Heute wieder einmal zwei Romane im Doppelpack. Das liegt schlicht daran, dass letzte Woche die finalen beiden Bände der Miniserie für die Besprechung im Podcast vorzubereiten waren und ich mit der 3339 nicht so richtig ins Lesen kam. Dann aber konnte ich den Roman direkt mit der 3340 verkonsumieren.
In Band 3339 »Letzte Rettung« von Michelle Stern lernen wir Meg Ontares besser kennen. Es ist aber kein reiner Origin-Roman, sondern parallel dazu erleben wir den Kampf um Sichu Dorksteigers Überleben auf der Station OBJEKTIV 4774.
Mir gefiel die Backstory von Meg sehr. Sie hatte schon als Kind einen Schicksalsschlag zu erleiden, der letztendlich aber zu ihrem Medizinstudium führte. Interessanterweise ist ihre Mentorin während des Studiums Ruby Cole – ihres Zeichens Mutter von Jazz und Ehefrau von Flint Cole und als solche den Lesenden bereits bekannt. Was diese Verbindung im Gesamtkontext zu bedeuten hat, wird man noch sehen. Vielleicht ist es eine nette Koinzidenz, vielleicht ist es aber auch ein weiterer Draht, der hier gezogen wurde.
Feraklur als Gegenspielerin von Terrybor fand ich ebenfalls super dargestellt. Man konnte sie ob ihres blinden Fanatismus einfach nur verabscheuen.
Gleichzeitig hat der Roman Momente, die mich als Leser doch ein bisschen mitnehmen. Ich fürchtete um Sichu, die immer mehr entstofflicht. Ich litt mit Meg, als sie während Shrells Attacke ihren Bruder und ihren Vater verliert. Und ebenso litt ich mit Terrybor, die 32 Wyconder umbringt, um diese selbstreproduzierenden Metallkrebse loszuwerden. Überhaupt: das durch die Reproiden hervorgerufene Horrorelement fand ich sehr gut inszeniert.
Michelle Stern hat toll abgeliefert und sowohl ihre Fähigkeiten in der Figurencharakterisierung als auch in Bezug auf Actionsequenzen unter Beweis gestellt!
Wir verlassen unsere Protagonisten einsam im All treibend, in einem Raumschiffsüberrest mit schwindenden Energie- und Atemluftvorräten. Genau dort setzt Band 3340 »Wer rettet die Retter?« von Leo Lukas an.
Ich muss sagen, dass ich mich mitten in der Lektüre gefragt habe, was ich von diesem Roman halten soll. Er wirkt wie eine Mini-Sidequest, die einzig eine Veränderung in Figurenensemble zum Ziel hatte. Ein unmittelbarer Zusammenhang zur Haupthandlung ist nur stückweise vorhanden.
Im Wesentlichen besteht dieser Zusammenhang im Weltenbau. Ein Rätsel der wycondrischen Vergangenheit wurde gelöst und wir wissen nun, wo sie ihre Technologie geklaut haben. Auch die Ereignisse, die zum heutigen Zustand der Agolei geführt haben, werden beleuchtet. Sie war wohl Kriegsschauplatz kosmischer Mächte, wobei ein Schwarm und eine chaotarchische Kolonne ein Rolle gespielt haben. Nekrophoren haben die Agolei entvölkert.
Der Knaller ist natürlich Sichus Transformation. Einerseits freue ich mich unheimlich, dass sie uns auf diese Weise noch länger erhalten bleiben kann. Es sei denn, die Expokratur wiegt uns in Sicherheit…
Gleichzeitig wurde Zhobotter aus der Serie geschrieben, ohne ihn komplett über den Jordan zu schicken. Für mich hat die Figur einen passenden Ort für ihr weiteres Dasein gefunden. Und ich finde es auch gut, dass es nicht alle Mitglieder der PHOENIX-Besatzung es bis zum Ende des Zyklus‘ schaffen.
Die Frage ist aber dennoch, ob es notwendig war, das alles in einen Handlungsschlenker zu verpacken? Es musste eine Gefahr in Form einer Nekrophore in einem zerbrechenden Hyperkokon konstruiert werden, um überhaupt einen Grund dafür zu haben, dass Sichu & Co. bei den Yorgilern landen. Eine Gefahr, die als solche bisher nicht in den Romanen thematisiert worden war. Ich finde, das hätte man eleganter lösen können.
Ansonsten hat mir Leo Lukas‘ humorige Schreibe gut gefallen, allen voran eine singende Sichu. Konsequent schildert er, dass Terrybor aus ihrer Perspektive Pery und Atlan weibliche Proportionen und Meg Ontares eine männliche Figur zuschreibt. Überhaupt verpackt der Autor Informationen geschickt und nutzt die Wyconderin dabei als Spiegel für den Leser.
In Summe bin ich zweispältig. Einerseits war die Geschichte klasse erzählt, gleichzeitig hing mir die dünne Einbettung in die Haupthandlung immer im Hinterkopf, so dass ich nicht vollends zufrieden war.
Mit Band 3341 kehren wir in die Milchstraße zurück und biegen auf die Zielgerade des PHOENIX-Zyklus ein. In der heimatlichen Galaxis hatten wir es zuletzt in der 3333 ebenfalls mit den Reproiden aka Fressmetall zu tun und es war ein geheimnisvolles Hantelschiff aufgetaucht.