Handlung

Icho Tolot gerät mit seiner DOLAN in die Fänge des Planeten Amber und den gewaltigen Anziehungskräften des schwarzen Lochs in Messier 87. Während der Haluter sich aus der Misere zu befreien versucht und auf einem Raumschiffsfriedhof einen toten Loower findet, erzählt der paralysierte Oogh at Tarkan seine dramatische Geschichte als Kommandant der NARGA PUUR, dem sogenannten KLOTZ. Nach dem Zusammenstoß mit einem unbekannten Objekt, kann der Kartane aus der Dimensionsfalle entkommen, in der die NARGA PUUR festsitzt. Die BASIS entdeckt unterdessen durch Fernortung ein einzelnes Objekt, das sich ihnen nähert. Dessen fremdartige Energiesignaturen verleiten Perry Rhodan zur vorsorglichen Einnahme einer geschützten Warteposition in der Nähe des Riesensterns Kargronnd. Die ursprüngliche Schiffsintelligenz, Taravat, geht in Präkognition und wird zu Demokrit. Beim anschließenden Hyperraumsprung kollidiert die DOLAN mit zwei Objekten und macht nach Rückkehr in den Normalraum Bekanntschaft mit den Skoars, die für diese tödlich endet. Nach einer weiteren Transition treffen die BASIS und eine transformierte DOLAN zusammen. Oogh at Tarkan hat nur ein Ziel. Die NARGA PUUR aus ihrem Gefängnis zu befreien, in der sie seit vielen Millionen Jahren festsitzt. Dafür benötigt er die BASIS und den Tesserakt. Demokrit und Icho Tolot finden heraus, dass die NARGA PUUR vor Millionen Jahren mit keinem geringeren Schiff als der SOL kollidiert war.

Meinung

Stargate trifft Haluter. Optischer Ersteindruck. Der sehr schöne Lichteffekt hat meinen Fokus vordergründig von dem ungelenk wirkenden Haluter abgelenkt. Da Icho Tolot zurück im Handlungsgeschehen ist, gehe ich von aus, dass ihm die Titelbildehre verliehen wurde. Seine anatomisch unglücklich angeordneten Stummelärmchen sind allerdings auch visuell kein Schmankerl. Als Gesamtwerk bin ich ganz angetan vom Cover, aufgrund schöner Farb- und Lichteffekte. Mit der Darstellung von Icho Tolot hadere ich. Zumal ich keine „drei riesige, düsterrote Augen“ (Kapitel 1) ausmachen konnte. Selbst mit Zoomstufe unendlich sehe ich da nur drei schwach schimmernde, ansatzweise rote und vor allem sehr drollige und lustig dreinblickende Äugchen. Augenzwinkernd betrachtet kann man das Titelbild durchaus als gelungen bezeichnen. Damit wende ich aber den Blick von der Metaebene ab und komme zum Romaninhalt.

Icho Tolot ist zurück! Nachdem uns Marie Erikson im letzten Roman eine Neuauflage des Naupaum-Trios geschenkt hatte, überrascht uns Rainer Schorm diese Woche mit dem allseits beliebten Haluter. Fehlt im nächsten Heft eigentlich nur noch Atlan und seine thetisische Giftspritzerin. Möglicherweise wird ja auch Atlan ohne Mirona zum neuen Motto. Da könnte man ja fast ne Serienauskopplung draus machen. Was zum Gronk! Aber zurück zum Handlungsgeschehen. Thalosinterpreter Tolot erhält seine höchsteigene Monade. In stark abgespeckter Form. Die Schiffsintelligenz Taravat befindet sich in ihrer Transformationsphase und will künftig Demokrit genannt werden. Und das muss standesgemäß gefeiert werden. Als „Geschenk“ wird Tolot ein Zwerghaluter namens Thales überreicht. Bevor ich jetzt auch noch zu philosophieren anfange, setze ich hier mal einen Schnitt und bedaure Icho Tolot zutiefst. Selbst Pumuckl ist weniger nervig als dieser Abklatsch einer Schiffsintelligenz. Während an anderer Stelle die Miezekatze Oogh at Tarkan seine Lebensgeschichte im Delirium erzählt -das haben die Kartanen so an sich, dass man sie erst ausknocken muss, damit aus ihnen was sinnvolles raus kommt- wird bei Icho Tolot auf der ganz großen kosmischen Bühne getanzt. Diesmal ohne Magnetare, dafür mit Jetstreams aus großen schwarzen Löchern. Nun ja, Gigantismus eben. Ihr wisst schon. Hat mir sehr gefallen, aber auch dazu geführt, dass ich den Kommandanten der NAGAR PUUR zwischenzeitlich aus dem Fokus verloren hatte. Da dessen Geschichte durch die wissenschaftlich-kosmische Erzählung klar in den Hintergrund gedrängt wurde. Im weiteren Romanverlauf holte die Story um Oogh at Tarkan aber gewaltig auf.

Was mich nämlich an der Personalie Oogh at Tarkan mitten im Satz stocken ließ, war die Offenbarung seiner höchst interessanten Funktion als Kommandant der NARGA PUUR. Ein gewaltiger Uff-Moment. Der umgangssprachlich so genannte KLOTZ war in der Vergangenheit mit einem riesigen Objekt kollidiert, erfahren wir. Da kommen mir natürlich direkt Parallelen zum Chaoporter-Zyklus der Erstauflage in den Sinn, wo Chaoporter FENERIK einst mit einem Kosmokratenschiff zusammengestoßen ist. Anderes Perryversum, verblüffende Ähnlichkeiten. Nur waren es diesmal die NARGA PUUR und die SOL. Was ein Hammer im letzten Kapitel!


Auf einem Raumschifffriedhof im NEOversum findet Icho Tolot zudem seine Quasiverwandten und einen Loower. Allein das ließ aus dem Stand heraus wieder etliche Spekulationen zu. Angefangen vom Nonagonbezug und dem riesigen Planetentransmitter, der möglicherweise eine Außenstelle in M87 oder gar sein Zentrum im schwarzen Loch findet. Weiterführend könnte ich mir gut vorstellen, dass sich die Loower als die große Macht hinter Catron verbergen. Möglicherweise sind sie die Konstrukteure des Zentrums oder sogar diesen vorgesetzt. Es blieb spannend. Und wurde von Seite zu Seite kosmischer und düsterer. Wenn eine unserer Romanbesprechungen im Radio Freies Ertrus NEO Podcast demnächst wieder mal zu flapsig geraten sollte, schlage ich einfach Seite 1 von diesem Roman auf. Dann ist die gute Laune direkt wieder im Keller. Kleiner Spaß! Wir sind ja ein Piratensender und gegenüber Catrons Einfluss selbstredend immun. Das wohl! Nüchtern betrachtet ist das Werk von Rainer Schorm ein Kleinod im NEOversum. Ein zappendusterer Psycho-Weltraum-Thriller mit Happy End. Mitunter etwas zu esoterisch und über weite Strecken zäh wie Haluterhaut. Und auch ein wenig vorhersehbar. Hat man auch nicht alle Tage. Das Stelldichein der Superkumpels am Ende war höchst vergnüglich, aber hatte sich spätestens mit der Ortung dieses fremdartigen, hochtechnischen Objekts, längerfristig angekündigt.

Zitat des Romans

Ich bin vielleicht der Retter des Universums. Aber allmächtig bin ich nur ganz selten.

ein bescheidener mausbiber gucky

Einer der wenigen Stimmungsaufheller des Romans und deshalb mein liebstes Zitat.

Fazit und Wertung

Kosmisch abgehobener Psychothriller trifft auf fortgeschrittenen Geologiekurs in Weltraum-Ambiente. Ersteres traf mich völlig unvorbereitet. Gegen letzteres hätte ich nicht einen Cent gewettet. Es wäre fast schon ein Frevel gewesen, hätte Rainer Schorm nicht das komplette Periodensystem ausgepackt 😉 Die chronosphärischen Probleme, mit denen sich Icho Tolot in der Gegenwart und Oogh at Tarkan in tiefster Vergangenheit herumschlagen mussten, schufen eine düstere, zermürbende Lesestimmung. Marie Erikson gelang es in der Vorwoche mühelos, mich mit einer schönen und positiven Geschichte aufzumuntern. Rainer Schorm indes gab sich alle Mühe, jegliche aufkeimende Hoffnung bereits im Ansatz zunichte zu machen. Was keineswegs ein Vorwurf sein soll! Alle Kapitelenden vereinte halt nun mal eine absolute Hoffnungslosigkeit. Egal ob beim Kartanenstrang oder den Haluterabschnitten. Catrons dunkler Einfluß wurde sehr eindrucksvoll geschildert und schonungslos auf den Leser übertragen. Einzelne Szenen, wie der Besuch des Raumschifffriedhofs und der selbstjustiziale Eingriff des Roboters Aktanol, blieben mir schwer im Magen liegen und im Gedächtnis haften. Der Roman driftete sowohl zeitlich als auch physikalisch aus dem üblichen NEOversum heraus und hatte auf mich, mit fortschreitender Lesedauer, mehr Charakter eines Erstauflageromans. Das Werk war ingesamt nämlich ziemlich anstrengend zu lesen und nur mit voller Aufmerksamkeit auch zu verstehen. Zugegebenermaßen nicht in Gänze. Keine leichte Kost und für mich im Endergebnis zwar ein höchst informativer Roman, der aber hauptsächlich die Loower ins Spiel und Icho Tolot zurück in die Handlung bringen sollte. Und natürlich auch die SOL, die offenbar gemeinsam mit der NARGA PUUR ein Schicksal teilt. Das war insgesamt ganz nett zu lesen und dank zweier heftiger Uff-Momente bleibe ich in drei von fünf Dimensionsfallen hängen.

Review: Perry Rhodan NEO 323 – Der KLOTZ
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