Handlung
Vergangenheit: Der arkonidische Spionageraumer TRA’BENAGIL reagiert auf den Hilferuf des plophosischen Frachtraumers EOP, der aufgrund von Maschinenschäden in den Sog eines kleinen schwarzen Loches zu geraten droht. Während die EOP im All verbleibt, havarieren ihre Schuten und der Arkonidenraumer auf Eoptra. Obfrau Merl schildert ihre Erlebnisse nach der Havarie auf dem Dschungelplaneten.
Gegenwart Eoptra, 25 Jahre nach der Havarie: Laumae inmitten einer Medostation, aus Wrackteilen zusammengebastelt. Er ist erneut vom Himmel gefallen, wie bereits im australischen Outback. Um in die Gemeinschaft der Plophoser aufgenommen zu werden, nimmt Laumae mit seinem zugeteilten Partner Sartrou an der Initiationsjagd teil, wo ihnen Stonja, die Tochter der Obfrau Merl, das Leben rettet. Ihr weiterer Weg führt sie zum Dorf der Arkoniden, das Überlebende der TRA’BENAGIL beherbergt. Dort werden sie nach einem weiteren Angriff eines Pflanzenwesens von einer Patrouille der Arkoniden gerettet und danach gefangen genommen. Techno-Arbtan Arlonos nimmt sich ihrer an und lässt die beiden Kinder laufen, unter der Bedingung, dass sie seine Geliebte Stonja suchen und zu ihm bringen. Auf den Spuren von Stonja gelangen sie an eine Pyramide, zu der sich Laumae mit seinem unterbewussten Wissen Zutritt verschaffen kann. Hieroglyphen an den Wänden lassen auf die Errichtung durch die Vorläufer der Liduuri schließen. Laumae befreit die junge Jägerin mit letzten Kräften aus ihrem Gefängnis.
Gegenwart SOL-System / Forschungsraumer STAC: An Bord der STAC ermitteln Thomas Rhodan da Zoltral, Icho Tolot, Eric Weidenburn und Douc Langur mit Hilfe von NATHAN den Standort von Laumae. Im Zielsystem angekommen, koppelt sich Tolot mit seiner DOLAN ab, um in unmittelbarer Nähe des kleinen Schwarzen Lochs Unicorn bessere Suchergebnisse zu erzielen. Doch Icho Tolot gerät in die Fänge von Unicorn. Der STAC gelingt die Rettungsaktion, dank der kongenialen Wissenschaftler Weidenburn und Douc Langur. Eine wichtige Erkenntnis der unvorsichtigen Erkundung von Unicorn ist, dass sich das schwarze Loch als riesiger Wissensspeicher entpuppt, der von dem blauhaarigen Jungen angezapft wird und dessen Macht weiter anwachsen lässt. Es ist Eile geboten.
Nachdem die Quelle auf dem Planeten Eoptra ausgemacht werden konnte, landen Eric Weidenburn und Tom mit der IVI bei den Arkoniden. Durch deren Unterstützung gelangen sie zur Pyramide und treffen auf die Gruppe um Laumae. Dieser kann mit seinen geschwächten Fähigkeiten eine Nebel-und Feuerwand entstehen lassen, wodurch ihm mit seinem Akela Sartrou die Flucht gelingt. Stonja ist von der Geschichte der Terraner ebenso wenig überzeugt, wie der Initiationskamerad von Laumae und verweigert Eric und Tom die Hilfe. Doch Primat übernimmt die Kontrolle über das Zeroträumen und will die weibliche Ablenkung Stonja töten, was Laumae mit größter Willensanstrengung verhindern kann. Tom und Eric lokalisieren das Signal von Laumae im abgestürzten Wrack der TRA’BENAGIL und desintegrieren sich ihren Weg frei. Laumae nimmt Sartrou als Geißel und zwingt die beiden Männer zum Abbruch der Verfolgung, da er ihnen via Zerotraum kleine Giftkapseln in den Körper eingepflanzt hatte, als ihre Schutzschirme ausgeschaltet waren. Zurück an Bord der IVI und auf dem Weg zum Mutterschiff, wird Sartrou im Dorf der Plophoser wieder abgesetzt. Icho Tolot lehnt sich gegen Laumae/Primat auf, wird aber in seine Grenzen gewiesen. Primat übernimmt die Kontrolle über den Körper und die STAC. Derweil trifft die Hilfsflotte der Terraner über Eoptra ein und nimmt die Havarierten auf.
Meinung
Nach einem formidablen Titelbildstaffelauftakt schiebt der Künstler Dirk Schulz ein nicht minder starkes Cover nach. Eine Überlebende der Havarie kämpft sich auf einem Dschungel-Planeten durchs Unterholz. Dem Roman nach handelt es sich um Stonja, die Tochter von Obfrau Merl, die Laumae den Kopf verdreht. Sehr schöne Farben und eine gelungene Visualisierung der weiblichen Überlebensexpertin, die mich unmittelbar an den ersten „Tribute von Panem“- Band (Deutsche Erstauflage) erinnerte. Dort lugte eine junge Frau, hinter Blättern versteckt, ins Gesicht des Titelbildbetrachters. Eine Augenweide. Sowohl die Plophoserin, als auch das Gesamtbild! Nun aber widme ich mich inhaltlich dem neuesten Werk von Ruben Wickenhäuser. Und ich war gespannt, ob…
… sich der Autor, nach zwei eher schwachen Beiträgen zur CATRON-Staffel, seiner zweifellos vorhandenen Stärken besinnen würde. Doch zuerst stach mir der neue Schriftsatz der Printversion positiv ins Auge. Kleineres Schriftbild, besserer Kontrast und eine höhere Druckqualität. Erstmals seit langer Zeit waren die teilweise wie ausgebleicht wirkenden Seiten kein Thema. Sehr schön. Muss mal erwähnt werden. Weniger schön: Nach einer endlos langen Evakuierungssequenz vor etlichen Wochen, bespaßte uns Ruben Wickenhäuser in seinem neuesten Roman mit einer weitschweifigen Erläuterung über eine arkonidisch-plophosische Havarie auf einem Dschungelplaneten. Die dem Tode geweihten fünf armen Seelen an Bord der TRA’BENAGIL gönnen sich in einer Wartepause einen truppenüblich weniger schmackhaften K’amana und unterhalten sich äußerst gut gelaunt über Triviales. Konzentration aufs Wesentliche? Geschenkt. Realistische Verhaltensweise der Protagonisten? Fiel aus. Puls. Direkt nach siebenundzwanzig Seiten. Warum? Waaarum? Ich versteh es einfach nicht, was solch uninteressantes, völlig lebensfremdes Getue, in einem NEO verloren hat. Füllworte in einem Füllroman? Böses Unwort, böse Vorahnungen.
Der gefallene Stern. Luzifer. Das absolut Böse. Assoziationen zu Laumae/Primat? Würde ich so eintüten. Der blauhaarige Rotzbengel reißt erneut durch -vermutlich eine Kapillare von Catron- scheinbar unkontrolliert durch die Galaxie und gelangt so auf Eoptra. Mir gefiel zuallererst die wunderbar sarkastische Interpretation des Jungen in dessen Selbstgesprächen. Im Laufe der Initiation, das Aufnahmeritual, das Laumae zu einem Teil der plophosischen Gesellschaft werden ließ, kamen sehr viele Parallelen zum Roman Amtraniks Zorn zum Vorschein. Laumae sollte als Jäger seinen Anteil am Gemeinwohl entrichten. Flora und Fauna von Eoptra zeigen ebenfalls viele Gemeinsamkeiten zu Espoir. 25 Jahre sind da zwischenzeitlich ins Land gezogen, Lebensmittel sind immer knapp, Medikamente mittlerweile ausgegangen. Aber die potentielle Lösung aller Probleme und zudem enorm hilfreiche Energiequelle in der Pyramide muss erst von einer planetengeborenen Jägerin entdeckt werden, die anschließend von zwei testosterongesteuerten Burschen ihrerseits gerettet wird. 25, in Worten fünfundzwanzig, Jahre lang hatte kein Arkonide und kein Plophoser eine Expedition angestrebt. Im Ernst? Die Lösung aller Probleme liegt auf einem Silbertablett, garniert mit ein paar Giftranken außen rum, und keiner will es ernsthaft versucht haben?! Zumal die Arkoniden auch noch funktionierende Desintegratoren ihr Eigentum nennen. Dann schaffen es drei junge Leute auch noch zugleich. Nackt und nur mit Patina bekleidet. Puh. Gleiches gilt im übrigen für den Arkonidenraumer. Aus Respekt vor den Toten wurde die Technik vor sich hingammeln gelassen. Sorry, die Rotaugen sind sonst auch nicht so zimperlich. Wenn es was zu holen gibt, sind sie die ersten, die sich über jegliche Moralvorstellungen hinweg setzen. Doppel-Puh. Das war haarsträubend unlogisch.
Und noch lange war nicht das Ende des Romans erreicht. Nächster Aufreger. Es gibt speziell ausgebildete NATHAN-InterpreterInnen wie beispielsweise die Bull-Legacy-Zwillinge Laura und Sophie, die über MINSTRELS mit der Mondintelligenz Zwiesprache halten. Es wirkte auf mich daher äußerst befremdlich, wie redselig und gelöst sich der sonst so maulfaule NATHAN in diesem Roman gibt. Dass er sich selbst äußern kann, ist eine recht seltene Tatsache. Aber in dieser beinahe geschwätzigen Art und Weise ist er bisher noch nicht aufgetreten. Das verlieh dem Geschehen auf der STAC einen unglaubwürdigen Unterton. Wir erinnern uns. NATHAN hatte in der Vergangenheit, trotz aller Dringlichkeiten, nie einen Grund gesehen, sich klar und verständlich gegenüber den Terranern zu äußern. Was Perry mehr als einmal auf die Palme brachte, wenn zumal noch Leibnitz mitmischte. Der mittlerweile verstorbene Wissenschaftler und Sprecher der Mondintelligenz hatte in der Posbi Monade seinen Persönlichkeitsschrittmacher. Beide nahmen die Interessen von NATHAN wahr. Für was die ganze Geheimniskrämerei über ganze NEO-Epochen, wenn NATHAN jetzt plötzlich, ähnlich wie SENECA, einfach lustig mit den Terranern quatscht, als hätte er nie etwas anderes getan?! Puh. Positiv hervorzuheben sind die herrlich humorvollen Dialoge zwischen Weidenburn, Tom und Icho Tolot. Douc Langur ist dabei das flauschig-sarkastische Ziel seiner drei Kameraden. Hab ich sehr genossen. So zwischen den bereits angesprochenen Aufregern versteht sich.
Merls Tagebucheinträge fand ich sehr schön in Alltagssprache formuliert. So wie der Obfrau der Schnabel gewachsen ist, so las sich auch der Rückblick auf die Tage und Wochen nach der Havarie. Sobald die Handlung auf Eoptra spielte, gelang es Ruben Wickenhäuser, seine erzählerischen Stärken voll auszuspielen. Bei den Weltraumhandlungen stand er sich dagegen wieder mal selbst im Weg, da schwerpunktmäßig unglaubwürdiges Charakterspiel und zahlreiche Trivialdialoge meinen Lesespaß zu mindern vermochten. Auch hier sehe ich wieder Parallelen zu den letzten Bänden, wo es mir in dieser Hinsicht ähnlich erging. Einen großen Fauxpas erlaubte sich der Autor in Kapitel 21. Sartrou und Laumae hatten schwören müssen, Stonja zum Platz der gelben Rosen zu bringen, wo ihr Geliebter Arlon Arlonos sie wiedersehen möchte. In besagtem Kapitel gibt Thomas Rhodan da Zoltral sich als Auftragsempfänger aus und gibt die Info an Stonja weiter. Puh im Quadrat. Sollte nicht passieren! Ein Roman voller Widersprüche. Ich bleibe dabei. Tolles Setting, tolle Erzählung, aber immer wieder diese üblen Konzentrationsfehler. Da fehlte mehrfach der Fokus! Und nebenbei gefragt: Wo war das Lektorat Herr Schmidt?
Zitat des Romans
Meine Zeit für Spiele ist vorbei. Ich bin dem Ziel schon sehr nahe.
primat spricht aus, was ich mir seit langem sehnlichst wünsche.
Fazit und Wertung
Eine Mischung aus Planetenroman, Detektivgeschichte und Survival-Action, der mir an und für sich gut gefallen hat. Würde sich Ruben Wickenhäuser seine oft völlig deplatzierten Anekdoten, rohrkreppierenden Kalauer und unverständlichen Unfokussiertheiten einfach mal sparen, wäre viel gewonnen. Kreide ich aber auch dem Lektorat an, das im Kapitel 21 in Tiefschlaf verfallen ist (ausführlicher im Meinungsteil). Somit bleiben wieder mal ein paar dunkle Wolken über der Geschichte hängen, die durch die spannende Handlung auf dem Planeten Eoptra aber zwischenzeitlich vertrieben werden konnten. Besonders die Tagebuchkapitel überzeugten durch mundartgerechte Aufzeichnungen, die sich sehr persönlich lasen und damit ihre beabsichtigte Wirkung bei mir erzielen konnten. Das Abenteuer der Jungs wiederum las sich wie ein spannender Maddrax im Dschungel und hatte durch den gruselig-mystischen Pyramidenbesuch auch einen interessanten Querverweis zu den geheimnisvollen Vorläufern im Gepäck. Im Meinungsteil habe ich mich ausführlich über meine persönlichen Aufreger des Romans ausgelassen, so dass ich es hier kurz machen kann. Drei von fünf Moosbären freuen sich darauf, dass sie künftig ihren Planeten wieder für sich haben werden. Der vierte und fünfte Bär hat sich an verdorbenen Textbausteinen den pflanzlichen Verdauungstrakt verdorben. Beide sind letztlich daran eingegangen und wurden am Platz der gelben Rosen von Hildegard von…äh nee, sorry, es ist schon spät, ich weiß gar nicht mehr, wer…. 😉