Handlung
Perry Rhodan besucht mit Gucky, John Marshall, Hehyk und Thora die Wasserwelt Ednil. Peregrin zwingt Ras Tschubai unter Siliziumkarbideinfluss zur Mithilfe bei seinen zwielichtigen Machenschaften. Sün, ehemals Tajá.L596, legt bei der Flyde Düüm ein gutes Wort für Perry ein, als seine Gruppe in Gewahrsam genommen wird. Denn Ras und Peregrin werden beim Einbruch auf einem Unterwasserraumhafen von Überwachungskameras gefilmt und die Perlians vermuten, dass dies auf Weisung der Ehrengäste erfolgte. Gucky teleportiert Marshall und sich aus dem Einflussgebiet der Flyde Düüm, um ungestört die Fährte der beiden Abtrünnigen aufnehmen zu können. Das kostenlose Teleportationstaxi Tschubai wird derweil von seinem Entführer bis in die Bewusstlosigkeit ausgenutzt, da Peregrin ein fernflugtaugliches Schiff zur Weiterreise benötigt und dafür auf die Kinderinsel Usaia gelangen muss. Er nimmt dort den Direktor und die Kinder des Internats als Geiseln und droht damit, eine Wasseraufbereitungsanlage in die Luft zu sprengen und ein Exempel zu statuieren, wenn ihm nicht ein leistungsstarkes Schiff zur Verfügung gestellt wird.
Sün gelingt es mit seinen Freunden nicht nur, einem ungeliebten Mentor erfolgreich einen Streich zu spielen, sondern sie werden in Folge ihrer Abwesenheit von Peregrin auch nicht gefangen genommen. Schnell wird ihnen klar, dass ein Spitzel unter den Mentoren des Internats sein muss, denn ein Vibrationsalarm hat die Inselbewohner am Zentralteich für Peregrin zusammengetrieben. Santo Okal bietet seine Hilfe bei der Entschärfungsaktion an, doch bevor Gucky wichtige Daten an den Techniker übergeben kann, werden diese von Peregrin in Kokons eingesponnen. Kir wird von Schergen der Wallkor gefangen genommen, die durch einen Geheimtunnel auf Usaia gelangen konnten. Mit Guckys Hilfe kommen sie den Bösewichten auf die Spur und beobachten Peregrin, der den Mafiagenerälen mit seinen Fähigkeiten entschieden entgegen tritt. In der Zwischenzeit können die Bomben in der Wasseraufbereitungsanlage erfolgreich entschärft werden, auf der Insel gelingt dies den Spezialisten aber nicht.
Flyde Düüm übergibt Peregrin die WELLENTÄNZER mitsamt ausgebildeter Crew, die sie aus dem System bringt. Gleichzeitig erlaubt sie Perry, die Verfolgung mit der PERLENTAUCHER aufzunehmen. Peregrin hat zuvor die Ortungssysteme der PERLENTAUCHER mit seinen Siliziumkarbidfäden manipuliert, wodurch die Transition der beiden Flüchtenden nicht geortet werden kann. Kommandantin Is, die Offizierin eines der Begleitschiffe, klärt ihn über ihr galaxisweites Netz von Spionsonden auf, das ihnen alsbald Daten liefert. Am Zielort angekommen, werden Perlians und Terraner von eintreffenden Powkerschiffen unter Beschuss genommen. Perlians und Terraner können die WELLENTÄNZER schließlich abfangen und Ras Tschubai wird gezwungen, Bomben an strategischen Punkten auf den Perlianschiffen zu deponieren. Ras Tschubai kann noch eine Erklärung per Funk an die PERLENTAUCHER absetzen, als das erste Perlianschiff explodiert.
Meinung
Stimmig schönes Unterwasserbild. Ein Perlian mit Plastiktaucherflossen…ähm….okay. Hab ich was verpasst?! Aber da häng ich mich nicht dran auf. Unter der Silhouette des Meeresbewohners wurde mit wunderschönen Wassereffekten gearbeitet, die gelungene Lichtstimmung löst bei mir Wohlgefallen aus. Da hab ich gleich richtig Lust auf eine Unterwasserführung bekommen und fragte mich, ob unter diesen Kuppeln…
…Möhren wachsen! Aber dieses Gewächs gedeiht leider nicht auf Ednil und ist den Perlians gänzlich unbekannt. Ich litt richtig mit Gucky mit, da dieser von Seetangalbträumen geplagt wurde. Der arme Kerl! Aber auch Thora plagte bei den durchsichtigen Einsatzanzügen der Perlians die berechtigte Sorge, dass die versammelte Testosterongemeinde beim Anlegen der eigenen Uniformen Probleme bekommen könnte, den Reißverschluss zuzubekommen. Zu komisch! Der Start in den Roman geriet dermaßen humorvoll, dass ich von Minute Eins an gefesselt vor dem Heftchen saß und nur so durch die Seiten flog. Das ist nur leicht geschwindelt, denn die Autorin hat mit Der Siegelarmreif – Der Erbe eine neue Phantasie-Serie gestartet, die fast zeitgleich mit ihrem NEO-Beitrag veröffentlich wurde und mich immens in Lesebredouille brachte (unbezahlte Werbung/Eigeninitiative). Dort geizt sie bereits in Kapitel Eins nicht mit nackter Haut und ihre Charaktere agieren bei weitem nicht so zögerlich wie Madame Thora. Hiermit ist eine klare Leseempfehlung ausgesprochen! Aber weiter auf der Wasserwelt. Ras Tschubai kann einem nur leidtun, da er nach der Manipulation durch Iration Hondro, erneut zur Marionette eines zwielichtigen Charakters wird. Der wahrscheinlich fieseste Antagonist der NEO-Historie hatte Ras damals von Mimas mit einer Space-Disk entführt und nach ähnlichem Missbrauch seiner Mutantengabe schließlich, dem Tode nahe, fallen gelassen. Peregrin selbst treibt weiterhin ein ihm unbekannter Zwang an, den Mittelpunkt der Galaxie zu erreichen, komme was wolle. Was mir gut gefiel: Ras Tschubai trauert gedanklich um das Schicksal der SOL-Besatzung und ist damit den weniger emphatischen Terranern einen großen Schritt voraus.
Der Rang eines Predikters lässt sich vom englischen Prediction (Vorhersagung) ableiten. Für die Flyden gilt das gleiche. Die Fließenden sind die ranghohen Stellvertreter ihrer Gemeinschaft, die jährlich vom Volk im Amt bestätigt werden müssen. Allerdings unterscheidet sich die Wahlperiode und die Aufgabenverteilung gegenüber den uns bekannten demokratischen Regierungsformen. Die Ozeanokratie steht im Roman stellvertretend für einen enorm einfallsreichen Weltenbau, mit dem die Autorin meine Gedankenwelt fluten konnte. Trotz oder vielleicht gerade wegen des sehr gemächlichen Pacings, war das Abtauchen in die paradiesische Unterwasserwelt der pure Lesegenuss für mich. Man könnte kritisieren, dass die Staffelhandlung nicht den erhofften großen Fortschritt brachte und die Spannung mitunter in zu seichte Gewässer auftauchte. Doch wer keinen Actionthriller erwartet und gutes Storytelling erleben möchte, der ist hier phantastisch aufgehoben. Leichte Hogwarts-Vibes werden auf der Kinderinsel, mit ihren magisch abgeschotteten Zutrittsmöglichkeiten und den potteresken Streichen der Schüler, verbreitet. Mit der Geiselnahme hörte der Spaß dann aber auf. Ich befand mich urplötzlich auf die norwegische Insel Utøya versetzt, die im Jahre 2011 Ziel eines terroristischen Anschlags wurde. Die Namensähnlichkeit zur Romaninsel Usaia ließ mich schaudern, aber zum Glück handelte Peregrin stets zweckorientiert und in gewissem Maße auch rücksichtsvoll. Dennoch war ich jederzeit auf einen raschen Stimmungsumschwung von Peregrin vorbereitet, da ich dem Kerl einfach nicht über den Wasserweg traue. Er hielt aber vorerst Wort und löste seine Siliziumkarbidfäden mit Verlassen des Planeten restlos auf.
Die Rolle der Wallkorr auf Usaia war indes eher ein leichtes Störfeuer. Dezent überflüssig und leicht störend wirkte ihr Einschreiten, weil wieder eine neue, große Frage, in den Raum gestellt wird. Letztlich diente der Part auf der Insel nämlich der Positionierung von Sün als wichtigem Schlüsselcharakter für die Generäle und eventuell ja auch für Peregrin selbst, was auf den Flossen liegt. Da die Handlung aber postwendend ins Weltall umschwenkte, wirkte dieser Teil der Geschichte auf mich irgendwie unvollendet. Mit dem Schwenk zog die Spannung dafür aber merklich an. Die Zuspitzung der Lage an Bord der WELLENTÄNZER zeigte, dass die Perlians ordentlich grantig werden können, wenns ihnen ans Wasser geht. Doch selbst der austickende Plürr kann den Ruhepuls von Peregrin nur unmerklich erhöhen. Man soll den Fiesling nicht vor dem Abend loben…jaja…ich gebs offen zu. Ich hätte nicht gedacht, dass Peregrin am Ende zum kaltblütigen Massenmörder mutiert. Eher, dass er sich noch bei seinen Opfern entschuldigt und erklärt, dass sie für eine gute Sache gestorben wären. Aber so? Puh. Das war knallhart. Wo ist eigentlich eine Vanille-Glimello, wenn man sie mal braucht?!
Zitat des Romans
Ich freue mich schon auf meine erste Portion Seetang!
guckys Laune, in einem satz beschrieben
Auch wenn die Perlians sich alle Mühe gaben, dem kulinarisch anspruchsvollen Retter sämtlicher galaktischer Wasserparks, wohl schmeckende Möhrenersatzprodukte aufzutischen, verwässerte Guckys Stimmung bei jeder Nahrungsaufnahmezeremonie.
Fazit und Wertung
Vorgezogener Jahresurlaub mit einer sehr ansprechenden Volksvorstellung der Perlians. Der traumhafte Weltenbau versetzte mich gedanklich in die Karibik, wo ich die toll durchstrukturierte Ozeanokratie und die liebevoll lebhaften, sowie äußerst humorvoll geschilderten Details des Meeresbewohneralltags genießen durfte. Authentisch und glaubhaft skizzierte Marlene von Hagen einen Planeten, der künftig an der Seite der Terranischen Union für Frieden und Stabilität der Galaxien sorgen könnte. Sün wird zum Mittelpunkt der Aufmerksamkeit im künftigen Handlungsgeschehen, ansonsten blieben aber leider einige Fragen offen, da die Story auf der Internatsinsel urplötzlich versandete. Kein Roman ohne Einhörner und wunderbar zahlreiche Kapitelchen, Marlene von Hagen blieb sich treu und sorgte damit für sehr angenehmen Lesefluss. Die Spannungs- und Pacingkurve machte am Ende einen steilen Bogen nach oben und ließ mich meine Meinung über Peregrin noch einmal überdenken, der eiskalte Massenmord entsprach eher weniger seinem bisherigen Vorgehen. Ach ja… dem Roman hätten am Ende ein paar zusätzliche Seiten auch nicht geschadet, das Schlusskapitel ließ auf einen Zweiteiler schließen, den es aber leider nicht geben wird. Ich bin gespannt, wie Roman Schleifer die Vorlage verarbeiten wird. Mein regenbogenfarbener Daumen taucht steil aus den Fluten des Ozeans auf. Mit minimaler Schlagseite, aufgrund eines leckgeschlagenen Wassertanks 😉