Vorab: Dieser Artikel soll die Serie Perry Rhodan-Action vorstellen und zum Lesen animieren, nicht jedoch eine umfassende Detailbesprechung der einzelnen Hefte oder Staffeln liefern.
Als im April 2008 mit Perry Rhodan-Action eine neue, vierzehntägig erscheinende Serie an den Start ging, waren Freude und Skepsis in der Leserschaft naturgemäß gleichermaßen groß. Konnte Action mit Perry als Held gutgehen, wenn doch feststeht, dass er ohnehin überlebt? Schließlich war die Serie in der Serienvergangenheit angesiedelt, und zwar in den Jahren 2166 bis 2169. Also genau zwischen den Zyklen »Die Posbis« und »Das Zweite Imperium«. So konnte man alte, in der aktuellen Handlung bereits tote Figuren reaktivieren, die in den damaligen Erstauflagenheften immer ein wenig zu kurz gekommen waren. Unsterbliche Mutanten und andere schillernde Nebenfiguren. Und dies tat Exposeautor Christian Montillon auch ausgiebig. Dazu ein ordentlicher Schuss Action, angelehnt an den Stil der frühen Perrys, was sollte da schiefgehen?
Nun, es ging wenig schief, so viel kann man bereits vorwegnehmen. Bis auf einen Umstand.
Pure Action ist durchaus genial und kurzweilig zu lesen, wenn sie akzentuiert und punktuell eingesetzt wird. Hat man aber 12 Hefte in Folge, in denen es ordentlich zur Sache geht, dann kann dies ermüdend sein. Wenn man überdies die Charakterzeichnung vernachlässigt und somit kaum ruhige Passagen im Heft hat, dann wird die Stärke der Serie, die Action, gleichermaßen zu ihrem Fluch. Und genau das passierte hier. Was in den 1960er Jahren noch genügend Leser ansprach, konnte in der Zeit nach der Jahrtausendwende nicht mehr genug Käufer dauerhaft binden. Womit die Action-Serie leider bereits nach 36 Heften ein viel zu frühes Ende fand, sehr zum Bedauern vieler Leser.
Grundsätzlich waren die einzelnen Hefte hochwertig produziert. Optisch ein typischer Perry-Heftroman. Mit dem großen Action-Aufdruck als Versprechen auf dem Titelbild, welches eben jene Action dann auch optisch wiedergeben sollte. Inhaltlich hatte man sich stark an den frühen Heften der Serie orientiert. Kurze, prägnante Sätze und eine geradlinige Handlung dominierten. Manchmal wurde an einigen Stellen sogar die blumige, geradlinige Sprache von Scheer kopiert. Was den Heften durchaus einen gewissen Charme verleiht. Fans der frühen Erstauflagen-Hefte mochten dies besonders, bedauerten aber, aus ihrer Sicht durchaus berechtigt, dass man dennoch vom Stil eines Scheer und Kollegen ansonsten weit entfernt war. Modernere Leser wie ich waren davon begeistert, dass man gewisse Unarten in der Sprache vermied, sich aber dennoch klar an den Klassikern orientierte.
Nach einigen Ausgaben begann sich dennoch eine gewisse Müdigkeit einzuschleichen. Ein wenig wie bei Atlans Jugendabenteuern, mit welchen man Perry Rhodan-Action insgesamt am ehesten vergleichen kann. Auch der Versuch, die Antagonisten die Serienvergangenheit um ein paar Facetten zu bereichern, brachte unterm Strich nicht genug »Sense of Wonder« und Abwechslung, um der dauernden Ballerei ein ausreichendes Gegengewicht zu bieten. Dies war bei einer 14-tägigen Erscheinungsweise weniger auffällig, als es heute beim Lesen der Action-Pakete als E-Book ist. Am Stück gelesen konnte mich die Action-Serie nicht so überzeugen, wie ich es gerne gehabt hätte.
Alte Figuren, die man durch die geschickte Wahl des Handlungszeitpunkts literarisch wieder aufleben lassen konnte, waren als Sahnestückchen gedacht und auch hier und da gut umgesetzt. Allerdings war auch hier wieder die Daueraction ein kleines Manko. Protagonisten waren austauschbare Namen, blass und ohne nennenswerten Charakter, ausgenommen Perry. Dies kann man heute zu Recht als vertane Chance werten, der Serie ein wenig mehr Würze zu verleihen. Andererseits war die rudimentäre Ausarbeitung der Personen wieder eine Anlehnung an die alte Serienzeit. Klar definierte Schurken, strahlende Helden. Das mag sich flach und eindimensional anhören, wirkte hier in Perry Rhodan-Action jedoch sogar herrlich erfrischend. Wo man in den modernen Romanen den Gegner manchmal schon nachgerade suchen muss und einem dieser sogar gelegentlich sympathisch erscheinen mag, überwiegt hier der klar durch und durch böse Bursche. Der natürlich Perry Rhodan ans Leder will. Doch dies sollte man jetzt nicht als zu harsche Kritik sehen, denn in den Romanen an sich fällt dieser Umstand nur in recht geringem Ausmaß auf.
Die ersten Hefte möchte ich noch als Einzelbesprechung liefern, als kleinen Eindruck, was die Leserschaft erwartet. Und als Anreiz, den 36 Heften einen Blick zuzuwerfen.
In Heft 1 (»Trafalgars Killer«) der ersten, 12 Hefte umfassenden Staffel wird gleich mit der versprochenen Action geklotzt.
Perry Rhodan befindet sich auf Terra. Ausgerechnet hier wird ein Anschlag auf ihn verübt. Roboter oder Androiden mit humanoidem Aussehen entfachen unvermittelt eine wilde Schießerei. Mit viel Glück und durch das Eingreifen des Mutantenkorps kann Perry überleben. Alle Hinweise auf die Täter deuten auf die Siedlungswelt Trafalgar, wo man natürlich hinfliegt – und gleich abgeschossen wird. Dabei wird insbesondere der Mutant Tako Kakuta schwer verletzt und kann nur unter Einsatz seiner letzten Reserven zusammen mit Perry Rhodan die vermeintliche Basis der Gegner vernichten. Der »Regent der Energie« Lok-Aurazin beobachtet Perrys erste Erfolge und wird damit als Bösewicht positioniert. Auch die einheimischen Magadu, bewusst auf Technik verzichtende Wesen, die einst mehrere Planeten des Demetria-Sternhaufens besiedelt haben, in dem auch Trafalgar liegt, sind für Perry Rhodan und seine Leute eine Hilfe. Viel Handlung im engeren Sinne hat man also nicht im Heft. Und diese erstreckt sich auch eher nur auf Nebensätze. In der Hauptsache wird geballert, was das Zeug hält. Positiv sei angemerkt, dass die Kampfsequenzen immer gegen einzelne Gegnergruppen stattfinden und somit greifbarer, miterlebbar wirken. Sprachlich erinnert die Schilderung der gegnerischen Roboter an den Kampf gegen Skynets Terminatoren; verstärkt wird dieser Eindruck durch die Androiden zu Heftbeginn.
Ein paar kleine Ungereimtheiten bleiben.
Tako Kakuta und seine Kopfwunde. Hier wäre zum Beispiel die Weitergabe des Zellaktivators von Perry Rhodan an den Mutanten eine Option gewesen. Tako trug zu diesem Handlungszeitraum ja noch kein lebensverlängerndes Ei. Und wirkliche, echte Spannung zum Mitfiebern wollte nur begrenzt aufkommen. Dass Perry selber alle Widrigkeiten überleben würde stand ja schon fest. Nicht das OB, sondern das WIE war hier die Frage. Wenn dann aber als zweite Person zum Mitfiebern der Teleporter Kakuta das ganze Heft über schier unmenschlich leiden muss und als handlungstragende Basis die Frage seines Überlebens in den Vordergrund gestellt wird, dann will bei mir der Funke nicht ganz überspringen. Robert Feldhoff griff bewusst auf sehr kurze, schnelle Kapitel zurück, um die Handlung voranzutreiben. Und das tat dem Werk gut.
Heft 2 »Sturm der Kriegsandroiden« von Christian Montillon konnte mit einem etwas besseren Verhältnis von Action zu ruhigeren Szenen aufwarten.
Perry Rhodan und sein versprengtes Team werden nach einigen Problemen, die wie erwartet mit Durchballern gelöst werden, in Trafalgar City wieder vereint.
Tako Kakuta ringt um sein Leben, darf aber natürlich eben jenes behalten. Hier mag keine echte Spannung aufkommen, da die Geschichte chronologisch später spielender Abenteuer ja schon vorwegnimmt: Tako lebt und teleportiert munter weiter. Und dennoch waren diese Szenen schön zu lesen und brachten ein wenig Ruhe in die ansonsten doch recht hitzige Handlung. Die Regenten der Energie haben selbst unter der Hauptstadt Trafalgar City Kavernen mit Transmittern und Robotern. Und so kommt es zu einem weiteren Tontaubenschießen auf Roboter. Ernsthaft. Roboter. Reaktionsschneller als jeder Mensch. Mit Schutzschirmen. Und werden von Perry und seinem Team in rauen Mengen abgeballert, schaffen es selbst in Überzahl nicht, unsere Helden ernsthaft zu gefährden. Oder, um es deutlicher zu sagen: Ein Robot gegen ein Lebewesen – da sollte die biologische Lebensform eigentlich unterliegen. Hier sind es drei bis sechs Roboter gegen einen Menschen, und der Humanoide gewinnt. Seltsam. Aber wie bei Filmen von Michael Bay darf man nicht zu viel nachdenken, dann funktioniert die Action hervorragend. Positiv kann ich die Gefechte an Bord des im Bau befindlichen schweren Kreuzers der Trafalgar-Bewohner werten. Hier wird die Massenaction auf einzelne Personen herunterreduziert. Und Opfer schreien hier vor Schmerzen. Ganz anders als damals in den Heften der 1960er Jahre, als Raumlandesoldaten mit halb weggeschossenem Gesicht noch lachten. Mag vielleicht manchem etwas zu eindringlich und deutlich geschildert erscheinen, aber abgeschossene Arme und furchtbarste Wunden sind eben Teil eines Gefechts. Krieg und Kampf sind nicht klinisch steril und nicht stets geprägt vom heroischen Terraner.
Im dritten Heft »Rhodan mal tausend« meldet sich Altmeister Hans Kneifel zu Wort.
Was in seinen früheren Beiträgen zu unserer Raketenheft-Serie für gespaltene Leserreaktionen führte, nutzt der Autor auch hier wieder weidlich. Eine blumige Sprache, verschachtelte Sätze, beinahe schon Prosa. Im Gegenzug zu seinen früheren Heftromanen jedoch in einer als angenehm zu bezeichnenden Form. Ein wenig unterschwelliger, etwas gebremst durch kurze, klare und prägnante Sätze in den Actionszenen. Kneifels »Spätwerk« hat die richtige Balance zwischen Anspruch und Heftroman-Vorgaben perfekt erreicht.
Dies soll dem bis hierhin geneigten Leser als erster Eindruck genügen. Wer die Miniserien schon kennt, wird sich vielleicht positiv erinnern. Wer sie noch nicht kennt, dem seien sie wärmstens ans Herz gelegt. Die Perry Rhodan-Action Hefte kann man bequem als 12er-Paket im E-Book-Format im Shop der Verlagshomepage bekommen und sind für Fans von Perry Rhodan in jedem Fall eine lohnende Investition.