Handlung
Perry Rhodan öffnet einen in der Wüste Rumals gefundenen Smaragdsarkophag, in dem sich Atlan befindet. Im Gegensatz zu seinem terranischen Freund, reagiert der Arkonide aber überhaupt nicht auf seine Befreiung und bleibt in Stasis. Bis Atlan von Gypsfplanzen völlig überwuchert wird und sein Gedächtnis auf wundersame Weise wiederhergestellt wird. Daraufhin berichtet Atlan von seiner Reise und den Erlebnissen rund um die STAC. Einem experimenteller Raumer der Meister der Insel und Erfindung seines Sohnes Eric Weidenburn, der schwer verletzt in sein Heimatgalaxie Andromeda transferiert wurde. Naumann von Silikor und Cleo beabsichtigen auf Rumal zu verbleiben. Zuvor stellt Naumann noch Kontakt zum Posbi Kerum her, der dem Kapitän, bereits vor Missionsbeginn, Hilfe angeboten hatte. Der Posbi hatte zuvor eine Maxi-Space-Disk in Besitz bringen können. Dieser erhofft sich, mit Autorisierung der Zeitträger Atlan und Perry, auf dem Erdmond vor NATHAN treten zu dürfen. Am Ankerplatz der völlig überwucherten Disk wird das Trio von Eisenwurzeln angegriffen, doch die Gypspflanzen reagieren positiv auf die Zeitträger und verteidigen diese erfolgreich. Anders ergeht es Kerum, der schutzlos bleibt und durch eine Wurzel ausgeknockt wird. Mit dem Posbi im Schlepptau, flüchtet die Gruppe ins Innere der noch funktionstüchtigen Disk, wo Perry im Hangar ein sonderbares Wäldchen erkundet.
Er gerät dabei in eine Transmitterblüte und landet in einem erheblich größeren Wald, wo er auf die Avatara Schrattel trifft, eine Fünf-Vegetation. Der Weltraumwald, auch Transmitterwald genannt, befindet sich mitten im Vakuum und fungiert als Steuerungseinheit des Algol-C-Sonnentransmitters. Das fliegende Areal gerät in Gefahr, als ein Wesen namens Scoundrel die Vegetation zerstört. Perry erfährt die wahren Hintergründe, warum ihn der Rechner Dobruk in den Wald transferiert hatte. Er soll den Gegenspieler mit seiner Quantenstabilität vertreiben, muss aber erstmal selbst von der Avatara gerettet werden. Als sich Scoundrel zu manifestieren versucht und dabei die Umgebung entflammen lässt, generiert die lebende Pflanze eine Schutzwand aus Wasser. Sie retten sich ins Parenchym, wo der Kelosker Dobruk hinzu stößt. Um seine aufgebürdete Mission erfüllen zu können, wird Perry von Dobrak ins sichere Epineurium gesteckt, wo er im mentalen Kampf gegen Scoundrel alias Paragon siegreich bleibt. Allerdings wird er von einem letzten verzweifelten Angriff Paragons aus dem Transmitterwald ins All geschleudert. Atlan und der wiederhergestellte Kerum können mit ihrer Maxi Space Disk ins All durchstarten und ihre Verfolger abhängen. Somit gelingt ihnen auch die Lokalisierung des Transmitterwaldes und sie können Perry vom Kältetod retten. Eine Kapsel von Schrattel trug wesentlich zur unversehrten Bergung des Terraners bei.
Meinung
Eine wunderschöne Gypslandschaft im Sternenlicht. Ein Raumfahrer schaut in die Ferne. Im Hintergrund scheint eine Phlom durchs Dickicht. Wie bereits auf dem Kunstwerk zum Staffelstart zu ersehen war, liegen auch hier allerlei gypsüberwucherte Relikte der Vergangenheit herum und geben dem Titelbild somit eine ganz besonders mystische Stimmung. Wobei die Ruinenteile auf künstlerischer Freiheit fußen, weil im Roman davon nichts zu lesen war. Auch aufgrund der Tatsache, dass uns Perry diesmal nicht als Saul Goodman Kopie ins Gesicht starrt, kann sich das Cover diesmal in Gänze als mein aktuelles Staffelhighlight hervorheben. Geht nicht mehr viel besser. Meine Lieblingsfarben, eine traumhafte Komposition aus Blautönen und Blüten, versetzten mich gleich in die richtige Lesestimmung. Nun wollte ich nämlich dringend wissen, wie der brutale Cliffhanger aus dem letzten Band aufgelöst werden würde.
Allerdings wurde ich direkt auf Seite Eins erst einmal von einem kleinen Absprachefehler begrüßt. Perry Rhodan hätte eben nicht wissen können, wie der Öffnungsmechanismus der Smaragdgruft funktioniert, da sein eigener Sarkophag direkt nach dem Öffnen zerfallen ist und er erst dann aus seiner Starre erwacht war. Ich fühlte mich unweigerlich zurück versetzt in die Leticron-Staffel, wo fast jeder Roman mit Autorenkommunikationsproblemen zu kämpfen hatte. Hier allerdings im gemäßigten Umfang. Bevor es noch weitere Lektoratsfehler zu finden galt, wurde erst mal ein altbekannter Arkonide aus seinem Smaragdbehälter befreit, erwacht aber nicht und zieht Gyps ebenso magisch an wie Perry. Lässt nun natürlich den Schluss zu, dass beide eben aus einem anderen Universum, einer anderen Zeit, eben der Prä-Sym-Ära stammen und deshalb die Pflanzen auf dieses Klientel reagieren. Zumindest bin ich schon mal sehr erfreut, dass es sich tatsächlich um den „echten“ Atlan handelt. Hätte mich auch nicht gewundert, wenn wieder so ein Depri-Fritze aus dem Sarkophag gestiegen wäre.
Weiter ging’s mit der unlustigen Absprachefehlersuche. Die EUPHORION sichert also Naumann und seiner Tochter Cleo die Zukunft auf Rumal, wo sie unbedingt bleiben wollen. Klar, das Vater-Tochter-Duo muss aus der Geschichte geschrieben werden. Aber bitte doch glaubwürdig. Im Roman zuvor weigerten sich beide strikt dagegen, ihr Schiff aufzugeben, was die Wassermeisterin ihnen klar untersagte und die alte Klapperkiste zerlegen lassen wollte. Cleo wollte zudem unbedingt noch weitere Sterne und Planeten sehen und nicht auf dem von Armut befallenen Rumal ihr Schicksal besiegeln lassen. Zumal ihr Krankheitsverlauf nur gestoppt, aber nicht geheilt werden konnte. Die Blitzheilung hierfür gönnte ihr Rainer Schorm in Kapitel 5, wo er Perry seine Siedlungsabsicht erklärt. Vielleicht lässt es sich schon herauslesen, aber ich startete nicht gut in das neueste Werk von Rainer Schorm. Nicht nur begab ich mich intensiver auf Fehlersuche, als mir selbst geheuer war. Vielmehr war dadurch natürlich der Lesefluss irgendwo zwischen stockend und unbefriedigend anzusiedeln. Die zweifellos interessante, neue Spezies der Avatara, brachte dann noch eine gehörige Portion Namedropping im Gepäck mit und da war es dann endgültig mit meiner Lesemotivation dahin. Positiv hängen bleibt für mich nur der Aufhorcher rund um Atlans Erweckung von den Toten.
Phloem, Chinone, Alleopathika, Trichothecene, 5-Vegetation, Tiefenrhizome, Parenchym und und und… die Reihe ließe sich noch um zwei Zeilen fortsetzen. Da war er wieder. Der Nerdfaktor im Roman. Namedropping beziehungsweise Fachsimpelei satt. Mit ein paar interessanten Erkenntnissen zweifellos. Dobrak wurde nicht in alles eingeweiht, was die 5-Vegetation und ihren Nach-Symaios-Zweck betrifft. Nur, dass sich die Flora kosmosweit einmal komplett auf links gedreht hatte. Seine Bewunderung der Menschen liegt in der sinnvollen Nutzung der Gypsvegetation begründet, die die Granulen bei interstellaren Reisen stark beeinflusst. Kapitel 10 sollte dann für mich ein Novum darstellen. Ich musste den NEO bei knapp fünfzig Prozent im Ebook abbrechen, weil mir das überbordende und supernervige Namedropping gehörig den Lesespaß verhagelte. Mit der langweiligen Aufzählung von wissenschaftlichen Basisdaten war es dann komplett um mich geschehen. Selten habe war ich so wütend über einen Romanaufbau. Bis dato. Gut gelaunt versuchte ich mich tags darauf an Hälfte Zwo.
Ein Wald im All. Etwas skurril, aber die kosmische Komponente gefiel mir durchaus. Scoundrel generierte eine unheimliche Bedrohungslage, die mir auch zusagte. Und gerade war ich so richtig in Stimmung, als sich die Rhodan-Handlungsebene mit dem Atlan-Erzählstrang abwechselte und es recht bald wieder um die rumalische Zwangsrekrutierung, rund um die Familie von Silikors ging. Das Vater-Tochter-Duo wollte natürlich unbedingt Bestandteil dieser Diktatur werden und verabschiedete sich nach einem recht seltsamen Kurzauftritt wieder von Atlan. Für immer jetzt. Oder doch nicht?! Perry, der ja immerhin der Lebensretter von Cleo war, durfte zuvor ja schon miterleben, wie die beiden sich im Eilverfahren einbürgern ließen. Und mit einem Schulterzucken war damit ein reizendes Charaktereduo Geschichte. Hab sie eh nie leiden können. Ironie Ende.
Zum Ende hin ließ mich ein kleiner Nebensatz leicht aufuffen. Dobrak erklärt in Gedanken, dass sich noch ein älterer Zeitträger neben Rhodan und Atlan im Algolsystem aufhält. Und dass es sich dabei nicht um Atlan handelt. Nun… älter als Rhodan wären da nicht viele Altbekannte. Mirona Thetin wäre da meine Favoritin, da sie sich in der vergangen Staffel mit dem Eingeständnis eines begangenen Fehlers kurz zu Wort gemeldet hatte und wir bisher keine Auflösung des Rätsels erfahren durften. Thora kann es leider nicht sein, da die Arkonidin drei Jahre jünger als Perry Rhodan ist. Knapp daneben ist halt leider auch vorbei. Selbst diese erleichternde Nachricht blieb mir also verwehrt. Aber nochmal kurz zur Resthandlung. Der mentale finale Kampf zwischen Paragon und Perry hielt mich nicht allzu sehr in Atem. Wohl aber der Einsatz des Logikors durch Dobrak, mit seinem eingespeisten Flos-Programm, das entscheidend zum übersinnlichen Duellsieg beitrug. Also hatte so ein s-Gedöns dann doch noch, verspätet, eine wichtige Bedeutung errungen. Auch wenn gewisse Sitzkissen diesmal nicht zur Verbesserung der Wohlfühlsituation beitragen durften. Grüße gehen raus an Douc Langur. Die Tatsache, dass Atlans Lokalisierung des geheimnisvollen Weltraumbiotops bereits zwei Kapitel zuvor erwähnt wurde, ließ einfache Rückschlüsse zu und ließ den Roman genauso unbefriedigend für mich enden, wie er angefangen hatte.
Zitat des Romans
Meine Güte. Bitte keine außerirdische Ausgabe von Eric Leyden!
PERRY RHODAN – in einem der wenigen lustigen Momente des Romanes
Fazit und Wertung
Nach dem herausragend guten Staffelfinale des Mitexpokraten Rainer Schorm, erhoffte ich mir sehr viel von diesem NEO. Und wurde leider tief enttäuscht. Ich fand zu keiner Zeit Zugang zum Roman. Die Anfangsphase war durchzogen von derben Anschluss- und Absprachefehlern (siehe Meinungsteil). Danach wurde es staubtrockener als in der rumalischen Wüste. Aufgrund übermäßigem Fachduktus und nervigem Namedropping verging mir jegliche Lesebegeisterung. Erst nach der Halbzeit wurde es für mich interessanter, da Perry endlich im Transmitterwald angekommen war. Nur war da die Messe für mich schon gelesen. Zu sehr überwog der Frust, aufgrund meiner just so rücksichtslos eingerissenen Gedankengebäude. Dermaßen heftige Widersprüche und charakterliche Unlogiken, vor allem Naumann von Silikor und seine Tochter Cleo betreffend, dürfen einem Expokraten meiner Meinung nach nicht passieren. Wenn dann muss das spätestens dem Lektorat auffallen, wenn es den Testlesern schon so fahrlässig durch die Lappen gegangen ist. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich einem NEO jemals ein dermaßen negatives Fazit ausstellen musste. Bis zum Ende der Geschichte gab es mit dem eingesetzten Logikor und der Erwähnung, dass sich neben Atlan noch ein anderer älterer Zeitträger im System befinden würde, zwei kurze Aufhorcher. Dass Atlan seinem Freund mit der Disk zur Hilfe kommen würde, ließ sich aus dem Erzählverlauf heraus schlussfolgern! Ich bin guter Dinge, dass der nächste NEO von Olaf Brill mir meinen Lesespaß zurückbringen wird. Leider bleibt es diese Woche aber bei einer von fünf Flos-Dateien, die aufgrund ihrer verbuggten Umsetzung keine großen Wundertaten vollbringen konnte.