Handlung

Hybris: Die verstorbene Loowerin Santhia-Pelk nimmt Perry Rhodan in seinem neuen Anzug der Distanz auf eine Reise in die tiefste Vergangenheit mit, wo er mehr erfahren soll. Perry wird Zeuge der Erschaffung Catrons und der Auslöschung der Loower in der Neunturmanlage, bedingt durch die enormen freigesetzten Energiemassen. Perry erlebt die über dreißigtausend Jahre andauernde Quest im Zeitraffer. Die Suche nach den geeigneten Neunträgern, die durch Santhia-Pelks Quellhäuschen identifiziert werden mussten, erstreckte sich über diesen riesigen Zeitraum. Die größte Angst der Loower sind die aggressiven Schatten ihrer Vorfahren, denen auch Perry in Form von Välfouerr begegnet ist. Nachdem die Neunträger vollständig in Catron aufgegangen waren, regten sich erste Zweifel in Santhia-Pelk, ob die Hinweise der Forscher vom MODUL, nicht eher eine versteckte Warnung gewesen waren.

Katharsis: Catron keimt und wächst in den Hyperraum hinein, wie von den Loowern beabsichtigt. Dabei verschlingt Catron Unmengen an Energie aus komplexen Lebewesen. Unzählige Tote gehen auf das Konto der unersättlichen Züchtung, was in diesem Ausmaß völlig unerwartet geschah. Dieses Verhalten zwingt die Loower zum Handeln. Ein Objekt der Garb wird geborgen, das als Waffe identifiziert wird und ganze Sonnen vernichten kann. Die Horden von Garbesch fallen in M87 ein und Perry erhält einen kleinen Vorgeschmack, über welche gewaltige Macht dieser Verbund verfügt. Ihr Ziel ist die Zerstörung Catrons, was misslingt. Die Labori hinterlassen eine Schneise der Verwüstung, doch Catron kann Jahrtausende später wieder zu alter Macht zurückfinden.

Gegenwart: Perry Rhodan erwacht augenscheinlich zeitverlustfrei in der Neunturmanlage. Nach einer jahrtausendelangen Reise durch die Vergangenheit, in der er zu seiner Reisebegleitung Santhia-Pelk eine sehr intensive Freundschaft aufbauen konnte.

Meinung

Furchteinflößend. Das erste Adjektiv, das mir eingefallen ist, als ich den neuen NEO, nach Verschlingen des dritten Bandes der Perry Rhodan Miniserie “Androiden”, in den Händen hielt. Verschiedene Blautöne meiner farblichen Wunschpalette konkurrieren mit unheilvoller Schwärze um die Vorherrschaft auf dem Titelbild. Ein Loower im Kampf mit einem Labori. Wird dem Romaninhalt nicht ganz gerecht, denn die Horden von Garbesch fielen mit ihren tödlichen Raumschiffen in die Heimat der Loower ein, ohne es nötig zu haben, den persönlichen Kampf zu suchen. Dirk Schulz gelang es dennoch, bereits vor dem Aufschlagen des Romans für eine angemessene Leseatmosphäre zu sorgen.

Einer von 50 Milliarden. Da kann Max Giesinger kein Lied von singen. Quellmeister sind also extrem rar und entsprechend ist uns im NEOversum über Jahre hinweg auch nur einer untergekommen. Bis, ja, bis Santhia-Pelk auftauchte. Die Reise zurück zur Konstruktion des Zentrums schlug mich vom ersten Moment an in ihren Bann. Ich liebe solche geschichtlichen Rückblenden, die enormes Wissen für Protagonist und Leserschaft offenbaren. Die Erschaffung Catrons war einer dieser mystischen Momente, die man als Leser nicht vergessen wird. Wahnsinn! Das Gefühl, auf gar keinen Fall das Buch aus den Händen legen zu wollen, stellte sich sofort bei mir ein. Wie gerne hätte ich mit dem Beobachter Perry getauscht. So etwas nenne ich Genusslesen. Sense of Wonder im Überfluss. Erklärungen im Überfluss. Zum Beispiel wird die Herkunft des Quellhäuschens von der Ursprungsbezeichnung Powehis abgeleitet: “Ursprüngliche Quelle”. Die Anzüge des Wasauchimmer erhielten ihre Regenbogenfarbe durch die enormen Energiemengen, die bei der Produktion miteinflossen. Höchst interessant auch, dass die Loowerin über das Wissen von Perry über die Quantenschatten nicht informiert war, sondern geradezu erschrocken reagierte. Ich könnte mich hier noch stundenlang auslassen. Uff. Uff. Uff.

Holla die Quantenschattenfee! Eine tolle Atmosphäre baute der gute Rainer Schorm da von Beginn an auf und machte mit der für mich perfekten Kapitelaufteilung Jagd auf die Neunträger. Höllisch spannend! Ich war ganz aus dem Häuschen. Gewissermaßen. Höchste Konzentration war vom NEO-Leser sowieso gefordert. Durchpflügen ging gar nicht bei diesem hohen Infogehalt. Ich erwischte mich des öfteren dabei, kurz innegehalten zu haben, um nochmals nachzulesen, was mir sonst durch die Lappen gegangen wäre. Ich brauchte auch die ein oder andere Pause, um ehrlich zu sein. Nachdem endlich der letzte Träger gefunden war, musste ich über Nacht nochmal alles Revue passieren lassen. Thema Kindergartenjob. Der Pflegeberuf schlechthin im Volk der Loower. Es klatscht regelmäßig, ohne dass geklatscht wird. Die Lebenserwartung ist so la la. Gleichzeitig darf der Betreuer sich nicht wehren und muss alles hinnehmen, wie es kommt. Eine tolle Stellenbeschreibung? Nicht wirklich. Höchst kreativ fand ich die Art des Selbstschutzes, die durch ein Sekret erzeugt wird, das in einer der -natürlich- neun Phasen des Aufwachsens der kleinen Plagegeister extrahiert werden kann. Super!

Als der Keim geplanzt war, hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte sogar nochmal an Fahrt aufzunehmen begann. Informationen im Minutentakt waren die Belohnung für langjährige Leser. Unter anderem erfahren wir, dass die auslaugenden Transmitterdurchgänge in Naupaum der unersättlichen Energiegier Catrons geschuldet waren. Jahre später wurden solche kleinen Details nun endlich unter die Leser gebracht. Alles andere als ein nostalgischer Moment war für mich allerdings, die gruselige Schilderung der evolutionären Entwicklung Catrons. Das ging tief unter die Haut. Einen Eingriff von außen (ES?) vermutet gar Santhia-Pelk. Perry Rhodan und der Menschheit wird somit eine zentrale Bedeutung im großen Kosmischen Spiel angeheftet. Ist jetzt nichts Neues. Der Name Perry Rhodan steht ja auch fett auf jedem NEO-Cover drauf. Eine weitaus größere Überraschung bereitete mir die Geschichte ab Kapitel 16, in dem die Heimatwelt der Loower vorgestellt wurde. Mit Sense of Wonder wurde im Romanverlauf an keiner Stelle gespart. Rainer Schorm spielte von Beginn an mit offenen Karten und machte keinen Hehl daraus, dass die Botschaft seines Romans keine krassen Plottwists oder andere Überraschungen bereithalten würde. Ziel war es vielmehr, die Fronten klar abzustecken. Die Horden von Garbesch stellen die aktuell größte Bedrohung im NEOversum und erhielten eine ausreichend große Bühne, um ihre finstere und angsteinflößende Macht auf die Leserschaft wirken zu lassen. Das gelang dem Autor eindrucksvoll.

Die Informationsgranaten wurden wieder einmal innerhalb der Expokratur verteilt. Durch einen der beiden Serienverantwortlichen erfuhren wir die wirklich essentiellen Neuigkeiten. Bei besserer Rollenverteilung innerhalb des Teams hätte so manches Vorgeplänkel in anderen Romanen abgekürzt und so manche Hantelbankromantikszene und Turmbesichtigungsschilderung vermieden werden können. Dieser Roman war wieder ein Paradebeispiel dafür, wie viele Informationen auf hundertsechzig Seiten passen, wenn man sie richtig nutzt. Ich würde es jedenfalls begrüßen, wenn die Kuchenstücke künftig etwas gleichmäßiger verteilt werden würden. So Pi mal Daumen zumindest.

Zitat des Romans

Sie beobachten uns, und sie hassen, was wir tun. Sie sind irgendwo dort draußen.

legendäre worte des spurenfinders kumor-ranz. hätte auch gut und gerne zu agent mulder aus akte x gepasst

Fazit und Wertung

Wahnsinn! Das war eine epische Reise voller Sense of Wonder mit so viel Wissensüberfluss, dass einem NEO-Fan die Augen vor Erregung tränen mussten. Gleichzeitig übe ich auch ein wenig augenzwinkernde Kritik am Exposé: Lasst bitte auch mal die anderen Autoren an die richtig großen Geschütze ran! Dieser kongeniale Ausflug in die Vergangenheit wird mir lange im Gedächtnis bleiben. Rainer Schorm schreibt sich in meiner persönliche Hitliste nach ganz oben. Staffelbezogen. Und wir sind noch nicht mal am Ende der Catron-Saga angelangt. Rüdiger Schäfer kann also nochmal nachlegen und seinen tollen Staffelstart mit einem mindestens genau so guten Finale würdig schließen. Sein Kollege hat die Latte jedenfalls so hoch gelegt, dass meine Erwartungshaltung mindestens so groß ist, wie der Hunger von Gucky im solanischen Gewächshaus. Der gerechte Lohn wird in Form von fünf von fünf Metamorphosepflegern ausgezahlt, die sich liebevoll um den neuesten Spross aus dem Hause Schorm kümmern.

Review: Perry Rhodan NEO 328 – Konstrukteure des Zentrums
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