Handlung
Thomas Rhodan da Zoltral erwacht nach seiner ungewollten Jungbrunnenimpfung mit aphilischen Nebenwirkungen im Gedankenapparat. Die Lichter des Friedens und der Vernunft ziehen ihre Truppen zurück, um sich neu aufzustellen. Tom erahnt, dass Tag X gekommen ist und Catron den ganz großen Coup durchziehen will, wodurch Milliarden Zerebra ihren Besitzer wechseln sollen. Die Capillare als Transportmöglichkeit scheiden aus, hierfür hat Catron die BASIS bauen lassen, ein als Asteroid getarntes Riesenschiff. Perry konferiert mit seinen Verbündeten und alle sind sich einig, dass die BASIS lahm gelegt werden muss, um die Menschheit zu retten. Dafür benötigen sie die BASIS-Konstruktionspläne von der am Bau beteiligten Firma TecQuando, die das Duo Leibnitz/Monade aus ihrer widerspenstigen Kontaktfrau herauspresst. Mit den allerdings unvollständigen Informationen geht das Einsatzteam an Bord der PERLENTAUCHER, die einen Routineversorgungsflug auf die BASIS fliegt und dort unbehelligt einschleusen kann.
Währenddessen zeigt die staatliche Propaganda der Regierung Wirkung und die Menschen legen sich, vom Versprechen des ewigen Lebens geleitet, freiwillig unters Messer. Sergio und Sylvia versuchen verzweifelt, ihre Daten ins mittlerweile blockierte Mesh einzuspeisen. Die von Leibnitz zum Team hinzugerufenen Posbis Sforzando und Staccato, sollen zwei der riesigen Säulen in die Luft sprengen, in denen Catron zwanzig Milliarden Gehirne ins Zentrum von M87 transportieren will. Der Avatar von Demeter Hamiller kommt Perry mit ausführlichen Bauplänen zu Hilfe. Staccato fungiert als Bombe und sprengt sich am Zielobjekt in die Luft, was Trevor Casalle aber vorhergesehen hat und ihnen die Zwecklosigkeit der Aktion per Funk verkündet. Auf der Erde läuft ein Geheimplan von Catron an, der darin besteht, die Erde komplett abzuriegeln, wodurch der von Sylvia und Sergio verursachte Aufruhr zunichte gemacht wird. Eine Armada aus Raumschiffen und Robotern bestreicht den Planeten flächendeckend mit Paralysestrahlen, um so an die Gehirne der bewegungsunfähigen Menschen zu gelangen.
HAMILLER nutzt eine Unachtsamkeit von Trevor Casalle aus, der die Funksperre fallen gelassen hat, um Perry zu kontaktieren. Dadurch gelingt es der Bord-KI, die Kontrolle über die mächtige Bordflotte der BASIS zu erlangen. Monade und Leibnitz bilden mit dem verbliebenen Posbi Sforzando eine Relaiskette und unterstützen zusätzlich. Mit der mächtigen Flotte im Rücken, wagt die PERLENTAUCHER den Angriff auf die terranische Übermacht. Die aphilischen Raumer drohen zu gewinnen, als der Fragmentraumer der Bakmáatu seine Existenz zum Schutz der BASIS-Flotte aushaucht. Die Trümmer drohen auf den Mond zu stürzen, als Leibnitz die Befreiung von NATHAN verkündet, der sofort die Kontrolle über sämtliche Raumschiffe und Roboter übernommen hat. Auf beiden Seiten. Perry war nur der Lockvogel und wurde hintergangen. Trevor Casalle bleibt weiterhin entspannt und lässt die Immunen im Glauben über ihren vermeintlichen Sieg. Dabei hat er doch noch den Trumpf in der Hinterhand und dabei den Mars im Fokus.
Meinung
Neben dem französisch-yaanztronischen Flair von NEO Nr. 315 ist das aktuelle Cover für mich das Highlight Nombre Deux der Staffel. Und hebt damit den Daumenschnitt klar nach oben an. Die farbliche Gestaltung hebt sich von den tristen Brauntönen der Staffel wohltuend ab. Die Erde dominiert mit ihrer ganzen Pracht den Hintergrund, während auf dem Mond die Lage eskaliert und eine zünftige Raumschlacht tobt. Mega finde ich, dass der blaue Planet von seiner Schattenseite äääh Nachtseite gezeigt wird, was beleuchtungstechnisch einfach cool ausschaut.
Wow. In Kapitel 4 haut Rüdiger Schäfer die Antworten auf dutzende Fragen raus, die wir NEO-Fans uns seit langer langer Zeit zu den Hintergründen stellen. In Form einer langen Unterhaltung zwischen Tom, Thora und Perry wird uns die ganze Tragweite des Catron-Plans offenbart. Auf rund sieben kosmisch vollgepackten Seiten Sense of Wonder erfahren wir, dass Catron bereits seit Beginn der Erzählungen die Fäden im Background gezogen hat. Uff. Liduuri, Memeter, Halatium, Catron blutet. Tripple-Uff. Die BASIS wurde als Transportvehikel für den großen Hirncoup gebaut und als Asteroid getarnt. Ein legendäres Schiff der Erstauflage ist damit auch in NEO angekommen und hoffentlich genau so langlebig unterwegs wie ihr großes Vorbild. Vieles reiht sich logisch ein und klärt darüber auf, was in den letzten paarunddutzend Romanen unbeantwortet geblieben ist. In einem Kapitel. Auf rund sieben Seiten. Respekt. Galaktisch guter Brainfuck von Rüdiger Schäfer zum Auftakt!
Demmister und Percellar werden von Perry auf der Erde gelassen und dürfen nicht mit zur BASIS, was die beiden verklemmten Verliebten zu weiteren, zwischenmenschlichen Peinlichkeiten, verleitet. Alles Kopfsache, hauptsächlich bei Sergio. Aber wer würde zwischen so vielen Gehirnen nicht auch ganz wuschig werden und keine ordentliche Konversation mehr führen können?! Kann ich ihm nicht verübeln, dass die Synapsen ihren Job da nur marginal durchführen konnten. Aber zumindest bei Sylvia macht es endlich Klick und sie erkennt den Stellenwert, den ihr Sergio in ihrem Leben mittlerweile eingenommen hat. Na endlich!
Rüdiger Schäfer knöpfte sich in Kapitel 10 die heutige Gesellschaft vor und erklärt in einer kurzen Biologieeinheit den Energiebedarf eines unter Volllast arbeitenden Denkapparats. Nur gut, dass diese biologisch schwer belastende Zone -und ich rede nicht von der Rakkor-Grenze- bei vielen wohl nie erreicht werden wird. Im beruflichen Alltag zumindest. Je nach Berufsgruppe ist das sogar völlig ausgeschlossen. Mein Blick geht gen Berlin. Aber zurück zur Geschichte! Ich schweife ab.
Wie Rüdiger Schäfer auch, der im Mittelteil etwas zu stark auf die Spannungsbremse getreten hat. Sowohl die Missionsvorbereitung und Durchführung der PERLENTAUCHER, als auch die Erlebnisse unserer beiden schüchternen Turteltäubchen auf der Erde, legten ein sehr überschaubares Pacing vor. Viel Geplauder, wieder mal ne Konferenz. Dann folgte aber der Knüller schlechthin. Sechs bisher völlig unbekannte, neue Charaktere, ersetzten auf der anstehenden Mission Exo-Man Percellar und Messer-Lady Demmister. Die illustre Teamzusammenstellung wird leider nur oberflächlich begründet und wirkt auf den ersten Blick eher unüberlegt und grob fahrlässig zusammengestellt. Für einen solch brisanten Einsatz in feindlicher Umgebung ist das eine Entscheidung, die ich nicht mitgetragen hätte. Die Posbis erfüllen zumindest ihren Zweck, bei den menschlichen Begleitern ergeben sich für mich ein paar Nachfragen. Perry und Thora lassen sich fraglicherweise auf keine weiteren Diskussionen ein und verzichten stattdessen lieber auf ein eingespieltes Team, das auf der Erde verweilen soll. Das dort lediglich Unruhe im Mesh stiften soll. Ich bin sicher, das hätte das Neulingsquartett auch fertig bekommen.
Rüdiger Schäfer hielt die überwältigende Größe der BASIS sehr bild- und ausdrucksstark fest. Fast ehrfurchtsvoll streifte ich in Gedanken durch die riesigen Hangars und Anlagen dieser gigantischen Konstruktion. Und einmal mehr kam in mir ein nur schwer zu unterdrückender Gedanke auf, der mir wieder vor Augen führte, dass mein Kindheitstraum nur mit Science-Fiction-Literatur befriedigt werden würde. Und dass es in diesem Leben eine Utopie bleiben wird, den Weg zu den Sternen mit dem eigenen Körper anzutreten. Dieses Sternenweh überwältigte mich in der BASIS und ließ mich wohlig schaudern. Und ein wenig auch der Neid auf Perry Rhodan, dem dieses interstellare Geschenk gemacht wurde, durch die endlosen Weiten dieses Bauwerks schlendern zu dürfen. Aber halt! Er ist doch nur eine Romanfigur. Die Grenzen verschwammen zusehends zwischen Realität und Fiktion. Im Gedächtnis bleibt ein äußerst immersiver Ausflug, der mir gleichzeitig riesigen Spaß und grenzenlose Ehrfurcht bescherte. Dazu trug auch die Personalie Demeter bei, die passenderweise mit der BASIS im NEOversum eingetroffen ist. Die den Technikfreunden ein Schmankerl im Gepäck mitbringt. Ob der intergalaktische Dimetrans-Antrieb noch von sich hören lassen wird, wird sich möglicherweise schon in der nächsten Staffel zeigen. Da geht es nämlich tief ins All hinaus und was käme da gelegener, als ein neues technisches Spielzeug, das Rekordsprünge ermöglichen könnte?!
Zitat des Romans
Du bist die Sahnetorte mit der Kirsche obendrauf! Die Schokolade sind die Gehirne anderer Menschen.
dank catron fühlt sich perry als hauptbestandteil einer schwarzwälder kirschtorte
Fazit und Wertung
20 Milliarden! Nicht hundert Millionen Jahre wie beim Chronopulsfinale oder zweihundert Millionen Lichtjahre, wie jüngst in der Hauptserie. Es wird die kosmische Gigasuperlative bemüht. Und das gefiel mir richtig richtig gut! Die BASIS hat mich ehrfürchtig vor den unfassbaren Dimensionen werden lassen, in deren Schatten die Menschheit mittlerweile wandelt. Ein etwas spannungsarmer Mittelteil und eine sehr fragwürdige Teamzusammensetzung dämpften meine Euphorie leicht. Ansonsten war das aber ein wunderbar stimmiges Abenteuer, das Sylvia endlich die Augen öffnete und mir den Mund vor staunen offen stehen ließ. Mehr Sense of Wonder geht nicht! Alles lief zwischenzeitlich auf ein altbekanntes Infiltrationsszenario in der BASIS und eine typisch terranische Dateneinspeisungsaktion auf der Erde hinaus und am Ende kam dann doch alles komplett anders. Der kreative Plottwist hat mich restlos begeistert und mir ein Vorfinale Furioso geschenkt. Wenn Rainer Schorm im Abschlussband ebenso genial nachlegt, wird diese Staffel für mich ewig in Erinnerung bleiben. Auch wegen der sympathischen Protagonisten und den intelligent eingestreuten Einweg-und Mehrwegcharakteren. Nicht zuletzt Demeter Hamiller, die mir kribbelnde Finger beim Umblättern bescherte und flächendeckend Gänsehaut on top. Wahnsinn! Für Freunde einer zünftigen Raumschlacht gab es auch Grund zur Freude. Toller Roman. Fünf von fünf Ultraschlachtschiffen starten aus dem Hangar der BASIS, um die Menschheit vor Catrons geisteskrankem Plan zu retten! Mein unparalysierter Daumen steigt steil von der Erdoberfläche auf und durchbohrt erfolgreich die Phalanx der aphilischen Besatzer.