Handlung
Betty Toufry forscht auf dem Mars an den Santor, im Auftrag der Terranischen Union. Der pflanzliche Halbschläfer Phylior tritt mit ihr gedanklich in Kontakt, reißt die Mutantin unsanft aus ihrer realen Welt heraus und erzählt ihr seine Lebensgeschichte. Sie erfährt dabei viel über die spirituellen Wesen und deren Aufgabe als Lebensbringer und Reiniger der toten Welten, die sie als Mitglieder der Allianz bereisen. Zwischen dem Wohltäter und einer weiteren Goldenen, Cyra Abina, kommt es wegen Phylior zum Kompetenzgerangel. Pyhlior und sein Helfer Paal’chck finden in gespeicherten Aufzeichnungen Informationen über die Herkunft der Santor, die aus der Riofe Rohn hervorgegangen sind. Dieser aggressive Pflanzenverbund stammt aus einem Paralleluniversum und hat in der Vergangenheit viel Schuld auf sich geladen, die zu sühnen Phylior als empathischer „Grüner“ sofort bereit ist. Der Avitio überzeugt mit seiner empathischen Fähigkeit auch bald den Wohltäter Pranav Ketar und dieser schickt die Santor auf eine letzte Mission, nach deren Erfolg er ihnen das Versprechen gibt, sie von den Sünden ihrer Vergangenheit frei zu sprechen. Seit der erfolgreichen Beseitigung des Wartape-Artefaktes ist Phylior ein geachteter Avitio, der von seinem roten Bruder Ianis gewarnt wird, den Goldenen nicht zu trauen. Es gilt ein Wartape-Artefakt zu verschieben, was den Santor nur im Kollektiv gelingen kann. Doch Phylior ersinnt eine List, um sich und sein Volk zu retten und die Verschiebung zu manipulieren. Paal’chck verrät das Vorhaben an Cyra Abina, die im Gegenzug das Überleben der Santor verspricht, wenn sie das Watape-Artefakt erfolgreich verschieben. Phylior glaubt ihr und nutzt seine Empathiegabe, um die anderen Santor von der Glaubwürdigkeit der Goldenen zu überzeugen. Beim großen Showdown hält Cyra ihr Versprechen ein und teleportiert ihre gutgläubigen Helfer auf den Mars, wo sie tief im inneren des Planeten von den Menschen gefunden werden. In ferner Zukunft, die noch genau definiert werden muss.
Der Naat Torread und der Mensch Conrad Deringhouse treten das erste gemischte Schiffskommando in der Geschichte der Terranischen Union an. Mit der AL’EOLD sollen sie ein Frühwarnsystem aus Warnbojen installieren, was von Torread aber vorrangig als Maßnahme gesehen wird, die Mannschaft zu testen. Die überwiegend aus Rekruten bestehende Besatzung soll sich auf interstellarem Einsatzfeld bewähren. Im Arkturus-System werden sie von einer projizierten Riesenschlange empfangen, deren Sendequelle die AL’EOLD ausfindig machen muss, um einen potentiellen Schaden von der Menschheit abzuwenden. Der Planet Arktur I liegt unter zwei Kuppeln, die von den feuerspeienden Riesenschlangen bewacht werden. Mit einem gewagten Manöver überlastet Deringhouse die Schutzschirme und gemeinsam mit Torread stranden die beiden auf der paradiesischen Welt Arktur I, wo sie auf die Santor treffen. Sie verfolgen das Funksignal zu einem Handsendegerät und befreien die halb verschüttete Cyra Abina aus ihrem Pflanzengefängnis, worin die Goldene offenbar eine sehr lange Zeit eingesperrt war. Torread überreicht Cyra eine perlenbesetzte Spange, die er im Höhlengang gefunden hat. Diese dient ihr als Mentalkraftverstärker, mit deren Hilfe sie Unterstützung herbeirufen will. Da schnappt unerwartet die Falle von Pranav Ketar zu, der die Spange manipuliert hatte. Dadurch ist der Untergang der Halbschläfer und ihrer Helfersvölker besiegelt. Torread und Deringhouse werden mit Traktorstrahlen erfolgreich zurück an Bord der AL’EOLD geholt und verschwinden schleunigst aus dem gefährlichen Raumsektor.
Meinung
Michelangelo. Neu interpretiert. Ein Terraner und ein Naat schauen ehrfürchtig auf eine goldene Hand, die von oben durchs Erdreich bricht und das Duo zu greifen droht. Wobei die beiden von einem geheimnisvollen Licht beschienen werden. Die unterirdische Kulisse wird durch die Farbenwahl perfekt in Szene gesetzt. Ein sehr ungewöhnliches Kunstwerk, das zu einem nicht minder ungewöhnlichen Roman sehr gut passt. Inwiefern ungewöhnlich?
Nun, der Roman startet mit einer esoterischen Reise in die Tiefen des Universums. Aus Sicht des geheimnisvollen Halbschläfers Phylior vom Mars, der ungefragt in Betty Toufrys Gedanken eindringt, um sich ihr stellvertretend für die Menschheit zu erklären. Sie lernt während ihres spirituellen Ausflugs enorm viel über die fremdartigen Pflanzenwesen kennen, die sich selbst als bevorteilt und die Tierischen (Menschen) als weniger privilegiert ansehen. Die Bauherren des Neubeginns reinigen tote Welten im Auftrag der Allianz, sodass neues Leben auf ihnen entstehen kann. Sie sind durch ihr Wurzelkonstrukt theoretisch unsterblich, da nur ihre überirdischen Körper absterben, ihre Basis aber erhalten bleibt. Der bedingt emotionsfähige Santor Phylior erzählt Betty über seine faszinierende Reise in der WELTENSAAT. Dabei lernt die Mutantin verwirrend viele neue Spezies kennen, deren Eindrücke und Erlebnisse dann wiederum sehr verwirrend auf mich selbst einprasselten. Auch aufgrund des übertrieben exzessiven Namedroppings, das in dieser Form einfach nur nervte. Dadurch fehlte mir von vornherein die gedankliche Zugänglichkeit auf die Geschehnisse, was sich auf den gesamten Handlungsstrang negativ auswirkte. Mit jeder Umblendung auf die andere Handlungsebene verlor ich mich danach wieder in zahllosen neuen Fragen. Ein Teufelskreis.
Immerhin blieb hängen, dass die Santor aufgrund ihrer Konstitution auf Helfer angewiesen sind, die als eine Art Gärtner fungieren. Die Chi’quan pflanzen die Santor um, damit sie ihr fruchtbares Werk verrichten können. Während die Lazan als semimaterielle Energieschwimmer ein Hauptbestandteil der WELTENSAAT waren und die Geschicke oberhalb der Wahrnehmungskraft der übrigen Alliierten lenkten. An der Spitze der WELTENSAAT stand der Wohltäter Pranav Ketar und eine weitere Goldene, Cyra Abina, mischte auch noch mit. Zur Romanhalbzeit lässt sich für mich resümieren, dass mir aufgrund des anstrengend intensiven Namedroppings jeglicher Spaß abging, was die Geschichte der WELTENSAAT betrifft. Abwechslung bot da nur die regelmäßige Blende auf den anderen Part der Geschichte. Die bodenständigere und viel spannendere zweite Handlungsebene erzählte die aufkeimende Zusammenarbeit zwischen Naats und Menschen. Torread durften wir bereits in den vergangenen Romanen erleben und konnten dadurch ein paar seiner wichtigsten Wesenszüge kennenlernen. Conrad Deringhouse dagegen ist bislang eher als eine Art Hauptnebencharakter aufgetreten, was im aktuellen Heft ein jähes Ende findet. Sein beruflicher Werdegang nimmt ab hier nämlich ordentlich Tempo auf. Im Verlauf der nächsten Staffeln sollte er dann zu einer wichtigen Hauptfigur innerhalb der langen NEO-Historie werden. Eine seiner herausragenden Fähigkeiten findet bereits hier ihren Nutzen. Deringhouse respektiert seine Gesprächspartner grundsätzlich und erlangt dadurch auch von seinem Gegenüber die gebotene Anerkennung. Mit seiner empathischen Art kann er dadurch direkt bei Torread punkten. Was bei einem Naat ein großes Kunststück ist, aber Conrad spielerisch gelingt, als er mit seinem halsbrecherischen Schirmzerstörungsmanöver speziesübergreifende Brücken baut.
Da Alexander Huiskes mit einer riesigen und unübersichtlichen Masse an unbekannten Spezies um sich geworfen hat, wurde mir der Roman an vielen Stellen zu anstrengend. Zumal das Namedropping nicht notwendig gewesen wäre, wenn man bedenkt, dass die beteiligten Völker mit dem Schlusssatz schnurstracks in Ablage „P“ gewandert sind. Wie die Fäden im letzten Romanviertel zusammengeführt wurden, hat mir dank des flüssigen Übergangs in die Gegenwartshandlung, sehr behagt. Da die Auslöschung der Santor bereits früh angekündigt wurde, nahm dies der Spannung ordentlich Wind aus den Segeln. Das perfide Spiel des „Wohltäters“ und seine akribisch vorbereitete Falle glich diesen Fakt allerdings wieder aus. Wer sind die Goldenen eigentlich und welchen Stellenwert haben sie im Spiel der galaktischen Mächte? Was hat es mit den Watape-Artefakten auf sich, die mehrfach im Roman für wohligen Grusel sorgten? Werden Torread und Deringhouse künftig weiter miteinander arbeiten und ihre aufkeimende Freundschaft weiter pflegen? Vieles bleibt offen. Letztlich auch die Frage, welche Erkenntnisse der geneigte Leser aus dem Romangeschehen weiter im Gedächtnis behalten sollte.
Zitat des Romans
Auf diesen Deal geht Adams bestimmt ein. ‚Tausche Raumschiff gegen Planet‘, das ist das Schnäppchen des Jahrhunderts!
Cyr aescunnar feixt aufgrund des grosszügigen Angebots der santor, was letztlich -aus gründen- nicht mehr zustande kam.
Fazit und Wertung
Ich muss gestehen, dass ich diesen Roman spätestens nach der Hälfte enttäuscht ins Regal zurückgestellt hätte, wenn mich der Handlungsteil auf Arktur I nicht so mitreißen hätte können. Selten zuvor gab es für mich ein derart riesiges Qualitätsgefälle innerhalb eines einzelnen NEOs zu bemängeln. Zwischen solider Unterhaltung und überwiegend langweiliger und ausgedehnter Biologiestunde lagen sprichwörtlich Welten. Die interessanten Erkenntnisse über Riofe Rohn und die aus ihr hervorgegangenen Santor wurden vom Autor zwar höchst interessant und leicht gruselig geschildert. Dennoch diente der Roman offenbar nur dazu, die Goldenen als mysteriöse Macht im Hintergrund zu positionieren. Die Santor und ihre Helfersvölker wurden dadurch zu Statisten degradiert. Die esoterisch angehauchte Biologiestunde konnte mir keine großen Lesejubelstürme entlocken. Für mich ein ziemlich anstrengend zu lesender Beitrag innerhalb der laufenden 12er-Staffel. Daher bekommt der Roman von mir lediglich einen frisch gepflanzten grünen Daumen in Neutralstellung.