Handlung

Ein Maahk-Relaisschiff geht in der Hyperfunkrelaiskette Farlon IV in Stellung und unterbricht den arkonidischen Hyperfunkverkehr. Um kriegsentscheidende Baupläne einer Konverterkanone absenden zu können, geht ein Spezialkommando von vier Cellistas in geheimer Mission an Bord. Lexx da Perkoll entdeckt die wichtigen Pläne in einer Datenbank und lässt die Stellung kompromisslos verteidigen. Perry Rhodan und Atlan stellen drei Teams zusammen, die an unterschiedlichen Stellen des Relaisschiffs ins Geschehen eingreifen. Gucky espert erfolgreich und kann die Waffeninformationen im Anzugspeicher von Lexx da Perkoll lokalisieren. Der Einsatz ist erfolgreich, mit schweren Verlusten ziehen sich die Terraner auf die SOL zurück.

Mirona Thetin wird bei der Flucht verwundet. Auf der Krankenstation erkundigt sie sich nach den noch lebenden Celistas und identifiziert Lexx da Perkoll als Faktor VI, oder auch Kal Hersher genannt. Der vorgebliche Arkonidenagent hatte in ihrer Zeitlinie den Auftrag erhalten, gegen Arkon vorzugehen und würde die Pläne der Waffe für die Eroberung ganz Andromedas einsetzen. Damit wäre die Vernichtung der Milchstraße vorprogrammiert. Mirona Thetin behält diese Enthüllungen für sich, da sie die eben erst gekittete Beziehung zu Atlan wieder in Gefahr sieht. Mit einer ausgeklügelten Falle bringt sie den mittlerweile flüchtenden Faktor VI zur Strecke und offenbart sich ihm als Faktor I. Nach erfolgreicher Authentifizierung befiehlt Mirona Thetin ihrem Untergebenen, dass er die Scharade gegenüber Atlan aufrecht erhalten soll. Faktor VI gibt sich gegenüber Atlan weiterhin als Celista aus und überreicht ihm unterwürfig den erbeuteten Datenkristall.

Beim abschließenden Verhör weist der Celista auf einen weiteren Relaispunkt hin, Drakol III wäre ebenso kompromittiert wie Farlon IV. Im System angekommen wird die Schlacht nach kurzer Zeit zu Gunsten der Terraner entschieden. Beim Absenden der Geheimdokumente löschen sich Original und Kopien wie von Geisterhand, Atlan kann Mirona Thetin die Manipulationen nachweisen und lässt sie verhaften.

Meinung

Meine Lieblingsfarbpalette an Blautönen aufs Cover geklatscht? Meinetwegen gern. Eine zum Romaninhalt passende Raumschlacht obendrauf? Da sag ich auch nicht nein! Kurz: Alles richtig gemacht, gefällt mir. Vom Titelbild geht’s somit gleich ans Eingemachte und zu tiefgründigeren Gedankengängen.

Leben und Tod. Der ewige Kreislauf unserer Existenz wird im Roman aus Sicht von zwei Unsterblichen beleuchtet. Sehr überzeugend und einfühlsam geschrieben. Sich in Atlan oder Mirona Thetin hinein zu versetzen fiel mir nicht schwer, Kai Hirdt konnte die Emotionen und Ängste der beiden Urgesteine gut transportieren und regte mich zum Nachdenken an. Wie würde ich als mehrtausendjähriger, relativ Unsterblicher, die schiere Unmenge an belastenden Entscheidungen abwägen? Wie würde ich damit umgehen, wenn ich mit einer Fehlentscheidung Milliarden Lebewesen in den Freitod schicken würde? In Selbstzweifel stürzen oder einfach weiter machen? Fühlt sich so ein Politiker unserer Zeit und kann sich deshalb vor Unentschlossenheit nicht retten? Da kann so mancher Volksvertreter froh sein, dass seine Lebensspanne begrenzt ist und er im Vergleich zu Mirona und Atlan lediglich über ein Volk von Millionen entscheiden muss, anstatt über ganze Galaxien. Die Liaison zwischen Faktor I und dem Kristallprinzen hat jedenfalls schwer unter den Gegebenheiten zu leiden. Kein Wunder, Arbeit und Privatleben zu trennen ist bei den beiden Entscheidungsträgern ein Ding der Unmöglichkeit. Keine gute Basis für eine gesunde Beziehung. Mirona Thetin ist sich allerdings mittlerweile ihrer Fehler bewusst und hat den Mantel aus Macht, Grausamkeit, Rücksichtslosigkeit und Tod abgelegt. Wahrheit und Vertrauen sollte sie vielleicht noch mit in ihr Portfolio aufnehmen. Wenn es ihr gelingt, Atlan von ihrem Wesenswandel zu überzeugen, kann der Spalt vielleicht doch noch geschlossen werden. Auch wenn es schwer nach Trennung ausschaut. Mit allen Konsequenzen für das Verhältnis zwischen Andromeda und der Milchstraße. Alpha und Omega. Der Cliffhanger zum Romanende macht mich halb wahnsinnig.

Als die SOL zu Beginn des Großzyklus ins Leben gerufen wurde, hatte ich bereits eine gewisse Vorahnung. Das Generationenschiff besitzt mit dem Black-Hole-Protonenreaktor eine gewaltige taktische Schwachstelle. Das schwarze Loch birgt unvorstellbare Gewalten in sich und ist sowohl ultimative Energiequelle, als auch hochexplosive Gefahrenquelle. Kai Hirdt greift meine Vermutungen im aktuellen Roman auf. Nur dass Faktor VI die Umsetzung seiner Pläne nicht mehr gelingt. Ich bin überzeugt, dass der Schiffsantrieb im Verlauf der nächsten Romane noch eine wichtige Bedeutung bekommen wird. Die Möglichkeiten, wie sich eine Beschädigung dieser sensiblen Quelle auswirken könnte, sind schier endlos. Und dieser Fakt bietet den Autoren natürlich eine riesengroße, kreative Spielwiese.

Auf Licht folgt bekanntlich zwangsläufig auch Schatten. Die Kritik fällt nicht allzu schwer ins Gewicht. Dennoch sind mir ein paar Unstimmigkeiten auf den Magen geschlagen. Auch romanübergreifend. Dass die interstellare Verkehrskontrolle in Lucy Guth’s Staffelstart erfolgreich getäuscht werden konnte, ließ ich mir noch angehen. Kai Hirdt schlägt allerdings in die gleiche Kerbe und schafft es ebenso spielend, einem Meister der Insel den berühmten Bären aufzubinden. Die SOL weiterhin dermaßen reibungslos als Arkonidenraumer zu verkaufen, ist geradezu eine Beleidigung von Murphy’s Gesetz. Woran ich das fest mache? Terraner gehen mit ihren mangelhaften Fremdsprachenkenntnissen problemlos als Kolonialarkoniden durch. Schon klar! Keines der zahlreichen Bordmitglieder lässt versehentlich irgendetwas mit terranischer Aufschrift rum liegen oder spricht geistesabwesend seine eigene Sprache. Nehm ich nicht für voll! Viel zu glatt kommt Atlan mit seinem Täuschungsmanöver durch mittlerweile zwei Romane. Der glückliche Zufall wird mir hier einmal zu viel bemüht.

Das für mich gravierendste No Go ist allerdings taktischer Natur und betrifft die Zusammenstellung der Einsatzteams. Alle Großkopferten der terranischen Union gehen gemeinsam in den Einsatz. Gleichzeitig. Den Gegnern zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen. Sehr fragwürdige Entscheidung. Geht das Relaisschiff hopps, sind halt mal so ziemlich alle terranischen Entscheidungsträger auf einen Schlag ausgelöscht. Ich kann nur den Kopf schütteln. So verliere ich ein Gefecht im Normalfall schon bei der Planung. Aber ich vermute stark, dass dieser Aspekt nicht in die Überlegungen mit eingebunden wurde.

Jaaa ich bin ja gleich fertig mit Erbsen zählen. Ein letztes Mal noch, versprochen! Atlan outet sich mit seinem Verhalten beim Verhör als Naivling. Der Meister der Insel im Celista-Kostüm wirft dem Beuteterraner die Information an den Kopf, dass er schon die ganze Zeit sein eigenes autonomes Raumschiff im Schlepptau hat. Und er deshalb auf die angebotene Leka-Disk verzichten möchte. Atlan kauft ihm diese Story auch noch ab. Ohne mit der Wimper zu zucken! Ohne dass sein Extrasinn eingreift! Das schreit nach Andromeda, das schreit nach Meister der Insel. Lautstark. Nur der stets mißtrauische, erfahrene Arkonidenhäuptling schlägt nicht darauf an, nach dem ganzen Mißtrauen im Vorfeld. Nun, ich lass das mal so stehen und schließe mit etwas lustigem ab.

Zitat des Romans

Sein mentaler Wasserhahn tropft quasi Staatsgeheimnisse!

gucky beim espern

Wertung und Fazit

Der durchweg actionreiche Roman wechselte sich an den richtigen Stellen mit ruhigen und nachdenklich machenden Passagen ab. Die Raumschlachten waren das absolute Glanzstück des Romans und rissen mich beim Lesen voll mit. Die bröckelnde Beziehung von Atlan und Mirona Thetin und die Tragweite der Entscheidungen auf diesem Hierarchie-Niveau, hat Kai Hirdt sehr feinfühlig vermitteln können. Ich fühlte mich immer wieder dabei ertappt, in die Rolle einer der beiden Charaktere hinein schlüpfen zu wollen. Sei es, um den Ausgang der jeweiligen Situation auf meine eigene Weise zu beeinflussen, oder um die ein oder andere Peinlichkeit der beiden Streithähne komplett zu streichen. Wenn es einem Autor gelingt, seine Hauptfiguren mit so viel Leben zu füllen, kann es doch eigentlich nur eine positive Resonanz geben?! Neben diesen Stärken hatte der Roman noch die angesprochenen kleineren und größeren Logiklücken. Diese schmälerten meinen Lesespaß empfindlich. Aufgrund der sinnfreien Zusammenstellung des Einsatzteams hat mir das strategische Herz geblutet, das lässt sich nicht wegdiskutieren. Mit einem einzigen Zufallstreffer wäre die NEO-Serie theoretisch um einige Hauptcharaktere ärmer geworden. Atlans unverständliche Naivität im Umgang mit Faktor VI bildete dann das Zünglein an der Waage. Ich muss mit einer soliden Durchschnittswertung abschließen. Der Daumen bleibt in der Waagerechte.

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Review: Perry Rhodan NEO 262 – Die Zeit aus den Fugen
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