Handlung

Julian Tifflor und Mildred Orsons werden von Perry Rhodan und Thora da Zoltral aus ihrem Eisgefängnis geschnitten. Gucky espert einen weiteren Überlebenden, den Mehandor Orlgans. Der umtriebige Kaufmann bietet Rhodan eine Mitflugoption in seinem Raumschiff an, das er angeblich heimlich auf Snowman parken und tarnen konnte. Im Gegenzug verlangt er von Perry, dass dieser sich als Lockvogel her gibt, um die Verstecke der Bleichsauger ausfindig machen zu können. Perry geht den Deal ein, da er keine anderen Optionen hat. Orlgans findet nach mehreren Versuchen seine verschollenen Sippenmitglieder. Die Terraner opfern ihre letzten verbliebenen Energiereserven für die Befreiung der Mehandor aus dem ewigen Eis. Als Dank nimmt Orlgans sie in seine Sippe auf. Durch seine Beziehungen hat der Mehandor über die Jahre hinweg eine riesige Menge Schrott aus den Abwürfen der Orbitalstation sammeln und daraus ein Unterseeboot bauen können. Mit der zusammengebastelten HEHMK-TAIPER gehen sie auf die waghalsige Reise zum Zitterer, dem geheimnisvollen Freund von Orlgans. Dieser kann sie angeblich mit seinem Raumschiff vom Planeten bringen. Da sich zuvor auch Thora als Lockvogel von den Bleichsaugern beißen hat lassen, erkrankt sie unversehens an einer tödlichen Lähmung. Um Zeit zu sparen und um Thora das Leben zu retten, bittet Perry Rhodan den Mehandor um einen riskanten Gefallen. Durch die Schlote am Meeresgrund gelingt ihnen die rechtzeitige, aber lebensgefährliche Reise zum Zielpunkt. Gerade noch rechtzeitig erreicht die bunt zusammengewürfelte Truppe das rettende Ufer an der Oberfläche, bevor das Unterseeboot im Schlot versinkt. Am Fuße des Vulkans wartet der Zitterer auf die Geretteten. Ernst Ellert erweist sich als Retter von Thora und der Verbannten und nimmt mit den Terranern Abschied von Snowman.

Reginald Bull erwacht schwer verletzt im Flaggschiff der arkonidischen Flotte, der KEAT’ARK. Er muss bei einer Naat’schen Selektion die Ermordung von Felicita Kergonen beobachten, ohne eingreifen zu können. Ein Medobot begutachtet die Verletzten, bei irreparablen oder zu zeitaufwendigen Verletzungen tötet ein Naat die Hilflosen per Genickbruch. Auch Bull wird untersucht und wie bei Felicita Kergonen lautet das Urteil: Tod. Als der Naat seine Hochachtung gegenüber Reg erweisen will, um ihn von seinem Leiden zu erlösen, kann dieser den arkonidischen Handlanger von seiner Stärke überzeugen. Er wird auf die Medostation gebracht und regeneriert gemeinsam mit anderen Besatzungsmitgliedern der zerstörten TOSOMA. Reg gelingt es mit einigen raffinierten Kniffs und tatkräftiger Mithilfe seiner Leidensgenossen, seinen Fluchtplan in die Tat umzusetzen. Kurz vor dem Ziel überwältigt ihn der Reekha Novaal. Dieser sperrt Bull ein und setzt einen systemweiten Funkspruch ab, um die Kapitulation von Perry Rhodan zu erzwingen. Novaal erweist sich als gewiefter Taktiker.

Im Gespinst versuchen Crest, Tatjana Michalowna und Anne Sloane weiterhin, sich dem Zugriff der Mehandor-Sippe zu entziehen. Tatjana findet telepathisch heraus, dass ihre Gruppe zwar von der Nham-Sippe für tot gehalten, aber vom Naat-Kommandanten Novaal weiterhin als lebendig und flüchtig angesehen wird. Der Naat hatte die Herausgabe von Crest und Thora verlangt, von Matriarchin Belinkhar aber unkenntlich verbrannte Leichen als vorgeblichen Todesbeweis präsentiert bekommen. Die drei Flüchtigen geraten unter Zeitdruck und versuchen, als blinde Passagiere auf ein angedocktes Raumschiff zu gelangen. Ein ehemaliges Besatzungsmitglied der TOSOMA hat den gleichen Einfall, wird aber beim Versuch von den Naat ermordet. Tatjana Michalowna fängt eine telepathische Botschaft von Ras Tschubai ab. Der Teleporter erweist sich als Helfer in der Not.

Meinung

Irgendwie fühlte ich mich durch das Titelbild an den vorletzten Roman erinnert. Erneut begrüßte mich eine martialische Szene mit riesigen Waffen und gehetzten Flüchtenden in einer weitläufigen Schneelandschaft. Ein heftiger Schneesturm dominiert das Cover und passt gut zur arktischen Szenerie auf Snowman. Gucky ist, in dieser Interpretation, aber gewöhnungsbedürftig. Der Unschärfeeffekt dürfte zumindest seiner Figur schmeicheln, auch wenn ich mit der restlichen optischen Darstellung hadere.

Ein wichtiger Hinweis vorab: Der Romaninhalt ist äußerst düster geschrieben und wirkt teilweise verstörend. Ich kann also keine allgemeine Leseempfehlung aussprechen. Für Kinder und Jugendliche ist der Roman meiner Meinung nach ungeeignet!

Der erste Schockmoment ließ nicht lange auf sich warten. Die Kaltblütigkeit der Naats zeigte sich im ersten Kapitel bereits überdeutlich, in Ethikfragen ist uns dieses Volk ähnlich fremd wie die Topsider. Reg kann einem leid tun, dass er bei der Exekution von Felicita Kergonen in erster Reihe saß. Auch für mich war das ziemlich harter Tobak. Die expliziten Schilderungen vor und während der Ermordung von Felicita Kergonen trugen ihr übriges dazu bei, dass sich meine Grundstimmung beim Heftkonsum auf Tiefseeniveau befand. Das Gesetz des Lebens auf der naat’schen Seite und die Sozialen Weisungen der Topsider auf der Gegenseite, zeigen einen deutlichen Kontrast zu unseren menschlichen Moraldefinitionen. Willkommen auf der galaktischen Bühne Reginald Bull! Diese Lektion war sicherlich eine der schmerzhaftesten seines bisherigen Lebens.

Erstleser der Serie werden erleichtert aufgeatmet haben, dass Reginald Bull doch nicht in den Schnee gebissen hat im letzten Roman. Sondern völlig unerwartet im vorliegenden Werk von Hermann Ritter wieder mit an Bord ist. Perry Rhodans Gefühlswelt wurde vom Autor toll eingefangen und umschrieben. Seine Trauer über das vermeintliche Ableben von Reg ging mir gehörig an die Nieren. Überhaupt sind viele Szenen des Romans nichts für schwache Nerven. Emotional und brutal geht es von Prolog bis Epilog. Immer wieder kommt es zu Kämpfen mit Todesopfern und die expliziten Schilderungen von Genickbrüchen und anderen Todesarten sind stellenweise nur schwer erträglich. Die Naat werden als gewissenloses Helfervolk der Arkoniden präsentiert. Ohne jegliche moralischen Schranken. Aber auch die Terraner gehen alles andere als zimperlich mit ihren Gegnern um, allerdings wählen sie die Betäubungsfunktion an den erbeuteten Waffen aus. Punkt für die Menschheit! Ob die Gewaltorgie in dieser Form aber wirklich zwingend notwendig gewesen wäre, wage ich anzuzweifeln. Der Effekt kam bei mir als Konsument dennoch an.

Eine Polka durch den Speisesaal? Die Ablenkungsprozedur auf dem Arkonidenraumer hätte wohl in jedem anderen Roman für Kopfschütteln gesorgt. Geht nicht, gibt’s nicht sagt sich Hermann Ritter. Nur dass diese Szene dermaßen zum lachen war, dass meine düstere Grundstimmung im Nu wie weg geblasen war. Dieses saudämliche Bühnenbild hätte ich mir liebend gerne persönlich angeschaut. Zum brüllen! Und der perfekte Gegenpol zum vorangegangenen Kapitel. Hat der Seele gut getan.

Haltet mich gerne für sentimental. Die ausführliche und sehr intime Unterhaltung von Thora und Perry ging mir, diesmal im positiven Sinne, an die Substanz. Lange genug hat es gedauert, bis der Funke endlich übergesprungen ist. Und das ausgerechnet auf einem klapprigen Unterseeboot. Welch‘ Ironie! Mir ging das Herz auf bei diesem langen Kapitel über die endlich offensichtlichen Gefühle der beiden so gegensätzlichen Individuen.
Nebenbei bekommt Perry über die Arkoniden erste genauere Informationen durch Thora. Warum die Naats so wurden, wie sie sind. Verheizt als Kanonenfutter ihrer Peiniger. Gewalt erzeugt Gegengewalt. Die Ärzte haben uns das anno dazumal schon erklärt in ihrem Schunder-Song. Völkerübergreifend wirksam.

Am Roman selbst habe ich nicht allzu viel auszusetzen. Außer die verschachtelte Erzählweise über insgesamt drei Handlungsebenen, die ich als Marotte der frühen NEO-Staffeln mittlerweile fast akzeptiert habe. Ein großes Manko ist für mich zudem der Tritt auf der Erzählstelle. Der Roman trug nichts zum Fortschritt innerhalb der Staffelhandlung bei. Dafür hat das Finale auf Snowman einige interessante Informationen über die Naat und ihre Herrscher geliefert. Und Perry Rhodan endlich klar gemacht, dass Thora ein Geschenk für ihn und die Menschheit ist. Ernst Ellert kann Thora zumindest kurzzeitig retten. Etwas überraschend fehlen dem Heilsbringer, bei all seinen überragenden Fähigkeiten, die richtigen Mittel für die Heilung einer simplen Vergiftung. Nun denn, es soll ja spannend bleiben! Ein wenig schmeichelhafter Schlußpunkt.

Zitat des Romans

Mit raumfahrenden Kulturen ist es wie mit Menschen: Man kann nichts dafür, wann man geboren wird und laufen lernt. Aber wenn man laufen lernt: Dann ist es wichtig, wie man geht und wohin man seine Schritte lenkt!

crest da zoltral

Wertung und Fazit

Nichts für schwache Nerven! Eine düstere Leseerfahrung im persönlichen, gerade noch tolerierbaren, psychischen Grenzbereich! Meine Gedanken kehrten immer wieder zur Exekutionsszene zurück. Manches mal verfluche ich meine immersive Art, Romane zu konsumieren. In diesem Fall bin ich fast zu tief eingetaucht. Hermann Ritter hat hier einen Psychothriller vorgelegt, den ich nicht mehr aus dem Kopf bekomme. Deswegen gilt meine Leseempfehlung auch nur für geistig hart gesottene Erwachsene! Wer das Wagnis eingeht, wird mit tief unter die Haut gehenden Geschichten belohnt. Inklusive einem ordentlichen Fortschritt in Beziehungsangelegenheiten. Effektiven Handlungsfortschritt konnte ich dagegen leider nicht fest stellen, an dieser Front blieb der Roman erfolglos. Dennoch bedanke ich mich mit einem aufsteigenden Daumen aus Snowman’s Thermalquellen.

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Classic Review: Perry Rhodan NEO 31 – Finale für Snowman
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