Handlung
Auf Imart schlägt die Embolische Welle zu und Atlan schaut auf Wunsch des Präsidenten der Republik Arkon in der Kolonie vorbei. Der Zeitbrunnen auf Imart löst eine fünfdimensionale Schockwelle aus und unterbricht die Verbindungen von Imart zur Außenwelt. Als gleichzeitig Keilraumer der Garbeschianer im System erscheinen, zerstört ein massiver EMP-Schlag die Elektronik aller elektronischen Systeme der Kolonie. Auch die Garbeschianer sind betroffen und nach Eintreffen eines terranischen Hilfskonvois entbrennt eine heftige Raumschlacht, mit der STAC als stillem Beobachter. Atlans Auftauchen im System ist Kommandant Stuur ebenfalls nicht entgangen und der überlegene Tarnschirm des andromedanischen Forschungsraumers erregt dessen Aufmerksamkeit. Mit einer Beißkapsel gelangt Stuur an Bord des terranischen Flaggschiffs und wütet fürchterlich unter den terranischen Verteidigern.
Auf Imart kämpfen derweil sowohl Arkoniden als auch Einheimische gegen die Folgen des EMP. Die aggressive Flora droht einen Außenposten der Arkoniden zu zerstören und die Embolische Welle lässt die Medikamente knapp werden. Drachenflieger Arjuna rettet die mit ihm abgestürzte Rana mit einem der raren Rettungskoffer, die er gegen das Versprechen, den arkonidischen Stützpunkt in der Nähe aufzusuchen, erhält. Vor Ort wird Arjuna von Flammenwerfern empfangen, die seiner Flatterratte die Flügel versengen. Die natürliche Fünf-D-Strahlung aus einem unterirdischen Sektor wird als Ursache für die aggressive Verhaltensweise der Flora und Fauna ausgemacht. Atlan trifft mit der STAC ein und vertreibt die Käferplage mit dauerhaftem Ultraschall. Arjuna führt Atlan als Dank zum Zeitbrunnen von Imart, wo einige Laborischiffe spurlos verschwunden sind. Atlan vermutet, dass die Labori den Zeitbrunnen als Transportmöglichkeit nutzen können, was sich als falsch erweist. Stattdessen lösen sich die Schiffe über dem erstarrten Zeitbrunnen in Traumasche auf und JOEL erscheint in den Gedanken Atlans. Dieser führt den Garbeschianern um Stuur die Macht der STAC vor Augen und narrt die aufgebrachten Horden.
Atlans kongenialer Schachzug vernichtet einen Großteil der eigentlich überlegenen Keilraumer im All. Atlan lockt die restliche Feindmacht in den Luftraum über dem Zeitbrunnen, der die Gegner zu schwarzer Asche vergehen lässt. Stuur hat überlebt und liefert Atlan ein Duell auf Leben und Tod, das arkonidische Hilfskräfte zu Gunsten des Beuteterraners entscheiden und den Labori ins “NIRNVANJA” bomben. Ungewiss der Zukunft, reist Atlan nach Andromeda und erhält eine mysteriöse Botschaft von Mirona Thetin.
Meinung
Nach ausführlicher Betrachtung des Titelbildes wünschte ich mir einmal mehr einen NEO-Comic. Gruselige Krabbelviecher und Arkoniden mit Flammenwerfern, waren mein zweiter Gedanke, verliehen dem ziemlich gruseligen und düsteren Roman eine perfekte Optik. Könnte auch ein Cover der ??? zieren. Ob Ruben Wickenhäuser ähnlich gut performen würde? Ich hoffte es einmal mehr schwer, nachdem ihm in den letzten Wochen die Teamkollegen ein wenig den Rang abgelaufen hatten.
Anhand einiger heftiger Schicksale erzählte der Autor zu Beginn vom Ausbruch der Embolischen Welle. Mit blumigen und bildhaften Schilderungen schuf Ruben Wickenhäuser schnell eine lebendige Welt, in die ich, auf seine Einladung hin, gerne eintauchte. Immersion ist daher folgerichtig das Schlagwort der ersten Romanhälfte. Die unbändige Natur und ihre lauernden Gefahren wurden hervorragend in Worte verpackt und an den Endkonsumenten weitergereicht. Mit kleinen, fast schon intimen Momenten, ließ er Wunder und Gefahren gleichermaßen plastisch erscheinen. Siehe Zitat des Romans. Die ultimative erste Frage nach knapp der Hälfte des Romans lautete daher: Wo um Himmels Willen bleibt Atlans Schachzug? Und wo der Arkonide? Nun… wie bereits in der Vorwoche war vom Romantitel nicht viel zu lesen gewesen. Bisher.
Interessant fand ich die kleine Randbemerkung von Kommandant Stuss äääh Stuur, der die feste Meinung vertritt, dass der Zeitbrunnen auf Imart den Milchstraßenbewohnern null Mehrwert bringen würde. Zu den ordentlichen Vorbereitungen des Hordenzuges gehört also weiterhin eine völlige Ahnungslosigkeit gegenüber den Zeitträgern im TU-Dienst. Obwohl die Gespielin von Amtranik intensive Studien über die Menschheit angestellt hatte und Perry Rhodans Wikipedia-Eintrag im Mesh doch sehr ausführlich ausfallen sollte, bleiben den gefürchteten Garbeschianern essentiell wichtige Informationen vorenthalten. Puh. Wenn Perry das wüsste… Neben diesem kleinen Wachrüttler gab es überraschend viel Action und Spannung in der ersten Romanhälfte. Auch ohne Atlan.
Positiv hervorheben möchte ich die Infiltration von Stuur. Ein herrlicher Pageturner, der es ordentlich krachen ließ. Zum Nägel kauen. Ruben wäre aber nicht Ruben, wenn er nicht mindestens eine Schrullität in seine Geschichten mit eingebaut hätte. In diesem Fall die Flatterratte Rattatösk. Hatte ein wenig was von den luftigen Ausflügen aus Avatar. Mir gefiel auch diese, triviale aber dennoch einprägsame, Nebengeschichte. Somit konnte ich den Umstand, dass nach etwas mehr als der Hälfte des Heftes immer noch nichts Substantielles passiert war, absolut verschmerzen. Im letzten Romandrittel durfte auch endlich der ehemalige Arkonidenprinz Atlan mitmischen und lieferte sich ein nervenaufreibendes Katz- und Mausspiel mit den Garbeschianern, deren Kommandant Stuur seinem Namen alle Ehre machte. Zum Glück für Terra erweist sich die Befürchtung Atlans als unbegründet. Die Garbeschianer reisen nicht mit ihren Schiffen durch die Zeitbrunnen, sondern deren Verschwinden lässt sich mit deren Vernichtung erklären. Und da war wieder JOEL. Mittlerweile bin ich guter Dinge, dass sich NATHAN und seine Verwandtschaft als finale Gewinnbringer erweisen werden.
Doch bleiben wir vorerst beim Finale des vorliegenden Romans. Atlans Schachzug hat mir imponiert und ich fieberte richtiggehend mit, während die Arkoniden das Pe’takgruvare-Manöver mit vernichtender Brillanz ausführten. Die Rettungsaktion in letzter Sekunde kam unerwartet und mit tödlicher Effektivität daher. Doppel-Uff. Action vom feinsten. Ruben Wickenhäuser gelang das, was ich seit Monaten von ihm vermisst habe. Er fesselte mich mit seinen Worten an den Roman, ohne dabei durch horrende Unlogiken oder triviale Aussetzer aufzufallen. Die Frage nach den Folgen von Atlans Schachzug stellen sich natürlich. Vermutlich werden die Horden jetzt erst Recht alles in Bewegung Richtung Milchstraße versetzen. Spätestens zum Staffelfinale. Und was hat JOEL denn nun noch in petto gegen Laumae? Was hat Mirona Thetin verbockt? Andromeda wird doch nicht etwa selbst ins Geschehen eingreifen wollen? Wie immer bleibt massig Raum für herzhafte Spekulationen. So oder so war ich rundum zufrieden. Es war ein tolles Leseerlebnis, das einmal mehr aufzeigt, auf welch hohem Niveau sich unsere NEO-Serie schreibtechnisch bewegt und dass es Ruben Wickenhäuser eben doch noch drauf hat. Beifall statt Klatschspiele. Wie sich das für einen waschechten Claqueur gehört 😉
Zitat des Romans
Der Wind strich über sein Gesicht und blieb ihm die Antwort schuldig.
Mir gefielen die vielen kleinen, fast intimen Momente, sehr gut
Fazit und Wertung
Ein Weltenbau zum Träumen und mit der Embolischen Welle hielt das nervenaufreibende Katastrophenelement die Spannung stets auf hohem Niveau. Auch wenn über weite Strecken eine relativ atlanfreie Geschichte erzählt wurde, die so auch im Hauptprogramm eines Trividsenders ausgestrahlt hätte werden können. Einige Elemente aus Avatar kamen mir in den Sinn, die der Geschichte das gewisse Etwas verliehen. Mir hat der Roman, trotz seiner vielen Nebensächlichkeiten und primatlosen Einwegcharaktere vor allem deswegen gut gefallen, weil Ruben Wickenhäuser eine intensive Atmosphäre der imartischen Bedrohungslage generierte. Und dabei einige wunderbare Zitate lieferte, die meinen prosaischen Gaumen mehrfach kitzelten. Zwei große Erkenntnisse lieferte der Roman für mich: Zum einen wissen die Garbeschianer wahrhaftig nichts von den terranischen Zeitträgern, was einen riesigen taktischen Vorteil für Perry und Co. darstellen könnte. Zum anderen reisen die Garbeschianer keineswegs mit Hilfe der Zeitbrunnen, sondern die Version auf Imart ist ebenfalls eingefroren und hat stattdessen die Schiffe der Feinde vernichtet. Mit der abschließenden Raumschlacht und Atlans fulminantem Schachzug schloß Ruben Wickenhäuser seinen -bei weitem- besten Roman der letzten Monate mustergültig ab. Auch ohne Perry und Laumae/Primat fühlte ich mich hervorragend unterhalten. Der brutale Cliffhanger passte wunderbar in das runde Gesamtbild. Daher lasse ich vier von fünf Flatterrattenflügel in Imarter grüner Giftsoße servieren.