich verändert hatte. Naumanns totkranke Tochter Cleo büxt derweil aus dem Raumschiff aus und geht im Urwald auf Erkundung, wo sie von Perry vor einer fleischfressenden Riesenpflanze gerettet wird. Nach Abschluss der notwendigsten Reparaturen startet der Schrottkahn EUPHORION Richtung Limbus.

Der Planet entpuppt sich nach der Landung als ein riesiger Hort des Elends. Einzig der Orden von Paragon ragt mit seiner Kirche heraus. Nachdem Naumann von Silikor mit seinen Gläubigern in Probleme driftet und von Perry getrennt wird, gerät der in der Zeit gestrandete Terraner an eine messerschwingende Teenagerin. Zina wird von Perry überwältigt und fasst schnell Vertrauen zu ihm. Ein Bruder des Paragon-Ordens greift Zina auf und bringt Perry zu seinem Vorsteher. Der nimmt Perry ins Vertrauen und will ihn zum neuen Oberen ernennen, da seine Zeit gekommen ist. Sein Stellvertreter will Perry nachts ermorden, was dieser zu verhindern weiß und mit ihm und seiner Tochter Zina die Flucht ergreift. Perry erhält zum Dank eine riesige Geminga-Druse, die er am Raumhafen an die Gläubigerin von Naumann verkauft. In den Regalen des Ordens bediente sich Perry zudem eines Medikaments, das Cleo von ihrer Krankheit heilen kann. Mit den ausgehandelten Krediten und einem instandgesetzten Frachter lässt Perry Kurs auf Rumal setzen. Unterwegs lauern ihnen Piraten auf.

Meinung

Auf dem Titelbild schaut mir Saul Goodman alias Bob Odenkirk in die erstaunte Visage. Im Vordergrund kann man eine zersplitterte Stele erkennen, die noch Überbleibsel aus der vorangegangenen Staffel in eine paradiesische Umgebung verstreut. Im Hintergrund erkennt man ein uraltes Bauwerk, das erahnen lässt, welch gewaltigen Zeitsprung Perry Rhodan NEO erstmals in seiner Historie gemacht hat. Mehr noch verstärkt sich dieser Eindruck mit den ersten Worten in Kapitel 1.

Mythos Erde. So so. Gleich zu Beginn ein Aufhorcher. Im rhodanfreien Auftakt erfahren wir, dass die Erde nur noch aus Erzählungen bekannt ist und sich so mancher Schatzjäger ins Bockshorn jagen lässt. Das hatten wir mit Beginn von Band Nummer 3000 in der Erstauflage auch erfahren dürfen. Perry wird indes in einer dramatischen Schneewittchen-Szene aus seinem smaragdgrünen Schlafsarkophag erweckt. Nur ohne Kuss. Simples Handauflegen. NEO typisch halt mal wieder anders als im Original. Ist schon klar. 321 Sym statt 321 NGZ (Neue Galaktische Zeitrechung in der Erstauflage). Logisch. Christi Geburt war gestern. Heute ist Aftersymaios. Perry lag also geschlagene 321 Jährchen im Tiefschlaf. Auf Symaios folgte die Temporale Trübung. Das saß. Puh oder uff. Spannung pur. Man will ja schließlich wissen was nun Phase ist, nicht wahr!? Und dann lässt Rüdiger Schäfer ein kleines, todkrankes Mädchen abhauen und setzt einen Megacliffhanger, um der Leserschaft eine lange Nase zu drehen.

Auf der Suche nach besagter Cleo sinnierte Naumann davon, dass die urplötzlich nach der Symaios überall erschienenen Gyps-Pflanzen logischerweise keine Intelligenz besitzen können. Mir fiel als Gegenargument Riofe Rohn ein, die bis zum Ende der Schläfer in der Lage war, Objekte aus dem Standarduniversum in ein Paralleluniversum zu verschieben. Möglicherweise auch einen Smaragdsarkophag mit Inhalt? Erklärt sich somit sogar dieser Zeitsprung? Ist Perry in einem Paralleluniversum, wo er auf Altbekannte(s) trifft oder treffen wird? Chefredakteur Klaus N. Frick hat dazu gesagt, dass die neue Paragon-Staffel eine in sich geschlossene Geschichte in zehn Bänden erzählt. Hätte was von der Atlantis-Miniserie. Omega und Alpha. Erst Symaios, dann Rückkehr mit Happy End und Neubeginn. Ich behalte das mal im Hinterkopf. Zumindest war es für mich eine kleine, aber feine Hommage im Geiste.

Stehen bleibt gesichert, dass es im NEOversum durchaus intelligente Flora und Fauna gab und gibt. Woher soll das aber ein Naumann von Silikor wissen, der in einer Zeit aufwächst, wo man sich in einer After-Apokalypse-Ära befindet, die ein wenig an Mad Max im All erinnert. Und an Hyperimpendanz, die im NEOversum in Form von Granulen und Ballungen in Kalmenzonen einen ähnlichen Effekt bewirken, wodurch Fernreisen maßgeblich beeinflusst oder gar unmöglich gemacht werden. Viele kleine Spekulationen und Erinnerungen nebst Parallelen zur Erstauflage kamen mir während des Leseprozesses in den Sinn und ließen die Perrypedia dauergeöffnet auf meinem Rechner. Ohne dass das zwangsläufig notwendig gewesen wäre, da ich nur aus Eigeninteresse große Freude am Nachforschen hatte.

Rüdiger Schäfer gelang es einmal mehr in seiner typisch empathischen Manier, mir die Crew der EUPHORION ans Herz wachsen zu lassen. Nicht nur Perry empfand für die gebeutelten Besatzungsmitglieder sehr schnell pure Sympathie. Dies mit wenigen Worten zu packen ist das Aushängeschild eines guten Autoren und lässt die Abwesenheit von Perrys Freunden und langjährigen Weggefährten zu einer Randnotiz verkommen. Ich jedenfalls vermisste in diesem Roman erstmal nur eines. Antworten. Die in Dialogen mit Naumann und seiner Tochter immer wieder durch geschickt und fies gesetzte Cliffhanger unterbunden wurden. Für Hochspannung war also gesorgt.

Durch das sehnlichst benötigte Medikament für Cleo, wird Perry am Ende wieder zum Ritter in glänzender Rüstung. Allerdings funktionierte diese Herzschmerzstory bei mir und löste das ein oder andere Tränchen aus. Viel mehr berührte mich aber die Interaktion zwischen Perry und Zina, der Tochter des Ordensführers. Hatte ich nicht kommen sehen. Ich sah die Kleine eher als gewinnbringendes Objekt eines zwielichtigen, religiösen Konstrukts, denn als pubertierende Tochter eines alten Mannes mit einem großen Herz. Hab Vertrauen! ES in Gestalt eines barmherzigen Samariters. Doppel-Uff. Das Vater-Tochter-Duo ist mir ganz schnell ans Herz gewachsen. Und ich werde sie jetzt schon vermissen. Im übrigen hätte ich einen riesigen Kritikpunkt am Roman gehabt, wenn sich der alte Mann nicht letztlich offenbart hätte. Denn sonst müsste man ernsthaft die Frage stellen, warum ausgerechnet ein Perry Rhodan mal wieder gleich ins höchste Amt auf Nimbus gehoben werden sollte. Kurz nach Ankunft auf einem völlig fremden Planeten.

Was bleibt nun nach dem Auftaktband stehen? Ich spekuliere mal ein wenig. Zum einen vermute ich, dass der Paragon-Orden alleine schon aus titelgebenden Gründen noch eine große Rolle spielen wird im Laufe der Staffel. Zumal ein fieser Meuchelmörder nun das Kommando hat. Dass ES mit spielt und Perry sicher weiterhin hilft, steht außer Frage. Ich vermute schwer, dass wir uns in einer Art Dyoversum befinden und die Erde aus einer Chronophase oder Quantentasche zurück geholt werden wird. Der Orden selbst hat möglicherweise etwas mit Nonagon zu tun. Diese Gon-Endungen können kein Zufall sein. Und am Ende geht es via Zeitlooping zurück auf die Erde, wo Thora und Reg quicklebendig auf Perry warten. Weil es ja eine in sich geschlossene Staffel ist, wie der Chefredakteur betonte. Spekuliert doch gerne mit und hinterlasst mir einen Kommentar unter diesen Beitrag oder in den sozialen Medien. Ich freue mich über jedes Feedback.

Zitat des Romans

Manchmal ist Hoffnung alles, was einem das Schicksal zugesteht

Perry Rhodan erklärt Naumann von Silikor über ein altes terranisches Sprichwort auf

Fazit und Wertung

Perry Rhodan NEO versinkt im Mittelalter und ich habe die hoffnungslose Grundstimmung, die afterapokalyptische Szenerie und die sympathische Crew der EUPHORION, mit ihren tragischen Einzelschicksalen in familiärer Atmosphäre, sehr gerne miterlesen. Erinnerte natürlich frappierend an Naupaum und der Paragon-Orden weckte Assoziationen an die Brüder der Barmherzigkeit aus der Aphilie. Ein Staffelauftakt in einem Universum, sofern es denn überhaupt noch „unseres“ ist. Von Mad Max bis The Expanse und einer ordentlichen Prise Cyberpunk war ebenfalls alles mit dabei, was mein Leserherz begehrt. Hyperimpendanz mal anders, der Mythos Erde kreativ und einzigartig uminterpretiert. ES hilft Perry in Mönchskutte, auch mal was anderes. Gemingadrusen und viele Emotionen inklusive Happy Zwischenend. Uff. Zudem geschickt gesetzte Cliffhanger in Dialogen zwischen Perry und den von Silikors, die mich in den Wahnsinn trieben. Rüdiger Schäfer schrieb den von mir erhofften Planetenroman und mixte die Genres wie ein guter Barkeeper. Ich selbst bin seit nunmehr vier Romanen in Folge von Perry Rhodan NEO schwer begeistert. So darf und soll es gerne weiter gehen. Auch ohne die fünf von fünf Pflanzengranulatpäckchen, die nach Leverkusen raus gehen. Der Claquer klatscht weiter. Gerne bis die Hände wund werden 😉

Review: Perry Rhodan NEO 340 – Kosmische Genesis
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4 Gedanken zu „Review: Perry Rhodan NEO 340 – Kosmische Genesis

  • 10. Oktober 2024 um 13:53 Uhr
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    Mich macht stutzig, dass ein solch gewaltiger Zeitsprung bei einer so unscheinbaren Folgenummer „340“ vollzogen wird – meines Erachtens wäre das bei NEO ein Akt, der allerhöchstens einem Hunderterjubiläums zustünde – ich spekuliere mal ebenfalls ganz vorsichtig, dass wir und am Ende der Staffel wieder „vertrauten“ Zeitgefilden finden werden. Ist Perry in 339 nicht in einen Zeitbrunnen gesogen worden? (bin gerade parallel erst bei Band 48 und bei nun neu eingestiegen bei 340, kenne die Vorgeschichte also nicht wirklich) – auch DAS würde darauf hindeuten, dass es eine Zeitrückkehr geben könnte. An sich hoffe ich das sogar, denn gerade dass es vorher KEINE riesigen Zeitsprünge gegeben hat, hat mir gut gefallen.

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    • 12. Oktober 2024 um 10:16 Uhr
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      Der Zeitsprung ist auch nicht nach meinem Geschmack. Aber wenn unser beider Vermutung zutrifft, hat sich das ja dann am Ende der Staffel wieder erledigt. Perry ist im Zeitbrunnen gelandet in 339, richtig. Das unterstützt die These. Aber am Ende wird wieder alles anders. Deshalb schau mer mal, wie der Bayer sagt.

      Ob wir das Hundertjubiläum noch mal erleben werden, sei in der heutigen, auflagenschwachen Zeit, dahin gestellt. Da wäre es von Exposé-Seite nicht abzusehen, ob das jemals noch eintritt.
      Von daher bin ich da bei den Planern und Machern der Serie, dass man das durchaus mal wagen darf. Andere, neue Wege gehen, ist bei NEO seit jeher typisch. Und auch mal ein wenig probieren hier und probieren da, wie was ankommt. Ich sag nur Schriftstellerduos oder storytechnische Komplettentfremdung von der Erstauflage.

      Dir auf jeden Fall viel Spaß weiterhin mit NEO. Ich hab ihn seit zig Jahren und dran bleiben lohnt sich immer. Auch wenn mal ne komplette Handlung nicht ganz nach dem persönlichen Geschmack ist.

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  • 10. Oktober 2024 um 18:55 Uhr
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    Ich will nichts vorwegnehmen, aber eure Spekulationen liegen ziemlich weit neben dem Ziel … 🙂 Nicht aufgeben!

    Antwort
    • 12. Oktober 2024 um 10:09 Uhr
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      Besser grob im Ziel, als präzise daneben 😉

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