Handlung

Vergangenheit: Die oxtornische Wissenschaftlerin Dilja Mowak untersucht gerade eine Smaragdgruft, als Icho Tolot sich aus dieser befreien kann und unmittelbar rätselhafte Koordinaten zugespielt bekommt. Mit der GORRL wird ihm von unbekannten Freunden ein Frachter zur Verfügung gestellt, mit dem er nach Sagittarius A* gelangen kann, dem Ziel seiner Reise und Aufenthaltsort einer weiteren, viel größeren, Smaragdgruft. Mittels eines Translatorblattes wird ihm ein Handbuch zur Herstellung von Flaschengärten übermittelt. Im Laufe der nächsten Monate hangelt sich Icho Tolot von Information zu Information, bis er schließlich den Impuls erhält Gäa aufzusuchen.

Gegenwart: Die Damoksphäre rückt auf den Margor-Schwall zu, während Icho Tolot überraschend zu seinen alten Freunden stößt. Er konfrontiert sie mit seinen DNS-verschlüsselten Befehlen, Perry und Thora mit einem Beiboot auf die GORRL zu bringen, die in unmittelbarer Nähe der Singularität Sagittarius A* vor Anker liegt. Die Waffe aus dem Arsenal der Verdammnis setzt sich fremdgesteuert in Bewegung und nimmt ebenfalls Kurs auf den Mittelpunkt der Galaxie und Aufenthaltsort des Distanzlosen Tores. Galto Quohlfahrt empfängt Icho Tolot, Perry Rhodan, Thora und Tagrep Kerrek auf Styx. Der Azaraq tritt, auf eigenen Wunsch, die Rückreise zu seinen Truppen an, um die Situation unter Kontrolle zu behalten. Am Schwarzen Loch wartet die überdimensionale Smaragdgruft auf die Reisenden. Thora und Perry nutzen den Phloem-Pflanzentransmitter um in das Gebilde überzusetzen, doch ihr Transport wird von der eingetroffenen Damoksphäre eingesogen. Icho Tolot bleibt allein auf der GORRL zurück und erhält ein Unterstützungsgesuch aus der Smaragdgruft, als die Sphäre sie zu beschießen beginnt. Thora und Perry erfahren derweil, dass die Damoksphäre in Wahrheit ein Nekrophorenbrüter ist, Uterus für eine sich entwickelnde Monstrosität, die mit Azaraq-Körpern ernährt wird. Galto Quohlfahrt hatte Perry und Thora bei deren Verabschiedung per Schulterklopfer Sporen auf ihren Anzügen verteilt, welche Phloems austreiben. Anstatt von der Nekrophore verspeist zu werden, gelingt dem Ehepaar Rhodan die Flucht in den Großkubus. Dort finden sie die tote Avatara Gremmel und den ebenfalls verstorbenen Kelosker Tallmark, der durch das Gyps eine restgeistliche Verbindung aufbauen und den Hilferuf absetzen konnte. Thora und Perry finden ihre Tochter Natalie, die auf ihre Fragen eingeht. Icho Tolot übernimmt die Rolle von Tallmark ungefragt und die Eheleute werden von ihrer Tochter zurück auf die GORRL geschickt, um mit ihrer unsterblichen Aura kalibrierend auf die Smaragdgruft einzuwirken. Dies gelingt und die Smaragdgruft stößt die Damoksphäre mit einer gewaltigen Kraft ins Schwarze Loch, wo Amtranik alias Paragon gemeinsam mit der Nekrosphäre vergeht. Reginald Bull erteilt die Freigaben zur Rückkehr der Bewohner Gäas in ihre Kolonien und zur Erde, deren Wiederbesiedelung anlaufen soll.

Meinung

Ich staunte nicht schlecht, als ich das Heft erstmals in die Hand genommen hatte. Das Titelbild weckte direkt Erinnerungen an die vergangene Staffel. Ruben Wickenhäusers Roman „Atlans Schachzug“ zierte ein optisch und farblich sehr ähnlich gestaltetes Cover. Nur diesmal mit Arachnoidenpower statt Hirschkäferansturm. Perry und Thora stehen im Mittelpunkt. Ich möchte kein Fass aufmachen, aber das untere Extremitätenspiel der beiden spricht wieder einmal für ein schlecht finalisiertes AI-Konstrukt. Ich spreche natürlich von den Beinpartien. Da Dirk Schulz unterstützend mit künstlicher Intelligenz arbeitet, lässt das Schlüsse in diese Richtung zu. Optisch kein Leckerbissen für mich. Ob es für die Riesenspinne ein Schlachtfest wurde, musste der Romaninhalt aufklären. Wohlgelaunt startete ich ins Staffelfinale…

… und fand mich auf Oxtorne wieder, wo gerade der vermutlich letzte alte Wegbegleiter von Perry Rhodan aus seinem Smaragdgefängnis ausgebrochen ist. Soweit keine Überraschung, da sich die Personalie des Haluters aufgrund ziemlich klarer Indizien in einem der letzten Romane erahnen hat lassen. Das Wiedersehen ist herzlich. Der Roman ließ sich gut an. Dass aus den Schattenwurf-Kapiteln Paragon sprach, fand ich einen schöne Idee. Doch dann kam der Lichtstrahl. Ich könnte fast in selbigem kotzen, da hier wieder Quantenquatsch par excellence aufgeboten wurde. Im Quantenmeer ist irgendwer in Quantentrance, ich will nicht mehr! Wer mir hier schon eine gewisse Zeit folgt, kennt meine Quantenmüdigkeit ganz gut. Aber ich verspreche den Befürwortern des naturwissenschaftlichen NEO-Anteils, dass ich meinen Zynismus fortan zügeln werde. Zumindest versuche ich mich in guten Vorsätzen. Etwas Gutes hatten die Zwischenkapitelchen immerhin für mich: Mit den Wi’in wurde ein bisher unbekanntes Volk ins Spiel gebracht. Und die Einteilung in -gewissermaßen- Engelchen und Teufelchen, fand ich auch sehr gelungen.

Du kommst hier nicht rein! Die GORRL verweigert ihrem kleinen Beiboot den Einflug und wird dabei ganz rot. Hochfahrende Waffensysteme verleiten das Ehepaar Rhodan zu süffisanten Wortspielen. Singend in die Kreissäge rennen könnte man es auch übersetzen. Mir gefiel dieser Handlungsabschnitt, auch aufgrund des sarkastischen Humors der Eheleute Rhodan, sehr gut. SENECA und die GORRL-Intelligenz reichen sich auf Verhaltensbasis die Hand. Und Perry wird fast von Ockhams Rasiermesser geschoren. Bis zum heutigen Tag kannte ich diese Bezeichnung, kurzum die Theorie der höchsten Sparsamkeit, gar nicht. Danke für die Weiterbildung. Ich werde das Rasiermesser zum jeweiligen Monatsende künftig regelmäßig ansetzen. Der Roman hielt so einige triviale und metabasierte Überraschungen bereit.

Ans Eingemachte ging es dann nach Ankunft am Schwarzen Loch. Perry und Thora gehen auf Singlemission, während Tolotos zum Mathematikunterricht zitiert wird. In der Damoksphäre entwickelte sich eine der intensivsten und glaubwürdigsten Bedrohungslagen seit langer Zeit bei NEO. Freilich, unter arachnophobischen Einflüssen kann ein Autor die Leserschaft kreatürlich ganz hervorragend schocken. Zumal wenn das Ding aus einer eher seltenen Zeitbrunnengeburt, nach Verschmelzung mit einer herkömmlichen Singularität, entstanden ist. Nekrosphäre plus Amtranik plus stockdunkles Setting ist gleich Blockbuster-Kino in Reinform. Aber schreib das erst mal dermaßen immersiv. Uff. Ach ja, bis zu diesem Zeitpunkt ließ der Naturwissenschaftsnerd Schorm seine geologische Verkopftheit nur einmal kurz aufblitzen. Da ich sonst gerne draufrumreite, möchte ich das jetzt auch mal lobend erwähnen.

Mitunter litt das große Staffelfinale im letzten Romandrittel unter seiner etwas störenden Überfrachtung. Von kosmischer Schwarzloch-Logistik mit Kargschleppern bis hin zum Auflauf von king’schen Tommyknockern wurde alles aufgefahren, was noch irgendwie vor Torschluss in den aktuellen Staffelrahmen gequetscht werden konnte. Amtranik wollte indes seinen gealterten Körper schonen und warf den Kreaturen der Damoksphäre stattdessen Thora und Perry zum Fraß vor. Zuvor gab’s lecker Tellerköpfe Happa Happa. Mal ein anderer Ansatz. Es muss schließlich nicht immer ein Dagorkämpfchen sein. Was die Spannung kontinuierlich oben hielt, waren die offenen Antworten auf zwei zentrale Fragen. Amtranik will die Lordrichter für den frevelhaften Abbruch seines prestigeträchtigen Hordenzuges bestrafen. Ob es wohl jemals soweit kommt, weil er a) von Unbekannt besiegt wird oder b) bis dahin an Altersschwäche stirbt?! Und natürlich die Frage nach der Auflösung des zentralen Rätsels: Wer wird denn nun bitte in dem übergroßen (was sonst auch?!) Smaragdsarg gefangen gehalten?

Hut ab Rainer Schorm. Oder besser: Phloem auf. Die einfallsreich geschilderte Flucht der Rhodans nötigte mir Respekt ab. Da der Mausbiber als Standardlösung nicht parat stand, ging’s via Pflanzentaxi ab in die Freiheit. Oder halt! Erst mal in den Smaragddschungel. Die Schwestern der Tiefe sind also ein Ableger vom Schwert der Ordnung. Das erklärt nun endlich die Angst der Garbeschianer und warum sie vor Vögelchen kuschen. Wenn so eine Großmacht dahinter steht, kommen wohl selbst die Harten nicht mehr in den Garten. Das bleibt Perry und Thora vorbehalten. Und wer liegt da, wie Dornröschen in seinem Sarg? Ausgerechnet Nathalie, die für mich immer wie eine treue Anhängerin von NATHAN auftritt. NATHANlie würde auch gut passen. Natürlich begleitet sie wieder eine Amnesie und sie kann sich an Wichtiges nicht erinnern. Gähn! Leude… das kann nicht euer Ernst sein!? Vorher die superkreative Fluchtlösung. Jetzt wieder dieser sackennervige „Habichallesvergessen“-Unfug. Bis bald Nat, so zum Staffelfinale Imprint, wenn’s passt?! Das Grande Finale mit dem Schwarzlochsturz passt irgendwie zum Staffelverlauf. War ganz okay, vorhersehbar -warum sonst findet der flotte Dreier in Reichweite von Sagittarius A* statt- und hatte einen gewissen Unterhaltungswert. Immerhin gab es aber einige Antworten. Auch wenn -wie sollte es anders sein?!- einiges entweder nie oder noch irgendwann aufgeklärt werden wird. Wo waren die Vitalier und wie erging es ihnen? Was hat es mit den wesensveränderten Douc Langur und Ronald Tekener auf sich und wie erging es ihnen? Warum wurden die angesprochenen Personenkreise eingeführt, wenn sie im großen Finale einmal mehr überhaupt keine Verwendung fanden? Was ist mit diesem abgebrochenen Hordenzug und warum wurde er denn nun abgebrochen? Im Podcast werden Bianca und ich sicher die ein oder andere weitere offene Frage diskutieren. Ich belasse es dabei.

Zitat des Romans

Als sei sie voller Sterne!

Perry zitiert gedanklich einen legendären Klassiker der Science Fiction – 2001: Odyssee im Weltraum

Fazit und Wertung

Ich hatte riesigen Spaß am rezensieren dieser größtenteils herrlich unterhaltsamen Reise nach Sagittarius A*, wofür ich Rainer Schorm ausdrücklich danken möchte. Der Meinungsteil geriet deshalb auch ein wenig ausführlicher als sonst. Die sonst üblichen Lehrstunden in Naturwissenschaftskunde blieben auch aus, was mir sehr gefiel. Statt standardmäßigem Gucky-Teleport wurde ein Pflanzen-Taxi für den Transport in die Gruft gerufen, was mir ordentlich imponiert hat. Trotz übermäßiger Kompression gewisser Handlungsschwerpunkte im letzten Handlungsdrittel, fühlte ich mich durchweg klasse unterhalten. Die Rhodans machten mal wieder richtig Freude und der flapsig-sarkastische Grundtenor konnte mir den düster-immersiven Aufenthalt in der Damoksphäre ausreichend versüßen. NATHANlie hatte ich jetzt nicht unbedingt in der Gruft erwartet, ihr erneutes Auftauchen in einem Staffelfinale ist aber letztlich auch nichts Neues. Dagegen gingen mir ihre Amnesie, die wieder mal fehlenden Antworten auf wichtige Fragen und ihr erneut rasches Verschwinden ins Irgendwo und Irgendwann gehörig auf den Keks. Die Unsterblichen haben aber immerhin das All geheilt, wobei die erzählerische Nähe zum Schwarzen Loch die Taktik von Natalie, vorab zumindest schon, erahnen ließ. Dabei fand ich den finalen Showdown eigentlich ganz nett. Darauf einen Eimer Pflanzenschutzmittel! Die übrigen vier Eimer schicke ich für diesen, über weite Strecken ganz hervorragenden Staffelabschluss, mit dem Pflanzentaxi ins Breisgau.

Staffelfazit

Ich wurde anfangs überhaupt nicht warm mit dem Staffel-Geschehen und mir sagte der kosmisch übertriebene Quantenquatsch (Trademark by Weltendieb) absolut nicht zu. Und das trotz eines wahnsinnig guten Staffelauftaktromans von Rüdiger Schäfer. Doch danach fehlte mir eine Initialzündung. Unnötig zu betonen, dass das Exposé auf die Befindlichkeiten Einzelner kein Augenmerk legen darf, wenn es nicht das Lesevergnügen der Gesamtheit verderben will. Was mir sehr auf die Stimmung schlug, war der auffällige Einzelroman-Charakter dieser Staffel. Ein roter Faden war selten zu erkennen und einige Romane wirkten wie abgeschlossene Kurzgeschichten. Oder passten zeitlich so gar nicht in den Staffel-Rahmen, wie Lucy Guths viel zu späte Volksbiographie der Azaraq. Was der Klasse ihrer Schreibkunst selbstredend keinen Abbruch tut. Die gigantische Schnitzeljagd über zehn Romane, förderte peu a peu alle Großkopferten zu Tage, was für mich keine großen Überraschungsmomente kreieren konnte. Weil es für mich von Anfang an klar war, dass am Ende wieder alle beisammen sein würden. Rainer Schorms erster Roman der Staffel war gar mein erster NEO, den ich nur mit einem einzigen Stern bewerten mochte, was so noch nie innerhalb der Serie vor kam. Dafür räumte er im Finale wieder ordentlich ab, was wiederum mein diplomatisches Herz sehr erfreute. Der ereignisreiche und antwortreiche Zieleinlauf entschädigte etwas für die anstrengenden letzten Lesemonate, in denen mir erstmals eine andere Serie mehr Vergnügen bereitete. Immerhin bleibt’s in der Familie 😉
Mein egoistischer Wunsch für die Imprint-Staffel ist ein ganz simpler: Weniger abgehobene und verkopfte Wissenschaft. Mehr erkennbarer Zusammenhang und eine möglichst gute, vor allem quantenlose, Unterhaltung. Für die Platzierung im Gesamtklassement verschicke ich als Prämie deshalb nur vier von zehn Gypspflänzchen, mit Mausbiber-Express, ins hoffentlich granulenfreie deutsche Inland. Ehrlicherweise empfand ich den Gesamtunterhaltungswert von PARAGON als eine der größten Enttäuschungen der jüngeren Seriengeschichte. Social Media zeigt aber auf, dass es anderen ganz anders erging. Und das ist auch gut so.

Review: Perry Rhodan NEO 349 – Gruft und Quelle
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