Handlung

Rückblende ins jahr 2102. Zwischen Erde und Mond bildet sich der Haurir, ein Riss in der Zeit. Die gewaltigen Gravitationskräfte zerstören den Akonenkreuzer LOO’KAMM, eine sofortige Rettungsaktion der CREST II kann große Teile der Besatzung retten. Das Phänomen interagiert mit dem Zentrum von M3 und transferiert gewaltige Energiemengen vom Blauen Schirm in den Haurir. Nach den wissenschaftlichen Auswertungen sind sich alle einig, dass die Mission der SOL gescheitert sein muss.

In der Gegenwart wird Sofgart von Chart Deccon, dem Kommandanten der SOL, zur Untersuchung eines rätselfhaften Doppelimpulses beauftragt. Zwischen M3 und dem Ausgangs-und Endpunkt der ursprünglichen Zeitreise wurde ein spezieller Hyperimpuls angemessen. Der Arkonide startet mit Kommandant Gorrum Sedlak auf dem Langstreckenversorger SLITHRUGTANNI in Richtung Kugelsternhaufen, um die Ursache in Erfahrung zu bringen. Beim Ausflug aus dem Wegasystem muss sich das schwach bewaffnete Schiff in einem Meteoritenfeld verstecken, da die Ortungssysteme anschlagen und vor Überschweren warnen. Nach einem Zusammenstoß zweier größerer Gesteinsbrocken schlagen mehrere Mikrometeoriten in die Bordwände der SLITHRUGTANNI ein und richten große Schäden an. Sofgart kommt auf die rettende Idee, einen Schwarm kleinerer Reparaturroboter in die Lecks zu navigieren, wodurch die Löcher provisorisch gestopft werden können.

Kommandant Kammatock wird an Bord seiner LOK-THRAWN von Leticrons Goma Kyuna über die Anmessung des Doppelimpulses informiert und soll sich ebenfalls um Ursachenforschung bemühen. Nach Entdeckung durch den Überschweren-Verband setzt die SLITHRUGTANNI einen Täuschkörperträger aus, der mit hochexplosiven Geminga-Drusen ausgestattet ist. Die Gon-Mekara reagieren wie einkalkuliert und schießen auf den Köder, der ausreichend Verwirrung zu einer gelungenen Flucht stiftet. Doch Kammatock hat den Braten gerochen und bleibt dem Langstreckenversorger auf der Fährte.

Auf Luna wird Leibniz Zeuge eines Zeitbrunnenausbruchs, Scherben aus schwarzer Marterie mutieren zu lebensgefährlichen Geschossen. NATHAN misst ein erneutes pulsieren des Blauen Schirms bei Drorah an, das im Zusammenhang mit einem neuerlichen Wachstumsschub des Haurir zu stehen scheint und der damit zum Mahlstrom konvergiert. Die Zeitbrunnen auf Erde und Mond treten in eine Wechselwirkung mit der Zeitpfütze auf der CREST II, was die Destabilisierung der Raumzeit zur Folge hat. NATHAN erschafft einen Alpha-MINSTREL mit SPINOZA, der die wiedererwachte Zeitpfütze eindämmen soll.
An den Zeitbrunnen im bolivianischen Distrikt der Erde und auf dem Mond ereignen sich dramatische Szenen. Aufgrund der unkontrollierten Aktivität der Scherbenschleifen sind menschliche Opfer zu betrauern, auch der Alpha-MINSTREL und Compagnon Wesh werden während einer Eruption zerstört. Die CREST II verlässt das System durch einen Tunnel im Blauen Schirm, mit dem Ziel, dass sich der Mahlstrom durch die räumliche Entfernung zur Zeitpfütze beruhigt.

Vor dem Blauen Schirm des Akonsystem stellt Kammatock der SLITHRUGTANNI ein Ultimatum, als die Hölle los bricht und die CREST II durch den Strukturtunnel schießt. Ein kurzes Scharmützel zwischen beiden Parteien endet unentschieden. Bevor die Gon-Mekara ihre Transformkanonen zünden können, gelingt den beiden terranischen Schiffen der Flug zurück durch den noch aktiven Strukturtunnel. Sofgart wechselt auf die CREST II über und stellt fest, dass sein F’Atkor mit aller Macht Richtung Haurir strebt. Die beiden Zwillinge Bumipol und Sianuk na Ayutthaya sind der Ansicht, dass die Zerstörung des Akonsystems nur verhindert werden kann, wenn die Atorakte zum Strudel gebracht werden. Sofgart lässt sich mit einer Space Disk in unmittelbare Nähe des Mahlstroms bringen.

Mit einem Ring aus gekoppelten Fusionsbomben sprengen sich die Gon-Mekara in der Zwischenzeit einen Weg durch den Blauen Schirm frei. Ihnen gelingt zwar der Durchflug, doch bei ihrer Ankunft erwartet sie die geballte Armada der Systemverteidigung. Bei ihrer Flucht werden sämtliche Schiffe der Überschweren von den Energien des Systemschirms zerstört. Kammatocks Mission ist gescheitert und eine Entdeckung des Systems vorerst verhindert worden.

Während Sofgart bereit ist, sich für das Überleben der Zivilisationen zu opfern, erscheint ihm bei der Annäherung an den Strudel Dao-Lin-H’ay. Die Schwester der Tiefe schleudert eine von ihr gefangene Zeitscherbe gegen den F’Atkor, worauf hin sich Haurir und die Zeitbrunnen langsam beruhigen. Auch der Blaue Schirm um das Akonsystem pulsiert nicht weiter. Der SLITHRUGTANNI gelingt es zwar Sofgarts Space Disk aus dem Strudel zu katapultieren, allerdings zerfallen bei der Rettungstat die Hyperkristalle an Bord und das Versorgungsschiff wird in den Mahlstrom gezogen. Sofgart überlebt dank des wagemutigen Einsatzes seiner Kameraden.

Meinung

Wow! Einfach nur wow! Haurir und die CREST II stehen klar im Mittelpunkt dieses Coverhighlights. Erde und Mond sind nur Zaungäste beim Aufeinandertreffen zweier Urgewalten. Meine neue Nummer eins innerhalb der aktuellen Staffel und sicherlich auch eines meiner schönsten Titelbilder aus bisher 273 Wahlmöglichkeiten.

Eines vorweg, ich habe einiges zu kritisieren. Aber nur innerhalb der ersten Romanhälfte. Danach bin ich hochzufrieden mit dem dieswöchigen NEO.
Der Start in den Roman förderte sofort ungute Erinnerungen zurück an die Oberfläche. Eigentlich hatte ich gehofft, dass die Thematik Zeitreise nicht so schnell wieder aufgegriffen wird. Anders als befürchtet, war die Sorge unbegründet, denn es wurde nicht wieder mit Quanten und Neutern um sich geschmissen. Und es blieb beim verständlichen Lesevergnügen, auch ohne Voraussetzung eines Leistungskurses in Hyperphysik. Vielmehr hatte ich bis zur Hälfte des Romans das Gefühl, rein gar nichts verpasst zu haben. Nach der sehr interessanten Rückblende in die Vergangenheit gab es einen gigantischen Leerlauf. Nichtigkeiten in schöne Worte verpackt. Wieder mal wird irgendwo ein Hyperimpuls angemessen und eine hastig zusammengestellte Expeditionsmannschaft geht auf die Reise Richtung Signalquelle. Der obligatorische Notruf blieb glücklicherweise aus. Verpatzter Auftakt.

Mein persönlicher Aufreger des Romans war ganz klar die unverständliche Naivität der Entscheidungsträger. Auf dem Versorgungsschiff spricht es der charismatische Seebär Sedlak sogar noch selbst an, dass mit dem Klischeebösewicht Kammatock ein alter Hase am gegnerischen Ruder ist. Und dennoch wird weiter munter Kurs auf das Akonsystem gesetzt und die Gon-Mekara bekommen Erde und Mond somit auf dem Silbertablett serviert. Den nahezu unzerstörbaren Blauen Schirm als Begründung zu nutzen, dass ja keine ernsthafte Gefahr bestünde, dringt nicht glaubwürdig zu mir durch. Erst mal vor Ort, wird man die Überschweren erwartungsgemäß nicht mehr los. Und Lösungen finden sich. Für fast jedes Problem. Das Fragezeichen über meinem Kopf nahm epische Ausmaße an, als ich mich stirnrunzelnd durch dieses fahrlässige Sammelsurium an Fehlentscheidungen quälte. Die Geschichte ging zwar glimpflich aus, dennoch hätte es ja fast geklappt mit der Flucht und Informationsweitergabe an die Überschwerenführung. Fahrlässig!

Das wenig begeisternde Versteckspiel im All hatte mit Einsatz von Leibniz und Monade dann zum Glück ein Ende und die Geschichte schwenkte zu einer weitaus spannenderen Handlung um. Bei der Geburt von SPINOZA live dabei zu sein, hat mich ungemein fasziniert. Unabhängig vom bedauernswerten Kurzauftritt. Die Schilderungen von Rainer Schorm zogen mich mit einem Ruck in die plötzlich spannende Handlung. Die aktuellen Entwicklungen gefallen mir sehr gut und sind im Vergleich zur vorangegangen Staffel deutlich linearer aufgebaut. Keine komplizierten Sprünge durch diverse Zeitebenen. Keine Kurzbiographien von Einzelcharakteren, die, wenngleich superinteressant geschrieben, den Handlungsfortschritt kaum voran treiben. Einfach nur gut geschriebene Unterhaltung mit Substanz dahinter.

Mit Wesh und SPINOZA gab es zwei neue „Charaktere“ zu bewundern, aber zu früh gefreut. Wie schon angesprochen, kamen beide nur zu einem Kurzauftritt. Fand ich persönlich extrem schade, denn gerade vom Alpha-MINSTREL hätte ich definitiv mehr erwartet. Sogar eine tragende Rolle im künftigen Romangeschehen bis hin zum Zünglein an der Waage hinsichtlich dem Staffelende. Die Gründe wurden zwar genannt, aber dennoch enttäuschte mich der mühsame Aufbau von zwei Figuren, nur um sie ein paar Seiten später den Scherben zum Fraß vor zu werfen. Im Übrigen hatte ich mich kurzzeitig ernsthaft gefragt, ob Sofgarts Charakter mittlerweile auserzählt ist und er zusammen mit dem F’Atkor in den Tiefen der Zeit verloren gehen wird. Umso erfreulicher, dass das Exposé offenbar noch Pläne mit ihm hat. Unter den vielen Opfern des Autoren Rainer Schorm -ich fühlte mich unweigerlich an George R. R. Martin erinnert- waren damit so ziemlich alle Nebendarsteller des Romans. ES hätte seine pure Freude daran gehabt…..aber Moment! Die Anzeichen verdichten sich, dass die Superintelligenz ihre Finger im Spiel haben könnte. ES opfert gern im großen Stil, wenn seine Langzeitpläne Erfolg versprechend verlaufen. Das ist hinlänglich bekannt. Ich bin jedenfalls angefixt, ob ein großes Wiedersehen Richtung NEO 300 erfolgen wird.

Nachdem ich mir einige Minuten das Hirn zermartert hatte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen….natürlich Gregor Sedlak….die Besatzung der SLITHRUGTANNI hatte einige Real-Life-Gäste mit an Bord. Auch den bekannten Risszeichner. Dank Erich Herbst wurde ich auch noch auf Janina Zimmer aufmerksam gemacht. Die Ortungsoffizierin Janina Domátio (griechisch für Zimmer) sollte vielen als die Marketing-Managerin der PERRY RHODAN-Redaktion bekannt sein. Ist mir selbst durch die Lappen gegangen, da mein griechisch sich auf einige Happen im Restaurant beschränkt. Durch die Verknüpfung dieser Charakternamen war auch klar, dass die SLITHRUGTANNI entweder in den nächsten Hafen einläuft und für immer aus der Handlung verschwindet. Oder leider ein nicht ganz so angenehmes Ende findet.

Einige längst überfällige Antworten gab es zum Verbleib der verschwundenen terranischen Flotte und zu Projekt Laurin. Der Lohn meiner Beharrlichkeit gewissermaßen, denn ich hatte nach dem langatmigen Katz-und Mausspiel zwischen Terranern und Gon-Mekara ein echtes Motivationsproblem, weiter zu lesen. Mehr als zwei Tage rührte ich den Roman nicht an, ich konnte mich nicht überwinden und bin auf perryunwürdige Literatur ausgewichen. Nur um geprügelt wieder zu kehren. So mancher Dorian Hunter hätte nicht geschrieben werden sollen…..aber ich schweife ab!

Der Roman las sich ein wenig, wie von zwei verschiedenen Autoren geschrieben. Licht und Schatten in einem Werk. Rainer Schorm konnte mich gegen Ende des Romans, nach langem Anlauf, mit seiner Überschwerenstory überzeugen. Temporeich ging es auf die Zielgerade. Mit unerwartetem Überraschungsgast, der maßgeblich zum Missionserfolg beitragen konnte. Auch die Anspielungen auf ES und ein Lebenszeichen von Alaska Saedelaere versüßten mir den Lesespaß. Inklusive einem nervenzerreißenden Finale. Warum nicht gleich so?

Zitat des Romans

Wenn es funktioniert, glaube ich an alles. Das ist bei Optimismus so. Pessimist kann man auch noch sein, wenn alles zu spät ist.

gorrum sedlak

Wertung und Fazit

Zwei von mir völlig unterschiedlich gewertete Handlungsstränge bestimmten diesen Roman. Der Part auf der CREST II entwickelte einen sehr starken Erzählsog, während mich die Geschehnisse auf der SLITHRUGTANNI, bis auf das grandiose Schlußdrittel, komplett kalt ließen. Der Start in den Roman war dermaßen zäh, dass ich ein paar Tage keine richtige Motivation zum weiter lesen fand. Mit dem zusammenführen der beiden Handlungsebenen schaltete Rainer Schorm dann aber radikal gleich zwei Gänge hoch und seine Geschichte gipfelte in einem ultraspannenden Schlussspurt, einschließlich einem tollen und vielsagenden Finale. Mit dem versöhnlichen Ende ziehe ich auch ein positives Resümee, dennoch kann der Daumen dem Mahlstrom nur leicht gehoben entkommen.

Review: Perry Rhodan NEO 273 – Der Mahlstrom
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