Handlung
Perry Rhodan reist mit seinen Begleitern auf der HAPPMAROSCH nach Payntec, der letzten Station des Pilgerpfads. Torytrae wird von Ceynach-Jäger Noc in die Zentrale gerufen, der mit einer Abordnung Mucton-Yul kurzfristig in einem Beiboot angereist ist. Das Team erkundet das Schiff und trifft in Zentralenähe auf einen energetischen Schutzschirm. Perry erstarrt plötzlich und Doynschto attestiert ihm eine Sychysi, eine Abstoßungsreaktion des Ceynachs gegenüber seinem Wirtskörper. Perry und Roi verlieren jegliche geistige Verbindung zu ihren Wirtskörpergehirnen, was auf die Hyperstrahlungsquelle zurückzuführen ist. Kommandant Waschteyn löst im Zentralebunker den Verschlußzustand aus, da das Payntec-Fieber bereits auf die ersten Siedler übergreift. Nur besonders geeignete Ceynachs sind in der Lage, diese aggressiv machende Strahlenbelastung zu überleben. Doynschto erkrankt heftig am Payntec-Fieber, da er als normaler Yaanztroner gegen die Auswirkungen nicht gefeit ist. Er verschwindet in der Masse der geistig beeinflussten Pilger, die sich, ohne Rücksicht auf körperliche Schäden, durch die Raumschiffhülle frei kratzen wollen. Einer der verantwortlichen Mucton-Yul hat die Sicherung der Waffen an Bord der SHMOFF vergessen und somit eskaliert die Situation, als plötzlich mit schwerem Gerät gekämpft wird. Perry und seine Gefährten versuchen, ihren Freund zu finden.
In der Zentrale geraten Noc und Torytrae aneinander, woraufhin der Anführer der Mucton-Yul einen Goliath auf die Ceynach-Jägerin los lässt. Sie kann den zentraleverwüstenden Schlagabtausch mit dem Hundertkämpfer-Roboter für sich entscheiden und ihn vorübergehend außer Gefecht setzen. Rhodan und seiner Truppe gelingt es nicht, Doynschto aufzufinden und sie ändern ihre Taktik. In der Zwischenzeit wird Doynschto von einem ehemaligen Ceynach-Jäger bewusstlos geschlagen und in einen Strahlungsschutzraum gebracht. Das alte Ceynach Zeno teilt mit Danton und Perry das gleiche Schicksal, konnte aber seine eigene Heimat in den vergangenen dreihundert Yaanztronerjahren nie lokalisieren. Die HAPPMAROSCH nähert sich dem dritten Trabanten von Payntec und damit dem finalen Impuls, der alle Primärgehirne des Trägerkörpers abtöten wird. Zeno nimmt Doynschto zu seinem eigenen Schutz vor einem erneuten Demenzschub an die Leine und beide treffen am Zentraleschott auf Perry und den Rest der Crew. Torytrae gelingt es, die Pforte von innen zu öffnen, bevor die Strahlung tödliche Auswirkungen zeigen kann. Waschteyn beobachtet in einem Hinterzimmer der Zentrale die Verschmelzung des Goliath-Biokonstrukts mit dem Körper von Noc. Er schaltet geistesgegenwärtig ein Prallfeld und schließt die Mucton-Yul vorübergehend aus. Gayt-Coor hat mit der Manipulation am Zugangsschott und der kurzzeitigen Aufhebung des 5-D-Schutzes, für den geistigen und körperlichen Ausfall der Zentralecrew gesorgt. Die Echse übernimmt kurzerhand das Steuer und landet das schwer beschädigte Schiff auf Payntec.
Torytrae trennt sich vom Rest der Gruppe, um Noc und seine Spießgesellen in Schach halten zu können. Perrys Team inspiziert derweil mit dem wieder erstarkten Doynschto die PGT-Anlage und werden von den verbliebenen Mucton-Yul angegriffen. Noc und Torytrae weilen nicht mehr unter ihnen. Die gesamte Gruppe gibt Perry Rückendeckung. Da keiner seiner Reisegefährten von einer Reise durch den Ferntransmitter profitieren würde, kämpfen sie aufopferungsvoll für den Terraner. Dieser trifft im Hof der Stillen Wächter auf einen weiteren Kreis von 28 Gehirnen, den Pehrtus, deren Gegenpart er bereits im Drychasch-Berg besucht hatte. Perry tritt in den Kreis und wird von Informationen überflutet, bevor er zum großen Fernreisetransmitter transferiert wird. Er löst die PGT-Prozedur aus und wird vom Goliath zurück in die Realität gerissen. Was einem Sperrfeld nicht gelingt, schafft Rhodan mit dem Scherbenstück vom Drychasch-Berg, das er dem Goliath ins Auge wirft. Noc und damit auch der Hundertkämpfer, sind Geschichte. Perrys Gehirn macht sich auch die lange Rückreise zur Milchstraße, während seine ehemaligen Wegbegleiter nach erfolgreichem Kampf möglichst zügig von Payntec verschwinden wollen. Gemeinsam mit dem erwachten Hayvatschyt, dem Doynschto ein Weiterleben in seinem eigenen Körper ermöglichen kann.
Meinung
Unglaublich schönes, vielstufiges Titelbild! Die Farbkomposition ist ein Träumchen, die Darstellung der klemmbausteinhaft zusammengebastelten HAPPMAROSCH wurde wunderbar umgesetzt. Die planetarische Konstellation hat der Küstler, mit den drei Monden auf seinen engen Umlaufbahnen um Payntec, ebenfalls perfekt visualisiert. Für mich ein Augenschmauß und ab sofort ganz oben in meiner Favoritenliste zu finden. Und dazu wird, Spoileralarm, nicht nur das Titelbild gehören. So viel vorab.
Der enorm humorvolle Beginn auf der HAPPMAROSCH beanspruchte meine Lachmuskeln gleich mal über Gebühr. Hervorzuheben ist der äußerst kurzweilige Dialogpingpong zwischen Gayt-Coor, Roi Danton und Doynschto. Das machte riesigen Spaß und glich die beängstigende Düsternis und den derben Horror der ersten Kapitel perfekt aus. Die beklemmende Atmosphäre konnte Rainer Schorm vom Start weg hervorragend vermitteln, ich war direkt mitten drin im Geschehen und fieberte bei der Pilgerzombieapokalypse ordentlich mit. Die gesamte Geschichte wirkte sauber und gut konstruiert. Hatte Hand und Fuß, ohne dass zwischendurch Unstimmigkeiten aufkamen. Ein paar Beispiele, was ich meine? Bitte sehr!
Warum befinden sich keine Rettungsboote oder Fluchtkapseln mehr an Bord der HAPPMAROSCH? Damit die wahnsinnigen Pilger keine Demontagemöglichkeiten finden, um mit technischem Gerät schwere Schäden anzurichten. Zumindest, wenn nicht gerade ein paar Mucton-Yul schludern. Check. Der Gestrandete Zeno kann seine Heimatkoordinaten nicht lokalisieren. Perry gibt ihm einen guten Rat, das Drychasch-Observatorium aufzusuchen und beim Kosmologen um Hilfe zu fragen. Check. Selbst die kleine Kristallscherbe, die Rhodan zu Beginn der Pilgerreisse eingesteckt hatte, erfährt ihren praktischen Nutzen im finalen Kampf auf Payntec. Check. Doynschto wurde bereits zu Beginn der Odyssee als ungeeignet für den Pilgerweg abgestempelt. Nun erfahren wir auch, warum. Er kommt mit der Strahlung nicht zurecht und leidet wie ein geprügelter Hund. Check. Ich könnte die Reihe noch lange fortsetzen vor lauter Begeisterung. Alles in allem ein beeindruckender Weltenbau! Und weil ich es gerade von Doynschto hatte…
Die emotional fordernde Geschichte um den Zelebralpfleger und seinen langsam fortschreitenden, geistigen Verfall, hat mich tief berührt! Wow, das war, teilweise in Ich-Perspektive erzählt, mit das aufwühlendste, was ich bisher im NEOversum lesen durfte. Als Hirnfachmann weiß Doynschto um seine eigene Situation sehr gut Bescheid, die stellenweise beißende Selbstironie machte die ohnehin schon sehr dichte Atmosphäre noch eine Spur greifbarer. Ein Beispiel aus einem seiner zahlreichen Selbstgespräche, die auch eine Nebenwirkung der 5-D-Strahlung darstellen sollten:
„Ich bin ein erfahrener Zelebralpfleger….ähm ehemaliger Zelebralpfleger…. Mittlerweile bin ich ja Ceynach-Verbrecher. Man entwickelt sich schließlich weiter!“
Ein liebevoll ausgebauter Charakter und Rainer Schorm gelingt etwas, was ich bei NEO in der Vergangenheit häufiger vermisst hatte. Er verknüpft viele lose Charakterfäden und führt sie in diesem Roman gelungen zusammen. Doynschto wirkt als Protagonist somit komplettiert.
Die Szenerie auf dem Zielplaneten Payntec ähnelte der an Bord des Yaanztroner-Schiffs sehr. Zwar ohne Hyperstrahlung, aber mit einem stetigen Hintergrundhorrorrauschen. Auch hier funktioniert die, vom Autoren prächtig installierte, Düsteratmosphäre wunderbar. Gänsehaut pur. Und die Spannung, was denn im PGT auf Perry & Kollegen zukommen sollte, wurde zum Pageturner vom allerfeinsten. Der finale Kampf mit dem Goliath wurde mit einem milimetergenauen Jahrhundertwurf von Perry entschieden, was sicherlich jedem Pitcher in der Major League Baseball Tränen in die Augen treiben würde. Die Ausrichtung der Apparatur auf das Schwarze Loch im Zentrum der Galaxie gab mir direkt Erstauflage-Vibes. Da wird doch die Geburt einer erhöhten Wesenheit vorbereitet, mit Gehirnen der elitären Ceynachs?! Ähnlich einer Abnormität wie ES. Die genaue Bewandtnis wird hoffentlich im Abschlußband von Rüdiger Schäfer erläutert.
Der Abschied von Perrys Wegbegleitern fiel mir richtig schwer. Zu sehr sind mir Doynschto, Roi Danton, Gayt-Coor, Torytrae und Hayvatschyt ans Herz gewachsen. Moment! Fehlt da nicht einer? Dachte ich mir auch so, aber offenbar hat Dantons Eigenheim nicht viel beizutragen gehabt. Kleine Kritik am Rande. So sehr Hayvatschyt Einfluß auf die Geschichte genommen hat, so sehr hat Seskatsch die Aufmerksamkeit der Autoren auf dem Weg nach Payntec verloren. Nicht erst im aktuellen Band.
Zitat des Romans
Nur nicht kopflos werden. Erschwert das Denken ungemein!
gayt-coor zu roi danton. beide liefern sich den ein oder anderen enorm kurzweiligen schlagabtausch
Nur ein Beispiel von vielen. Humorvolle, tolle Dialoge und wunderbar harmonierende Protagonisten gab es zuhauf zu genießen. Es war mir ein Fest!
Fazit und Wertung
Wow! Was für ein superspannender Hammerroman! Paintec, der Name ist Programm und ließ mich beim lesen spürbar mit leiden. Unfassbar dichte Atmosphäre, toller Humor und eine ordentliche Portion Horror. Drei Zutaten, die dieses vorgezogene Staffelfinale zu einem riesigen Lesevergnügen ausarten ließen. Die Pilgerzombieapokalypse hat mich dermaßen begeistert, dass der Roman bereits am offiziellen Erscheinungstag ausgelesen war. Der wunderbar durchdachte Weltenbau rundet einen der besten NEOs der letzten Monate perfekt ab. Die Ereignisse auf Payntec selbst, mit der PGT-Maschinerie und dem finalen Gefecht mit den Mucton-Yul waren das Sahnehäubchen auf einem grandiosen Roman. Für dieses fulminante Werk streckt sich mein Daumen hoch in den Orbit über Payntech, ohne die drei Monde auch nur ansatzweise zu streifen. Nach Rüdiger Schäfers Kartanin-Kurzbiographie die zweite Glanzleistung eines Exposé-Autoren innerhalb der laufenden Staffel. Die Messlatte, fürs große Finale im Land Catron, liegt verdammt hoch!
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