Handlung
Ein mondgroßes Objekt dringt mühelos durch den Azurschirm des Sonnensystems und bewegt sich unaufhaltsam Richtung Erdmond. Die terranischen Schiffe können die unbekannte Struktur problemlos durchfliegen, weisen nach dem Kontakt allerdings rapide Materialermüdungserscheinungen auf. Der Stumme Sänger gibt ein stilles Konzert in Terrania und alle Besucher fallen in Ohnmacht. Perry Rhodan war auch zugegen, erwacht rapide gealtert im Krankenhaus. Douc Langur stellt fest, dass ihm seine Verfolger, eine Triotur, auf den Fersen ist. In M87 hat er einen s-Klink entwendet und vermutet, dass der Systemalarm seinen Häschern gilt, die mit dem gigantischen Risikogebilde ihren Weg ins Sol-System gefunden haben. Langur gelingt es mit seinem Logikor, die Transferkanäle der Triotur zu schließen. Da die Behandlung der Konzertbesucherin und Ingenieurin Sandra McKenzie mit Doucs Logikor gelingt, will er es auch bei Perry versuchen, der an Altersschwäche zu sterben droht. Doch sein Gerät ist zu schwach und kann den Verfall des Sofortumschalters nur etwas verzögern.
Der gigantische Besucher aus dem All materialisiert und wird als MODUL identifiziert, eine Forschungs- und Beobachtungsstation. Der s-Tarvior des MODULS will seinen s-Klink zurück. Deshalb werden Perry Rhodan, Douc Langur, Thora und Sandra McKenzie, via Entotransferkanal, ungefragt an Bord geholt. Reg findet heraus, dass NATHAN das MODUL schützt, da sich dieses mit Energien des Azurschirms versorgt. Im Gemmaroon, dem Seelenspiegel, erklärt die hinzu gestoßene Forschertriotur, dass sie hauptsächlich wegen der angekündigten Symaios ins Sonnensystem aufgebrochen ist, um den Vorgang zu dokumentieren. Douc Langur droht den anderen Forschern, den äußerst wertvollen Logikor zu zerstören, wenn sie Perry Rhodan nicht helfen. Der s-Tarvior kann das und er offenbart Thora in einem Zwiegespräch, dass ihr Mann für die Entstehung Catrons maßgeblich war und deshalb überleben müsse. Symaios wäre schließlich nur ein Narrativ.
Hesker bringt auf Drängen der Terranischen Unionspolitiker einen Testsprengsatz auf der Halbwelt MODUL an, der erfolgreich zündet. Reg bekommt Druck von der Politik und muss das Unternehmen Troja zu einem erfolgreichen Ende bringen. Hesker gelingt es, Proben der Naniten zu sammeln, die auf der Oberfläche von MODUL jegliche Bombenschäden unmittelbar beheben konnten. Derweil gelingt es den Forschern und s-Tarvior, Sandra McKenzie von ihrer Prägung zu befreien. Der Schatten des Stummen Sängers rettet Perry Rhodan durch eine Quantenstabilisierung das Leben. Douc Langur darf den auf ihn geprägten s-Klink großzügig behalten.
Meinung
Die gelungenen Titelbilder bleiben uns offenbar dauerhaft erhalten. Das feiere ich natürlich. Stadt und Mond bilden eine schaurig schöne Kulisse, die durch einen aus dem Bild fliegenden Gleiter, inklusive rätselhaftem Emissionsausstoß, ergänzt wird. Farblich und gestalterisch ein weiterer Augenschmaus.
Die erste Reminiszenz ließ nicht lange auf sich warten. Die ROSINANTE auf Wartungseinsatz im Kuipergürtel. Wem kommt da nicht auch gleich „The Expanse“ in den Sinn!? Alle meine Sinne wurden direkt zu Beginn des Romans voll beansprucht. Was für ein atemlos spannender, nervenzerrender und fingernagelkauender Auftakt! Wahnsinn! Das Zitat des Romans (siehe weiter unten) habe ich stellvertretend für die atemlose Cliffhangerspannung gewählt, mit der Rainer Schorm mich kapitelweise in eben diesen besagten Wahnsinn trieb. Aber eins nach dem anderen.
Lügen haben kurze Beine. Auf Douc Langur trifft das nicht nur bildlich zu. Der ach so harmlose Forscher hat geklaut und nun geht es der Terranischen Union gleich mit an den Kragen. Danke auch. Ich finde ja, dass seine Figur eine der wenigen ist, die überzeugend alienhaft dargestellt werden. Wie uns bereits Rüdiger Schäfer im Interview verraten hatte, ist es immer schwer, eine neue Spezies so zu charakterisieren, dass ihnen sämtliche menschliche Aspekte und Eigenheiten abgehen. Beim Sitzkissenlangfinger ist das sehr überzeugend gelungen. Er verhält sich in vielen Situationen so herrlich unmenschlich, dass ich häufig zwischen purem Staunen und Lachkrampf hin und her schwankte. Man stelle sich nur mal vor: Du liegst im REM-Schlaf in deinem Bettchen und ein Kissen macht sich selbstständig auf den Weg in dein Schlafgemach. Noch eine Eskaltationsstufe höher, wirst du beim Techtelmechtel gestört. Kannste dir nicht ausdenken! Das ferronische Pärchen tat mir ehrlich leid. Auch wenn Douc Langur ganz sicherlich keine Spannerambitionen anzulasten sind.
Wir hatten es kürzlich erst vom Gigantismus bei Perry Rhodan. Rüdiger Schäfer hat im Interview mit Bianca und mir dazu gesagt, dass dies eben zum Serienkosmos dazu gehört wie der Okrill zum Oxtorner. Sofern der Riesenfrosch keinen Urlaub hat, versteht sich. Dazu passt natürlich die Ankunft des MODULS. Diesmal gleich in Mondgröße. Die Expokratur macht keine halben Sachen. Der nächste Besucher wird sicherlich eine Spiralgalaxie im Schlepptau führen. Wie dem auch sei. Aufgrund der zu Staub zerfallenden Blüten im MODUL kam mir die ES-Manifestation Laumae/Primat als erstes in den Sinn. Dicht gefolgt von Joel alias NATHANs dunkler Zwilling. Überrascht war ich dann, als sich der s-Tarvior der Zeroträume bediente, um mit Thora ein sehr aufschlußreiches Gespräch zu führen. Perry als Wurzel Catrons, die nicht sterben darf. Symaios ist also nur ein Narrativ, von wem aber in die Welt gesetzt? Spannend.
Die Menschheit sieht in der Halbwelt MODUL natürlich gleich wieder einen Feind und legt Bömbchen ab. Herrlich einfallsreich. Die ROSINANTE ließ diese Nullachtfuffzehnlösung zu einem erzählerischen Erlebnis werden und wieder erinnerte mich einiges an die bereits angesprochene Fernsehserie. Sheela und Reg wiederum konnten einem nur Leid tun, aufgrund ihrer politisch aufgezwungenen Hilflosigkeit. Ein zynischer und höchst unterhaltsamer Seitenhieb von Rainer Schorm auf die poltisichen Strukturen unserer Realität. Die Rolle von McKenzie im großen Spiel ließ dann meine Kinnlade runter klappen. Ein weiterer Anker. In Form der Ingenieurin, die zu Alaska (?) eine Verbindung aufgebaut hatte, als sie auf seinem besonderen Konzert weilte. Die Ingenieurin rettet mit ihrer Aktion Perrys Leben. Und der Dieb Langur darf seinen s-Klink behalten. Ein ziemlich mächtiges Geschenk. Logikor gleich F’atkor? Wir erinnern uns. Solch ein mächtiges Artefakt besiegte damals Iratio Hondro im großen Showdown. Hat das Schicksal für Douc Langur ähnliches mit seinem Logikor vorgesehen? Wie immer werden wir bald mehr wissen. Vielleicht auch, was NATHAN mit MODUL zu paktieren hat.
Zitat des Romans
Aber etwas schälte sich langsam und stetig aus dem nebligen Nichts heraus. Etwas nahm Gestalt an.
Cliffhanger zum nägel kauen by rainer schorm
Fazit und Wertung
Spannung satt dank einiger hart gesetzter Cliffhanger und einem rapide alternden Perry, um den ich stellenweise echt Angst hatte und der auf kreative Art und Weise Rettung erfahren durfte. Rainer Schorm kann seinem Expokraten-Kollegen Rüdiger Schäfer mit diesem vorzüglichen Roman definitiv das Wasser reichen. Mit Ankunft des MODULS erleben wir eine weitere Stufe des Gigantismus im Serienkosmos. Gar nicht negativ gemeint. Perry als Wurzel Catrons und der s-Tarvior, der sich den gleichen Mitteln wie Laumae bedient, waren große Aufhorcher. Immer wieder ergänzt mit Reminiszenzen an die Serie „The Expanse“ und den dort erzählten Abenteuern. In diesem Fall mit Hesker, statt Holden, an Bord der ROSINANTE, die einige brenzlige Situationen zu überstehen hatte. Ob Douc Langur mit seinem geschenkten s-Klink letztlich ähnliche Prominenz erfahren darf wie ehemals Sofgart mit seinem F’atkor? Eine meiner drängendsten Fragen. Und zweifelt wirklich noch jemand daran, dass der Stumme Sänger Alaska Saedelaere ist?! Es wäre eine große Überraschung für mich, wenn ich mich täuschen sollte. Für Rainer Schorm lasse ich fünf von fünf Seelenspiegeln hängen. Die kleinen Längen im letzten Romandrittel, durch die wenig überzeugende Bombennummer, kann daran auch nichts ändern.