Handlung
Perry Rhodan, Atlan, Thora, Gucky und Robo-Roi treten durch den Zeitbrunnen und werden auf Gäa von Omar Hawk und Okrill Watson stürmisch begrüßt, der sie direkt zu Protektor Bull führt. Todbringende Sabotage in einem Weltraumwald führt zu schweren Bränden in einem Babyforst, der sich über Gäa noch in der Wachstumsphase zum Weltraumwald befindet. Dann sterben die ersten Gypswälder auf Gäa selbst und auch die Präsenz der relativ Unsterblichen kann den Verfall nicht stoppen. Perry findet die Ursache im Erdboden, wo Dürrebrüter für den Zerfall der Gypspflanzen in Dürrebrandstaub verantwortlich sind, der sogar Oxtorner ausschalten kann. Okrill Watsons elektrische Aufladungen machen diesen immun gegen die Gefahr, Omar Hawk geht aber zu Boden. Dank elektrischer Wechselfelder können die Betroffenen erfolgreich behandelt werden. Den umtriebigen Wissenschaftlern gelingt es schnell, eine Bodenimpfung durchzuführen, die eine Ausbreitung des gefährlichen Staubs neutralisieren kann. Das Gyps ist aber unweigerlich verloren und der Margor-Schwall verliert seine Schutzfunktion, wenn der Verfall nicht aufgehalten werden kann. Omar Hawk erwacht derweil aus dem Koma und klärt Perry über die historischen Fakten über die Errichtung des Margor-Schwalls auf, der auf Oxtorne im dortigen Oxtorne Research Institute entwickelt wurde. Eawy ter Gedan findet in ihrer Funktion als Waldhüterin Spuren von Raketentreibstoff sowohl im Babywald, als auch im kontaminierten Boden auf Gäa, was auf doppelte Sabotage schließen lässt.
Protektor Bull informiert Eawy ter Gedan und Robo-Roi über den vermeintlichen Aufenthaltsort der mutmaßlichen Saboteure und diese fliegen mit einer Space-Disk zur genannten Industrieanlage, wo die chemischen Komponenten hergestellt worden sein sollen. Nach erfolgreicher Verfolgungsjagd tötet die Saboteurin ihre Mitwisser und flüchtet, als Watson eingreift. In Sol-Town vervielfachen die Dürrebrüter mittlerweile ihre Aktivitäten und drohen, die Sicherheitsmaßnahmen zu durchbrechen. Die Spur führt zum Leitschiff GAMMA ZWEI, das außerplanmäßig von seinem Einsatz zurückgekehrt war und die Aufmerksamkeit von Eawy erregte. An Bord finden sie ein leeres Fass mit Überresten von Dürrebrütern. Watson treibt die Saboteurin mit Stromstößen aus ihrem Versteck, kann ihre erneute Flucht aber nicht verhindern. Mit dem Okrill im Rettungssack fliegt das Team zurück Richtung Gäa. Watson gelingt es, die Fährte der Flüchtenden aufzunehmen und stellt sie letztlich im Ekgman-Park. Die Garbeschianerin Imara Tugh verliert gegen die übermächtigen Okrill-Energien und kann in einer Sicherheitszelle verwahrt werden. Thora begleitet Eawy ter Gedan in den Babywald und hilft ihr, mit ihrer Aura, die Regeneration voran zu treiben. Omar Hawk überreicht Eawy zusätzlich ein paar originale Pflanzenableger von Oxtorne, die sie dabei unterstützen sollen, den Babywald zu heilen.
Meinung
Farbenprächtig begrüßte mich das Cover mit einem gewaltigen Naturschauspiel. Oberflächlich betrachtet wirkte das ein wenig wie der Blick durchs Sternentor in der gleichnamigen Blockbuster-Serie meiner Jugend. Freilich mit dem Unterschied, dass der terranische Beobachter einen ungetrübten Blick durch selbiges genießen durfte. Ich hätte gerne getauscht und die Gänsehaut mitgenommen. Auch wenn das Titelbild wieder eine gewisse Beliebigkeit ausstrahlt, gefällt mir es um einiges besser als das triste Schwarz und Braun des Vorgängerwerkes. Voller Weihnachtsvorfreude fing ich zu lesen an…
… und wurde dank dem äußerst plastischen Erzähleinstieg von Dietmar Schmidt direkt mitten in die Handlung gesogen. Mit Omar Hawk und Okrill Watson hatte ich so gar nicht gerechnet und freute mich umso mehr, auf Gäa gleich alte Bekannte begrüßen zu dürfen. Zu denen auch der Protektor von Gäa, Reginald Bull, zählt, der seine alten Freunde stürmisch und ohne Ressentiments begrüßt. Der richtige Ton wurde von Beginn an getroffen und ich fühlte mich, trotz Sabotage im Babyforst -geile Wortfindung- auf dem ganz und gar nicht paradiesischem Gäa verhältnismäßig wohl. Einige Paukenschläge hagelte es auch schon in den Anfangskapiteln: Gyps wurde einst für den Margor-Schwall gezielt gezüchtet. Die 5-Vegetation-Weltraumwälder sind deshalb überlebenswichtig. Gucky befindet sich wieder in einer psychischen und physischen Abwärtsschleife, was Reg Sorgenfalten bereitet. Dank der ausführlichen Erläuterungen von Expokrat Rüdiger Schäfer kann ich die depressive Komponente nun auch besser nachvollziehen und zu würdigen wissen, dass Gucky einfach ne arme Socke ist und wohl auch bleibt. Endlich stimmt die neo-typische Leseatmosphäre wieder, was ich über die letzten Romane oft schmerzlich vermisst hatte. Begünstigt natürlich auch durch die besondere Situation der Wiedervereinigung von alten Freunden und Weggefährten. Das spielte dem Autor zweifellos in die Karten. Aber auch die vielen neuen Gesichter im Team um Protektor Reg wussten mich schnell für sich zu begeistern. Es menschelte schwer in den Anfangskapiteln, was mir große Lesefreude bereitete.
Dank Okrill Watson wurde die knisternde Spannung bis kurz vor der Romanhalbzeit kontinuierlich an die Leserschaft weitergeleitet. Mit ein paar wissenschaftlichen Fakten und Zahlen zu viel, für meinen Geschmack. Dennoch war ich bis dato elektrisiert und fand die Einbindung meteorologischer Entwicklungen sehr interessant. Aus den gewonnenen Informationen lässt sich ableiten, dass Boyt Margor, Konstrukteur dieses defensiven Meisterwerkes, nur Trockenübungen an seinem Katarakt-Strudel durchführen durfte. Auf Oxtorne, fernab des künftigen Einsatzortes im Morkosch-System, wo er auch den Tod fand. Ohne jemals sein Werk in der Praxis betrachten zu können. Hmm… die ursprüngliche Bezeichnung des Margor-Schwalls hätte für mich auch ganz vorzüglich als Name für einen Nachtisch gepasst. Omar Hawk berichtet aus Ich-Perspektive über die Entstehung des Defensivbollwerks auf Oxtorne und erfuhr ebenfalls erst nach erfolgreichem Projektabschluß von der Umsiedlung nach Gäa. Informationslecks waren seit jeher ein gern genommener Auslöser für katastrophale Entwicklungen. Verblüffenderweise hielt jeder, während der Entwicklung an einem der größten Projekte der Menschheit, dicht. Hat Seltenheitswert.
Mein erster größerer Aufhorcher ereignete sich erst tief in Romanhälfte Zwei, als Omar Hawk von der zerstörten oxtornischen Smaragdgruft berichtete und das es ein Volksmysterium sei, wer darin gelegen haben könnte. Solche brachialen Gewalten traue ich ja persönlich nur Icho Tolot zu, der noch schmerzlich vermisst wird im Gipfeltreffen der TU-Granden. Das Geheimnis bleibt aber erstmal genau das und wird nicht weiter thematisiert. Weiter ging es auf dem regenreichen Planeten und der Suche nach der Saboteurin, die ihre Mitwisser wie Bauern beim Schach behandelte und dem großen Ziel opferte. Las sich alles ganz nett, aber halt auch nicht mehr als das. Der leer aufgefundene Tank auf der GAMMA ZWEI steht sinnbildlich für meinen Eindruck der Ganovenjagd. Beim Lesen griff ich diese Woche auf die Printversion zurück. Wo ich auf den ersten gut siebzig Seiten noch handgezählte sieben Heftnotizzettel vollgekritzelt hatte, waren es deren drei im Rest des Taschenheftes.
Ein Okrill im Rettungssack. Wie gerne wäre ich Zeuge dieser skurrilen Einpackaktion geworden. Eawy und Watson als neues Dreamteam? Hmm… ein wenig zu schnell ging mir das mit dem Vertrauen, das zweifellos in großem Maß vorhanden sein muss, um einen riesigen Ochsenfrosch in einen überdimensionierten gelben Sack zu stecken. Allerdings hätte ich mich dann auch nicht königlich über die Absurdität dieser Maßnahme amüsieren können. Von daher. Ich gönne Watson den entscheidenden Schlag gegen Imara Tugh, die sich überraschend als die Attentäterin heraus stellt. Kein Wunder, dass die Verfolgungsjagd so elend lange -und auch langatmig- geriet, wenn eine Garbeschianerin hinter feindlichen Linien operiert und mit ihrer überlegenen Physis nur vom Okrill eingefangen werden konnte. Sehr überzeugender Plottwist. Der erhoffte Paukenschlag blieb am Ende aber leider aus und es gab keine bahnbrechenden, rätselhaften oder anderweitigen Kampfansagen der Gefangenen. Ein eher mauer Schlusspunkt unter einen sehr gemächlichen NEO, der irgendwie auch dazu passte.
Zitat des Romans
Das ist eine lange Geschichte, die ich euch gerne bei einem guten Glas Wein erzählen werde. Das allerdings ihr trinken müsst, da ich dazu nicht mehr in der Lage bin!
Armer Robo-Roi. Der gute französische Rotwein fließt nur noch virtuell durch seine Schaltkreise.
Fazit und Wertung
Passend zu Weihnachten las sich der Roman wie ein nach Hause kommen an den Feiertagen. Wo die Liebsten sich um den Weihnachtsbaum versammeln und miteinander ihre Erlebnisse austauschen. Freilich hatte der Roman auch noch andere Facetten, als nur sein herausragend gutes Figurenspiel. Die angenehm entspannte Leseatmosphäre beispielsweise war größtenteils so dicht wie der Granulenteppich um die schwarze Zentrumswolke. Als großer Fan der extraterrestrischen Meteorologie gefielen mir die knisternden Entwicklungen auf Gäa natürlich sehr. Ein paar wissenschaftliche Fakten waren fraglos vonnöten, um die Entstehung des Margor-Schwalls zu erläutern. Ein paar weniger hätten es aber auch getan, da der Informationsfluss phasenweise aufgezwungen und vorgegeben wirkte. Während sich die erste Hälfte des NEOs um neue und bekannte Protagonisten, Umwelteinflüsse auf Gäa und Gypsgärtnerprofitipps konzentrierte, wandelte sich der Roman nach der Romanhalbzeit zum Krimi. Der wiederum sehr entspannten Art. Ich fand die Komposition beider Romanhälften sehr ausgeglichen und gut geschrieben, aber gleichzeitig auch eher geschmacksneutral, da nicht viel Verwertbares am Gaumen hängen blieb. Dürrebrüter, Sabotage und rätselhafte, von innen heraus zerstörte Smaragdgruft. Imara Tugh wird als Agentin hinter feindlichen Linien gestellt, diesen Plottwist hatte ich nicht erwartet, erklärt aber das langatmige Katz- und Hordenspiel und ihr Auftauchen hinter dem Schwall wurde schlüssig begründet. Überrascht hat mich letztlich der cliffhangerfreie Abschluss des Romans, der aber sinnbildlich für diesen NEO steht. Diese Geschehnisse aus gewohnt hundertundsechzig Seiten bleiben wohl im Gedächtnis. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass ich mich in ein paar Monaten noch an die Sabotage im All erinnern werden kann. Im Gamergenre würde man im Testbericht folgenden Punkt finden: Geringer Wiederspielwert. Umgemünzt auf das Werk von Dietmar Schmidt steht hier also ein eher periphärer Wiederlesewert. Drei von fünf Blitzableitern spendiere ich Dietmar Schmidt für sein gäanisches Cottage. Und zur Sicherheit noch ein kleiner Miniokrill für den Garten, man weiß ja nie.
PS: Ein kleiner Minimauler geht ans Lektorat. Da waren wieder einige Buchstabendreher drin, die sich in Summe störend auswirkten.