Handlung
Die Gespinst-Matriarchin Belinkhar stirbt vorgeblich bei einem Bombenattentat, das offiziell als Unfall deklariert wird. IMH-TEKER-Kommandant Talamon hat den Volater E’lnatiner’U das geglückte Täuschungsmanöver durchführen lassen, im Auftrag der Matriarchin. In seiner Kabine auf der IMH-TEKER empfängt Belinkhar Perry Rhodan höchstselbst, der im Epetran-Archiv die Daten der Erde löschen will und dazu die Passage auf die Medowelt Isinglass XIV gebucht hat. Belinkhar will durch ihren inszenierten Tod einen geheimen Vorstoß gegen die Arkoniden wagen, um Mehandorfreiheiten zurück zu erlangen, die ihnen der arkonidische Regent zeitweilig genommen hatte. Sie schließt mit Perry einen Vertrag zur gegenseitigen Unterstützung. Ihre offen zur Schau getragene Vertrautheit schlägt dem eifersüchtigen Kommandanten Talamon schnell auf den Magen. Atlan und Crest begeben sich ebenfalls auf die IMH-TEKER, um ins Arkonsystem zu gelangen und im Epetran-Archiv die Daten der Erde zu löschen. Crest stellt Atlan in ihrer gemeinsamen Kabine zur Rede, doch dieser gibt sich wortkarg darüber, was ihm in den letzten Jahrtausenden widerfahren ist. Aus Angst vor einem möglicherweise eingeschleusten Celista, einem Geheimagenten des arkonidischen Imperiums, halten sich die beiden Unsterblichen bedeckt. Es häufen sich kleinere Zwischenfälle auf der IMH-TEKER, die von Talamon allerdings wenig Beachtung finden, da er ein Notrufsignal einer Rettungskapsel empfängt. Unbemerkt mischt sich der Celista Eglerias da Mertan unter die Passagiere der Mehandorwalze. Die Bergung der Kapsel gelingt und der Purrer Chabalh greift Perry Rhodan an, kann aber rechtzeitig paralysiert werden. Als er wieder erwacht, findet E’lnatiner’U heraus, dass der Herr des Raubtierwesens vor knapp zweitausend Jahren verstorben ist und ihn in einer Rettungskapsel vor dem sicheren Tod bewahren wollte.
Die Nachricht vom Gast aus der Rettungskapsel macht auch vor Crest nicht Halt, der im Bordrestaurant auf den unheimlichen Purrer trifft. Auch Perry macht mit ihm in der Küche Bekanntschaft, der Gintekh zu seinem rätselhaften Zusammenbruch an den Tiefschlafliegen befragt und eine Vermutung hegt. Nach einem Einbruchalarm in der Zentrale, hört Talamon eine Botschaft eines Celistas ab, der das Verschwinden von zwei Passagieren ankündigt und ihm Anweisungen erteilt, wie er zu verfahren hat. Zudem stiehlt er wertvolles Eigentum der Schiffsführung. E’lnatiner’U untersucht die Rettungskapsel und entlarvt den Purrer als Lügner und möglichen Celista-Kandidaten, was dem wahren Celista in die Karten spielt, da er weiterhin anonym operieren kann. Eglerias da Mertan gelingt es zudem, die wahren Identitäten von Perry und Crest zu lüften und entdeckt die Tötungsfreigabe gegen einen der beiden. In seiner Verkleidung als Bordkoch Gintekh lockt er Perry zu den Kälteliegen und gibt sich dort als Celista zu erkennen. E’lnatiner’U lokalisiert Perry und den falschen Ginthek, woraufhin Talamon sofort transitieren lässt, da er sich für Perry einen Vorteil wegen seiner Transitionsschmerzverträglichkeit erhofft. Wie geplant, kann Perry Rhodan einen Bruchteil früher reagieren als der Celista. Dank der vorherigen Zweikampfeinheiten mit Belinkhar, trägt der Terraner den Sieg davon, da ihm der Purrer Chabalh zur Hilfe kommt und da Mertan stoppen kann. Sein neuer Herr Perry Rhodan besteht darauf, das Leben des Celista trotz aller Gefahren für die Erde zu verschonen und liefert sich ein moralisches Wortgefecht mit Atlan. Es findet sich eine befriedigende Lösung für alle, indem der Celista an Bord der Rettungskapsel auf eine lange Reise ohne Wiederkehr geschickt wird. Abschließend unterhalten sich Atlan und Crest endlich über ihre Zellaktivatoren und Atlan gibt zu, dass er seinen nicht von ES bekommen hat…
Meinung
Dreißig Seiten! Ganze dreißig Seiten hat es gebraucht, dass ich mich über das Titelbild ärgern musste. Eine junge Dame sitzt in Meditation auf dem metallenen Kabinenboden der IMH-TEKER, im Hintergrund das Gespinst als Hologramm. Soweit so passend zum Romaninhalt. Nur wird Belinkhars im Roman halt mal komplett anders beschrieben. Bis auf Haarfarbe und Körperbau stimmt nichts überein. Sommersprossen und lockige Haare, in einer beigefarbenen Uniform. So sollte das aussehen, aber… aaaargh! Nach dem grandiosen Titelbild zum Staffelauftakt stört hier zumindest kein Aufkleber das Kunstwerk. Dafür können mich weder die gelblich-braune Farbmixtur, noch das zwar hübsche, aber falsch umgesetzte Konterfei, zufriedenstellen. Schade.
So ernüchternd das Cover auf mich auch wirkte, der Auftakt auf der IMH-TEKER ließ dafür kaum Wünsche offen. Nach dem vorgetäuschten Tod der Matriarchin war ich ehrlich überrascht, als sie Perry Rhodan plötzlich leibhaftig gegenüber stand. Das Kammerspiel in mehreren Akten, so würde ich den Roman untergliedern, lieferte schlagkräftige und wunderbar unterhaltende Dialoge. Vor allem die verbalen Schlagabtausche zwischen Crest und Atlan hielten mich in ihrem Bann gefangen, die Seiten flogen nur so dahin. Aber auch Perry und Belinkhar machten mir Spaß, die unterschwellige Flirterei der beiden war unüberlesbar. Während es aus Handlungssicht eher mau aussah, wurde vorrangig über die problematischen arkonidisch-mehandorischen Beziehungen berichtet. Unbedingt wörtlich zu nehmen, da Atlan die Gelegenheit gleich beim Schopfe packte und sich seine Hallon-Bé für die Überfahrt sicherte. Die Geliebte als perfekte Tarnung, um nicht einen potentiellen Celista auf sich aufmerksam zu machen. Spaß an der Arbeit eben, Atlan wie er leibt und lebt. Es sei ihm gegönnt. Beruht ja auf Gegenseitigkeit, da die von Atlan enttarnte Mehandor nur allzu gerne bereit war, die Tontas bis zum Zielort befriedigend zu nutzen.
Woher dieser unsägliche Drang kam, dass jeder Hauptprotagonist die ganze Zeit über einen wahrscheinlich an Bord befindlichen Celista sinnieren musste, blieb mir als dicker Minuspunkt im Gedächtnis haften. Diesen aufdringlich nervigen Hinweis hätte sich Michelle Stern das ein oder andere Mal gerne verkneifen dürfen. Zumal es mir nicht bekannt ist, dass jede Überfahrt ins Arkonsystem auch von Geheimdienstlern begleitet wird. So viel interstellaren Verkehr das arkonidische Imperium in seiner Blütezeit verkraften musste, kann dieser gar nicht flächendeckend überwacht werden. Dazu hätte es alleine schon Millionen Celistas nur für die Infrastruktur bedurft. Unabhängig von dem Sprichwort, dass angeblich jeder Kommandant mindestens ein Mal im Leben mit einem Celista geflogen wäre, kann das ja eigentlich auch niemand so wirklich wissen, gelle?! Außer Perry & Co. sind an Bord und es passiert natürlich was aufregendes… Zwischenzeitlich habe ich den Roman extra zur Seite gelegt, um diese Zeilen hier zu tippen. Vorrangig deswegen, dass ich es nicht vergesse zu erwähnen. Im Nachhinein unnötig, da sich diese hochgradige Spaßbremserei quer durch den ganzen Roman zog. Aber genug… bevor ich auch noch die Leser dieses Absatzes zur Weißglut bringe 😉
Zum Glück gab es auch reichlich zu lachen. Nicht nur bei den wirklich gelungenen Dialogduellen zwischen den Hauptprotagonisten des Romans. Um ein Beispiel für einen gelungenen Auftritt zu nennen: Talamon begibt sich zur Begrüßung unter seine Passagiere und plaudert via Implantat mit seiner rechten Hand, dem Volater E’lnatiner’U, dessen Namen er ständig falsch ausspricht. Und jeder an Bord gleich mit. Die Autorin scheint es auch nicht besonders genau genommen zu haben. Elnatiner (ist halt einfach geläufiger, versteh ich schon 🙂 ). Der Insektoide ist auch mein heimlicher Star des Romans, da er mit seiner Humorresistenz und Begriffsstutzigkeit genau das Gegenteil bei mir bewirkt hat. Da er mit seiner insektoiden Natur so manchen Milchstraßen-Wortschatz verschandelt, macht er aus einer Gouvernanten und Erzieherin mal eben eine Würgwohltat und eine Fressmeisterin. Was habe ich gelacht. Die alte Nöama (=nörgelnde alte Dame mit Ansprüchen) ist mein persönlicher Favorit. Starker Humor!
Die über den dreiviertel Roman angekündigte, titelgebende Figur, hatte dann endlich doch noch ihren (Kurz-)Auftritt. Im letzten Romandrittel. Fast schon eine Erlösung, denn endlich hatten die unsäglichen Mutmaßungen ein Ende. Dass der Celista sich letztlich in die schiffsweit organisierte und personell weit bekannte Falle locken lässt, buche ich dann fast noch unter Situationskomik. Die Identität des Celista wurde von der Autorin bereits sehr früh offenbart, so dass die getroffenen Vermutungen der Schiffsführung weniger Spannung in die Bude brachten, als dies durchaus möglich gewesen wäre, hätte man die Zwischenspiele ausgespart. Diese Berufsgruppe und ich werden unter Michelle Sterns Feder keine Freunde mehr, mutmaße ich jetzt mal so ins Blaue. Fast hätte mich das brutale Actionfeuerwerk und das Zellaktivatoren-Geständnis am Ende noch versöhnlich gestimmt, der Schlusspunkt geht jedenfalls an Michelle Stern. Am Ende des Tages steht aber eine knappe Niederlage nach Punkten.
Zitat des Romans
Haben Sie schon mal jemanden durch ihre Neugierde umgebracht? Bei den Menschen sagt man, man würde dem anderen ein Loch in den Bauch fragen.
atlan reagiert genervt auf die frageattacken von crest
Fazit und Wertung
Erfrischend umfangreicher Wortwitz und zahlreiche tolle Dialogduelle im angenehmen Kammerspiel-Ambiente, treffen auf übertrieben nervtötendes Celista-Angst-Geschwafel. Ansonsten im All nicht viel Neues. Perry & Kollegen schlafen… ääh schlagen sich wacker durch die Story und das Geflecht Mehandor/Arkoniden wird etwas verständlicher aufgedröselt. Das relativ spannende und humorvolle Kammerspiel, mit sattem Krimi-Anteil, hat mich ansonsten gut unterhalten. Aber die wirklich enorm nervigen, alle Figuren und Handlungsstränge umfassenden Celista-Mutmaßungen, verdarben mir zwischendurch gehörig den Lesespaß. Der auch trotz spannendem und actiongeladenem Zieleinlauf nur noch marginal wieder zurück gewonnen werden konnte. Auch wenn Atlans Geständnis gegenüber Crest ein satter Infobatzen kurz vor Feierabend war, kann ich hier nur einen gesundheitlich angeschlagenen, neutralen Daumen, vergeben. Der auf dem nächsten Medoplaneten dringender Behandlung bedarf 😉