Handlung

Thora und Reg werden mit ihrem Gleiter von den Aphilikern geortet, wodurch die Arkonidin zum tödlichen Übernahmemanöver eines gegnerischen Gefährts gezwungen wird. Ihre Wege trennen sich, da Thora ihren Mann Perry Rhodan in Terrania befreien will, während Reg die Gründe für den Fluchtversuch von Sergio Percellar und Sylvia Demmister erfragen möchte. Inmitten des Gesprächs platzt ein Mitarbeiter der Organisation Guter Nachbar (OGN) herein, da Kommunikation und Ortung gleichzeitig ausgefallen sind, was für einen Angriff des Hohen Amts für Frieden spricht. Thora trifft ihren Kontaktmann, der sie bei der Befreiungsaktion ihres Ehemann unterstützen soll. Doch die Aphiliker eliminieren die komplette OGN-Zelle, nachdem Thora von ihrem Verbindungsmann paralysiert wird, da ihr Leben oberste Priorität genießt und ihre Verbindungen zur OGN damit vertuscht werden soll. Die Franziskanerbrüder treffen kurz danach ein, um das Schlachtfeld zu säubern, wodurch Thora von Frater Ignatius aufgelesen und zu Mater Ironside gebracht wird. Überall auf der Welt werden Stützpunkte der OGN von Aphilikern angegriffen, was Bull klar macht, dass es einen weiteren Maulwurf geben muss. Als der Zellentrakt auf Borneo von Gegnern überrannt wird, können Demmister und Percellar mit einer List entkommen und bewegen sich fortan hinter feindlichen Linien. Ihre wagemutigen Tricksereien schlagen alsbald fehl. Auf dem Überflug nach New York können sich die beiden Agenten befreien und suchen einen alten Freund in New York auf. Dieser verschafft ihnen Zutritt zum Pharamond Konzern, wo Percellar auf Dr. Worthing trifft, dem er seine Behinderung verdankt. Sylvia hält ihn davon ab, tödliche Rache zu nehmen. Dr. Worthing streitet vehement ab, von Gehirnexperimenten gewusst zu haben, die bei Pharamond im Geheimen betrieben werden.

Thora trägt Mater Ironside ihr Hilfeersuchen vor, soll Gegenzug für die Rettung ihres Mannes aber dem Orden beitreten. Mit ihren Kampfkunstfähigkeiten überwältigt sie die Äbtissin und erzwingt somit die Hilfe der Franziskaner. Dennoch stellt ihr Mater Ironside erfolgreich eine Falle und Thora besteht den moralischen Vertrauenstest. Anstatt in den sicheren Tod zu rennen, wird Thora in die apostolische Nuntiatur gebracht, wo die beiden einen besonneneren Plan ausarbeiten. Da mittlerweile die Funkverbindungen wieder stehen, erhält Thora von Reg eine Sonderaufgabe, die aus der Einschleusung eines Schadprogramms in die Zentralpositronik besteht. Bull trifft mit Leibnitz und Monade auf Mawar binti Aisyah, die Jugendfreundin von Percellar. Die Umweltaktivistin zeigt ihnen gemeinsam einen Weg durch den Berg, wo Reg Deep Core zerstören will. Die Datenbank darf nicht in die Hände der Aphiliker fallen, da sonst alle OGN-Geheimnisse an die Feinde fallen würden. Sie stoßen auf heftige Gegenwehr, die das Team blutig zerschlagen kann. Um den Datenkern zu zerstören, lässt Bull gelagerte Chemikalien miteinander reagieren und flüchtet mit seinem Team aus der Mine, bevor der Zeitzünder einer Granate den kompletten Berg vernichten kann.

Meinung

Das dieswöchige Cover soll zweifellos Reg und Thora zeigen, während sie in einem Gleiter vor den Aphilikern gestellt werden. So rigoros Thora die Szene im Roman zu ihren Gunsten entscheidet, ist auch ihr grantiger Blick aus der Frontscheibe des Gleiters. Dank Zoomoption beim E-Book gelang es mir dann auch, die roten Augen sichtbar zu machen, die auf dem Heftcover nicht so gut zu erkennen sind. Anders sieht das bei Reg aus, der im laufenden Zyklus mittlerweile zwei Gesichter sein eigen nennen darf und bereits auf den ersten Blick viel „realitätsnaher“ vom Künstler getroffen wurde, als das noch beim „Stumm“-Roman der Fall war. Die blassen Farben und die bösen Blicke der beiden Protagonisten passen hervorragend zum Handlungsverlauf, da sich die beiden alten Freunde gerade nicht wirklich grün sind….

… da Thora auf Reg aus guten Gründen nicht allzu positiv zu sprechen ist. Hat dieser nun mal seinen BFF (Best Friend forever, man verzeihe mir den Jugendslang 😉 ) völlig humorlos der Aphilie bezichtigt und den Wölfen zum Fraß vorgeworfen. Man könne ja schließlich nicht endgültig sicher sein, dass dieser nicht zu den Bösewichten gehört und ein doppeltes Spiel treibt. Nun… Thora kann das zweifellos. Ist Perry doch ihr über alles geliebter Ehemann und für sie keineswegs ein gefühlskaltes Licht der Wasauchimmerhalt. Puh. Die Spannung zwischen den beiden Großkopferten war deutlich greifbar und wurde hervorragend aufs Pergament übertragen. Oder Zelluloid. Oder Bildschirm. Ihr wisst schon. Nicht minder angespannt ist die Situation zwischen den zwei Turteltäubchen Sylvia und Sergio. Was sich liebt das neckt sich. Starke und unnachgiebige Frau trifft auf verunsicherten und schwerkranken Mann. Der offensichtlich schwer verliebt ist und anders als MacDemmister (auf Seite 39 im Heft werden der Dame herausragende Bastelfähigkeiten attestiert) seine Gefühle nicht so gut unter Kontrolle bringt. Wobei sie das im Laufe der Handlung zu ändern weiß. Alle vier Charaktere habe ich entweder gerade erst frisch, oder schon etwas länger, ins Herz geschlossen. Mir gefällt das einfach, was die Aphilie aus den Hauptcharakteren macht. Toller Start in die Handlung. Ganz anders als im Vorgängerroman fühlte ich mich übergangslos, per eiserner Klaue, in die beiden Handlungsstränge hinein gezogen. Das actionreiche Cover hat nicht zu viel versprochen. Einmal mehr möchte ich erwähnen, dass die Absprachen zwischen den einzelnen Schreibteams hervorragend zu gelingen scheinen, denn Unstimmigkeiten habe ich im Laufe der Staffel bisher nicht finden können.

Mater „Mutter“ Ironside. Also doch. Konsequent bleibt die NEO-Aphilie bei ihren namentlichen Vorbildern aus der Erstauflage. Auch wenn Titel und Fraktionszugehörigkeiten wild durchgemischt werden. Der Bibelbezug hat mir gleich ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Hoffentlich endet Perry nicht am Kreuz, war mein erster Gedanke. Mit Wiederauferstehung haben es die Zellaktivatorträger ja nicht so. Und überhaupt, wer ist dann der Judas? MacDemmister scheidet wohl aus, da sie mit Sergio inhaftiert wurde. Auch wenn schnell klar war, dass selbst verstärkte Gitterstäbe kein Garant für einen langfristigen Erfolg dieser Maßnahme sein würden. Durch eine äußerst kreativ erzählte List, können sich die beiden nicht nur hinter feindlichen Linien bewegen und später auch befreien, sondern wechseln zusätzlich noch zum Schein die Seiten. Ich empfand zwar keinerlei Mitleid mit dem Verräter Pawlow, dennoch verdanke ich seiner… ähm… „Demmunziation“ einige bewundernde Lesemomente. Dieses Kapitel sehe ich „percellönlich“ als eines der kurzweiligsten dieses Romans. Okay, die Wortwitze brannten mir unter den Nägeln und mussten raus, sorry!! 😉

Die apostolische Nuntiatur von Terrania gibt es auch als reales Vorbild und bildet die ständige Vertretung des Papstes in einem christlichen Land. Gewissermaßen eine Botschaft des Heiligen Stuhls. Wer nicht gerade im christlichen Glauben erzogen wurde oder diesem anhängt, wird mit dem Begriff kaum etwas anfangen können. Mein erster gedanklicher Schritt war deshalb die Übersetzung des englischen Wortes „nun“ ins Deutsche. Nonne. Und damit Nonnenkonferenz. Was wiederum besser zur weiblichen Auslegung von Ironside in der NEO-Version passt. Ich würde es feiern, wenn die Äbtissin irgendwann einen guten alten schottischen Whisky mit Reg verköstigt. Wir erinnern uns: Vater Ironside hatte dahingehend ähnliche Vorlieben in der Erstauflage. Thora, mit neuerdings kurzen Haaren, kann ich mir in einer Kutte dagegen überhaupt nicht vorstellen. Weniger spaßig für mich: Die von Reg übermittelte Aufgabe an die OGN-Agenten, ein Schadprogramm einzuspeisen, erinnerte mich schwer an die Revolution-Staffel. Dort hatten wir erst kürzlich das erzählerische Pendant zum dieswöchigen Infiltrationseinsatz präsentiert bekommen, auch wenn sich Personen und Gegebenheiten in beiden Heften deutlich unterschieden. Roman Schleifers Vorlage blieb aber in meinem Gedächtnis hängen, was ein wenig zum Nachteil für diesen Roman geriet. Möglicherweise ist das auch ein wenig der schreiberischen NEO-Pause von Kai Hirdt geschuldet, dass zwei Staffeln später bereits wieder eine ähnliche Rahmenhandlung Einzug in die Handlung fand. Während der Epetran-Archiv-Mission in den frühen 40ern der NEO-Serie nahm diese erfolgreiche Terranertaktik ihren Anfang. Hinter den legendären Schiffsaneignungen selbstverständlich, die sich nicht von Platz 1 verdrängen lassen. Damals hatte Perry Rhodan die Positionsdaten der Erde um jeden Preis aus den Datenbanken der Arkoniden löschen wollen, damit diese die frisch aus der Taufe gehobene terranische Union nicht gleich wieder zerbomben können.

Pharamond hat beim mir massive Umbrella-Vibes ausgelöst. Regenschirm? Umbrella Academy? Weit gefehlt. Weder geht es hier um einen Schutz fürs Oberstübchen, noch um eine US-amerikanische Superheldenserie. Wir bewegen uns nämlich auf dem Sektor der Videospielverfilmungen, denn die Umbrella Corporation aus der Resident-Evil-Reihe ist ein gnadenloser und rücksichtsloser Big Player auf dem Markt der viralen und biologischen Kriegsführung. Der Megakonzern arbeitet meist mit gut ausgebildeten Sicherheitskräften und ist im Kern eine bösartige, paramilitärische Organisation. Parallelen schon erkannt? Wenn man die beiden fiktiven Unternehmen intensiver miteinander vergleicht, werden die Gemeinsamkeiten meiner Meinung nach noch offensichtlicher. Mir fiel beim Lesen die Kinnlade herunter, da die Geschichten zwar in verschiedenen Welten spielen, sich im Grundgerüst aber an einer ähnlichen Ideologie entlang hangeln. Ein Beispiel wäre unter anderem die gnadenlose Profitgier beider Unternehmen, die durch rücksichtslose Forschung an Menschen hervorsticht. Um ihre Interessen zu wahren, wird über Leichen gegangen. George R.R. Martin hatte in seinen besten Zeiten kaum weniger Würmerfutter produziert, als die beiden Autoren im Handlungsverlauf dieses Romans. Hoffentlich mit dem Unterschied, dass Kai Hirdt seine Geschichtensammlung erfolgreich zu Ende bringt…

Zitat des Romans

Die Zeiten haben sich geändert, seit du mit einem einzigen arkonidischen Beiboot den Eiffelturm wegballern konntest, um etwas schlechte Laune abzulassen.

herrlich sarkastisch gibt reg thora eine breitseite

Fazit und Wertung

Ein weiteres Autorenduo teilt sich einen weiteren Aphilie-NEO und legt gleich im ersten Kapitel los wie die Feuerwehr. Als hätten sie das gut zu machen, was dem Expokratenduo in der Vorgängerroman nicht gelungen ist, nämlich Begeisterung zu entfachen. Der Erzählstrang um Percellar und Demmister hatte für mich leicht die Nase vorn, da das zwischenmenschliche Charakterspiel einfach wunderbar stimmig bei mir ankam. Ähnliches gilt aber auch für die Streithähne Reginald und Thora, wo es merklich zwischen beiden fröstelte, in Bezug auf die große Perry-Vertrauensfrage. Mit Einbeziehung der Franziskaner war es dann endgültig um mich geschehen, denn mir gefiel diese religiöse Komponente sehr. Vor allem M(ater)utter Ironside und das Wortspiel mit der Nuntiatur haben mir imponiert. Auch auf Metaebene, da ich zu Nachforschungen verleitet wurde, die mich einige Zeit wissensgewinnend beanspruchten. Da die Pläne von Reg und Thora zu sehr von einer Mission aus der Revolution-Staffel inspiriert wurden bzw. dieser sehr stark ähnelten, war ich zwischenzeitlich wieder etwas ernüchtert. Dieser Zustand hielt aber nicht lange an, da mich das fulminante Abschlussfeuerwerk restlos begeistern konnte. Bei den einen gehts gleich um die Zerstörung ganzer Galaxien, bei NEO begnügt man sich bei dem Beseitigen von Wahrzeichen. Reg reiht sich in dieser Disziplin hinter Thora ein und sollte künftig mit spöttischen Bemerkungen lieber hinterm Berg halten 😉 Nach kurzem Zwischentief lenken Kai Hirdt und Dietmar Schmidt das Schiff wieder in turbulente Lesegewässer, aus denen mein weichgespülter Daumen steil nach oben ragt.

Review: Perry Rhodan NEO 314 – Vergeltungsschlag
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