Handlung

In Rumalor bricht eine Seuche aus, zahllose Bewohner werden befallen und zerlegen die Stadt. Die Schaltmeisterin und Obfrau Tholia Rabkob eilt unter Polizeischutz zu einem Notruf in einer Fabrikanlage, wo sie unter Friendly Fire geraten. Wissenschaftler finden derweil heraus, dass Amöbophagen der Gon-Mekara Auslöser der Wesensveränderungen sind. Über ihr Kommuniktationsimplantat erhält Tholia diese Information und macht sich sofort auf den Weg zur Hyperfunkanlage von Rumalor, um einen Notruf ins Weltall abzusetzen. Kurz danach ereignen sich mehrere Explosionen und das Gebäude stürzt ein.

Die Vollversammlung der Terranischen Union tagt, erstmals unter Leitung der frisch ernannten Ersten Terranerin, Sheela Rogard. NATHAN möchte Erde und Mond ins heimische Sonnensystem zurückversetzen, da beide Himmelskörper beim Einsatz des Anti-Temporalen-Gezeitenfeldes räumlich ins Akon-System versetzt wurden. Ein größerer Widerstand regt sich gegen diese Pläne und die Lage eskaliert. NATHAN startet einen Testlauf und erschafft zwischen Erde und Mond einen Minimahlstrom, woraufhin Akonen und Terraner gebannt innehalten. Perry Rhodan verfolgt mit Thora und der SOL-Besatzung die Live-Übertragung aus der Union Hall mit, als sie der verstümmelte Notruf aus dem Algolsystem ereilt. Die SOL bricht sofort auf und Perry, Thora, Gucky und Sud untersuchen im Auftrag von Tholia Rabkob eine Pestblase, die sich über einem Zeitbrunnen ausgebreitet hat.

Es stellt sich heraus, dass eine Mehandorsippe für die Ausbreitung der Amöbophagenplage verantwortlich ist, die zuvor als Gäste von Tholia Rabkob herumgeführt wurden. Dr. Sam Breiskoll vermutet in der Pestblase eine natürliche Abwehrreaktion des Planeten gegen die eingeschleppte Seuche. Sud geht eine mentale Verbindung mit der subrumalischen Flora ein und wird in Pestblasennähe von heftigen Kopfschmerzen geplagt. Plötzlich beschießt ein Raumschiff die Pestblase, mit der Arkonidin Ihin da Achran und ihren Kurtisanen an Bord. Die ehrwürdige Mutter hat sich in einem Depot der Meister der Insel an Technik und Schiff bedient, um das Große Imperium zurück ins Goldene Zeitalter zu führen. Doch die Eisenwurzelvegetation wehrt sich erfolgreich und beschädigt das Schaltschiff und einen weiteren, angreifenden Raumer, schwer. Sud gerät in den Beschuss und wird von den Eisenwurzeln gerettet, die instinktiv Gefahren erahnen und die Menschen davor schützen wollen. Obfrau Tholia Rabkob stellt der Mehandorsippe eine Falle. Die gierigen Händler werden beim Versuch, Teile der Pestblase abzuschneiden und gewinnbringend weiter zu handeln, von der Polizei gestellt. Für die bereits befallenen Siedler gibt es keine guten Nachrichten. Bleibende Schäden und dauerhaftes Koma stehen zur Bilanz. Weitere Infektionen in der Bevölkerung können dagegen verhindert werden. Perry Rhodan bricht nach Arkon auf, da von dort weiteres Unheil droht.

Meinung

Eine neue Staffel beginnt und zehn neue Titelbilder erwarten die Fans. Hoffentlich sind alle zum staunen und genießen. Es befindet sich eine ältere, weißhaarige Frau auf dem Cover, mit den Erregern der Rumalseuche im Hintergrund. Ihin da Achran, wie man während der Lektüre erfährt. Ein sehr dunkles Bild, das zur ungesunden Thematik des Romans gut passt. Ein unspektakuläres Kunstwerk mit ausgezeichneter Farbwahl. Das Cover spricht mit mir als Leser, sehr gut umgesetzt.

Wer im Vorfeld den Redaktionsblog aus Rastatt durchgelesen hatte, wurde bereits darüber informiert, dass Marlene von Hagen in ihrem zweiten NEO-Roman kein Actionfeuerwerk abbrennen würde. Ganz im Gegenteil. Der Roman begann schon so gemächlich, dass Neuleser in aller Ruhe die unbekannten Handlungsorte inspizieren konnten. Der Planet Rumal befindet sich, zum Glück, nicht mehr in den Händen von Iration Hondro. Aber so lange noch stinkende Frianüsse auf Rumal wachsen, kann selbst die härteste Seuche nicht schlimmer sein. Oder etwa doch? Wenn nicht wird halt für Import gesorgt. Arnold Schwarzenegger-Strensfield und ein österreichisches Alpenwässerchen gehen sich da gut aus.

Das Verhalten der Bewohner in Rumalor erinnert an die Verhaltensweise einiger weniger bei Ausbruch der Corona-Seuche. Die meisten bleiben im Lockdown brav zu Hause, ein paar Schreihälse müssen zwangsläufig aber auffallen und gefährden somit das Gemeinwohl der systemrelevanten Berufstätigen. Die personell unterschätzte Situation bei Rettungsdiensten und Ordnungskräften fällt den politisch Verantwortlichen auf die Füße. NEO ist halt immer auch ein Spiegelbild des aktuellen Zeitgeschehens und der gegenwärtigen politischen Lage. Die spektakuläre Namensgebung eines gewissen Unicorn-Hospitals wurde nicht näher thematisiert, ich hätte da aber Fragen an die Autorin! 🙂 Dass sich die Mehandor für die Weitergabe der Seuche verantwortlich zeichneten, war äußerst vorhersehbar. Mit dem Auftauchen des Schaltschiffes und somit einer Meisterin der Insel, hatte mich die Leselust auf die neue Staffel voll gepackt. Leticron ist zurück? Ich bin mal gespannt, was Dao-Lin-H’ay dazu sagt.

Die Erde rotiert immer noch im Akon-System vor sich hin und irgendwie ist mal wieder die Galaxie in Gefahr. Business as usual, für Perry und seine tapferen Mitstreiter. Die bevorstehende Rückversetzung der Erde, durch die Mondintelligenz NATHAN, birgt Konfliktpotential. Erinnert mich frapide an den Raptus Terrae während der Cairanischen Epoche in der Erstauflage. Dort hatte der Planet Iya die Position der Erde eingenommen und die Bewohner der „anderen“ Erde mussten sich auch die Frage stellen, ob sie denn nun in ihrer Wahlheimat bleiben oder den nicht ungefährlichen Transfer zurück wagen möchten. Die eigensinnige Hyperinpotronik entscheidet mal wieder auf eigene Faust und pfeift auf jegliche demokratische Grundsätze. Löst dieser Eigensinn möglicherweise eine Revolution aus? Der Staffelname gibt Raum für Spekulationen. Genügend Gegner hat NATHAN im Laufe der letzten Jahre ja schon angesammelt, woran er große Mitschuld trägt.

Der Roman teilte sich in zwei Erzählstränge auf. Der Staffelstart diente zur Einordnung der aktuellen Lage im Sonnensystem und wurde von einem hohen, politischen Informationsgehalt dominiert. Der langsame Spannungsaufbau, über den Amöbophagenbefall auf Rumal, bildete den zweiten Part der Vorgeschichte. Mit eintreffen der SOL im Algolsystem wurde es dann richtig spannend und der Staffelzug nahm rasch Fahrt auf. Marlene von Hagen glänzte schon mit ihrem Debütroman im Kältewald und zeigt spätesten auf dem Versuchsplaneten, dass sie voll im NEOversum angekommen ist. Trotz der schweren Aufgabe, alle Lesergruppen gleichermaßen abzuholen, hat sie das mit Bravour geschafft und dabei noch einen hochinteressanten Agententhriller dazu gepackt.

Abschließend noch ein paar Worte zu Gabrielle Montoya. Ganz nebenbei wird ihr eine tödliche Krankheit attestiert. Sie nimmt das stoisch hin. Nach Tod ihres geliebten Mannes, Conrad Deringhouse, nimmt sie vieles gelassener, soweit nachvollziehbar. Etwas störte mich dennoch. Der Dialog mit Doktor Steflov wirkte sehr lebensfern. So reagiert meiner Meinung nach kein Patient, der eine tödliche Krankheit attestiert bekommt. Im krassen Gegensatz dazu dann ihre Abschiedsunterhaltung mit der akonischen Rätin Auris von Las-Toór. Diese Konversation ließ mich nicht kalt, da war viel zwischen den Zeilen zu lesen, was im Gespräch unerwähnt blieb. Es menschelte schwer zwischen Akonin und Terranerin. Marlene von Hagen setzte damit einen emotionalen Schlusspunkt unter einen äußerst gelungenen Staffelauftakt.

Zitat des Romans

Ich würde eine Möhre bevorzugen. Die riechen besser.

gucky setzt prioritäten

Fazit und Wertung

Marlene von Hagen schafft die schwierige Aufgabe, intensives Leserbriefing unter hohem Spannungslevel, mühelos. Darauf eine Frianuss! Das Einzige, was mir wirklich gestunken hat, war das schwache Lektorat, da anfangs stellenweise ganze Satzteile fehlten. Ansonsten stellte der Roman die Weichen für eine hoffentlich großartige Staffel und erzeugte vor allem eine greifbare Bedrohung. Anders als in Naupaum gibt es wieder einen Bösewicht, Leticron im Hintergrund und Ihin da Achran als Aktionistin. Von wegen keine Action, stellenweise war das harter Agententobak. In zahlreichen und packenden Kapiteln erzählt, die wieder knackig kurz gehalten wurden und somit ihr Suchtpotential voll entfalten konnten. Wie schon beim Debüt von Marlene im Kältewald. Und ich bin sicher, dass die Autorin mit etwas mehr NEO-Routine bald nicht mehr aus der Autorenriege wegzudenken ist und ihre leichten Unsicherheiten alsbald ablegt. Ihr flüssiger, bildgewaltiger und von Kreativität nur so triefender Schreibstil ist nämlich einfach ein Genuss und lässt ein supertiefes Eintauchen in die Geschichte quasi instant zu. Mein seuchenfreier und garantiert wohlriechender Daumen reckt sich deutlich nach oben. Ich hab richtig Bock auf die neue Staffel. Dank diesem sehr geilen Auftaktroman.

Review: Perry Rhodan NEO 290 – Der Versuchsplanet
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