Handlung

Auf dem Mehandorraumer HETH-KAPERK geht die Reise, für die Gruppe um Perry Rhodan, weiter Richtung Hela Ariela. Ein Maschinenschaden zwingt das Schiff zu einem Zwischenstopp in der Werft Trebola. Der Halbarkonide und Fürsorger Quetain Oktor erhält auf Trebola eine Audienz bei Erzfürst Vidaarm, dem obersten Trebolaner. Das unzufriedene Spinnenvolk leidet an der Unterdrückung durch den Robotregenten und die Audienz endet mit einem Rauswurf des arkonidischen Vertreters, da dieser ihnen keine weiteren Zugeständnisse machen will. Der Trebolaner Je-Ron-Tia forscht seit langer Zeit an einem Artefakt der Goldenen, das einmal aktiviert einen rätselhaften fünfdimensionalen Impuls ausgestoßen hatte und seitdem nicht mehr wieder zu erwecken war. Als die HETH-KAPERK im Sternennetz ankert, will Je-Ron-Tia einen letzten Versuch wagen, doch noch zu Ruhm und Ehre zu gelangen und schmiedet einen Plan.

Quetain Oktor findet mit seiner robotischen Assistentin Kaprisi über Videoholo-Überwachung heraus, dass ein Neuankömmling ein ebensolches Ei um den Hals hängen hat, wie Erzfürst Vidaarm. Der Abtrünnige Je-Ron-Tia kontaktiert Crest beim Besuch des historischen Panoptikums, wo sein Artefakt mit dem Zellaktivator interagiert und damit beginnt, eine Videobotschaft von Thora abzuspielen. Kurzentschlossen schlägt ihn der Treboraner bewusstlos und flieht mit seinem eingesponnenen Opfer aus dem Museum. Sergh da Teffron, rechte Hand des Regenten, befiehlt Quetain Oktor, das Szepter des trebolanischen Anführers in seinen Besitz zu bringen. Eine vorgeschobene Grenzpatrouille wird in Marsch gesetzt, um die diplomatischen Konsequenzen mit militärischer Gewalt niederzuschlagen. Televisorin Ishy Matsu gelingt es, die Geschehnisse im Panoptikum zu rekonstruieren. Die Gruppe um Perry Rhodan macht sich auf die Suche nach dem alten Arkoniden, jäh unterbrochen durch einen arkonidischen Zugriff, da Atlan zuvor die Einladung von Fürsorger Oktor ausgeschlagen hatte. Iwan Goratschin lässt die Netzknoten der Arachnoiden in Flammen aufgehen und sichert der Gruppe damit die Flucht. In größter Bedrängnis erhalten sie überraschend Hilfe von den Trebolanern um Ril-Omh-Er.

Dieser gewährt ihnen eine Audienz bei Vidaarm, wo sie unerwartet auf Crest und seinen Entführer treffen und eine Aussprache beider Seiten zu verblüffenden Erkenntnissen führt. Nachdem die Trebolaner entschieden hatten, ihnen zu vertrauen, schmiedet Perry Rhodan mit Ril-Omh-Er ein Bündnis zur beidseitigen Unterstützung. Vidaarm ist bereits seit langer Zeit tot und Ril-Omh-Er und seine Gefolgsleute hatten das Schauspiel durchgezogen, um den brüchigen Frieden nicht zu gefährden. Die Zellaktivatoren kommen zur Sprache und um das Geheimnis der Goldenen zu ergründen, entschließen sich beide Parteien zum Flug nach Khebur, wo die Goldenen einstmals in Erscheinung traten. Der Kämmerer und Vertreter der Priesterschaft Kor-Ach-Ett sucht Quetain Oktor auf, um Perry Rhodan und sein Gefolge zu verraten, als Gegenleistung für technischen Fortschritt im Raumschiffsektor. Hinter aller Rücken haben die Trebolaner, um ihren tatsächlichen Anführer, die HIS-KEM-IR gebaut. Das sehr leistungsstarke und gut ausgestattete Schiff gelangt unbehelligt zum unbewohnten zweiten Planeten des Systems. Bevor sie das Heiligtum besuchen können, um Antworten auf ihre Fragen zu erhalten, rückt der arkonidische Flottenverband auf das System vor. Um die Koordinaten der Basis nicht zu gefährden, befiehlt Ril-Omh-Er einen Alarmstart und die HIS-KEM-IR springt aus der Gefahrenzone. Um seiner Strafe durch Sergh da Teffron zu entgehen, spielt Quetain Oktor das vereinbarte Spiel mit und übergibt einem Naat der Angriffstruppen das goldene Zepter. Ein in Gips gegossenes Kunstwerk in Eierform, das über Jahrhunderte alle Trebolaner genarrt hatte.

Meinung

Das Titelbild fängt die Romanhandlung toll ein und gibt sie in wunderschönen Blautönen wieder. Die Raumstation sieht meinem gedanklichen Gespinst der Mehandor über Snowman sehr ähnlich, da die spinnennetzartige Konstruktion einfach hervorragend visualisiert wurde und somit der Story gerecht wird. Von den unendlichen Weiten des Weltalls und ihren grandiosen Optiken im Hintergrund, musste ich mich fast mit Gewalt los reißen, um das Debüt von Oliver Plaschka im NEO-Versum gebührend zu feiern.

Das Spinnenvolk der Trebolaner sorgt nicht bei allen Passagieren der HETH-KAPERK für staunende Gesichter. Die Arachnophobie von Ishi Matsu schlägt voll durch und nicht jedem gefällt die geringere Schwerkraft auf Trebola. Das Pärchen Matsu / Goratschin sorgte bei mir gleich zu Beginn für einige Schmunzler. Auf der einen Seite steht der verliebte Zünder mit ausgeprägtem Beschützerinstikt, auf der anderen Seite leidet die mental sonst so starke Ishi Matsu an nachvollziehbarer Todesangst. Die Japanerin darf allerdings aus Sicherheitsgründen nicht zurück an Bord bleiben, sondern muss mit auf “Landurlaub” gehen. Eine Horrorvorstellung, die mich ein wenig Mitleid empfinden ließ. Stark geschrieben. Mit dem mystischen Auftritt von Je-Ron-Tia punktete Oliver Plaschka gleich doppelt, da ziemlich schnell klar wurde, dass sein Kurzauftritt noch Folgen haben würde. Dem Element Spannung gab dieser Teaser einen starken Schubs, den Rest besorgte die Nennung der Begriffe “Artefakt” und “Die Goldenen” von ganz alleine. Ein sehr starker Romanauftakt, mit noch stärkeren Charakteren!

Die Ankunft der beeindruckend großen Gruppe um Perry Rhodan wurde von Oliver Plaschka sehr bildgewaltig beschrieben. Anfangs machte das Pacing nicht viel her. Der Fokus lag ganz eindeutig auf dem außerordentlich guten Weltenbau, der mein Kopfkino reichlich mit Bildmaterial fütterte. Nachts im Museum wurde alles anders. Die Ereignisse überschlagen sich, Crests Zellaktivator löst das trebolanische Artefakt aus, an dem der Trebolanerforscher Je-Ron-Tia sich jahrelang umsonst die Spinnenfäden abgerissen hatte. Sergh da Teffron, Oberbösewicht auf Ego-Trip, schickt seine Truppen, um den Zellaktivator vom Trebolanerfürsten Vidaarm an sich zu bringen. Natürlich lässt der armselige Psychopath die Drecksarbeit von Quetain Oktor verrichten. Der als Halbarkonide glücklich sein muss, überhaupt als würdig empfunden zu werden, ein höheres Amt auszuüben. Die arkonidischen Herrschaftsstrukturen werden schön detailliert aufgedröselt und offenbaren mir als Leser ihre ganze Andersartigkeit. Um nicht gar von Abartigkeit zu sprechen, denn der Regent erinnert mich frappierend an einen SS-Offizier, der bei allen völkerrechtlichen Konsequenzen nur auf seinem Vorteil bedacht ist und dafür über zahllose Leichen geht. Leben ist nichts wert, außer es hat einen Wert für einen, mit allen Befugnissen ausgestatteten, Tyrannen. Ekliger Typ, toll charakterisiert.

Endlich gibt es Neuigkeiten von Thora. Sehr zur Freude von Crest, aber auch zu seinem Entsetzen, da Thora in Schwierigkeiten steckt. Ohne dass ihr Ziehvater etwas an ihrer Situation ändern könnte, da das Videomaterial fehlerhaft ist. Damit wird der Handlungsstrang um Callibso, Ernst Ellert und Thora wieder in den Fokus zurück geholt. Gerade jetzt, wo Perry den Reizen Belinkhars erlegen ist, rückt “seine” Thora wieder ins Rampenlicht. Schicksal?! Das recht lange Kapitel und der sehr interessante Dialog zwischen Crest und seinem verzweifelten Entführer Je-Ron-Tia, bildeten für mich das Glanzstück des Romans. Die Notlösung rang mir ein Lachen ab. Im wahrsten Sinn des Wortes, löste der Trebolaner Crest die Zunge. Mit einer Injektion aus Hochprozentigem, die einen Bullen aus den Latschen kippen lassen würde. Zellaktivator sei Dank bekommt der alte Arkonide schnell wieder die Füße auf den Boden. Zu köstlich! ES und die Goldenen bildeten das Kerninteresse, die Scharade um Vidaarm den Schocker des Romans. Dass der eigentliche Herrscher schon seit langer Zeit nur noch vorgeblich regieren würde und tatsächlich schon lange das Zeitliche gesegnet hatte, kam für mich völlig unerwartet. Die mystische Prise rund um ES und die Goldenen hielten die Spannung konstant aufrecht. Neben der persönlich für Perry und Crest essentiellen Spurensuche nach Thora und der enorm wichtigen Spurenverwischungsaktion im Epetran-Archiv rückt mit Hauptquest Nummer Drei die vertagte Ergründung der Geheimnisse der Goldenen und ES in den weiteren Fokus. Perry wird, so viel sei gespoilert, noch sehr lange mit allen seinen (selbst) auferlegten Aufgaben beschäftigt sein.

Zitat des Romans

Die verflixten Spinnen! Er ist ihnen ins Netz gegangen.

ishy matsu entlockt atlan ein lachen, aufgrund der bildhaften wortwahl

Fazit und Wertung

Ein guter Roman, der hauptsächlich von seiner mystischen Spannung lebt, die rund um die Goldenen und ES aufgebaut wurde. Ansonsten war es das alte Spiel um üblen Verrat und die damit einhergehenden Verwicklungen, die den Großteil der Handlung bestimmten. Gewürzt mit dem Schocker um Vidaarm und dem längst überfälligen Lebenszeichen von Thora, das Perry Rhodans Hormonhaushalt ordentlich durcheinander wirbelte. Der bildgewaltige Weltenbau, eine ordentliche Portion Sense-of-Wonder, tolle Dialoge -vor allem zwischen Crest und seinem Entführer- und die konstante Spannung, sorgten für einige schöne Lesestunden. Die Auflösung der jahrhundertelangen Maskerade hat mich überzeugen können und bildete einen harmonischen Abschluss des gesamten Plots. Mein spinnenseidefreier Daumen taucht im Alarmstart aus den sagenumwobenen Tiefen von Trebola auf und prophezeit goldene Zeiten für die NEO-Serie. Für mich ein guter NEO, aber Marc A. Herren’s Nr. 41 kann er nicht das Wasser reichen.

Classic Review: Perry Rhodan NEO 42 – Welt aus Seide
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