Handlung

Vergangenheit: Nathalie rettet Dao-Lin-H’ay vor dem sicheren Tod und begibt sich mit ihr auf eine lange Reise voller Abenteuer und Begegnungen, die beider Leben verändern sollte. Dao-Lin kann im Kampf gegen den Garbeschianer Amtranik in dessen Gedanken eindringen und den Schlächter überraschen, der daraufhin verschwindet. In Nathalies Kabine erfährt sie von einem stabähnlichen Gegenstand der Garbeschianer, der sich Fasces nennt und mit dem man den Distanzlosen Schritt machen kann. Dao-Lin verfolgt Nathalie bei einem ihrer weiteren Zwischenstopps auf Phorax und belauscht ein Treffen mit der rätselhaften Vhynja Crii. Dadurch erlangt sie Kenntnis davon, dass sie von den Schwestern der Tiefe nur benutzt wurde. Die Terranerin hatte sich ihre Zuneigung einst erschlichen, um sie auszubilden, da Dao-Lin in einer entfernten Zukunft eine mächtige Waffe gegen Amtranik und die Horden sein sollte. Unbändiger Hass entbrennt in der Kartanin.

Gegenwart: Etwa fünfzigtausend Skoarschiffe dringen in die innere Schutzblase um Monol ein, in Begleitung der NARGA PUUR. Die Schwestern der Tiefe konnten die Soldaten der Konstrukteure des Zentrums von einer Allianz überzeugen. Die MANDERVAAL mit Oberloowerin Kuima-Thar trifft ebenfalls über Monol ein und zwingt Perry Rhodan zu einer sonderbaren Audienz an Bord ihres Flaggschiffes, wo sie ihn über seine Rolle im großen kosmischen Spiel aufklärt. Derweil entbrennt innerhalb der Schutzblase eine gigantische Raumschlacht, da die Schwestern der Tiefe und die Loower unterschiedliche Interessen hegen. Die Schwestern wollen Catron beherrschen und seine neun Keime dazu einsammeln. Die Loower sind der Ansicht, dass Catron nicht beherrscht werden kann und deshalb von seinem Wissenskern getrennt werden muss. Bei diesem Vorhaben würde Perry Rhodan laut Kuima-Thar sein Leben verlieren, gemeinsam mit den anderen acht Korpora, die seine Mentalenergie abzapfen. Um die Kristallstruktur Monols aufzubrechen, versetzen die NARGA PUUR und sämtliche Skoarschiffe das Gitternetz in Schwingung, indem sie ihre Triebwerke ausbrennen lassen.

Die Neunturmanlage droht durch das fortlaufende Bombardement mit Hyperschwingungen einzustürzen und die Gruppe um Thora Rhodan da Zoltral strebt die Flucht an. Angreifenden Krumen können sie dank Icho Tolots körperlichen Kräften entkommen. Und dank der Hilfe der MANDERVAAL, die die Krumen vertreibt, nachdem Thora bereits mit dem Leben aller abgeschlossen hatte. Unvermittelt verschwinden Gucky und Nathalie spurlos. Thora, Icho Tolot, Omar Hawk und Watson werden an Bord gebracht. Während Perrys Körper auf der MANDERVAAL verbleibt, geht er auf Gedankenreise und erkennt, was seine Aufgabe im kosmischen Schachspiel ist. Dank der unfreiwilligen Vorarbeit der Skoarschiffe und der NARGA-PUUR liegen die Kerne Catrons offen vor seinem geistigen Auge. Die NARGA-PUUR stürzt auf Monol ab und beraubt Catron seines Ankerpunktes, wodurch er in unzählige Scherben des Wissens zersplittert, die durch den Sog von Powehi im Schwarzen Loch zu versinken drohen. Ein geheimnisvoller Rufer unterstützt Perry bei der Neujustierung des Jetstreams und so stoppt kurzzeitig die Plasmalanze. Die geretteten Scherben werden zu einer Lichtkugel vereint und schießen davon in Richtung der 55 Millionen Lichtjahre entfernten Milchstraße. Da taucht ein geheimnisvolles Konstrukt auf, in dem Nathalie und Gucky sitzen. Und ein gewisser Lumae.

Meinung

Fragmente. Splitter. Scherben. Das Titelbild suggeriert, dass etwas endet. Die Staffel nämlich, mit der Zerstörung Monols, Catrons und der NARGA PUUR. Im Nachhinein macht das Titelbild Sinn. Visuell trifft das Cover aber eher weniger meinen Geschmack. Künstlerisch unstrittig anspruchsvoll, bildet der Künstler den Zustand Monols während seiner Zerstörung ab. Farblich erschaffen die düsteren Blau-und Grautöne eine stimmige Leseatmosphäre, die hervorragend zum Romaninhalt passt…

… der mit einem Albtraum in den Staffelabschluss startet. Dao-Lin-H’ay träumt nämlich, mal wieder. Oder endlich. Denn für den geneigten Leser knüpft ihre Kurzbiographiefortsetzungserzählung nahtlos an den Absturz der DAY-GRAM auf einer Wüstenwelt an, wo ihre Freundin Ti-Nam völlig entkräftet in ihren Armen starb. Der Name des Schiffswracks sollte jeden aufhorchen gelassen haben, denn ausgerechnet die größte Rivalin aus Dao-Lins Jugend auf Vinau, brachte ihr damit wiederholtes Elend ein. Wenn auch diesmal in Form eines flugfähigen Untersatzes. Auf dem unwirtlichen Planeten wurde Dao-Lin einst von den Schwestern der Tiefe aufgegriffen und vor dem sicheren Dehydrierungstod bewahrt. Alles eine Weile her, genauer gesagt etwa anderthalb Jahre im Realoversum. Damals hatten wir uns noch auf einer Odyssee befunden und vom Fluch der Kartanin erfahren. Nun erfahren wir, wie die Katze zur Raubkatze wurde, sich in einem epischen Kampf mit Amtranik bewährte und letztlich zur erbitterten Gegenspielerin ihrer Lebensretterin und besten Freundin Nathalie wurde. Durch einen unfreiwilligen Sturz in einen Zeitbrunnen erlangte sie ihre relative Unsterblichkeit, was eine meiner drängenderen Fragen endlich beantwortete. Nathalie hatte sie mal eben ungefragt hineingeschubst und damit jegliche Fragen der Menschenwürde einfach ignoriert. Den Brüdern Grimm hätte es gefallen. Eine sehr emotionale Geschichte, die für mich das Herzstück des Romans ausmachte.

Der große Zampano, pardon, die große Zampanin Kuima-Thar betritt fast etwas zu spät die große Staffelbühne. Ich konnte dank ihrer eigentlich typisch arkonidischen Arroganz und den süffisanten Wortwechseln mit Perry mein Grinsen nicht unterdrücken. Allerdings gab es neben den ganzen Oberflächlichkeiten auch zentrale Antworten. Vor allem für Perry selbst, dem seine Position im großen Spiel, als Zeitträger im Quantenkostüm, endlich mal erklärt wurde. Zeit wurde es. Die eitle Loowerin hätte sich auch gut als Oberbösewichtin gemacht. Manchem Leser fehlte die personifizierte Bedrohung als Realperson ja in der aktuellen Staffel, wie mir zu Augen kam. Ich finde, es muss nicht immer ein Iration Hondro sein, sondern darf auch gern mal ein Gegenspieler im Kosmos-Rang sein, wie Catron.

Die Schwestern wollten eben diesen Catron ursprünglich mal beherrschen, die Loower ihn jetzt aber zerstören. Roi Danton diente als Werkzeug der Schwestern, angelogen über dessen wahre Verwendung im ganz großen Stil. Sein und das Gehirn Perrys sollten zur Kontrolle des Neuronats verwendet werden. Doch der Hirnversand ging schief, Perry landete in Naupaum statt Caddronaar und die gelbe Post ist offenbar auch interstellar kräftig am verbocken. Nicht nur bei der wöchentlichen Heftezustellung gibt es also Verbesserungsbedarf. Früh im Roman holte Rüdiger Schäfer die ganz großen Geschütze raus und bombte uns mit Antworten zu. Zusätzlich brachte er mich aber auch in die Bredouille. Welche Seite hat denn nun recht? Die ewige Frage nach Gut und Böse. Theoretisch war schnell klar, dass die Schwestern letztlich verlieren mussten, da ja Perry -aus Gründen- am Leben bleiben sollte. Und ohne Hirn geht das nicht. Außer bei Politikern. Nun weiß der erfahrene Leser natürlich, dass Perry längst nicht mehr neben Reg im Gremium sitzt. Nix gegen Reg! Ergo war der Kampf halt schon vor dem Kampf entschieden. Dachte ich. Denn dann eröffnete die große Zampanin unserem Perry, dass auch in ihrem Plan, Catron via Mentalblock von seinem Wissen zu trennen, keine Zukunft für ihn selbst vorgesehen sei. Zumindest keine lebendige. Seine Mentalenergie würde ihn auszehren und letztlich töten. Doof. Also bleibt nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Wie nun den Karren aus dem Dreck ziehen? Ich blieb gespannt.

Perry wurde erneut von Nat kontaktiert und auf Symaios eingeschworen, wobei sein Körper in der MANDERVAAL verblieb und die Folgehandlung auf rein geistiger Ebene ablief. In der Vergangenheithandlung zeigt Dao-Lin-H’ay ihre Krallen und bietet Amtranik die Stirn. Gemeinsam mit Nathalie. Ganz schön viel Rhodan-Tochter, dafür dass sie zuvor immer nur als Randnotiz im NEOversum wahrgenommen wurde. Durch sie erlangte die Geschichte auch erst ihren ganz speziellen Charme. Sense-of-Wonder Elemente gab es in der Vorwoche zwar mehr zu erleben, dennoch sparte Rüdiger Schäfer keineswegs damit. Folgerichtig fand der Endkampf gegen Catron auch auf rein geistiger Ebene statt. Mit Perry in der Hauptrolle. Wie auch sonst, wer auch sonst?! Einem Konstrukt wie Catron konnte unser Titelheld schlecht mit einem Thermostrahler gegenüber treten. Also wurde es zum Ende hin so richtig kosmisch. Monumental, um Rüdiger Schäfer selbst zu zitieren. Ungreifbar viele Wesen starben beim Absturz der NARGA PUUR auf Monol und reißen die Loower in der Neunturmfestung, 50000 (!) Skoarschiffe und Catron auseinander. Wieder dieser Gigantismus! Es wird eine dringende Aufgabe der Expokratur sein, hier einzugreifen und etwas mehr bodenständige Unterhaltung zu bieten.

Einige der genannten und nicht genannten Kritikpunkte spreche ich mit Bianca gemeinsam im Rahmen unserer nächsten Aufnahme vom Radio Freies Ertrus NEO Podcast an, da es hier sonst völlig den Rahmen sprengen würde. Unter anderem wird es in der Aufnahme um einen gewissen Loower gehen, der plötzlich wieder da und dann doch wieder weg war, obwohl er ja eigentlich nicht da gewesen hätte sein dürfen. Über die Hierarchien im Schreibcamp werden wir auch ein paar Worte verlieren und über die dann plötzlich recht einfache und schnelle Wiederherstellung des Tesseraktes, der gleich mehrere Bände Hauptthematik war und dann schnell mal abgefrühstückt wurde, gibt es auch einiges zu diskutieren. Und vieles mehr. Hört mal rein, wenn ihr mehr wissen wollt!

Zitate des Romans

Die Zeit ist der Preis, den alles und jeder für das Privileg bezahlt, existieren zu dürfen!

zitat von dao-Lin-h’ay, die einen berühmten philosophen iher zeit selbst zitierte

Perry Rhodan breitete die Arme aus und tat das, was er schon sein ganzes Leben lang getan hatte. Als kleiner Junge, der ehrfürchtig in den Sternenhimmel starrte. Als junger Mann während seines Studiums und der Pilotenausbildung. Als Politiker, Protektor, Raumfahrer, Ehemann, Vater und Mensch. Im Wachzustand und wenn er schlief: Er schwang sich hinauf zu den Sternen…

Kapitel 15

Mein emotionaler Romanhöhepunkt. Einer von so vielen wunderschönen, philosophischen Momenten, die uns Rüdiger Schäfer schenkte. Ein ganz besonderer Roman in meinen Augen, bei dem man unbedingt zwischen den Zeilen lesen sollte. So schön…

Fazit und Wertung

Etliche tolle Reminiszenzen und Hommagen schmücken diesen inhaltsschwangeren, actionreichen und mit Sense of Wonder gespickten Roman mit kosmischer Reichweite. Ein mehr als würdiger Abschlussband der Catron-Staffel. Die Handlung rund um Dao-Lin-H’ay und Nathalie gewinnt im direkten Vergleich gegen die nicht minder starken Geschichten rund um Perry Rhodan und Thora. Keine davon hätte ich missen wollen. Groß gegen größer. Toll gegen toller. Dämmt bitte den Gigantismus in den nächsten Staffeln etwas ein. Alle Schiffe werden immer gigantischer, alle Geschehnisse immer kosmischer und alle Gegenspieler immer mächtiger. In diesem Punkt ist für mich so langsam das Ende der Fahnenstange erreicht, wenn es nicht völligst abgehoben werden soll. Rüdiger Schäfer schrieb jedenfalls gefühlt um sein Leben als Expokrat. Irgendwann war der Notizblock voll. Irgendwann war ich von diesem bärenstarken Finale so dermaßen gefesselt, dass ich die ganze Welt um mich herum vergaß. Uff im Quadrat. Viele tolle Zitate regten nicht nur zum Nachdenken an, sondern entlockten mir auch stets ein anerkennendes Kopfnicken. Es war einfach alles drin, von der Kurzbiographiefortsetzung bis zur emotionalen Hommage an alte Weggefährten. Ich sag nur Percellar und Demmister. Emotional holten mich zahlreiche Geschichten in der Geschichte voll ab. Schaut euch meinen proppevollen Meinungsteil doch mal an, bevor ihr zum Fazit scrollt. Ich wußte nicht, was ich weg lassen soll und habe meinen Gedanken einfach freien Lauf gelassen. Den Loowern zur Ehre, den Regeln zum Trotze, ich muss es einfach tun. Lieber Rüdiger, ich schenke dir ein Energienetz und du darfst dir gerne neun von neun Catron-Stammzellen angeln. Chapeau, Hut ab. Ich habe fertig. Glückwunsch zur Bundesliga-Meisterschaft von Bayer Leverkusen und viel Spaß mit deiner neuen NEO-Tasse, die du bald in den Händen halten solltest!

Staffelfazit

Die Expokraten im Duo retteten mit ihrem fulminanten Schlussspurt eine eher mäßig gute Staffel in den oberen Wertungsbereich. Ruben Wickenhäuser gelang es gleich zwei mal nicht wirklich, mich vom Hocker zu reißen. Das Duo Erikson und Neuautor Tinnefeld konnte auch nicht restlos überzeugen, aber sehr solide unterhalten. Lucy Guth gehört mittlerweile glücklicherweise zum Inventar und schrieb neben einem gewohnt tollen Roman noch eine für mich sehr emotionale Botschaft an unser Radio und seine treue Hörerschaft, die mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern wird, wenn ich daran denke. Ich verneige mich einmal mehr vor den Herren Schorm und Schäfer. Das war einsame Klasse und ich bin mehr denn je gehyped auf die neue Primat-Staffel, die ja möglicherweise wieder einen Bösewicht ins NEOversum spült. Mit dem titel(bild)gebenden Primat, dem Jungen mit den blauen Haaren und den Mutantenkräften, wie es bei seinem Kurzauftritt bereits angeklungen war. Und nun noch eine große Bitte an die Expokraten. Teilt den Uff-Kuchen bitte in möglichst gleich große Stücke und gebt den anderen Autor*innen mehr staffelrelevante Handlung ab. Weniger ist eben bekanntlich manchmal mehr. Es war bei Catron schon sehr auffällig, dass der Fokus sehr auf den Expokraten-Romanen lag. Die Staffel möchte ich mit sieben von neun Quellhäuschen belohnen.

Review: Perry Rhodan NEO 329 – Scherben des Wissens
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Ein Gedanke zu „Review: Perry Rhodan NEO 329 – Scherben des Wissens

  • 6. Mai 2024 um 07:52 Uhr
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    Das Problem des Gigantismus ist erkannt, adressiert und wird angegangen – schon in der nächsten Staffel (Primat) und ganz besonders ab NEO 340 :-).

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