Handlung
Auf ihrem Zwischenstopp ins Wegasystem wird die SOL von Überschweren geortet und ein heftiger Raumkampf entbrennt. Mentro Kosum erspürt mit seiner Emotionautengabe eine Veränderung im Leerraum, daraufhin ortet das Schiff eine Rettungskapsel und den schrottreifen Ferronenraumer PLUMOON. Die geborgene Ferronin Farrla berichtet von untragbaren Zuständen im Wegasystem. Perry Rhodan gibt Befehl, an den Rand des Wegasystems zu transitieren und die SOL in der Atmosphäre des Gasriesen Gol zu parken. Mit der notdürftig instand gesetzten PLUMOON fliegen die Einsatzteilnehmer nach Carpa, wo sie das ferronische Wrack endgültig dem Verwertungskreislauf hinzufügen.
Der Mineraloge Worrka, Leiter eines ferronischen Hilfskomitees, wird an Bord von Inspektor Karmoffs Kriegsschiff empfangen. Topsid wurde von den Gon-Mekara schwer bombardiert, da sich die kriegerischen Echsen den Besatzern nicht kampflos ergeben wollten. Leticron schaltet sich in die folgende Einsatzbesprechung dazu und befiehlt die Errichtung eines Flüchtlingslagers auf dem Ferronenplaneten Carpa, mit baldiger Umwandlung in eine feste Unterkunft. Eine riesige Demütigung für alle Ferronen, da das Echsenvolk erst vor vierzig Jahren mit ihrer blutigen Invasion versucht hat, die Blauhäuter zu unterwerfen. Vor Ort entsteht die erste Konfliktsituation, da das Spurenelement Selen in den Rationen der Topsider fehlt, wodurch sich Erkrankungen bei den Echsen häufen. Der Topsider Lark-Kerr und Worrka vermuten dahinter Absicht durch die Gon-Mekara. Bevor der Zwischenfall geklärt werden kann, stürzt die PLUMOON einige Kiometer vom Lager entfernt ab.
Perry Rhodan trifft mit seinem Team an der Absturzstelle auf Worrka und Lark-Kerr. Worrka kann mit seinem Expertenwissen bei der Suche nach Hyperschwingquarzen behilflich sein und Rhodan weiht die beiden Fremden in seine weiteren Pläne ein. Inspektor Karmoff entschließt sich zu einer Begutachtung der Absturzstelle, noch bevor ein verheerender Sandsturm aufzieht. Worrka informiert Perry Rhodan über den kurzfristigen Besuch des hochrangigen Gon-Mekara. Das Wrack der PLUMOON wird bei der improvisierten Flucht mit den Space Disks von Perry gesprengt. Halycon Faulkner gelingt es, ein Höhlensystem ausfindig zu machen, wo sich die Terraner vorläufig in Sicherheit wähnen. Leticron entschließt sich, die Situation auf dem Wüstenplaneten persönlich zu begutachten. Dabei erfährt Lark-Kerr die wahren Gründe über das Ansiedelungsprojekt. Die Gon-Mekara haben unter der Oberfläche riesige Vorkommen von Hyperkristallen geortet und wollen die Topsider als Arbeitssklaven für den Drusenabbau einsetzen. Eine Flugfahrzeugstaffel aus Überschweren, Topsidern und Ferronen macht sich unter Leticron’s Führung auf den Weg zu den Kristallvorkommen.
Auf der SOL ist man unterdessen nicht untätig geblieben und ortet starke Hyperkristallemanationen auf Gol. Ein Einsatzteam mit Omar Hawk, Watson und der Ferronin Farrla begibt sich auf eine lebensgefährlichen Expedition zur Oberfläche der Extremwelt. Den Strrahlungsquelle folgend, erreicht die Expedition eine künstlich angelegte Höhle unbekannter Fremdintelligenzen. Farrla gelingt es mit ihrer ferronischen DNA einen verborgenen Torbogentransmitter frei zu legen, der nach erfolglosem Aktivierungsversuch plötzlich Gucky ausspuckt.
Perry’s Team ahnt nichts von der Ankunft der beiden hochrangigen Besatzer. Sein Trupp wird in den Stollen fortlaufend von Störstrahlung und starken Kopfschmerzen beeinflusst und letztlich auch noch von mysteriösen schwarzen Strudeln gejagt. Ihre kopflose Flucht führt sie tiefer in das Höhlensystem hinein und zu einem versteckten Torbogentransmitter. Dort werden sie von Leticron schließlich eingeholt und konfrontiert. Perry Rhodan stellt fest, dass die Geminga-Drusen ausgebrannt sind und somit nutzlos für beide Parteien. Leticron’s Wut wird dadurch entfacht und es entbrannt ein harter Kampf der beiden Parteien. Als das Portal von der Gegenseite auf Gol aktiviert wird, gelingt Gucky die Rückholaktion mit Hawk und Watson an seiner Seite. Leticron tötet in seiner Rage einen Topsider und will sich am bereits geschlagenen Perry Rhodan vergehen, als das Portal erneut erwacht. Gucky kommt zur Hilfe und teleportiert den Terraner auf die Gegenseite, wo ihm Farrla mit der Nachricht überrascht, dass die Energie der Drusen mit dem erneuten Transfer wieder hergestellt wurde. Leticron wird von Watson’s Blitzattacke niedergestreckt und kann die Flüchtenden nicht aufhalten. Seine Faust bleibt in ewiger Erinnerung an den Okrill spastisch verkrüppelt. Der schwer verletzte Perry Rhodan wird auf die Medostation der SOL gebracht und kämpft um sein Leben.
Meinung
Neonfarbenexplosion trifft auf Stargate. Gefällt mir sehr gut! Die grellen Farben auf dem Cover heben sich wohlwollend von der Tristesse der Umgebung ab. Der Überschwere im Vordergrund verkörpert alles, wofür die Gon-Mekara stehen. Brutalität, Arroganz und sadistisches Vergnügen. Sehr beeindruckend, da schlage ich doch gerne mal das Taschenbuch zu, nur um mich an der Optik des Titelbilds zu erfreuen.
Schon der Start in den Roman konnte kaum mehr an Abwechslung und Spannung bieten. Auf der Habenseite verbucht der Autor gleich mal den erneuten Einsatz meiner Lieblingstruppe, rund um Halycon Faulkner alias Quax der Bruchpilot. Dieses Dreiergespann hat mehr Charakter als ein 25 Jahre im Eichenfass gereifter Bowmore Single Malt Whisky. Es ist mir stets ein Hochgenuß, sämtliche Episoden mit diesem illustren Trio zu verschlingen. Action und Humor trafen in einer Symphonie der Gewalt aufeinander, mit gutem Ausgang für den Rebellenkadetten. Nachdem die Schiffspositronik SENECA mittlerweile die Rakkor-Grenze überschritten und damit eine neue Stufe der Künstlichen Intelligenz erreicht hat, stelle ich mir eine entscheidende Frage. Mich wundert hinsichtlich der Befehlsverweigerung des Kadetten Xhosa, warum keine Überrangbefehle in die Sicherheitssysteme seiner Dragonfly implementiert wurden?! Solch eigenmächtige Aktionen wären dann Geschichte und würden viel Chaos gar nicht erst entstehen lassen. Ein naheliegendes Versäumnis, meines Erachtens. Technisch fraglos umsetzbar.
Ruben Wickenhäuser gelingt es, bei mir eine abgrundtiefe Abneigung gegenüber den Überschweren aufzubauen. Um nicht gar von Hass zu sprechen. Immer wieder streut er Salz in die Wunden. Inspektor Karmoffs Vorstellungsrunde auf dessen Schlachtschiff war solch ein Moment, der bei mir pure Wut erzeugt hat. Die Szenerie des zerstörten Topsid baute sich übergangslos vor meinen Augen auf. Ausgerechnet die Ferronen sollen nun ihren ehemaligen Besatzern eine Ersatzheimat aufbauen und dafür auch noch einen kompletten Planeten bereit stellen. Leticron’s Perversität scheint keine Grenzen zu kennen. Die Figur des Inspektor Karmoff ähnelt in verblüffender Weise Nazioberst Hans Landa aus dem Blockbuster Inglourious Basterds. Charismatisch, hochintelligent und mit einer solch abartigen Verachtung jeglichen andersartigen Lebens versehen, dass sich mir stellenweise die Fußnägel hochrollten. Diese intensive Atmosphäre kam wie eine Lawine über meine Gefühlswelt und hat mich auf eine tolle Lesereise mitgenommen, die viel zu früh geendet hat.
Gut gefielen mir außerdem die kleinen Anspielungen auf Dune, als sich die Topsiderkrieger aus dem Sand gruben oder Indiana Jones mit dem Verweis auf die riesigen Standfiguren am Eingang des Höhlenkomplexes. Außerdem würdigt der Autor Chuck Norris, auch wenn er dessen Signature Move dem Antagonisten gönnt. Im Verlauf des Romans gab es immer wieder mal eingestreute Eastereggs, wobei mir bestimmt auch manch eines aus Unkenntnis der Materie durch die Lappen gegangen ist. Dennoch waren das ein paar schöne Stimmungsaufheller, die der sehr düstere Stoff von Ruben Wickenhäuser auch dringend benötigt hatte.
Von Leticron’s wahren Absichten wurde ich zum Romanende hin eiskalt überrascht und komplett auf dem falschen Fuß erwischt. Dieser Plottwist war folglich das Selen in der Topsiderration. Wieder wurde ein verhältnismäßig humanes Vorgehen der Gon-Mekara im Nachgang als pure Heuchelei enttarnt. Als perverser Scherz von Leticron, dem es ein inniges Vergnügen ist, mit den Gefühlen seiner Opfer zu spielen. Mir fehlen auch die Worte für sein finales Verbrechen. Sadismus in Reinkultur. Bestraft mit einem ewigen körperlichen Makel. Ich böser Junge kam aus dem Grinsen nicht mehr heraus. Hat er verdient, der Arsch!
Also wirklich nix zu meckern diesmal? Fast wäre es eines dieser nahezu perfekten Werke geworden. Aber ich musste mich leider sehr wundern, wie unsichtbar urplötzlich Inspektor Karmoff wurde. Nach starkem ersten Auftritt ließ mich der Autor mit meinen Abneigungen alleine zurück. Leticron die komplette Aufmerksamkeit zu gewähren und seinen abgrundtief bösen Stellvertreter im ferronischen System aus dem Gesamtgeschehen zu schreiben, hat mich schwer enttäuscht. Bis auf eine kurze Episode im letzten Romandrittel, blieb er plötzlich vollkommen unsichtbar. Potential verschwendet. Gefiel mir überhaupt nicht.
Wie bereits in der Vorwoche gab es auch bei Ruben Wickenhäuser einen ziemlich glücklichen Zufall zu bestaunen. Der war leider am Ende hauptverantwortlich für den Ausgang des Geschehens. Und kam mir zu konstruiert daher. Dass beide Transmitter zeitgleich gefunden und aktiviert werden konnten, kaufe ich dem Plot nicht ab.
Gleiches gilt übrigens auch für diese komischen schwarzen Strudel. Oder was auch immer das sein sollte. So richtig erschloß sich mir die Bewandnis und Herkunft dieser Schutzwesen (?) oder Sicherheitseinrichtung (?) nicht. Trugen halt ein wenig zur Spannungssteigerung bei. Hätte der Roman aber nicht nötig gehabt. Da war genug Feuer drin, auch ohne diese mysteriösen Was-auch-immer.
Die aktuellen politischen Entwicklungen auf der Erde liegen übrigens erschreckend nahe beim Romangeschehen. Während ein Wahnsinniger ein unentschuldbar humanes Verbrechen an einem anderen Volk begeht, gibt es am Ende nur Verlierer. Auf beiden Seiten. Und unermessliches Leid für diejenigen, die zu Statisten degradiert, die Machtfantasien eines Größenwahnsinnigen ertragen müssen. Nichts anderes ist Leticron. Und nichts anderes ist sein mieses Pendant auf dem realen Planeten Erde. Das letzte Kapitel auf der SOL macht übrigens Hoffnung: Zwei ehemalige Todfeinde feiern ihre Verbrüderung. Wenn das keine gute Botschaft ist?! Daher habe ich mein dieswöchiges Zitat ausnahmsweise nicht aus dem Romangeschehen gezogen, dennoch passt es wunderbar, wie ich finde. Ihr seht das anders? Schreibt es mir in die Kommentare. Ich freue mich über konstruktive Diskussionen.
Zitat des Romans
Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg
mahatma gandhI, zeitlos
Wertung und Fazit
Da war alles drin was drin sein muss! Action, Spannung, Dystopie und Gefühlskino satt. Ruben Wickenhäuser’s bisher bester Roman im NEOversum. Das Spiel mit meinen Emotionen ist dem Autor nämlich so gut gelungen, dass sich meine Wut auf Leticron und seinen Erfüllungsgehilfen ins Unermessliche gesteigert hat. Leider hatte letzterer seine Munition ein wenig zu früh bereits verschossen und mit dem weiteren Geschehen nichts mehr zu tun. Mit den Torbogentransmittern bediente sich der Autor einer Methodik, die ich schon in der Vorwoche kritisiert hatte. Denn der unverschämt glückliche Zufall spielte die Hauptfigur beim entscheidenden Aufeinandertreffen der Giganten von Carpa. Am Gesamtbild ändern die geringfügigen Mängel aber nicht viel. Die düstere Atmosphäre, die Ruben Wickenhäuser entwickeln konnte, ist für mich der stärkste Aspekt des Romans. Selten war mein Wutlevel konstant auf diesem höllischen Niveau und hielt sich kontinuierlich bis zu dem miesen Cliffhanger am Ende. Für mich steht der Daumen stabil senkrecht in den tobenden Stürmen von Gol! Damit hat die aktuelle Staffel vielversprechend begonnen, ich bin ultragespannt auf weitere Geschichten mit hoffentlich positiverem Ausgang als auf Carpa.