Handlung
Megh-Takarr, Despot der Topsider, führt seinen Gefangenen Eric Manoli zu einem zerstörten Transmitter. Der Herrscher hält den Terraner für einen Unsterblichen, da er davon überzeugt ist, dass eine Reise nach Topsid nur von der Welt des Ewigen Lebens aus möglich gewesen wäre. Megh-Takarr gibt dem Menschen eine Besinnungsfrist von drei Tagen, innerhalb derer er seine Loyalität zeigen und den defekten Transmitter reparieren soll. Nichtsahnend, dass Manoli keine technischen Fähigkeiten besitzt. Er wird in die Sammlung des Despoten verfrachtet, die von den Gefangenen als Arkondidenzoo bezeichnet wird. Manoli gerät direkt in einen Konflikt zwischen die beiden Lager Orange und Blau. Ketaran da Gelam zieht Manoli in ein unterirdisches Versteck und erklärt ihm, dass die Konfrontation nur ein Schauspiel ist, um den Despoten zufrieden zu stellen und ihre Fluchtpläne in Ruhe vorbereiten zu können. Rico kommt dem Terraner in Erscheinungsform eines Bediensteten Megh-Takarr’s zu Hilfe und erklärt ihm, wie die Autoreparaturmodus des Transmitters gestartet wird. Die Wiederherstellung dauert einige Stunden und der Herrscher lässt Eric Manoli zurück in seine Sammlung verfrachten, wo er mit Ketaran da Gelam einen finalen Fluchtplan schmiedet. Durch gelegte Feuer stiften die Arkoniden Verwirrung bei den Wachen und Megh-Takarr ist gezwungen, eine Strukturlücke zu öffnen, damit seine Sammlung überleben kann. Einige Arkoniden werden bei den anschließenden Kämpfen betäubt und wieder eingefangen, doch den meisten Rotaugen gelingt die Flucht durch die Kanalisation. Am Ziel angekommen, gelingt einem voll besetzten Gleiter die Flucht, doch der Despot kann mit seinen Truppen viele Flüchtende paralysieren. Megh-Takarr stellt sich Ketaran da Gelam zum entscheidenden Duell und bleibt siegreich. Eric Manoli wird vom Despoten gefangen genommen und soll ihn auf die Welt des Ewigen Lebens begleiten.
Bei Grabungsarbeiten auf Gorr stößt ein topsidisches Archäologenteam auf mumifizierte Überreste der ehemaligen, arkonidischen Bewohner. Forschungsleiter Hisab-Benkh dringt mit seinen Archäologieschülern in eine frei gelegte, unterirdische Kaverne ein. In den heiligen Valkaren stößt das Geschwisterpaar Tisla-Lehergh und Emkhar-Tuur auf einen einheimischen Gorr und jagen ihn unerbittlich. Ihnen gelingt die Festsetzung des Grabschänders, der unerwartet ihre Sprache spricht und sie darüber aufklärt, dass er sich mit gestohlener Tarntechnik vor ihnen verstecken konnte. Hisab-Benkh verspricht dem Eingeborenen die Freiheit, wenn er ihnen im Gegenzug Informationen gibt. Dadurch erfährt das Forscherteam, dass es noch einen überlebenden Arkoniden auf dem Planeten geben würde, der göttliche Fähigkeiten besitzen soll. Bevor der Forschungsleiter den Gerüchten nachgehen kann, wir er per Funkruf in die Festung Rayold gerufen und vom bevorstehenden Angriff der Maakhs unterrrichtet. Sein Freund Tresk-Takuhn ruft die Forscher zu den Waffen, um das System zu verteidigen. Doch die Zwillinge überzeugen Hisab-Benkh davon, sich auf die Suche nach dem schlafenden Gott zu machen, damit sie so den Aufspürmethoden des topsidischen Militärs in den Valkaren entkommen können. Tief in den Kavernen findet Emkhar eine arkonidische Anlage, die mit Leichen übersät ist. Die Topsiderin findet eine Bedienkonsole und löst dadurch einen Selbstzerstörungsmechanismus aus, der die Kaverne in Teilen zum Einsturz bringt. Ralv rettet ihr das Leben und auch Hisab-Benkh hat Glück, dass er durch herabfallende Trümmer nur leicht verletzt wird. In einem unterirdischen Hafen wartet ein U-Boot auf die vier Abenteurer und bringt sie in eine beschädigte, uralte Schutzstation der Arkoniden. In einer der Kälteschlafliegen ruht der schlafende Gott. Ein Methan.
Meinung
Knallgelber Comicstyle, schöne Farbauswahl und eine endlose Zahl fliegender Berraks, die drachengleich über ein Felsengebirge dahin gleiten. Fertig ist das Cover der Woche und ein sehr schönes noch dazu. Das beste daran: Titelbild und Handlung befinden sich im absoluten Einklang. Außerdem ist gelb die Farbe der Hoffnung und somit höchst willkommen. Damit begeben wir uns direkt auf göttliche Spuren.
Beide Handlungsstränge legen vom Start weg ein Höllentempo vor. Nach den eher gemächlich startenden Vorgängerromanen leistet Michelle Stern hier einen Marathon ab und zeigt, warum sie mittlerweile aus der Erstauflage nicht mehr weg zu denken ist. Spannungspausen? Nicht vorhanden. Romanfüllende Belanglosigkeiten? Nicht vorhanden. Horrende Unlogiken oder größere Schwachstellen? Nicht vorhanden. Kurz gesagt ist das für mich der bisher beste Auftritt von Michelle Stern im NEOversum. Der Roman lag zwar ein paar Wochen auf meinem Stapel und ich brauchte zwei Anläufe. Das lag aber nicht am Inhalt, sondern an den äußeren Umständen meines Parallellebens außerhalb des rhodan’schen Kosmos. Mit einem kühlen Bacchus und einer wohlschmeckenden Brizza (Brezel-Pizza, sehr zu empfehlen mit Obazda) waren aller guten Dinge drei und der schlafende Gott wurde rasch geweckt. Doch nicht nur Spannung hatte der Roman massig im Gepäck, auch eine gewisse Tiefgründigkeit.
Im Arkonidenzoo wird Manoli bewusst, wie sehr die intelligenten Völker des Kosmos sich doch gleichen. Die Menschen halten Echsen in Glaskästen zu Hause, der Despot auf Topsid hält sich Humanoide als Haustiere in seiner etwas größer dimensionierten Sammlung. Wer mag jetzt ein moralisches Plädoyer anstimmen?
Auf dem Planeten Gorr im Tatlira-System wiederum wird der primitive Einheimische Ralv von den Echsenforschern gefangen und soll zu Tode gesteinigt werden. Zumindest wenn es nach den hitzköpfigen Geschwistern geht. Wer ist nun wirklich der Primitive? Dem Gorraner Ralv reicht’s und er wehrt sich entschieden. Wie er sich dabei an Emkhar rächt, göttlich! Aber halt nur verbal, im entscheidenden Moment siegt die Moral. Beide Geschichten eint die selbe Botschaft in Form einer klaren Ansage der Autorin, erst mal vor der eigenen Haustüre zu kehren, bevor man über andere urteilt. Tolle Parabel, wunderbar geschrieben.
Was mich persönlich überhaupt nicht stört, ist die gnadenlose Schilderung von expliziter Gewalt. Wie beispielsweise Ketaran da Gelam mit dem Topsidersoldaten kurzen Prozess macht, kann dem ein oder anderen zart betuchten Leser schon auf den Magen schlagen. Das ist mir bereits in den vorangegangen Romanen aufgefallen, hatte ich sogar mit einer Triggerwarnung versehen. So manches Heft der aktuellen Staffel wäre wohl früher auf dem Index gelandet. Ich selbst finde es gut, dass kein Blatt vor den Mund genommen wird. So konnte ich in die Story eintauchen, ohne von störenden Faktoren beeinflußt zu werden. Wenn eine Szene allzu offensichtlich ins FSK-16-Format gepresst wird, komme ich häufig komplett aus dem Takt, was sich dann in unfreiwilligem Kopfschütteln äußert. Diese Woche blieb beides aus.
Wenn ich etwas zu kritisieren hätte, dann die untypische Verhaltensweise der Schlüpflinge während der Flucht durch die Kanalisation. Der höchst aggressive Nachwuchs lässt sich da zu schnell weich kochen und flüchtet etwas überstürzt. Das klang in vorherigen Romanen auf Topsid etwas anders an. Dort waren die Schlüpflinge so animalisch primitiv unterwegs, dass sie vor keiner noch so großen Gruppe halt gemacht hatten.
Die Figur Jildrim Hantar wurde leider nicht konsequent auserzählt. Erst bekommt sie von Manoli ordentlich Haue, um sich dann Hals über Kopf in den Terrraner zu verknallen und ihm dann in inniger Umarmung heiße Worte ins Ohr zu flüstern?! Nuja, Eric ist jetzt nicht gerade der Playboy im Perry-Cast. Dass sie ihn nur ausgenutzt hat, um an eine Waffe zu gelangen, absehbar! Was ist aber aus der Arkonidin geworden nach ihrem Alleingang in der Kanalisation? Leider erfahren wir im aktuellen Heft nichts mehr über sie. Schade drum.
Zitat des Romans
Na prima, schon wieder Besun!
Eric manoli, konsterniert
Wertung und Fazit
Der enorm hohe Unterhaltungswert legt hier die neue Messlatte für die laufende Staffel. Welcher der Handlungsstränge mir besser gefiel?! Keiner. Beide boten beste Unterhaltung. Langeweile oder Durststrecken? Komplette Fehlanzeige. Michelle Stern lässt hier ihren bis dato besten NEO vom Stapel und weiß von Seite Eins an zu überzeugen. Der moralische Aspekt kam nicht zu kurz, zum nachdenken hat mich so manche Stelle dieses Romans gebracht. Und die Dialoge erst, absolute Sahne. Mein schuppenfreier Daumen zeigt klar auf 12 Uhr, da gibt es nichts dran zu rütteln.